Lena
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Sonntag, 11. Juni 2023
Gerade gärtnere ich ganz viel. Bevor nämlich ich den Sommer in meinem Garten genießen kann, muss noch einiges getan werden. Der Rasen muss gemäht, das alte Laub wegeharkt und das Unkraut ausgerupft werden. Gerade wenn es dann ans Unkrautzupfen im Beet geht, frage ich mich oft: „Ist das Unkraut oder doch eine schöne Wildblume?“ Und gleichzeitig rupfe ich rigoros alles weg, was meine neu gepflanzte Blumenwiese am Wachsen hindern könnte. Und dann bin ich wieder überrascht, wenn in einer Ecke eine Blume bunt aufblüht, von der ich gar nicht wusste, dass sie da wächst.
Manchmal wünsche ich mir, dass die Kirche sich daran ein Beispiel nimmt. Sie sollte prüfen, in welchen Angeboten noch Leben ist und welche vielleicht denen, die neu wachsen, gerade das Licht nehmen. Die Kirche sollte sich auch mal von etwas trennen, das so nicht mehr benötigt wird – muss denn in jeder Kirche jeden Sonntag Gottesdienst sein, auch wenn noch so wenige Leute kommen?
Und sie sollte es unterstützen, wenn Menschen neue Ideen haben, wie wir Gemeinschaft leben können. Ich glaube, so kann eine Kirche aufblühen, in der der alle Menschen harmonisch miteinander umgehen, keiner dem anderen den Platz nimmt und ein schönes buntes Angebot entsteht. Ich wünsche mir eine Kirche, die wie ein bunter Garten ist, in dem es für jeden ein schönes Plätzchen zum Auftanken gibt.
Lena
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Freitag, 09. Juni 2023
Ich bin richtig gerne Gastgeberin. Ich mag es meine Gäste zu umsorgen. Keine Wünsche sollen bei mir offenbleiben. Ich freu mich, wenn ich gut vorbereitet bin und schon die liebsten Leckereien meiner Gäste besorgt habe. Ich finde es schön, wenn meine Gäste so wissen, dass sie bei mir willkommen sind.
Aber manchmal, wenn dann der dritte Sonderwunsch kommt und ich hin und her sause, damit meine Gäste es schön haben, freue ich mich auch, wenn ich meine Wohnung wieder für mich habe. Dann bin ich erleichtert, wenn meine Gäste gehen und ich mich erst mal wieder nur um mich kümmern muss.
Ich glaube, Gott ist wie eine Gastgeberin, bei der wir alle eingeladen sind. Ganz besonders deutlich wird das für mich, wenn ich Abendmahl feiere. Dort bekomme ich eine kleine Stärkung: Zum Einen tatsächlich in Wein und Brot und zum anderen gibt mir das Abendmahl auch immer einen kleinen Kraftschub, für das was ansteht. Gott lädt uns alle zu sich ein. Bei ihm kann ich selbst Gast sein, kurz meinen Alltag vergessen und mich über die schöne Gesellschaft freuen. Bei Gott kann ich auftanken und bin dann auch wieder gerne Gastgeberin für meine Freunde.
Lena
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Mittwoch, 07. Juni 2023
Menschen, die jeden Tag mit dem Tod zu tun haben, müssen mega traurige Gestalten sein. Dachte ich lang. Inzwischen hatte ich schon mit mehreren Bestatterinnen zu tun, und die waren alle eigentlich nette und positive Menschen.
Einen von ihnen habe ich vor kurzem gefragt, was bei einer nicht-religiösen Traueransprache gesagt wird. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie eine Trauerrede ist, die völlig auf unsere christliche Hoffnung verzichtet. Der Bestatter sagte, dass auch in so einer Trauerrede von Hoffnung gesprochen wird. Das wird dann nicht als Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod beschrieben, sondern zum Beispiel als ewiges Licht, in das der Verstorbene aufgenommen wird.
Ich war überrascht. Denn so weit weg von der christlichen Vorstellung ist das doch gar nicht. Auch in nicht-religiösen Trauerreden wird so irgendwie die Vorstellung von einem Leben nach dem Tod angesprochen. Ich denke, gerade in so einer Phase der Trauer brauchen Menschen die Hoffnung, dass das Leben mit dem Tod nicht einfach vorbei ist. Im Christentum glauben wir, dass mit dem Tod ein Leben bei Gott beginnt. Das gibt mir Trost. Und je mehr ich Gott in meinem Leben kennenlerne, umso mehr kann ich mir eine Vorstellung davon machen, wie besonders es sein muss, diesem Gott in einem neuen Leben ganz nah zu sein.
