Ida
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Freitag, 23. Februar 2024
Ich bin Fan von einem Rapper und ich würde wahnsinnig gerne auf ein Konzert von ihm gehen. Deshalb habe ich mich in meinem Freundeskreis umgehört, ob jemand mitkommen möchte. Leider kann niemand und darüber bin ich traurig. Das würde jetzt ja heißen, dass die Aktion ins Wasser fällt. Weil alleine gehen trau ich mich ja nicht.
Ich habe mal überlegt, was mich zurückhält. Und ich glaube, das liegt daran, dass ich mich sonst bei sozialen Events ein bisschen beobachtet fühle. Ich denke dann oft, dass jeder Mensch um mich herum registriert: oha, die ist ja alleine unterwegs. Hat sie etwa keine Freunde? Aber mal ganz ehrlich: Wann denke ich das über andere Leute? Eigentlich nie. Ich registriere gar nicht groß, was jemand anderes in der Öffentlichkeit macht. Und wenn, dann denke ich mir eher: wie cool, dass du dich das traust! Ich glaube, so geht es Anderen auch.
Diese Sorgen sind eigentlich unnötig. Ich glaube kaum, dass sich irgendjemand bei nem Konzert darüber Gedanken macht. Alle wollen einfach die Musik genießen und schauen wahrscheinlich gar nicht rechts oder links.
Ich habe beschlossen, mir jetzt doch eine Karte zu kaufen. Und ich freu mich auch schon richtig drauf, einen Abend mit mir selbst und mit cooler Musik zu verbringen.
Ida
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Sonntag, 11. Februar 2024
Im Club, auf der WG-Party oder in der Bar: immer wieder treffe ich Menschen, die ich interessant finde. Am liebsten würde ich mit ihnen ins Gespräch kommen, aber oft traue ich mich einfach nicht, sie anzusprechen. Wenn diese eine Person keinen Bock auf mich hat, bin ich dann überhaupt cool? Einfach jemanden angesprochen habe ich deswegen noch gar nicht so oft. Ich möchte nicht, dass mich die Abweisung in meinem Selbstwertgefühl verletzt.
Ich glaube der Schlüssel, sich trotzdem zu trauen, ist sich in sich selbst sicher zu sein. Weil wenn ich von mir so richtig überzeugt bin, dann tut mir auch der Korb von einer Person nicht so weh. Ich weiß dann nämlich, dass ich natürlich trotzdem voll cool bin und es bei der anderen Person halt einfach nicht passt. Ein Nein, lässt mich dann auch nicht so krass an mir selbst zweifeln, weil ich meinen eigenen Wert nicht über die Bestätigung anderer Menschen definiere.
Puh, ich finde es gar nicht so leicht, da an mir zu arbeiten. Aber ich nehme mir fest vor, es beim nächsten Mal mit dem Ansprechen einfach mal zu probieren. Weil dann kann ich stolz auf mich sein, dass ich mich getraut hab. Und stolz auf mich sein pusht mein Selbstbewusstsein mega.
Ida
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Samstag, 10. Februar 2024
Ich sitze in einem Café und entdecke auf der anderen Straßenseite einen Laden mit dem Slogan „Kauf Dich glücklich“.
Hmmm, ganz schön plakativ oder? Sie versprechen, dass ihre Kundinnen und Kunden mit dem Kauf von Dingen glücklich werden. Ich bin irgendwie irritiert, weil damit wird ja vermittelt, dass mein Glück davon abhängt, was für neue Sachen ich mir kaufe.
Glück wird dadurch eigentlich zu einem Konsumgut, also zu etwas, was ich mir mit Geld kaufen kann. Und ich muss sagen, ich bin auch immer happy, wenn ich mir was Neues kaufe. Aber dieses Gefühl hält nicht lange an. Ich trage das Teil ein paar Mal und schon fühlt es sich nicht mehr neu und deshalb nicht mehr so besonders an.

Und das ist das Problem bei der ganzen Sache. Mit solchen Slogans wird mir versprochen, dass ich mit einem neuen T-Shirt so richtig glücklich werde.Im ersten Moment ist das auch so. Aber mein tiefstes Lebensglück kann ich nicht von Materiellem abhängig machen. Neue Dinge sind schön und gut, aber was mich lange zufrieden und glücklich macht, das sind Dinge, die ich mir nicht kaufen kann. Die Menschen um mich, meine Beziehungen und tolle Erfahrungen, die ich mit ihnen teilen kann.
Ida
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Freitag, 09. Februar 2024
In den letzten Jahren sind einige Dinge passiert, von denen ich niemals gedacht hätte, dass sie passieren könnten. Zum Beispiel Krieg in der Ukraine oder dass immer mehr Menschen rechtsextrem eingestellt sind. Das beschäftigt mich jetzt schon länger und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
Letztens war ich in einer Situation, die mir geholfen hat, eine Antwort darauf zu bekommen.
