Ida
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Sonntag, 05. Mai 2024
Nächste Woche, am 12. Mai, ist Muttertag. Und ich hätte es mal wieder fast vergessen. Bisher habe ich noch kein Geschenk, dabei ist mir dieser Tag eigentlich echt wichtig.
Ich höre häufig, dass Menschen sagen: Er ist wie der Valentinstag. Nur eine Erfindung der Industrie, um Blumen zu verkaufen. Und ja, vielleicht stimmt das auch. Aber mir ist das egal. Denn ich finde es toll, an einem festgelegten Tag im Jahr meiner Mutter zu zeigen, wie wichtig sie mir ist. Eigentlich müsste ich meine Mutter an jedem Tag im Jahr feiern, denn sie leistet so viel für mich. Im Alltag geht das aber oft unter. Deshalb finde ich es toll, dass ich mir am Muttertag bewusst Zeit dafür nehmen kann.
Ich werde ihr keine herzförmigen Pralinenschachteln kaufen oder Luftballons, auf denen „Alles Gute zum Muttertag“ steht. Mir ist es viel wichtiger, meiner Mutter etwas Persönliches zu schenken. Vielleicht Zeit, die wir gemeinsam verbringen werden. Oder einen Brief, in dem ich ihr in eigenen Worten sage, was sie mir bedeutet. Ich weiß noch nicht was, aber es soll von Herzen kommen.
Ich finde es einfach schön, mir an diesem Tag bewusst Zeit für sie zu nehmen. Und da braucht es auch nichts Materielles, denn es ist nur wichtig, dass ich ihr zeige, wie viel sie mir bedeutet.
Ida
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Samstag, 04. Mai 2024
Der Sommer kommt! Auf alles außer den Sonnenbrand freue ich mich schon sehr. Vor allem aber: aufs Schokoladeneis. Ich liebe es. Cremig und lecker in einer knusprigen Waffel.

Was ich aber besonders am Eisessen mag, ist die kleine süße Pause, die ich dafür einlege. Es lädt so richtig dazu ein, einen Moment irgendwo im Schatten zu chillen und durchzuatmen. Und genau diese Pausen sind so wichtig für mich und meinen Alltag. Oft fühle ich mich gestresst und renne von einer Sache zur nächsten. Meistens habe ich dabei so viel in Kopf, dass ich mich dann gar nicht mehr auf das konzentrieren kann, was eigentlich wichtig ist. Wenn ich eine kurze Pause einlege, dann nehme ich für einen Moment Abstand von der Arbeit, der mir richtig, richtig gut tut. Danach fließt die Kreativität wieder und ich kann mich wieder besser fokussieren. Auch wenn‘s irgendwie nicht zusammen passt: Pausen helfen mir, produktiv zu sein.

Und ein Eis ist dafür einfach perfekt. Die Pause ist zeitlich begrenzt, denn sonst schmilzt das Eis. Im Sommer findet man mich deshalb fast jeden Nachmittag an einer Eisdiele. Denn es ist nicht nur der Anlass für meine verdiente Pause, sondern auch noch verdammt lecker!
Ida
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Freitag, 03. Mai 2024
Mal wieder sehe ich auf Instagram Werbung von einem Online-Fitnesskurs. Geworben wird mit dem Satz: „Mit den zweiwöchigen Bauch-Beine-Po Workouts zum Beachbody.“ Abgebildet ist eine junge Frau mit Sixpack und muskulösen Beinen. Es ist klar, dass ihr Körper das Idealbild für den perfekten Beachbody sein soll und zeigt, wohin die zwei Wochen Training führen sollen.
Wenn ich sowas sehe, dann macht mich das ganz schön traurig.
Ich selbst habe das lange Zeit geglaubt. Es hat mich total unter Druck gesetzt, dass man laut solchen Werbungen nur mit einem Sixpack im Bikini am Strand liegen darf. Das hat mein ganzes Selbstbild geprägt. Vor dem Urlaub hab ich deshalb ganz viele Workouts gemacht. Und trotzdem hab ich mich am Strand immer noch nicht wohlgefühlt. Ja, ich hatte halt kein Sixpack.