Lena
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Montag, 05. Juni 2023
Ich habe gerade Urlaub. Leider fahre ich aber nicht weg, sondern hocke zu Hause. Ich hab das Gefühl, alle, die ich kenne, flanieren gerade an herrlichen Promenaden, entdecken exotische Orte und lassen sich in Hotels verwöhnen. Und ich bleib hier zurück. Zu Hause. Ich hab irgendwie total das Gefühl, was zu verpassen.
Hilft ja nichts: Ich versuche das Gute zu sehen. Ich kann auf jeden Fall einiges erledigen, das bisher auf der Strecke geblieben ist. Den Flur wollte ich doch schon ewig streichen.
Und ich finde es eigentlich auch ganz schön, durch den Ort zu gehen und so zu tun, als wäre ich Touristin. Dann sehe ich alles mit anderen Augen. Ich setze mich endlich mal in das Café, an dem ich schon 100 Mal vorbeigehetzt bin und hab Zeit in Geschäfte zu gehen, die ich mal wieder durchstöbern möchte.
Aber was vielleicht der größte Vorteil am Urlaub zu Hause ist: Ich komme wirklich zur Ruhe. Keine neuen Eindrücke, die ich erst mal verarbeiten muss. Ich kann ruhig werden und in mich hineinhören. Ich habe Zeit meine Seele baumeln zu lassen und komplett runterzufahren.
Und jetzt freu ich mich doch schon auf meinen Urlaub – ein Urlaub, nachdem ich mich nicht erstmal erholen muss!
Lena
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Samstag, 29. April 2023
„Das gefällt mir aber nicht, wie du das machst!“ Das hat mir letztens eine Arbeitskollegin gesagt. Und dann kam so eine Ladung Kritik über mich, dass ich gar nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Ich war danach echt traurig, weil ich doch meine Arbeit so gut wie möglich machen möchte. Das Gespräch mit meiner Kollegin hat mich danach noch ziemlich beschäftigt.
Ich habe gemerkt, dass ich abhängig von der Meinung anderer über mich bin. Wahrscheinlich geht das auch gar nicht anders. Zum Glück ist das nicht die einzige Meinung, die es über mich gibt. Wenige Tage später hab ich ein riesen Lob erhalten.
Egal, ob andere gut oder schlecht über mich denken: Mein Glaube gibt mir Kraft, die Meinung anderer auszuhalten. Ich glaube nämlich: Gott findet mich gut, so wie ich bin. Er nimmt mich an und liebt mich. Für ihn bin ich genau richtig.
Das bestärkt mich auch in meinem Alltag. Dann wenn ich so einen starken Supporter wie Gott habe, dann kann ich auch mal ein bisschen negative Kritik ertragen.
Lena
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Donnerstag, 27. April 2023
Draußen herrscht munteres Treiben auf dem belebten Marktplatz. Die Tür geht auf. Ruhe. Nur ein leises Surren erfüllt den Kirchraum des Ulmer Münsters. Eine ganz andere Stimmung herrscht hier als noch auf dem Platz davor. Die Menschen laufen andächtig durch die Gänge, manche setzten sich in die Bankreihen. Viele bleiben vor den kunstvollen Fenstern und lebensecht aussehende Steinstauen stehen.
Das Ulmer Münster ist ein eindrucksvolles Gebäude. Über Jahrhunderte hinweg sind hier Christinnen und Christen zusammengekommen und haben Gottesdienst gefeiert. Hier wurden unzählige Kinder getauft, Weihnachten und Ostern gefeiert und um liebe Menschen getrauert.
Durch die riesigen Fenster hinter dem Altar scheint das Licht bunt in den Raum herein. Es fühlt sich fast so an, als ob ich eine andere Welt betrete. So – und noch viel schöner – ist es bei Gott. Dass soll dieser Kirchraum zeigen.
Ich setze mich in eine Bank und staune. Ich werde ganz ruhig. Und so schöpfe ich ein bisschen Kraft bei Gott.
Lena
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Dienstag, 25. April 2023
Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Sie wärmt meine Wangen. Um mich herum sieht man es schon: Endlich ist der Frühling da. Endlich sprießt die Natur. Endlich findet das Leben wieder draußen statt. Alles, was im Winter noch tot und abgestorben aussah, sprießt jetzt vor neuem Leben.
Irgendwie macht mich das optimistisch und ich kann hoffnungsvoll auf das blicken, was kommt. Denn auf jeden noch so harten Winter, folgt doch wieder ein Frühling und ein Sommer. Es bleibt nicht immer dunkel. Das Licht bahnt sich immer wieder seinen Weg.
