Hans-Christian
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Samstag, 27. Januar 2024
Vor ein paar Jahren war ich in Yad Vashem. Das ist ein Ort in Israel. Eine Gedenkstätte, die an die Opfer des Holocaust erinnert. Die Menschen versuchen dort alles zusammenzutragen, was die verschleppten Menschen in den Konzentrationslagern hinterlassen haben.
Die ganzen Bilder, Tagebücher und persönlichen Gegenstände machen mich immer noch sprachlos, wenn ich an den Besuch dort denke.
Bevor ich da gewesen bin, hab ich zwar gewusst, dass Millionen von Menschen in Konzentrationslagern arbeiten mussten oder direkt umgebracht wurden. Aber durch die Bilder und Geschichten sind mir diese Menschen nahegekommen. Ich habe jetzt nicht nur irgendeine Zahl im Kopf, mit der ich nur wenig anfangen kann. Aus der Zahl sind Gesichter von Menschen geworden, die in den Lagern leben mussten.
Ich hoffe, dass Menschen das einander nicht wieder antun. Deshalb ist mir der Tag heute auch so wichtig. Denn heute ist der Tag, an dem die Menschen 1945 aus dem Konzentrationslager Auschwitz befreit worden sind. Es ist der Gedenktag der Opfer des Holocaust.
Es gibt viele Gedenktage – und manche sind mir nicht so wichtig. Aber heute ist es ganz anders, denn dieser Gedenktag ist mir nicht egal.
Hans-Christian
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Mittwoch, 10. Januar 2024
Manchmal brauche ich nichts, außer den Meerblick am Strand. Alleine sein und am Wasser entlang laufen. Diese Weite, den Wind und das Wasser – keine Menschenmassen, sondern nur ich – allein mit Gott, hier am Meer.
Im Alltag ist es oft anders. Ein Termin jagt den nächsten, immer viele Leute am Start und Druck, die ganzen Sachen noch bis zur Deadline zu erledigen.
Hier am Meer braucht niemand noch schnell was von mir. Ich kann Kraft tanken für die kommende Zeit, kann durchatmen. Und ich bin nicht allein. Gott ist auch hier, wenn ich allein am Strand bin – aufs Meer schaue, einfach ins Leere.
Denn er ist da und füllt diese Leere, ihn kann ich anschreien wie die Wellen und die Gisch vorne an der Wasserkante – er befreit mich von meiner Last und meinem Alltagstrott.
So kann ich frei werden und neue Kraft schöpfen. Mit der Weite des Meerblicks im Herzen.
Hans-Christian
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Dienstag, 09. Januar 2024
„Spontan Zeit?“, fragte mich Janerik, ein guter Freund von mir. Als die Nachricht reinkommt, freue ich mich und denke gleichzeitig: Ich würde ja gern, aber ich habe keine Zeit. Alles voll. Nicht das erste Mal, dass ich ihm absage, obwohl ich mich meeega gern mit ihm treffe, mich austausche und einfach eine gute Zeit mit Janerik habe. Doch ich muss noch dies und das erledigen und schaffe es einfach nicht. Denn der Haushalt liegt brach und Wäsche sollte ich auch mal wieder machen.
Ganz anders ist das bei Momo, das kleine Mädchen aus einem Buch, das ich zurzeit wieder lese. Sie nimmt sich Zeit für Andere und kann richtig gut zuhören. Ihre Prio ist klar: Sich Zeit nehmen für Freunde und das macht sie so stark und das gefällt mir an ihr.
Ich wünsche mir auch ein bisschen mehr wie Momo zu sein. Mir Zeit zu nehmen für das, was mir wirklich wichtig ist: Meine Freunde, meine Familie und ich selbst. Eben ein bisschen mehr Momo und ein bisschen weniger von dem, was nicht unbedingt sein muss. Deshalb sage meinem Freund Janerik dann doch zu und freue mich auf einen guten Abend.
Hans-Christian
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Freitag, 29. Dezember 2023
Die Tage zwischen den Jahren sind eine gute Zeit, um Altes abzuschließen und frei zu werden für Neues. Ich gestalte sie ganz bewusst. Ich scrolle durch meine Fotos auf meinem Smartphone, erinnere mich an all das, was dieses Jahr gewesen ist.
Dabei höre ich meinen persönlichen Jahresrückblick auf Spotify und mache einen Haken ans alte Jahr.
Ich bin dankbar für all das Gute, das dieses Jahr gewesen ist. Beispielsweise eine Geburtstagsparty von einem guten Freund. Oder der Sommerurlaub mit meiner Partnerin.
Ich denke auch an das, was nicht so gut lief: Tage, die mich runter gezogen haben, an denen ich mich nicht aufraffen konnte. Oder die Beerdigung, auf der ich war.