Mittlerweile beeinflusst mich so eine Werbung zum Glück nicht mehr so sehr. Ich habe mir die Körper anderer Frauen am Strand mal angeschaut. Da hat keiner den Körper des Werbemodels. Cellulite, Speckrollen und Körperbehaarung gehören halt dazu und sind sowas von normal. Andere Frauen finde ich total schön und diese Sachen fallen mir bei ihnen gar nicht auf. Dass sie mit ihren Körpern keinen Bikini tragen dürfen, habe ich mir nie gedacht. Und deswegen sollte auch ich nicht so über meinen Körper urteilen. Deshalb ist meine Definition von Beachbody: ein Körper am Strand. Mehr nicht.
Ida
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Donnerstag, 02. Mai 2024
Griaß Gott, oder doch Gude? Ja, diese Frage stelle ich mir immer wieder. Ich bin im Schwobeländle aufgewachsen, lebe aber seit einigen Jahren in Frankfurt. Schwäbisch schwätz ich also seit meiner Kindheit, aber mittlerweile kann ich auch ein bisschen Hessisch babbeln.
Ich finde immer wieder krass, wie sehr sich für mich das Gefühl von Heimat innerhalb Deutschlands ändert. Mein Zuhause ist in erster Linie da, wo meine Freunde und meine Familie sind. Aber eben nicht nur das. Heimatgefühl hängt für mich auch viel mit der Kultur der Region zusammen und wie gut ich sie kenne. Weil ich jetzt seit einiger Zeit hier in Frankfurt lebe, kenne ich mich schon ganz gut mit Äppelwoi und Hessisch babbeln aus. Durch meine Freunde erlebe ich den hessischen Lifestyle halt jeden Tag und dann gehört‘s einfach dazu. Für mich fühlt es sich deshalb auch schon so ein bisschen wie Heimat an.
Aber trotzdem: Nichts geht über mein Heimatgefühl im Schwabenland. Denn da bin ich aufgewachsen. Ich kenne die Kultur rund um Bretzel, Griaß Gott und Ade wie keine andere. Und dabei fühle ich mich halt nicht nur als Beobachterin, so wie hier in Frankfurt, sondern als echter Teil davon. Ich bin einfach Schwäbin, es ist ein Teil meiner Identität und meines Erwachsenwerdens.
Und deswegen, egal wo es mich in Deutschland hin verschlagen wird: Sobald ich jemanden schwätze hör, dann fühlt sich das immer wie Heimat an.
Ida
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Mittwoch, 01. Mai 2024
Heute ist der Erste Mai und viele Leute haben deshalb frei. Früher bin ich an diesem Tag oft mit dem Bollerwagen spazieren gegangen, habe ausgelassen gefeiert und getrunken. Eine von vielen Traditionen an diesem Tag, wie außerdem zum Beispiel Maibäume aufstellen.
Aber wieso haben wir denn eigentlich wirklich frei? Der erste Mai ist der Tag der Arbeit. Der Tag im Jahr, an dem traditionellerweise Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für ihre Bedürfnisse einstehen können. Deshalb finden an diesem Tag auch immer große Demos der Gewerkschaften statt, die sich dann für bessere Arbeits- und Lohnbedingungen einsetzen. In der Vergangenheit konnten so schon voll viele wichtige Arbeitsrechte erkämpft werden und auch heute gibt es immer noch Ungerechtigkeiten, wie zum Beispiel der niedrige Lohn für Pflegekräfte.
Seit einiger Zeit gehe ich am ersten Mai deswegen immer demonstrieren. Ganz viele unterschiedliche Gruppen stehen dann gemeinsam solidarisch zusammen und kämpfen für mehr Gerechtigkeit. Denn ich habe verstanden, wie wichtig es ist, sich für faire Arbeitsbedingungen einzusetzen. Ich verbringe ja schließlich einen großen Teil meines Lebens mit Arbeiten. Deshalb ist dieser Tag genau dafür wichtig: für mich selbst einstehen und dafür kämpfen, dass ich es gut bei der Arbeit habe.
