Ida
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Dienstag, 11. März 2025
Mir ist es lange Zeit schwergefallen, regelmäßig Bücher zu lesen. Bis ich auf „Booktok“ gestoßen bin. Das ist eine Community auf Tiktok, die Bücher empfiehlt. Das sind meistens irgendwelche Liebesgeschichten. Davon habe ich mittlerweile ein paar gelesen und muss sagen: Die ziehen einen ganz schön in ihren Bann.
Ich finde aber auch: Einige der Bücher vermitteln ein echt problematisches Weltbild. Dabei geht’s nämlich super oft um Beziehungen, die typische Geschlechterrollen abbilden. Ein dominanter Mann mit Beschützerinstinkt und vielen Muskeln trifft auf eine unschuldige, zierliche junge Frau. Die wird als naiv und abhängig dargestellt, während der Mann der große Retter ist. Zwischen den beiden beginnt dann eine Beziehung, die leidenschaftlich sein soll. Ich finde aber, sie ist eher toxisch.
Und das ist gefährlich. Denn so werden diese Stereotypen immer nur weitergetragen. Vor allem junge Personen, die die Bücher lesen, denken dann: So muss es sein. Dass Männer auch zärtlich und Frauen stark sein können, lernen die Leserinnen und Leser in diesen Büchern jedenfalls nicht.
Booktok hat trotzdem was Gutes. Mich und viele junge Menschen hat es wieder zum Lesen gebracht. Und nicht alle Bücher auf Tiktok sind so problematisch. Ja, und auch diese Liebesgeschichten kann man natürlich feiern. Ich meine, ich habe davon schon einige gelesen. Aber ich find einfach wichtig, dass man immer wieder reflektiert, was man da eigentlich genau liest.
Ida
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Sonntag, 09. März 2025
Es ist Sonntag, ich sitze zu Hause und weiß nicht, was ich mit mir anstellen soll. Ich habe Langeweile. Wow, das habe ich echt seit Ewigkeiten nicht mehr festgestellt. Und erstmal bin ich damit auch ganz schön überfordert. Ich habe Zeit, aber keine Ahnung, wie ich sie füllen soll. Normalerweise würde ich jetzt eine Netflix-Serie gucken oder stundenlang an meinem Handy scrollen. Aber mitten am Tag? Nein, dieses Mal nicht!
Ich merke nämlich: Immer, wenn ich nichts zu tun habe, greife ich zum Handy. Eigentlich bin ich fast nie mal einfach nur in Gedanken. Dabei ist das so wichtig für mich. Nur so kann ich ja meine Umwelt wieder richtig wahrnehmen. Und Langeweile kann auch eine richtig positive Kraft haben.
Als ich mich an diesem Sonntag so ein bisschen dazu zwinge, merke ich das wieder. Es tut so gut, einfach mal in Gedanken zu sein. Dabei kann ich Dinge Revue passieren lassen und einfach mal nur beobachten. Klingt jetzt vielleicht ein bisschen creepy, ist aber nicht so gemeint. Ich sitze an diesem Tag nämlich irgendwann an meinem Küchenfenster und gucke wie so ’ne alte Omi, was unter mir auf der Straße passiert. Ich fiebere mit, wie ein Autofahrer in eine enge Parklücke fährt und frage mich, worüber sich die zwei Freundinnen an der Ecke kichernd unterhalten.
Das macht so einen Spaß! Ich genieße plötzlich total bei mir und in meinen Gedanken zu sein. Ich finde, Langeweile statt Handy: Das sollte ich mir ab jetzt öfter gönnen.
Ida
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Samstag, 08. März 2025
Heute ist internationaler Tag der Frauen. Das ist ein Tag, an dem für Gleichberechtigung demonstriert wird. Und eben auch dagegen, wo es sie immer noch nicht gibt. Zum Beispiel beim Thema Pink Tax, also pinke Steuer.
Das bedeutet: Frauen zahlen oft mehr für die gleichen Produkte als Männer. Shampoos, Rasierer oder für Dienstleistungen wie einen Haarschnitt – das alles kostet oft mehr, nur weil „für Frauen“ draufsteht.
