Lisa
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Freitag, 09. September 2022
Ich werde nächstes Jahr mit meinem Studium fertig. Mein neuer Job geht dann erst ein paar Monate später los. Was ich in der Zwischenzeit machen werde? Keine Ahnung. Da bin ich noch planlos.
Das ist für mich eine ganz ungewohnte Situation, denn normalerweise plane ich unglaublich gerne. Ich schreibe To-Do-Listen, erstelle Monatsübersichten, trage mir alle Termine in den Kalender ein. Ich bin da manchmal ganz schön perfektionistisch.
Und trotzdem passiert es manchmal, dass ich einen tollen Plan hatte und dann kam doch alles ganz anders. So ist das mit dem planen. Man sagt ja nicht umsonst, der Mensch denkt und Gott lenkt. Und ich glaub, da ist einfach was Wahres dran? Denn auch wenn das, was ich geplant hab, nicht geklappt hat – es wird trotzdem gut.
Diesmal hab ich mir bewusst vorgenommen, keinen Plan zu machen. In den nächsten Monaten werde ich einfach darauf vertrauen, dass alles so kommen wird, wie es soll. Das fühlt sich richtig gut an. Ich bin viel offener für das was kommt.
Deshalb glaube ich, dass es manchmal gut ist, selbst keinen Plan zu haben. Denn ein anderer hat mit Sicherheit einen.
Lisa
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Donnerstag, 08. September 2022
Mist, ausverkauft! In letzter Zeit passiert mir das echt oft: Ich geh mit meinem Einkaufszettel los, weil ich was Bestimmtes kochen will und stehe dann im Supermarkt vor einem leeren Regal: Nichts mehr da.
Das bin ich nicht gewohnt, denn die letzten Jahre waren alle Lebensmittel, die ich kaufen wollte, immer verfügbar. Aber durch die wirtschaftliche Situation mit dem Ukrainekrieg kommt es bei vielen Produkten jetzt öfter mal zu Lieferengpässen.
Jedes Mal muss ich dann umplanen und nach Alternativen suchen. Das nervt.
Dass mich das so ärgert, zeigt aber auch, dass ich ganz schön verwöhnt bin. Die Regale sind ja trotzdem zum Großteil prall gefüllt. Nur ganz wenige Produkte sind leer. Statt Sonnenblumenöl gibt es dann eben Rapsöl. Im Grunde gehe ich immer mit einer vollen Tüte an Lebensmitteln nach Hause und kann mir etwas kochen, dass mich satt macht.
Ich hab Luxusprobleme. Diese Lebensmittelkrise besteht, weil andere Menschen im Krieg leben. Und trotzdem hab ich noch genügend. Da kann ich über das ausverkaufte Sonnenblumenöl ein bisschen leichter hinwegzusehen.
Lisa
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Mittwoch, 07. September 2022
„Nein ist bereits ein vollständiger Satz.“ Das hab ich auf einer Postkarte gelesen. Ich musste ein bisschen Lachen. Weil „Nein“ sagen, ist nicht grad meine Stärke. Ich weiß gar nicht, wann ich eigentlich das letzte Mal zu etwas Nein gesagt hab.
Mir fällt es manchmal schwer, zuzugeben, dass mir etwas zu viel ist. Wenn mich meine Freundin bittet, ihr beim Umzug zu helfen, sage ich nicht Nein, egal wie stressig es bei mir gerade ist.
Und wenn ich dann doch mal Nein sage, dann nur in Kombi mit einer langen Entschuldigung. Ich will einfach nur sehr ungern enttäuschen.
Dabei sollte ich mir manchmal auch Grenzen setzen und mich dabei nicht schlecht fühlen. Weil ich ja auch auf mich achten sollte. Wenn ich etwas nicht mache, dann liegt das ja nicht an der Person, die mich bittet, sondern daran, dass es für mich eben nicht passt.
Bei meinem nächsten „Nein“ will ich mich deshalb auch nicht lange entschuldigen. Ich lehne einfach kurz und knapp freundlich ab. Denn: Nein ist bereits ein vollständiger Satz.
Lisa
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Montag, 05. September 2022
Ein paar meiner Freundinnen sind schwanger. Ich freu mich total für sie! Auch, weil das heißt, dass es bald wieder eine Babyparty gibt.
Die letzte Babyparty auf der ich war, war eine ganz besondere. Nämlich die von einer Ukrainerin. Ihr Baby kommt Ende August. Mit ihrer Schwester ist sie vor dem Krieg geflohen. Meine Tante hat beide bei sich aufgenommen. Eigentlich dachten sie, dass sie noch vor der Geburt wieder zurückkönnen. Aber das wird wohl nicht klappen und ihr Mann darf auch nicht ausreisen, da er vor Ort gebraucht wird. Das tut mir unglaublich leid für sie und ihre Familie.