Ida
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Dienstag, 30. April 2024
Ich stehe mit einer guten Freundin vor dem Kino und möchte mich verabschieden. Da bricht sie plötzlich in Tränen aus und zittert am ganzen Körper. Ich bin geschockt und frage sie, was los ist? Sie erzählt mir, dass sie Angst hat, alleine nach Hause zu gehen. Weil da immer so ein Typ ist, der sie auch schon angesprochen hat. Sie fühlt sich so unwohl, wenn er nachts in der gleichen U-Bahn wie sie sitzt und sie und sie dabei anstarrt.
Ich merke, wie ich mich auch direkt unwohl fühle, denn ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Oft laufe ich nachts schnell und mit gezücktem Schlüssel zu meiner Haustüre und atme auf, wenn ich sie hinter mir zuziehe.

Meine Freundin ist ne mega Powerfrau und richtig confident. Aber in dieser Situation, sagt sie selber, verschwindet diese Stärke plötzlich und sie hat nur noch Angst. Vor einem Mann. Will er nur mit ihr reden? Wird er sie belästigen oder vielleicht sogar anfassen?
Ich frage mich, wie sowas möglich sein kann. Ich ärgere mich, dass wir uns auf unseren Straßen nicht sicher fühlen können und in Dunkeln Angst davor haben müssen, belästigt zu werden. Mich macht das wütend und ich bin es leid, immer wieder darüber sprechen zu müssen, weil sich nichts ändert.
An dem Abend hat meine Freundin bei mir geschlafen. Sie geht nicht mehr alleine nach Hause, sondern lässt sich begleiten oder schickt mir ihren Standort. Ich hoffe einfach, dass es irgendwann auch ohne geht.
Ida
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Montag, 29. April 2024
Skinny Jeans waren mal im Trend und ich hab die damals total gefeiert. Heute trage ich die nicht mehr so gerne und entscheide mich lieber für ne Baggy Jeans. Aber wieso eigentlich? Eben weil sie nicht mehr im Trend sind. Und Trends mache ich immer gerne mit. Wenn also in zwei Jahren wieder Skinny Jeans In wären, würde ich sie vermutlich tragen.
Irgendwie finde ich blöd, dass ich mich so von Trends lenken lasse. Weil ich deshalb gar nicht genau weiß, was ich eigentlich wirklich gut finde.

Das, was Menschen tragen, drückt häufig auch ihre Identität und das aus, was ihnen wichtig ist. Wir Christen tragen zum Beispiel oft eine Kreuzkette, queere Menschen vielleicht eine bunte Regenbogentasche. Aber nicht nur Symbole des Glaubens oder der Geschlechtsidentität, sondern auch zum Beispiel, welche Musik ich gerne höre oder welchen Sport ich feier, kann ich theoretisch mit meiner Kleidung ausdrücken.

Aber genau das fällt mir schwer. Und deswegen möchte ich das ändern. Dafür muss ich mir aber erstmal darüber bewusst werden, was mich ausmacht. Das ist ne ganz schön große Frage, die ich bestimmt auch immer anders beantworten werde. Aber vielleicht fang ich klein an. Was für Musik höre ich gerne, welche Charaktereigenschaften mag ich an mir? Ich weiß dann was mir wichtig ist und kann es mit meinem Outfit ausdrücken.
Ida
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Freitag, 23. Februar 2024
Ich bin Fan von einem Rapper und ich würde wahnsinnig gerne auf ein Konzert von ihm gehen. Deshalb habe ich mich in meinem Freundeskreis umgehört, ob jemand mitkommen möchte. Leider kann niemand und darüber bin ich traurig. Das würde jetzt ja heißen, dass die Aktion ins Wasser fällt. Weil alleine gehen trau ich mich ja nicht.