Ganz ehrlich, das ist doch total absurd. Warum sollte ein pinker Rasierer mehr kosten als ein blauer, wenn er doch genau das Gleiche kann? Frauen verdienen sowieso schon weniger als Männer, wieso sollten sie dann bei einfachen Alltagsprodukten mehr zahlen? Das passt doch überhaupt nicht zusammen.
Klar, da steckt Marketing dahinter. Die Unternehmen glauben, dass Frauen eh bereit sind, mehr für diese Artikel zu zahlen. Das ist so unfair und echt sexistisch. Obwohl Frauen häufig weniger verdienen, sollen sie mehr zahlen.
Ich finde, genau solche Themen sollten wir heute, am 8. März, besprechen. Nicht nur Blumen und nette Worte verteilen, sondern genau diese krassen Ungerechtigkeiten ansprechen. Und die Pink Tax ist eben eine davon. Ich finde, die brauchen wir wirklich nicht mehr.
Ida
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Donnerstag, 06. März 2025
Ich bin in meinen Zwanzigern. Mein Studium ist so gut wie fertig, und ich frage mich jetzt: Was will ich damit machen? Wo will ich eigentlich wohnen? Welche Leute finde ich gut?
Das sind viel mehr Fragen als Antworten. Und bedeutet für mich: Ausprobieren. Praktika, für ein paar Monate in eine neue Stadt und neue Bekanntschaften machen. Manchmal habe ich da echt keine Lust drauf. Am liebsten wüsste ich einfach jetzt sofort, was ich von meinem Leben will. Denn Ausprobieren kann echt unangenehm sein, weil man sich hinterher manchmal eingestehen muss: Das war's jetzt eher nicht.
Eine Freundin von mir hat das erlebt. Sie war ganz euphorisch, denn sie ist nach Berlin gezogen. Jetzt merkt sie nach ein paar Monaten: So richtig kommt sie da nicht an. So hat sie sich das nicht vorgestellt. Jetzt steht sie vor der Frage: Zieht sie's weiter durch oder kommt sie wieder zurück? Sie erzählt mir: Wenn sie Berlin wieder verlässt, dann fühlt sich das für sie an wie Aufgeben. Ich kann das gut verstehen. Aber das ist eigentlich auch was ganz Normales. Sie hat Berlin ausprobiert. Und wenn es nicht klappt, dann lernt sie, was anders laufen sollte. Und zack: Weiß sie mehr, wo sie hin möchte.
Auch wenn es anstrengend ist: Ohne Ausprobieren, ohne Fehler zu machen, weiß ich einfach nicht, was ich tatsächlich möchte. Fehler sind also gut, auch wenn sie sich manchmal schmerzhaft anfühlen. Und davon werde ich in meinen Zwanzigern sicher noch einige machen.
Ida
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Mittwoch, 05. März 2025
Ab heute lösche ich Instagram und TikTok – für vierzig Tage. Aber wieso das? Na ja, heute ist Aschermittwoch. Und für einige Menschen heißt es deshalb bis Ostern: Fasten. Und da mache ich mit.
Als ich jünger war, hab ich nicht wirklich gecheckt, wieso manche Leute das machen. Und fand's dann eher blöd, mich so einzuschränken. Später hab ich kapiert: Dahinter steckt eigentlich ein wichtiger Gedanke.
Also nochmal zurück zum Aschermittwoch. In der Kirche bekommen die Menschen heute ein Kreuz aus Asche auf die Stirn. Die Asche soll daran erinnern, dass alles auf der Welt irgendwann endet. Aber keine Sorge, sie steht auch für einen Neuanfang, dafür, Dinge im Leben zu ändern. Wenn ich weiß: Mein Leben ist endlich, dann mache ich vermutlich nur das, worauf ich wirklich Bock habe.
Ab Aschermittwoch folgen vierzig Tage Fastenzeit. Dann verzichten die Leute zum Beispiel auf Süßigkeiten. Es geht dabei genau darum: Ich habe weniger als sonst und konzentriere mich auf das, was mich wirklich glücklich macht. Und wenn Ostern ist, dann ist das wie ein Reset: Ich bin mir bewusst, was ich habe und was ich wirklich brauche.