Ich habe beobachtet, wie eine Frau auf der Straße ohne Grund beleidigt wurde. Ein Mann hat sie aus dem Nichts angeschrien und ihr sexistische Dinge an den Kopf geknallt. Sie war total aufgelöst und panisch. Deshalb bin ich zu ihr hin und habe sie gefragt, wie es ihr geht. Weil sie Angst hatte, habe ich sie nach Hause begleitet. Damit sie sich sicher fühlt. Das war mir wichtig, weil ich mich so ein bisschen gegen diese Ungerechtigkeit einsetzen konnte.
Das hat mir gezeigt, wie ich mit den Veränderungen in der Welt umgehen will. Ich möchte in meinem alltäglichen Leben Zivilcourage zeigen. Also nicht einfach nur zuschauen, wenn ich sehe dass jemand ungerecht behandelt wird, sondern mich für andere einsetzen. Menschlichkeit und Toleranz – die Werte die mir als Christin so wichtig sind, möchte ich in meinem Alltag leben. Wenn ich sehe, dass diese Werte verletzt werden, sage ich etwas und merke: meine Stimme kann eben doch etwas bewirken.
Ida
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Donnerstag, 08. Februar 2024
Vanilla Girl, schon mal gehört? Das ist ein Tiktok-Trend, der einen Lifestyle beschreibt, der besonders eins ist: beige. Unter den Hashtags findet man Videos von meistens weißen, blonden, schlanken Frauen, die sich in einfarbigen Klamotten in ihren clean eingerichteten Häusern zeigen. Alles ist creme-farben, halt Vanilla, möglichst schlicht und zurückhaltend. Sie sprechen oft mit leiser Stimme und zeigen ihre strukturierte, minimalistische Routine. Soweit so gut, ist halt einer von diesen Trends, oder?
Ich finde nicht. Wenn ich diese Videos sehe, dann setzt mich das unter Druck. Muss ich so einfach, zurückhaltend und beige-farben sein, um in diese Gesellschaft zu passen? Sie werden ja schließlich von genau den Frauen beworben, die das Schönheitsideal verkörpern. Sie entsprechen den Stereotypen von der perfekten Frau. Die ist unauffällig, simpel und zurückhaltend. Und durch solche Videos wird genau das weiterverbreitet. Ich find aber, dass Frauen auch laut, stark und bunt sein dürfen.
Ich finde Trends erstmal cool und oft auch lustig. Und trotzdem ist es wichtig, dass wir uns ab und zu fragen, was wir da eigentlich konsumieren. Ich weiß jedenfalls: ein Vanilla Girl werde ich nie sein. Und ehrlich gesagt bin ich auch ganz froh drum. Weil nur beige ist doch auch ein bisschen langweilig, oder?
Ida
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Montag, 05. Februar 2024
Das Jahr ist jetzt schon mehr als einen Monat alt und ich frage mich: Wie sieht es mit meinen Neujahrsvorsätzen aus? Ich nehme mir jedes Jahr welche vor und halte sie aber selten lange durch. Spätestens im März kann ich sagen: Adé neue Routine, hallo alte Habits.
Ich bin auch zu ner Erklärung gekommen, warum mir das sonst immer schwer fiel. Ich hatte einfach super hohe Ansprüche an das, was sich verändern sollte. Und zwar wollte ich einen ganz neuen Alltag, am besten vom 31. auf den 01. über Nacht. Aber das ist natürlich Bullshit. Wieso sollte sich mein Durchhaltevermögen in einer betrunkenen Silvesternacht um 180 Grad wenden? Und trotzdem bin ich jedes Jahr enttäuscht von mir selbst gewesen.
Ich kann aber was ändern, halt im richtigen Tempo. Ich möchte mehr Bewegung? Anstatt 4 Mal die Woche ins Fitnessstudio gehen zu wollen, sage ich mir: 10 Minuten bewusste Bewegung am Tag. Ich möchte besser Ordnung halten? Anstatt mir Marie Kondo Ordnungssysteme zu überlegen, räume ich jeden Abend 5 Minuten auf. Ich glaub, diese langsamen Veränderungen der Routine können auf längere Zeit viel mehr bewirken. Und dann bin ich auch zufriedener mit mir selbst und sehe, dass ich halt doch was verändern kann.
Ida
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Freitag, 17. November 2023
Manchmal habe ich so Tage, an denen ich mich einfach nicht so selbstbewusst oder schön fühle, sondern irgendwie eher crappy. Vor Kurzem hatte ich wieder so einen Morgen. Alles war blöd.
Dann ist aber was passiert, was mir sowas von den Tag gerettet hat. Und zwar hat mir eine wildfremde Person ein Kompliment gemacht.
Es war so unerwartet und hat mich richtig krass aufgebaut, mich wieder positiv gestimmt. Oft fällt‘s mir nicht leicht, Komplimente anzunehmen. Aber dann hab ich‘s einfach gemacht und mich den ganzen Tag wieder an diesen Moment zurückerinnert.
