Linus
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Sonntag, 01. Dezember 2024
Bei mir in der Stadt hat diese Woche der Weihnachtsmarkt begonnen. Direkt vor meiner Uni sind auch einige Stände. Deshalb habe ich jeden Tag gesehen, wie sie Stück für Stück aufgebaut wurden und meine Vorfreude ist jeden Tag mitgewachsen.
Für mich gehört das zur Weihnachtsstimmung einfach dazu: Die bunten Lichter und der Geruch von Lebkuchen, Tannenbäume auf den Straßen und eine Tasse Glühwein oder Punsch.
Wenn ich auf dem Weihnachtsmarkt bin, schaue ich auch gern auf die Menschen um mich herum: Wie sie sich mit Freunden und Kollegen treffen und gemeinsam über den Markt schlendern. Niemand von ihnen hat es eilig, sie haben Zeit für einander. Manche von ihnen singen sogar gemeinsam ein Lied!
Sonst kommt das ja selten vor. Irgendein Termin ist immer im Hinterkopf. Aber auf einem Weihnachtsmarkt wirken die Leute auf mich entspannter.
Das ist es, was den Weihnachtsmarkt für mich so weihnachtlich macht. Gar nicht so sehr die Deko oder die Songs, sondern die Stimmung: Menschen lassen sich aufeinander ein und hören sich zu. Sie haben Verständnis füreinander. Da merke ich dann auch, was ich mir selbst von dieser Zeit erhoffe: Dass ich bereit bin, mich berühren zu lassen.
Linus
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Samstag, 30. November 2024
Inzwischen wird es ja schon mittags dunkel und an vielen Tagen wird es auch davor nicht wirklich hell. Oft sieht alles einfach grau aus. Das fordert mich gerade ziemlich heraus.
Wenn ich nach Hause komme, wirkt es schon, als sei es mitten in der Nacht. Dann kann ich mich nur schwer motivieren, noch mal richtig was zu unternehmen. Ich bin schnell müde und es zieht mich nur runter, wenn ich aus dem Fenster schaue.
Besser wird es, wenn ich mich dann doch aufraffe und was mit meinen Freunden unternehme: Wenn wir auf den Weihnachtsmarkt gehen oder was gemeinsam kochen oder wir uns einfach am Telefon ein bisschen unterhalten.
Die Geschichten meiner Freunde heitern mich auf. Sie erzählen von Festivals, auf denen wir gemeinsam waren, oder von lustigen Dingen, die ihnen vor Kurzem passiert sind. Das macht mich dann wieder auf positivere Dinge aufmerksam: weg vom grauen Winterwetter und der endlosen Dunkelheit. Meine Freunde sind für mich quasi ein Ersatz für das Licht – sie sind kleine Lichter in der Dunkelheit.
Linus
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Freitag, 29. November 2024
Ich habe mich in meiner Komfortzone ziemlich eingenistet: Ich mache ziemlich oft das Gleiche.
Auf ganz vielen Ebenen ist das so. Ich höre meistens dieselben paar Musiker und gehe am Wochenende immer in dieselben Bars. Ich lese zum Beispiel auch schon seit einigen Jahren immer dieselbe Zeitung und ich habe auch schon ewig kein neues Hobby mehr angefangen. Das alles gibt meinem Leben Stabilität – und ich finde es auch gut, Sachen durchzuziehen und nicht immer gleich etwas Neues auszuprobieren.
Aber durch dieses Festhalten habe ich auch seit Jahren immer nur dieselbe Perspektive. Dabei möchte ich doch eigentlich für Neues offen sein, für neues Wissen und andere Meinungen. Sonst bleibt meine Welt auf Dauer gleich.
Ich will jetzt nicht meine ganze Lebensweise ändern. Aber ich habe zum Beispiel angefangen, auf Instagram ganz bewusst Leuten zu folgen, die eine andere Meinung haben als ich und vor Kurzem war ich auf dem Konzert einer Band, die ich davor noch nicht so oft gehört hab. Beides hat sich schon gelohnt: Weil ich so auch Neues an mir selbst entdecke. Neue Interessen zum Beispiel. Und so wird meine Welt Stück für Stück wieder ein bisschen größer.
Linus
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Donnerstag, 28. November 2024
Ich habe mal wieder mit einem guten Freund telefoniert. Er wohnt ziemlich weit weg von mir und in den letzten Monaten hatten wir beide viel um die Ohren. Deshalb hatten wir über den Sommer nur wenig Kontakt. Jetzt haben wir uns beide aber zumindest wieder zum Telefonieren verabredet und es hat sich gleich vertraut angefühlt. Klar, am Anfang mussten wir uns erstmal wieder ein bisschen auf den neusten Stand bringen. Aber wir hatten uns dadurch auch super viel zu erzählen. Ich habe gemerkt: Diese Person bereichert mein Leben. Ich bin froh, mich an sie wenden zu können.