Das alles möchte ich mit Gott teilen. Das Schlechte, aber auch das Gute. Wenn ich alles für mich im Kopf geordnet habe, zünde ich eine Kerze an. Ich bete und lege es in Gottes Hände. Und ich weiß, bei Gott ist alles gut aufgehoben.
Das ist mein Ritual in den Tagen zwischen den Jahren. Ich kann das Alte abgeben, bin dankbar und bereit für das neue Jahr.
Hans-Christian
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Donnerstag, 28. Dezember 2023
"Fiducia supplicans" – klingt wie ein Zauberspruch bei Harry Potter. Und diese beiden Wörter haben meinen insta-feed in der letzten Woche tatsächlich etwas verzaubert. Er war bunt – in Regenbogenfarben gehüllt und viele Leute feiern das. "Fiducia supplicans" ist ein Schreiben von der Katholischen Kirche, das letzte Woche rausgekommen ist.
Es erlaubt, dass Priester die verschiedensten Paare segnen dürfen. Jetzt auch offiziell. Segen ist zwar nicht gleich Ehe, aber es bedeutet einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Dass die Liebe und das Leben der Leute, egal welchen Geschlechts, gesehen werden. Dass dieses Leben akzeptiert wird, auch von der Kirche. Eben: Das Leben und die Beziehungen zu segnen und nicht bei alten Regeln zu verharren.
Gleichzeitig erwarte ich, dass weitere Schritte folgen. Dass die Kirche Lebensformen außerhalb von Ehe zwischen Mann und Frau nicht verurteilt. Sondern, dass sie alle Menschen begleitet, da ist und den Segen Gottes weitergibt, unabhänging von Geschlecht und Sexualität.
Viele engagieren sich dafür und dieser erste Schritt zeigt: Es lohnt sich, sich dafür einzusetzen, dass Liebe sein darf – in allen Farben des Regenbogens – auch in der Kirche.
Hans-Christian
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Dienstag, 26. Dezember 2023
Ich bin auf der Suche nach Frieden: Denn diese Welt ist alles andere als friedlich. Überall wird um Macht gekämpft. Manchmal nur mit Worten – in vielen Teilen der Erde auch mit Waffen.
In meiner Kirche werde ich auf meiner Suche fündig. Denn dort steht symbolisch für den Frieden eine Kerze. Erstmal ziemlich unspektakulär, eine Kerze in einer Kirche. Aber ihr Licht macht sie zu etwas ganz Besonderem.
Denn jedes Jahr wird in der Zeit vor Weihnachten in Betlehem in Israel eine Kerze angezündet. Das Licht dieser Kerze nennt man Friedenslicht. Es wird dann in der ganzen Welt verteilt.
Das Friedenslicht ist ein Symbol dafür, dass sich Menschen überall nach Frieden sehnen und sich diesen Frieden für einen Tag sogar nach Hause holen können.
Ich hoffe, dass sich Christen auch wirklich dafür einsetzen, dass es Frieden geben kann. Das fängt nicht erst da an, wo große Politiker aufeinander treffen, sondern direkt bei mir in meinem Alltag. Dass ich mit den Menschen gut umgehe und sie respektiere. Das ist vielleicht nicht immer einfach, aber ein wichtiger Schritt für den Frieden in meinem Umfeld.
Ich bin auf der Suche nach Frieden und dafür setze ich mich ein.
Hans-Christian
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Montag, 25. Dezember 2023
An Weihnachten soll alles perfekt sein. Gute Gespräche mit der Familie, gelungenes Essen und tolle Geschenke. Alles soll sich gut anfühlen. Muss sich gut anfühlen. Ich fühle manchmal einen richtigen Druck dahinter.
Doch das perfekte Fest gibt es nicht. Ich kann meine Gefühle nicht kontrollieren.
Die schöne Weihnachtsstimmung kann schnell kippen. Beispielsweise, wenn ich das erste Mal Weihnachten ohne einen besonderen Menschen feier, den ich vermisse. Dann bin ich vielleicht eher traurig und nachdenklich. Oder wenn in der Familie Kleinigkeiten zum Streit führen. Einfach, weil ich den Druck, dass alles perfekt sein muss, auch bei den anderen spüre. Dann sitze ich da am Tisch und habe eher Wut im Bauch.
All das halte ich nur schwer aus an diesem Fest, an dem alles schön und heiter sein muss. Oder muss das gar nicht?
Nein, Weihnachten muss nicht perfekt sein. Ich muss mich nicht verbiegen und gute Laune vorspielen. Ich darf sein, fühlen und leben – so wie ich bin. Davon bin ich überzeugt.