Wir haben dann für sie eine Babyparty organisiert und alle, die sie kennen, eingeladen. Wir haben den Garten mit Balloons dekoriert, Kuchen gebacken und eine Windeltorte gebastelt. Wir hatten einen richtig schönen Nachmittag und sie hat sich sehr darüber gefreut.
Ich finde es unglaublich schade, dass sie diese Babyparty nicht in der Ukraine feiern konnte. Aber ich glaube es hat ihr gut getan, dass wir ihr gezeigt haben, dass wir uns für sie und ihr Baby freuen. Ich kann vielleicht nicht dafür sorgen, dass der Krieg zu Ende geht. Aber ich kann für die Personen, die vor ihm geflohen sind da sein, mich um sie kümmern und ihnen zeigen: Ihr seid nicht allein.
Lisa
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Dienstag, 12. Juli 2022
Ich hab vor kurzem eine alte Klassenkameradin zufällig beim Einkaufen getroffen. Wir hatten uns ganze 6 Jahre nicht gesehen und ich mich wirklich sehr gefreut mal wieder mit ihr zu quatschen.
Als ich sie gefragt habe was sie inzwischen so macht, ist sie ganz ernst geworden und hat mir erzählt, dass sie ein richtig schweres Jahr hinter sich hat. Sie hatte Depressionen und musste deshalb ihre Arbeit aufgeben, weil sie es nicht mehr geschafft hat das Haus morgens zu verlassen.
Mich hat das wirklich sehr bewegt als sie mir das erzählt hat. Sie meinte, dass es ihr immer ein bisschen unangenehm ist darüber zu reden, weil die Leute bei psychischen Erkrankungen einen schnell abstempeln. Die hat ja nen Knacks, heißt es dann.
Aber ich hab nach unserem Gespräch überhaupt nicht so von ihr gedacht. Ich fand es sehr stark, dass sie mir ihre Geschichte erzählt hat und so ehrlich zu mir war. Ich finde wenn es einem psychisch nicht gut geht, ist das nichts wofür man sich schämen muss. Wenn ich mir ein Bein breche, muss ich mich ja auch nicht dafür schämen. Für mich gibt es da keinen Unterschied.
Ich finde es wichtig, dass über Depressionen mehr gesprochen wird. Damit das Thema hoffentlich bald kein Tabu mehr ist. Und damit Menschen, die es betrifft merken, dass sie nicht allein sind.
Lisa
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Sonntag, 03. Juli 2022
Kennt ihr das: So ein bisschen n mulmiges Bauchgefühl, wenn ihr nicht wisst, was auf euch zukommt? Hab ich letztens erlebt als ich mich für eine Studienreise angemeldet hab. Ich kannte einfach niemanden, der mitfährt. Deshalb hab ich lange überlegt, ob ich trotzdem mitfahren soll. Ehrlich gesagt hatte ich ein bisschen Angst, allein zu sein und in der Gruppe unterzugehen und dann vor Ort keine schöne Zeit haben zu können. Aber, ich habe mich trotzdem angemeldet - auch wenn ich mich dazu überwinden musste.
Erst bei einem Vorbereitungstreffen hab ich dann die anderen kennengelernt. Und wir haben uns zum Glück direkt gut verstanden. Schon in der ersten Pause hab ich zwei Mädels gefunden, die mir total sympathisch waren. Und vor Ort ist dann eine richtig schöne Gruppe entstanden, in der wir viel Spaß hatten. Alleine war ich auf der ganzen Reise nicht einmal.
Ich bin im Nachhinein sehr froh, dass ich mich überwunden habe mitzufahren. Dadurch, dass ich noch niemanden kannte, war ich offen für die anderen. Klar wäre die Reise bestimmt auch schön geworden, wenn ich für mich geblieben wäre. Aber eben nicht so schön wie mit neuen Freunden. Ich bin glücklich darüber, dass ich so mutig war und dadurch neue Freundschaften geschlossen habe.
Lisa
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Samstag, 02. Juli 2022
Ich bin frisch aus dem Urlaub zurück. Ich war eine Woche in Rom – meiner Lieblingsstadt. Meine Freundinnen und ich hatten eine echt super schöne Zeit. Jeden Tag gab es so viel zu sehen. Abends bin ich immer todmüde aber zufrieden ins Bett gefallen und dachte: Danke Gott für diesen tollen Tag!
Im Flieger nach Hause hat mir mein Handy dann eine Meldung angezeigt: „Ihre Bildschirmzeit betrug in der letzten Woche 63% weniger als in der Vorwoche.“ Das heißt, ich hab nur knappe anderthalb Stunden am Tag mein Handy genutzt. Mich hat überrascht, dass es so wenig war. Normalerweise lieg ich bei drei oder vier Stunden am Tag. Ich denke immer, dass ich es niemals schaffen werde, meine Bildschirmzeit zu reduzieren.
Der Urlaub hat mir gezeigt, dass es aber doch geht: Vielleicht hatte ich ja gerade auch deshalb so eine schöne Zeit, weil ich ganz im Hier und Jetzt bei meinen Freundinnen war und nicht die ganze Zeit aufs Handy gestarrt habe.