Ja, und da mache ich mit. Ich verzichte ab heute auf: Social Media. Das raubt mir so viel Zeit am Tag, die ich eigentlich mit meinen Liebsten verbringen könnte. Und das ist für mich viel wichtiger.
Ida
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Dienstag, 04. März 2025
Manchmal brauche ich echt ewig, um auf Whatsapp-Nachrichten zu antworten. Ich lese eine Nachricht, denke mir „Beantworte ich später in Ruhe“ - und dann liegt sie da. Stunden, manchmal sogar Tage lang. Und je länger ich nicht antworte, desto schwieriger wird’s irgendwie.
Aber eigentlich finde ich es total bescheuert, dass ich mich deshalb schlecht fühle. Ich bin nicht verpflichtet, rund um die Uhr erreichbar zu sein. Und trotzdem setzt mich das ganz schön unter Druck. Ich habe dieses unangenehme Gefühl: Wenn ich nicht schnell genug antworte, dann wirkt es desinteressiert.
Wir sind mittlerweile gewohnt, dass alles sofort und ganz schnell geht. Schnelle Nachrichten, schnelle Reaktionen. Und das stresst mich. Ich will mich nicht gezwungen fühlen, immer sofort zu reagieren. Eigentlich sollte es normal sein, dass man sich Zeit lässt. Das bedeutet doch auch, dass einem eine Nachricht wichtig ist und dass man die eben nicht zwischen Tür und Angel beantworten will.
Ich möchte ein bisschen entspannter damit umgehen. Nicht jede etwas spätere Antwort bedeutet gleich Desinteresse. Sondern manchmal sogar das Gegenteil: Wenn ich mir Zeit nehme, heißt es, dass ich mir wirklich Gedanken mache und nicht nur irgendwas Schnelles zurückschreibe. Und diese Zeit plane ich mir ein: jeden Tag eine halbe Stunde, ganz ohne Druck.
Ida
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Montag, 03. März 2025
Ich muss was Unangenehmes beichten: Ich war noch nie in meinem Leben Blutspenden. Mir war zwar immer schon bewusst, wie wichtig das ist. Es gibt ständig Aufrufe, dass Blutreserven knapp sind. Und trotzdem bin ich das bisher nicht angegangen.
Generell spenden nur wenige Menschen regelmäßig. Dabei glaube ich, das Thema wird oft unterschätzt. Viele denken, dass es sie nicht direkt betrifft. Bis jemand aus ihrem Umfeld oder sie selbst dringend eine Blutspende brauchen. Das kann jedem passieren. Wenn man zum Beispiel einen Unfall hat. Dann ist eine Transfusion manchmal lebensrettend.
So eine Blutspende dauert auch gar nicht lange. Man ist in weniger als einer Stunde durch. Und der Körper gleicht das gespendete Blut in kurzer Zeit wieder aus. Manchmal gibt’s sogar kostenlose Snacks nach der Spende. Der Aufwand und das Risiko sind also wirklich gering – verglichen mit dem, was man damit bewirken kann.
Klar, manche Menschen können kein Blut spenden. Zum Beispiel, weil sie Probleme mit dem Kreislauf bekommen oder selbst nicht gesund genug dafür sind. Aber trotzdem: viel mehr Leute könnten spenden. Ich habe es bisher aus Bequemlichkeit nicht gemacht und weil ich mich noch nicht so richtig damit auseinandergesetzt habe.
Ich finde es aber wichtig, dass wir mehr darüber sprechen und uns bewusst machen, wie sehr wir mit einer einzigen Spende einem anderen Menschen helfen können. Im Zweifel können wir Leben retten. Ich gebe mir jedenfalls jetzt mal einen Ruck und gehe das endlich an.