Denn Gott kommt für alle Menschen auf die Welt. Gerade für die Leute, die mit ihren Gefühlen am strugglen sind. Das ist für mich die befreiende Botschaft zu Weihnachten. Denn Weihnachten muss nicht – Weihnachten ist.
Hans-Christian
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Samstag, 02. Dezember 2023
Momentan sind sie überall zu sehen: Schokoladenfiguren in glitzerndem Einwickelpapier. Ihr könnt es euch sicher schon denken. Es geht um den Schoko-Nikolaus. Nicht zu verwechsln mit dem Weihnachtsmann – den hat's nie gegeben ohne zu spoilern und ist bloß eine Werbefigur für den ganzen Geschenkehype rund um Weihnachten.
Ich verschenke deshalb lieber einen Schoko-Nikolaus. Getreu dem Motto: Nikolaus statt Weihnachtsmann. Klar, den Nikolaus gibt es heute so nicht mehr. Aber der hat wirklich mal gelebt. Er ist Bischof gewesen, also Kirchen-Chef in einer Stadt in der heutigen Türkei. Ihr erkennt seinem Schoko Doppelgänger an seinem Bischofsstab und der Mitra, einer besonderen Kopfbedeckung. Gut: Manche Stories, die man heute von ihm erzählt, sind vielleicht etwas übertrieben und legendär verfeinert. Aber in allen Geschichten setzt er sich für die Menschen ein. Er hilft vor allem den armen Leuten. Und darauf kommt es denke ich an. Er hatte die Menschen im Blick, gemerkt, was sie brauchen und ihnen so geholfen.
Dashalb verschenke ich Schokolade mit Botschaft – einen Nikolaus statt Weihnachtsmann.
Hans-Christian
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Sonntag, 08. Oktober 2023
Ich will ganz oft einen schönen Moment festhalten und ihn für immer behalten. Das kennt ihr bestimmt auch. Zum Beispiel der erste Kuss, das Kennenlernen einer Partnerin oder eines Partners und das Gefühl, dass es passt. Ich kenn das auch, wenn ich nach einer langen Zeit wieder nach Hause komme. Ich freue mich, wenn ich willkommen bin und mich alle umarmen. Das sind diese Momente, die ich gerne festhalten würde, weil danach alles anders ist als vorher.
In der Bibel gibt’s eine Geschichte, in der Jesus mit seinen drei besten Freunden unterwegs ist. Sie steigen auf einen hohen Berg. Als sie dort ankommen, haben sie eine Vision. Auf einmal ist alles voller Licht und sie sehen Jesus mit anderen Augen. Ihnen wird klar, dass er nicht nur ein guter Freund ist, sondern Gott selbst. Einer der drei will diesen Moment festhalten und dort sogar Hütten aufstellen, doch in dem Moment ist ihre Vision auch schon wieder vorbei.
Diese Momente, die ich festhalten will, sind besonders. Sie sind aber nicht in Worte zu fassen. Und auch nicht in Bildern, Fotos, Postings oder Hütten. Es sind Momente, die mich und mein Leben verändern, sich in mein Herz prägen und deshalb bleiben. Diese Momente erlebe ich immer wieder. Im Glauben, der Liebe und dem Alltag.
Hans-Christian
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Samstag, 07. Oktober 2023
Wenn ich Angst habe, bin ich richtig unruhig. Ich merke dann, dass ich mich eher verstecken will. Aber meistens gibt’s dann nirgends was, wo ich hin kann. Das Gefühl breitet sich dann überall aus. Und alle schauen auch noch auf mich. Mir schießen alle möglichen Gedanken durch den Kopf und ich will einfach raus aus diesen unangenehmen Situationen. Ich habe Angst zu versagen, Angst davor, dass die Leute nachher über mich reden, sich lustig machen. Einfach davor, dass ich dumm dastehe.
Angst ist ein blödes Gefühl, weil es mich hilflos macht. Und ich kann da erst mal gefühlt nicht raus.
Ich habe gemerkt, dass sich die Situation aber auch ändern kann. Und zwar wenn ich weiß, dass ich nicht allein bin. Denn Gott ist immer an meiner Seite – in jeder Situation. Wenns mir gut geht und ich mutig bin, aber auch wenn ich ängstlich bin. Er kann mich verwandeln, denn mit ihm zusammen kann ich mutig sein. Ich brauche mich nicht verstecken.
Das klappt aber nur, wenn mir bewusst ist, dass Gott da ist und ich mich darauf fokussiere. Dann verwandelt sich meine Angst und ich habe eine neue Perspektive.
Ich bin mittlerweile davon überzeugt: Mut ist Angst, die gebetet hat.