Ich habe mal überlegt, was mich zurückhält. Und ich glaube, das liegt daran, dass ich mich sonst bei sozialen Events ein bisschen beobachtet fühle. Ich denke dann oft, dass jeder Mensch um mich herum registriert: oha, die ist ja alleine unterwegs. Hat sie etwa keine Freunde? Aber mal ganz ehrlich: Wann denke ich das über andere Leute? Eigentlich nie. Ich registriere gar nicht groß, was jemand anderes in der Öffentlichkeit macht. Und wenn, dann denke ich mir eher: wie cool, dass du dich das traust! Ich glaube, so geht es Anderen auch.
Diese Sorgen sind eigentlich unnötig. Ich glaube kaum, dass sich irgendjemand bei nem Konzert darüber Gedanken macht. Alle wollen einfach die Musik genießen und schauen wahrscheinlich gar nicht rechts oder links.
Ich habe beschlossen, mir jetzt doch eine Karte zu kaufen. Und ich freu mich auch schon richtig drauf, einen Abend mit mir selbst und mit cooler Musik zu verbringen.
Ida
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Sonntag, 11. Februar 2024
Im Club, auf der WG-Party oder in der Bar: immer wieder treffe ich Menschen, die ich interessant finde. Am liebsten würde ich mit ihnen ins Gespräch kommen, aber oft traue ich mich einfach nicht, sie anzusprechen. Wenn diese eine Person keinen Bock auf mich hat, bin ich dann überhaupt cool? Einfach jemanden angesprochen habe ich deswegen noch gar nicht so oft. Ich möchte nicht, dass mich die Abweisung in meinem Selbstwertgefühl verletzt.
Ich glaube der Schlüssel, sich trotzdem zu trauen, ist sich in sich selbst sicher zu sein. Weil wenn ich von mir so richtig überzeugt bin, dann tut mir auch der Korb von einer Person nicht so weh. Ich weiß dann nämlich, dass ich natürlich trotzdem voll cool bin und es bei der anderen Person halt einfach nicht passt. Ein Nein, lässt mich dann auch nicht so krass an mir selbst zweifeln, weil ich meinen eigenen Wert nicht über die Bestätigung anderer Menschen definiere.
Puh, ich finde es gar nicht so leicht, da an mir zu arbeiten. Aber ich nehme mir fest vor, es beim nächsten Mal mit dem Ansprechen einfach mal zu probieren. Weil dann kann ich stolz auf mich sein, dass ich mich getraut hab. Und stolz auf mich sein pusht mein Selbstbewusstsein mega.
Ida
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Samstag, 10. Februar 2024
Ich sitze in einem Café und entdecke auf der anderen Straßenseite einen Laden mit dem Slogan „Kauf Dich glücklich“.
Hmmm, ganz schön plakativ oder? Sie versprechen, dass ihre Kundinnen und Kunden mit dem Kauf von Dingen glücklich werden. Ich bin irgendwie irritiert, weil damit wird ja vermittelt, dass mein Glück davon abhängt, was für neue Sachen ich mir kaufe.
Glück wird dadurch eigentlich zu einem Konsumgut, also zu etwas, was ich mir mit Geld kaufen kann. Und ich muss sagen, ich bin auch immer happy, wenn ich mir was Neues kaufe. Aber dieses Gefühl hält nicht lange an. Ich trage das Teil ein paar Mal und schon fühlt es sich nicht mehr neu und deshalb nicht mehr so besonders an.

Und das ist das Problem bei der ganzen Sache. Mit solchen Slogans wird mir versprochen, dass ich mit einem neuen T-Shirt so richtig glücklich werde.Im ersten Moment ist das auch so. Aber mein tiefstes Lebensglück kann ich nicht von Materiellem abhängig machen. Neue Dinge sind schön und gut, aber was mich lange zufrieden und glücklich macht, das sind Dinge, die ich mir nicht kaufen kann. Die Menschen um mich, meine Beziehungen und tolle Erfahrungen, die ich mit ihnen teilen kann.