Linus
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Sonntag, 06. April 2025
In Paris habe ich eine Kirche angeschaut, eine ziemlich alte. Sie ist gut 500 Jahre alt und groß und dunkel. Innen fand ich die Atmosphäre ziemlich ehrfürchtig.
Und dann hat mich da aber etwas überrascht: Mitten in dieser alten Kirche steht ein modernes Kunstwerk aus den 90ern. Das ist von Keith Haring, einem Künstler aus den USA. Er ist bekannt für seine comicartigen Figuren in knalligen Farben. Damit hat er auch Plakate und Album-Cover designt.
Und diese Figuren sind jetzt in dieser Kirche: So etwas Modernes hätte ich da eigentlich nicht erwartet! Dafür ist das, was Haring hier darstellt, eigentlich ganz typisch für eine Kirche: ein Kreuz, viele Menschen und Engel und in der Mitte der auferstandene Jesus.
Genau das hat mich fasziniert, diese Gegensätze: Wie der Künstler es schafft, eine Verbindung zur Gegenwart herzustellen. Er gibt diesen alten christlichen Themen eine neue Gestalt, in einem Stil, den man auch aus dem Alltag kennt, von Plakaten oder T-Shirts.
Da entstehen Bezüge – zwischen der Vergangenheit und dem Hier und Jetzt. Und damit auch zu mir und zu meinem Leben.
Linus
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Samstag, 05. April 2025
Ich war bei einem guten Freund zu Besuch. Er ist vor einem halben Jahr in eine andere Stadt gezogen und jetzt war ich zum ersten Mal bei ihm. Eigentlich habe ich ziemlich viel zu tun gehabt, aber mir war es wichtig, mir die Zeit für den Besuch zu nehmen – fast eine ganze Woche war ich dann dort.
Klar, wir hatten auch vorher viel Kontakt, aber ihn dann wieder in echt zu sehen, das war natürlich etwas ganz Anderes. Ich habe gemerkt, wie sehr das unsere Freundschaft wieder gestärkt hat. Einerseits natürlich, weil wir einfach viel Zeit miteinander hatten und mit der Zeit kommen dann auch Gespräche auf, die sonst manchmal untergehen. Aber viel wertvoller war eigentlich eher das „Vor-Ort-Sein“: Also nicht nur reden, sondern wirklich seinen Alltag miterleben. Mal seine neue WG zu sehen. Die Leute kennenzulernen, mit denen er viel unternimmt. Die Bars und Cafés zu sehen, die ihm wichtig sind. Gemeinsam zu kochen und zu essen. Das war für mich super wertvoll. Diese Präsenz, das gibt nochmal eine tiefere Verbindung.
Ich habe gemerkt, dieses Teilen von Erfahrungen, das schafft echte Nähe. Ich bin froh, mir die Zeit genommen zu haben und möchte das auf jeden Fall wiederholen!
Linus
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Freitag, 04. April 2025
Inzwischen sind die Tage wieder deutlich länger als noch vor ein paar Wochen. Ich merke schon, wie mir das Licht Kraft gibt und mir bessere Laune macht.
Mich erinnert das auch daran, wie das Licht eigentlich auch im Laufe des Lebens wechselt. Das fängt ganz am Anfang an, etwa, wenn ein Kind getauft wird. Da wird eine Kerze entzündet, um den Weg des Kindes zu begleiten. Die Kerze zeigt: Das Leben beginnt nicht im Dunkeln, sondern mit Hoffnung.
Dann später, an Geburtstagen wieder ein anderes Licht, für jedes Jahr eine Kerze. Und am Ende des Lebens wird oft nochmal eine Kerze angezündet. Viele Menschen stellen eine Kerze in ihr Fenster, wenn jemand gestorben ist. Dann erinnert das Licht an den Menschen und an die gemeinsame Zeit.
Ich finde das erstaunlich, wie Licht bei diesen ganz verschiedenen Anlässen eine Rolle spielt. Und es erinnert mich an einen Satz, den Jesus gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt.“ Das ist für mich ein Versprechen. In diesen ganz verschiedenen Momenten – wenn ich mich freue, wenn ich Grund habe zum Feiern und wenn ich verzweifelt bin – dann ist Er bei mir. Und gleichzeitig fordert Er mich auf, auch selbst so ein „Licht für andere“ zu sein. Auch das gibt mir Hoffnung für diese ganz verschiedenen Momente. Ich weiß, dass ich darauf vorbereitet bin und sogar selbst immer wieder ein Licht sein kann – wenn ich andere auf ihrem Weg begleite.
Linus
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Donnerstag, 03. April 2025
Seid ihr in letzter Zeit auch mal auf einem Solo-Date gewesen? Auf Social Media sehe ich gerade immer häufiger Videos davon. Da erzählen Leute, wie sie schöne Dinge unternehmen – und zwar ganz alleine, nur für sich.