Ida
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Mittwoch, 13. November 2024
„Lächel doch mal für mich“ oder „Zieh doch nicht so ein Gesicht“ sind zwei Beispiele von übergriffigen Sätzen. Die höre ich von Männern immer wieder. Die, die sowas zu mir sagen sexualisieren mich. Und ich soll ihnen dann ein gutes Gefühl dabei geben, indem ich sie anlächle. Auch wenn ich eigentlich gerade nicht lachen will und offensichtlich keine Lust auf sie habe.
Was ich auch manchmal höre: es liegt an meiner Kleidung, wenn ich sexualisiert werde. Ich bin also selbst daran schuld, nur weil ich meine Beine zeige. Und auch das ist einfach nur Bullshit. Natürlich kann ich in der Öffentlichkeit tragen, was ich möchte. Wenn mein Körper dann sexualisiert wird, dann liegt das nicht an mir. Mein Körper ist nämlich erstmal nur ein Körper. Dass manche Männer den dann zum Objekt machen, liegt an ihnen.
Ich hab diese Sätze schon lange satt. Deshalb hab ich gelernt, mich dagegen zu wehren. Wenn ich oder meine Freundinnen sowas erleben, dann sage ich, dass das nicht ok ist. Und was sowieso klar ist: ein Lächeln bekommt Mann dann erst recht nicht.
Ida
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Donnerstag, 17. Oktober 2024
Eine Frau liegt auf einem öffentlichen Gehweg auf einer Yogamatte und schaut in den Himmel. Hä? Was macht die denn da? Das habe ich mich gefragt, als ich das vor Kurzem in einem Video gesehen hab. Herauskommt: die junge Frau macht Rejection Therapy, übersetzt „Ablehnungstherapie“. Sie erklärt, dass sie extra etwas Außergewöhnliches macht, um zu üben. Und zwar, mit der Ablehnung anderer Leute klarzukommen.
Das ist etwas, was ich auch kenne. Also nicht das auf der Yogamatte liegen, sondern die Angst vor der Ablehnung fremder Leute in der Öffentlichkeit. Deshalb muss ich mich zum Beispiel manchmal überwinden, fremde Leute anzusprechen. Ich habe dann Angst davor, dass sie irgendwas Blödes über mich denken.
Die junge Frau aus dem Video möchte eben genau das ändern. Sie bringt sich aktiv in Situationen, in denen sie weiß, dass sie vermutlich komisch angeschaut und auf eine Art abgelehnt wird. Sie hofft: wenn sie das oft erlebt, dann ist es irgendwann nicht mehr so schlimm. Konfrontationstherapie also. Sie will dadurch nicht mehr so viel Wert darauf legen, was Andere über sie denken.
Finde ich irgendwie echt cool. Es braucht ja sicher sehr viel Überwindung, das zu starten. Ich überlege mal: vielleicht ist Rejection Therapy ja auch was für mich.
Ida
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Freitag, 12. Juli 2024
Ich höre immer wieder: die 20er im Leben sollen so richtig wild, abenteuerlich und aufregend sein. Eigentlich ja total cool. Aber manchmal fühle ich mich dadurch auch ein bisschen unter Druck gesetzt. Die 20er müssen einfach toll werden, denn ab 30 sind mir ja wahrscheinlich andere Dinge im Leben wichtig wie zum Beispiel meine Karriere.
Ganz besonders setzt mich das unter Druck, wenn ich auf Social Media sehe, was andere Leute in meinem Alter so erleben. Dann passiert es schnell, dass ich meinen Lifestyle damit vergleiche und denke: oje, mein Leben ist nicht so aufregend wie das der anderen Leute. Hoffentlich verpasse ich nichts.
Aber ganz ehrlich: wer sagt denn bitte, dass ich nicht auch wilde 30er erleben kann? Und wer setzt den Maßstab, was abenteuerlich genug ist? Das bin ja in erster Linie ich. Und wenn ich am Samstag lieber bei mir auf der Couch chille, dann ist das auch ok. Es ist ja mein Leben. Das hängt weder vom Alter noch davon ab, was andere Leute machen. Und außerdem: das, was ich auf Social Media sehe, ist auch nur ein kleiner Ausschnitt. Ich bin mir sicher: auch diese Leute chillen mal samstags auf der Couch.