Ich glaube, das ist auch das Versprechen, das uns Gott mit Jesus gegeben hat. Nach seinem Tod ist nicht alles vorbei, sondern er lebt – aber irgendwie anders. Gott verspricht uns, es kommen auch wieder bessere Zeiten. Es muss nicht bleiben, wie es gerade ist. Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort.
Das gibt mir Hoffnung, für mein Leben. Es bleibt nicht immer kalt und ungemütlich. Irgendwann kommt ein warmer Sonnenstrahl und verspricht mir einen herrlichen Sommer, in dem ich die milden Nächte genieße und das Leben spüre.
Lena
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Sonntag, 19. März 2023
Jennifer Aniston betritt ein Flugzeug immer zuerst mit dem rechten Fuß. Das hilft ihr dabei, keine Angst vor dem Fliegen zu haben und den Flug zu genießen. Das ist schon etwas seltsam. Mein neues Ritual ist höchstens ein bisschen kitschig:
Abends bevor ich schlafe, überlege ich mir, was mir heute Schönes passiert ist. Was hat mich heute zum Lachen gebracht? Was hat sich gut angefühlt? Wie gesagt: Vielleicht ist das ein bisschen kitschig, aber tatsächlich ist es für mich ein wertvolles Ritual geworden.
Ich bin total überrascht, dass ich oft nicht nur eine Sache habe, die schön war und für die ich dankbar bin. Meistens passieren sogar mehrere schöne Dinge an einem Tag. Mal freue ich mich einfach darüber, dass die Sonne scheint. Oder ich hatte eine besondere Begegnung mit einem Menschen.
Gerade in einer Zeit, in der ich viele schlechte und manchmal auch ganz schön beängstigende Nachrichten höre, hilft mir mein Dankbarkeits-Ritual, mich auch auf die schönen und besonderen Momente in meinem Leben zu konzentrieren. Dann merke ich, dass in dieser Welt trotzdem so viel Gutes steckt. Und wenn das das Ergebnis ist, dann ist es mir auch egal, wenn das Ritual ein bisschen kitschig ist.
Lena
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Freitag, 17. März 2023
Ich sitze beim Friseur. Heute dauert es wieder lange. Erst bekomme ich Strähnchen, dann werden mir die Haare geschnitten und danach noch geföhnt. Das dauert echt immer ewig. Aber mir ist es sehr wichtig, wie ich aussehe. Ich will mich schön fühlen, wenn ich draußen bin. Das stärkt mein Selbstbewusstsein.
Weil mir mein Aussehen wichtig ist, kommt es auch vor, dass Menschen mich für oberflächlich halten. Gerade in der Kirche gibt es die Vorstellung, dass es nicht so sehr auf äußerliche Schönheit ankommt, sondern eher darauf, wie schön ein Mensch von innen ist.
Ich denke, das kann man nicht gegeneinander ausspielen. Natürlich ist es wichtig, welche Überzeugungen ich habe oder wie ich mit meinen Mitmenschen umgehe. Aber ich denke, die äußere Erscheinung ist auch wichtig. Mir hilft das, wenn ich auf andere Menschen zugehe, weil ich mich wohlfühle. Und ich fühl mich eben wohl, wenn ich schöne Kleidung trage und geschminkt bin.
Wenn ich mich selbst nicht wohlfühle, dann kann ich auch gar nicht herausfinden, wie schön andere Menschen von innen sind. Darum gehört irgendwie beides zusammen. Äußere und innere Schönheit. Und darum sitz ich gern noch etwas länger beim Friseur.
Lena
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Mittwoch, 15. März 2023
Die letzten Kartons sind gepackt. Der LKW wartet schon. Ich ziehe schon wieder um. Gerade einmal zweieinhalb Jahre habe ich hier gewohnt. Jetzt muss ich meine Zelte hier schon wieder abbrechen. Ich muss weg von den bekannten Gesichtern. Weg von den Cafés, die ich so gerne besucht habe. Weg von all dem, was ich in den letzten Jahren so gut kennengelernt habe.
Ich bin ein bisschen wehmütig. Ich habe mich hier wohlgefühlt. Aber ich bin auch aufgeregt auf das, was vor mir liegt. Eine neue Aufgabe wartet auf mich. Andere Wege warten darauf, von mir entdeckt zu werden. Neue Bekanntschaften warten darauf, gemacht zu werden.
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Gott bei mir ist und mich begleitet und trägt. Vor zwei Jahren war ich ja auch hier fremd und alles war neu. Deshalb vertraue ich auch dieses Mal darauf, dass Gott bei mir ist, wenn ich an den neuen Ort komme. Er begleitet mich in meinem Leben und unterstützt mich bei den Herausforderungen, die auf mich warten. Weil ich das glaube, fällt mir den Abschied ein bisschen leichter.