Ich nehme daraus mit, dass ich mit meinen Handlungen und mit dem, was ich sage, andere Menschen super doll beeinflussen kann. Und zwar im Negativen wie im Positiven. Ich möchte mir Mühe geben, dass das vor allem im Positiven ist. Mir fallen jeden Tag viele gute Sachen bei meinen Mitmenschen auf. Und da hab ich mir ne kleine Challenge gesetzt. Anstatt die für mich zu behalten, sag ich sie den Leuten einfach mal: Ein ernstes und aufrichtiges Kompliment für eine fremde Person oder jemanden in meinem Umfeld. Und wenn diese Komplimente nur ansatzweise so ne Wirkung auf die anderen haben, wie das bei mir der Fall war, dann wär das doch mega!
Ida
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Sonntag, 05. November 2023
Mir ist aufgefallen, wie viele Rituale ich in meinem Alltag habe. Jeden Morgen mache ich erstmal ne Runde Yoga, abends treffe ich mich mit meiner Mitbewohnerin zum Quatschen und es gibt noch ne Menge anderer Kleinigkeiten. Das sind ganz unterschiedliche Dinge, die aber alle super wichtig für meinen Tag sind.
Morgens Yoga und abends Küchengespräch – das bringt so nen Anfang und ein Ende in meinen Tag. Ich grenze dadurch auch die Zeit, in der ich produktiv bin, etwas ein. Weil ich Studentin bin und keine klaren Arbeitszeiten habe, kann ich, wenn ich will, super spät aufstehen und dann aber bis in die Nacht Unikram erledigen. Gesund ist das nicht wirklich. Und da helfen mir diese Rituale, mehr Struktur in meinen Alltag zu bringen.
Außerdem schaffen sie Raum, damit ich reflektieren kann, wie mein Tag so war. Und ich habe Zeit zum Durchatmen. Ich finde, Rituale sind ein ganz wichtiger Teil von unserem Alltag und können ja in ganz unterschiedlichen Formen auftreten. Das muss kein Yoga wie bei mir sein. So ein Ritual kann auch darin bestehen, ne Runde zu zocken, zu lesen, zu beten oder YouTube zu schauen.
Wir können Gewohnheit und Struktur schaffen, durchatmen und unsere Gedanken schweifen lassen.
Ida
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Samstag, 04. November 2023
Jemand hat etwas getan, was mich verletzt hat. Für mich ist es nicht leicht dieser Person zu verzeihen. Sie hat mir nämlich wehgetan, mich an einem verletzlichen Punkt getroffen. Seitdem trag ich das Thema mit mir herum und kann nicht so richtig abschließen. Und das fühlt sich nicht gut an.
Ich hab mir überlegt, wie ich damit umgehen kann.
Früher habe ich gedacht, dass Verzeihen so viel heißt wie vergessen oder vielleicht sogar leugnen. Aber jetzt weiß ich, dass das nicht stimmt. Was passiert ist, ist passiert, das kann ich nicht vergessen.
Ich glaub, darum geht es beim Vergeben auch nicht.
Es geht darum zu akzeptieren, was passiert ist und langsam die Wut, Traurigkeit und Enttäuschung loszulassen. Nicht nur für die Person, die mich verletzt hat, sondern vor allem für mich selbst. So lange ich mich nämlich daran festbeiße und nur daran denke, wie weh es mir tut, kann es nicht weitergehen. Denn erst wenn ich das loslasse, kann ich abschließen und die Wunde heilt langsam.
Vergeben hat also viel damit zutun, dass ich akzeptiere dass ich verletzt wurde, aber dass es auch weitergeht und ich in die Zukunft blicken kann. Und so kann ich Frieden mit der Situation finden und merken, dass es mir dadurch besser geht. Und im besten Falle wachse ich auch noch daran.
Ida
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Mittwoch, 01. November 2023
Ja ja, die Komfortzone. Die haben wir alle. Meine heißt: Couch, ne Serie und am besten ganz viel Ruhe. Ich habe aber nicht nur bei mir zu Hause eine Komfortzone, sondern auch wenn ich neue Dinge ausprobiere oder neue Menschen kennenlerne.
Wenn ich eine Situation noch nicht kenne, bin ich davor immer sehr angespannt und würde es am liebsten im letzten Moment absagen.
Ich merke aber auch, dass ich voll daran wachse, wenn ich mich überwinde und einfach mal loslege. Zum Beispiel habe ich letztens mitbekommen, wie eine Frau in den Öffis beleidigt wurde. Ich habe das beobachtet und meine innere Komfortzone hat direkt gesagt: Halt dich zurück, das ist nicht dein Problem, misch dich nicht ein. Aber diesmal hab ich nicht drauf gehört. Ich bin zur Frau und habe ihr gesagt, dass ich das nicht ok fand und warum. Als ich ausgestiegen bin, war ich so richtig stolz auf mich. Ich habe es geschafft, für jemanden einzustehen und meine Komfortzone zu verlassen. Das hat mich richtig empowered und irgendwie sogar die Grenze meiner Komfortzone verschoben. Aus dieser Erfahrung nehme ich den Mut mit, in Zukunft nochmal so mutig zu sein. Ich weiß jetzt jedenfalls, dass ich auf jeden Fall daran wachse, wenn ich was Neues ausprobiere. Ganz egal wie klein die Sache ist.