Ähnlich geht es mir gerade auch in meinem Verhältnis zu Gott. In den letzten Monaten war ich nur ganz selten in der Kirche. Mein Kopf war oft voll mit ganz anderen Dingen – für meinen Glaube hat mir da oft die Ruhe gefehlt oder auch die nötige Zeit.
Und das war für mich auch in Ordnung. Denn ich glaube, das ist eben wie in einer guten Freundschaft: Ich muss da auch nicht ständig dran sein, denn da ist ein ganz tiefes Vertrauen – weil ich weiß, dass ich mich auf beide verlassen kann.
Und genau wie bei einem Freund freue ich mich dann auch darauf, die Bindung wieder aufzunehmen. Das ist etwas, was ich mir für den Advent und die Weihnachtszeit jetzt vornehme: mehr Zeit mit meinen Liebsten und mehr Zeit mit Gott. Und dann merke ich, wie gut mir diese Bindungen tuen…
Linus
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Mittwoch, 27. November 2024
Ich denke mir manchmal: Religion spielt doch heute kaum noch eine Rolle. Bei den ganzen Krisen, in denen wir gerade stecken, bekommt man auch eher nicht den Eindruck, dass Religion da viel zur Lösung beitragen kann.
Vor Kurzem habe ich aber ein Buch gelesen, das mir eine andere Perspektive gegeben hat. Das war von einem Soziologie-Professor.
Er schreibt davon, dass Religion eigentlich Potenzial hat. Für ihn hat dieses Potenzial aber nichts mit Glaubensinhalten zu tun – also an was man glaubt. Sondern mit der Haltung des Glaubens – also mit der Einstellung, wie man die Welt und sich selbst wahrnimmt. Denn wenn ich glaube, dann bin ich ja offen für einen Gegenüber und möchte mit ihm in Verbindung stehen. Bei mir ist das Gott.
Der Soziologe findet, diese Haltung kann sogar ein Vorbild für unsere Gesellschaft sein: In einer guten Diskussion muss ich meinen Gegenüber wahrnehmen und ernstnehmen. Ich muss in Verbindung mit ihm treten. Ich muss ihm die Chance geben, dass er meine Meinung durch seine Argumente beeinflussen kann. Das geht nur, wenn ich glaube, dass er etwas Wichtiges zu sagen hat. Und diese Haltung – also die Überzeugung, dass es außerhalb von mir so etwas Wichtiges gibt und ich damit in Verbindung kommen möchte – das kenn ich tatsächlich auch aus meinem Glauben.
Linus
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Dienstag, 26. November 2024
Diesen Sommer war ich einige Wochen in China. Das war für mich wirklich eine beeindruckende Reise mit total vielen neuen Erlebnissen. Besonders stark erinnere ich mich vor allem an die buddhistischen Tempel, die haben mich sehr beeindruckt.
Zum einen, weil viele von ihnen wirklich riesig waren und super schön und über tausend Jahre alt. Zum anderen haben mich die Gläubigen in den Tempeln berührt: Bei den religiösen Zeremonien waren sie vollkommen in sich gekehrt. Das hat den Tempelanlagen etwas ganz Andächtiges gegeben. Sonst fand ich chinesischen Städte ziemlich hektisch und reizüberflutet; das war in den Tempeln auf einmal ganz anders.
Eigentlich weiß ich nur wenig über den Buddhismus, das ist mir dort erst so wirklich bewusst geworden. Aber diese tiefe Besinnung der Gläubigen, das hat mich trotzdem fasziniert. Denn ich habe gemerkt, wie sehr sich diese Menschen von ihrem Glauben berühren lassen – wie ihnen das Räuchern und das Rezitieren von Gebeten hilft, ihren Geist zu beruhigen und ihre Hoffnungen auszudrücken.
Ich finde, das hat etwas total Wertvolles. Denn auch wenn diese Bräuche ganz anders sind als die, die ich aus meinem eigenen Glauben kenne – sie bereichern die Menschen, mit einem tiefen Sinn. Das hat dann etwas ganz Heiliges und auch für mich etwas Vertrautes.
Linus
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Montag, 25. November 2024
Manchmal habe ich das Gefühl, ich lebe in einer ganz anderen Welt als die Leute um mich herum.
Also, vor ein paar Wochen ging es mir zum Beispiel so. Da war ich auf einer Party und habe mich mit ein paar Leuten unterhalten. In dem Gespräch wurde dann eine Sängerin erwähnt. Die meisten in dem Raum hatten noch nie von ihr gehört. Ich fand das irgendwie surreal: Die Sängerin war in letzter Zeit ständig auf meiner For-you-page und auch sonst gefühlt überall. Ich konnte mir gar nicht richtig vorstellen, wie man das „verpasst“ haben kann – auch wenn man sich nicht dafür interessiert.
Solche Momente habe ich immer mal wieder. Das fühlt sich manchmal an wie ein kleiner Schock.