Ich nehm also für mich mit, dass ich auch im Alltag öfter mal das Smartphone in die Ecke legen sollte.
Einfach offen sein für das, was um mich herum passiert, das geht am besten ohne Handy.
Lisa
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Donnerstag, 30. Juni 2022
Nenn mir eine Sache für die du dankbar bist! – Mit dem Satz ist ein Typ auf TikTok viral gegangen. Er fragt das einfach irgendwelche Leute die er zufällig auf der Straße trifft. Dabei filmt er sich und stellt die Clips dann online. Oft müssen die Menschen, die er anspricht ein paar Sekunden überlegen, bevor sie eine Antwort nennen können.
Ich find die Videos echt super interessant. Viele nennen ihre Familie, ihre Freunde oder auch Dinge wie Gesundheit, gutes Essen und so weiter. Jeder nennt was anderes und wirklich jedem den er fragt fällt etwas zu seiner Frage ein.
Wenn er mich fragen würde, würde ich wahrscheinlich auch kurz überlegen müssen. Dabei gibt es so viele Dinge für die ich dankbar sein kann. Ich bin zum Beispiel dankbar dafür, dass die Coronasituation langsam entspannter wird. Und ich bin dankbar, ein Dach über dem Kopf und genügend zu Essen zu haben.
Auch wenn der Typ, der die Videos dreht in Amerika lebt und mich wahrscheinlich nie anquatschen wird, finde ich es wichtig, mir immer wieder bewusst zu werden, wofür ich dankbar bin. Vieles ist nicht selbstverständlich und daran will ich mich immer wieder erinnern.
Lisa
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Mittwoch, 29. Juni 2022
Mir geht es zur Zeit echt richtig gut. Ich bin zufrieden mit meinem Job, in der Uni läuft es auch super und durch die Lockerungen kann ich auch wieder mehr mit meinen Freunden unternehmen. Darüber bin ich echt total froh!
Ich freue mich wirklich, dass es gerade so gut läuft. Deshalb hab ich letztens auch einer Bekannten davon erzählt. Die hab ich zufällig in der Stadt getroffen und sie wollte wissen, wie es so geht. Als ich ihr dann gesagt habe, dass ich gerade echt zufrieden bin, meinte sie nur: „Naja, schön für dich, aber warte erst mal ab bis wieder Prüfungen sind, dann sieht‘s wieder ganz anders aus.“
Ich bin mir sicher, dass sie das nicht böse gemeint hat, aber ihr Kommentar hat mich echt nachdenklich gemacht. Sie selbst steckt gerade Mitten in ihren Abschlussprüfungen und ist dementsprechend auch sehr angespannt. Aber ich finde trotzdem, dass sie sich ja auch hätte für mich freuen können, statt mir meine gute Laune madig zu reden.
Wenn ich ehrlich bin, gelingt mir das selbst aber auch nicht immer. Manchmal, wenn es mir nicht so gut geht und mir jemand erzählt wie super toll alles gerade bei ihm läuft, bin ich auch ziemlich neidisch. Aber ich versuche das den anderen nicht zu zeigen, sondern mich einfach mitzufreuen. Denn dann können sich am Ende nicht nur eine, sondern gleich zwei Personen freuen und das macht mich selbst auch ein bisschen glücklicher.
Lisa
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Montag, 27. Juni 2022
Ich hab letztens eine ganze Menge Brötchen gerettet! Bei mir in der Straße gibt es einen Fair-Teiler. Das ist ein Ort, wo Menschen Lebensmittel hinbringen, die in Supermärkten und Bäckereien weggeworfen worden wären. Jeder der mag, kann dann im Fair-Teiler vorbeischauen und einfach mitnehmen, worauf er oder sie gerade Lust hat.
Die Lebensmittel sind immer noch richtig gut, manchmal kann ich gar nicht verstehen, warum die im Supermarkt nicht mehr verkauft werden dürfen. Essen hat doch einen Wert! Deshalb finde ich das wirklich eine super Idee. Inzwischen gibt es solche Lebensmittelrettungsaktionen in richtig vielen Städten. Oftmals gibt es aber leider viel mehr Lebensmittel, die gerettet wurden, als Leute, die kommen und sie abholen wollen.
Das finde ich wirklich schade. Ich hole aber nicht nur gerettete Lebensmittel ab, sondern versuche auch sonst so wenig wie möglich an Essen wegzuwerfen. Wenn bei mir beim Mittagessen mal wieder ganz viele Nudeln übrigbleiben, dann biete ich einfach meinen Mitbewohnerinnen eine Portion an oder friere die Sachen ein.
Ich mache natürlich trotzdem noch meinen ganz normalen Einkauf im Supermarkt, aber ab und zu schau ich nach der Arbeit im Fair-Teiler vorbei. Dann freu ich mich richtig, wenn ich Essen retten kann. Vielleicht gibt es sowas ja auch in eurer Stadt?