Dieses Alleinsein ist dabei eine ganz bewusste Entscheidung: allein ins Kino gehen oder richtig lecker essen. Viele sagen: Das tut ihnen richtig gut.
Ich kenne das auch. Ich geh’ zum Beispiel gerne ins Theater. Und manchmal habe ich niemanden gefunden, der mitgeht, weil niemand Zeit hatte. Dann bin ich eben alleine hingegangen.
Und mir hat das richtig gefallen. So ganz alleine konnte ich mehr auf mich selbst achten, mich mehr mit dem Theaterstück beschäftigen und eben auch mehr mit mir selbst. Ich habe das genossen.
Und ich habe mich dazu entschieden, das häufiger zu machen: Wenn ich Lust habe ins Café zu gehen, dann schreib’ ich nicht mehr ewig rum, ob jemand mitkommt – sondern geh einfach mit mir hin.
Diese Momente helfen mir, meine Gedanken zu ordnen und ihnen mal ganz bewusst zu folgen, ohne Ablenkung. Ich kann ganz frei entscheiden, was ich mache oder wie lange, ganz in meinem eigenen Rhythmus. Und ich merke dann, dass ich mir auch selbst gute Gesellschaft sein kann.
Linus
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Mittwoch, 02. April 2025
Anfang Februar habe ich Notre-Dame besucht, also die berühmte Kirche in Paris, die 2019 ja durch ein großes Feuer schwer beschädigt wurde: Das Dach ist eingestürzt und durch die Hitze und den Rauch wurde auch das Innere damals ziemlich verschmutzt und beschädigt. Danach wurde Notre-Dame über fünf Jahre lang wiederaufgebaut. Jetzt ist sie wieder geöffnet.
Für mich war das echt ein besonderer Moment: Alles wirkt jetzt hell und prächtig.
Als ich damals die Bilder von dem Brand gesehen habe, hätte ich nie erwartet, dass die Kirche je wieder so aussehen kann. Das ruft in mir Hoffnung hervor: dass auch nach einem so schweren Ereignis wieder ein Neuanfang möglich ist, dass nach Zerstörung wieder etwas aufgebaut werden kann.
Aber das ist ja nicht einfach so passiert. Menschen aus der ganzen Welt haben direkt nach dem Brand gespendet, um den Wiederaufbau zu ermöglichen. Und Experten aus ganz verschiedenen Bereichen haben zusammengearbeitet, um Notre-Dame wiederherzustellen. Durch sie ist das möglich geworden.
Für mich ist Notre-Dame deshalb zu einem Symbol für Zusammenhalt geworden. Da wird für mich deutlich, wie viel sich bewegen kann, wenn Menschen zusammenstehen. Ganz besonders auch in schweren Zeiten.
Linus
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Dienstag, 01. April 2025
Ich hatte echt Glück! Ich habe bei einer Umfrage ein Wochenende in Berlin gewonnen, mit Zugtickets und Hotel, allem Drum und Dran. Als ich die E-Mail gelesen habe, war ich total überrascht, weil ich schon fast vergessen hatte, dass ich überhaupt teilgenommen habe. Aber dann habe ich mich natürlich riesig gefreut!
Und das Beste: Diese Freude hält an, sogar Tage später noch. Normalerweise passiert das bei mir eher selten. Meist verfliegt die gute Laune schnell, sobald der Alltag wieder dazwischenkommt, mit Terminen und To-dos. Diesmal fühlt sich das anders an.
Und ich glaube, ich weiß auch, warum: Ich habe meine Freude geteilt. Als ich eine Freundin angerufen habe, um sie einzuladen, war sie sogar noch begeisterter als ich. Seitdem genießen wir gemeinsam die Vorfreude und das macht die Sache noch viel schöner.
Und ich merke: Indem wir uns gemeinsam darauf freuen, nehme ich die Freude viel bewusster wahr. Ich habe diese Freude mit ihr richtig aufgesogen und kehr zu diesem Gefühl immer wieder zurück. So bleibt es auch länger und wird nicht durch die nächste Aufgabe schon wieder übertönt. Dadurch bleibt die Freude nicht nur für einen kurzen Moment, sondern wirkt richtig nach.
Linus
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Montag, 31. März 2025
Als ich meine alten Schulsachen aufgeräumt habe, habe ich einen Aufsatz von mir wieder entdeckt. Da mussten wir im Religionsunterricht aufschreiben, ob wir an Gott glauben oder nicht und das dann begründen.
Gar nicht so leicht, denn ich habe ja nie wirklich bewusst entschieden, dass ich glaube. Aber ich konnte zumindest aufschreiben, was mir dabei hilft zu glauben.