Und klar, das hat natürlich viel mit Social Media und den Algorithmen dort zu tun und auch damit, dass wir andere Freundeskreise haben. Das prägt einfach super stark was man so mitbekommt, deshalb sind andere manchmal wahrscheinlich genauso erstaunt über meine Art die Welt zu sehen.
Diese unterschiedlichen Blickwinkel möchte ich deshalb stärker berücksichtigen, wenn ich mich mit anderen Menschen unterhalte – vor allem dann, wenn wir nicht einer Meinung sind oder nicht dasselbe wissen. Denn das kann vielleicht daran liegen, dass wir von der Welt ganz Unterschiedliches mitbekommen. Und ich glaube, dass ich gerade dann gut zuhören muss und sich diese Welten so gegenseitig ergänzen.
Linus
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Donnerstag, 14. November 2024
Die Geburtstage meiner Freunde und Verwandten sind für mich wie so kleine Feiertage. Ich finde es schön, an diesen Tagen kurz innezuhalten und daran zu denken, was mich mit ihnen verbindet. Mich daran zu erinnern, wie wir uns kennengelernt haben und was wir alles miteinander erlebt haben. Und ich finde, diese Tage sind eine gute Gelegenheit, dem Geburtstagskind zu sagen: „Du bist mir wichtig, ich habe dich lieb.“ Im Alltag geht das, finde ich, oft unter. Aber am Geburtstag anzurufen, ist ein guter Moment dafür.
Inzwischen sind aber auch einige Menschen, die mir wichtig sind, schon gestorben. Da geht das ja nicht mehr so gut, mit dem Anruf am Geburtstag. Und in meinem Alltag kommt auch die Erinnerung an sie oft zu kurz. Das finde ich schade, denn diese Menschen habe ich noch immer in mein Herz geschlossen.
Um mich trotzdem an sie zu erinnern, habe ich jetzt ihre Todestage in meinen Kalender eingetragen. Quasi genau wie die Geburtstage, sogar mit derselben Farbe. So gibt es auch für diese Menschen einen Moment, in dem ich innehalte und mich an sie erinnere. An das, was uns verbindet und was wir miteinander erlebt haben.
Linus
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Sonntag, 13. Oktober 2024
Simone Biles hat mich total beeindruckt! Das ist die Turnerin aus den USA. Sie hat bei den Olympischen Spielen in Paris drei Mal Gold und ein Mal Silber gewonnen – das allein ist ja schon gigantisch!
Trotzdem ist es etwas Anderes, das mich an ihr so sehr beeindruckt. In den letzten Jahren hat Simone Biles nämlich eine Pause vom Sport eingelegt: Sie hatte mentale Probleme, sie hatte Ängste und war psychisch erschöpft. Durch diese Pause ist sie für sich eingestanden, sie hat auf sich geachtet und sie ist offen mit ihrer mentalen Gesundheit umgegangen. Das ist beides mutig. Sie hat damit gezeigt, dass sie nur sich selbst verpflichtet ist – und niemand anderem.
In Paris ist Simone Biles jetzt wieder ganz oben gewesen. Nach ihren Erfolgen hat sie betont, dass es auch viele, viele Stunden Psychotherapie waren, die sie so stark gemacht haben. So offen zu sein und so ganz selbstverständlich über ihre Probleme zu sprechen, das beeindruckt mich. Für mich hat sie damit bestätigt, dass die Fürsorge für mich selbst, für meine eigene mentale Gesundheit nichts mit Schwäche zu tun hat. Ganz im Gegenteil.
Linus
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Sonntag, 22. September 2024
Diesen Sommer war ich mal wieder auf einem Festival, in der Nähe von München. Da hat auch Soffie gespielt. Das ist eine junge Sängerin, die Anfang des Jahres mit ihrem Song „Für immer Frühling“ total viral gegangen ist.
Sie singt in diesem Lied davon, dass sie von einer Welt träumt, in der alle Menschen willkommen sind, in der niemand hungern muss und in der es keine Kriege mehr gibt. Eigentlich ist der Song also total positiv. Trotzdem gibt es offenbar einige Leute, die solche Dinge aufregen. Deshalb bekommt Soffie im Internet unfassbar viele Hassnachrichten. Da sind zum Teil echt abstoßende Beleidigungen dabei.
Bei ihrem Konzert auf dem Festival war die Stimmung total gut. Da haben die Leute um mich herum miteinander getanzt und mitgesungen – einfach eine gute Zeit gehabt! Dort war die Reaktion auf ihre Musik vollkommen anders als auf Instagram und TikTok. Viel positiver, einfach schöner. Ich glaube, so ein persönliches Erlebnis macht echt einen Unterschied: Die Musik live zu hören, zusammen feiern und Gemeinschaft erleben - das ist eine ganz andere Perspektive. Die wünschen ich auch allen, die anonymen Bullshit im Internet verbreiten. Damit dieser ganze Hass irgendwann aufhört.