In meinem Aufsatz habe ich dann vor allem über andere Menschen geschrieben, die mir gezeigt haben, was Glaube bedeutet. Zum Beispiel jemand, der seinen Beruf in der Kirche aufgegeben hat, um in einem Gefängnis für die Menschen da zu sein. Das hat er getan, weil er das Gefühl hatte, dort wird er gebraucht. Oder, anderes Beispiel, ein Pfarrer, der die Menschen um sich herum mit seiner Wärme stärkt, wann immer man ihn sieht. Diese Menschen leben ihren Glauben, und danach handeln sie. Das hat mich beeindruckt.
Als ich meinen Aufsatz nochmal gelesen hab, hat es mich überrascht, wie sehr ich das immer noch so sehe: Dass es im Glauben nicht nur darum geht, über den Glauben zu erzählen oder nachzudenken. Sondern auch darum, etwas zu tun – für andere da zu sein, sie im Blick zu haben. Und darin vom Glauben getragen zu sein.
Linus
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Sonntag, 01. Dezember 2024
Bei mir in der Stadt hat diese Woche der Weihnachtsmarkt begonnen. Direkt vor meiner Uni sind auch einige Stände. Deshalb habe ich jeden Tag gesehen, wie sie Stück für Stück aufgebaut wurden und meine Vorfreude ist jeden Tag mitgewachsen.
Für mich gehört das zur Weihnachtsstimmung einfach dazu: Die bunten Lichter und der Geruch von Lebkuchen, Tannenbäume auf den Straßen und eine Tasse Glühwein oder Punsch.
Wenn ich auf dem Weihnachtsmarkt bin, schaue ich auch gern auf die Menschen um mich herum: Wie sie sich mit Freunden und Kollegen treffen und gemeinsam über den Markt schlendern. Niemand von ihnen hat es eilig, sie haben Zeit für einander. Manche von ihnen singen sogar gemeinsam ein Lied!
Sonst kommt das ja selten vor. Irgendein Termin ist immer im Hinterkopf. Aber auf einem Weihnachtsmarkt wirken die Leute auf mich entspannter.
Das ist es, was den Weihnachtsmarkt für mich so weihnachtlich macht. Gar nicht so sehr die Deko oder die Songs, sondern die Stimmung: Menschen lassen sich aufeinander ein und hören sich zu. Sie haben Verständnis füreinander. Da merke ich dann auch, was ich mir selbst von dieser Zeit erhoffe: Dass ich bereit bin, mich berühren zu lassen.
Linus
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Samstag, 30. November 2024
Inzwischen wird es ja schon mittags dunkel und an vielen Tagen wird es auch davor nicht wirklich hell. Oft sieht alles einfach grau aus. Das fordert mich gerade ziemlich heraus.
Wenn ich nach Hause komme, wirkt es schon, als sei es mitten in der Nacht. Dann kann ich mich nur schwer motivieren, noch mal richtig was zu unternehmen. Ich bin schnell müde und es zieht mich nur runter, wenn ich aus dem Fenster schaue.
Besser wird es, wenn ich mich dann doch aufraffe und was mit meinen Freunden unternehme: Wenn wir auf den Weihnachtsmarkt gehen oder was gemeinsam kochen oder wir uns einfach am Telefon ein bisschen unterhalten.
Die Geschichten meiner Freunde heitern mich auf. Sie erzählen von Festivals, auf denen wir gemeinsam waren, oder von lustigen Dingen, die ihnen vor Kurzem passiert sind. Das macht mich dann wieder auf positivere Dinge aufmerksam: weg vom grauen Winterwetter und der endlosen Dunkelheit. Meine Freunde sind für mich quasi ein Ersatz für das Licht – sie sind kleine Lichter in der Dunkelheit.
Linus
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Freitag, 29. November 2024
Ich habe mich in meiner Komfortzone ziemlich eingenistet: Ich mache ziemlich oft das Gleiche.
Auf ganz vielen Ebenen ist das so. Ich höre meistens dieselben paar Musiker und gehe am Wochenende immer in dieselben Bars. Ich lese zum Beispiel auch schon seit einigen Jahren immer dieselbe Zeitung und ich habe auch schon ewig kein neues Hobby mehr angefangen. Das alles gibt meinem Leben Stabilität – und ich finde es auch gut, Sachen durchzuziehen und nicht immer gleich etwas Neues auszuprobieren.
Aber durch dieses Festhalten habe ich auch seit Jahren immer nur dieselbe Perspektive. Dabei möchte ich doch eigentlich für Neues offen sein, für neues Wissen und andere Meinungen. Sonst bleibt meine Welt auf Dauer gleich.
Ich will jetzt nicht meine ganze Lebensweise ändern. Aber ich habe zum Beispiel angefangen, auf Instagram ganz bewusst Leuten zu folgen, die eine andere Meinung haben als ich und vor Kurzem war ich auf dem Konzert einer Band, die ich davor noch nicht so oft gehört hab. Beides hat sich schon gelohnt: Weil ich so auch Neues an mir selbst entdecke. Neue Interessen zum Beispiel. Und so wird meine Welt Stück für Stück wieder ein bisschen größer.