Ida
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Freitag, 12. Juli 2024
Ich höre immer wieder: die 20er im Leben sollen so richtig wild, abenteuerlich und aufregend sein. Eigentlich ja total cool. Aber manchmal fühle ich mich dadurch auch ein bisschen unter Druck gesetzt. Die 20er müssen einfach toll werden, denn ab 30 sind mir ja wahrscheinlich andere Dinge im Leben wichtig wie zum Beispiel meine Karriere.
Ganz besonders setzt mich das unter Druck, wenn ich auf Social Media sehe, was andere Leute in meinem Alter so erleben. Dann passiert es schnell, dass ich meinen Lifestyle damit vergleiche und denke: oje, mein Leben ist nicht so aufregend wie das der anderen Leute. Hoffentlich verpasse ich nichts.
Aber ganz ehrlich: wer sagt denn bitte, dass ich nicht auch wilde 30er erleben kann? Und wer setzt den Maßstab, was abenteuerlich genug ist? Das bin ja in erster Linie ich. Und wenn ich am Samstag lieber bei mir auf der Couch chille, dann ist das auch ok. Es ist ja mein Leben. Das hängt weder vom Alter noch davon ab, was andere Leute machen. Und außerdem: das, was ich auf Social Media sehe, ist auch nur ein kleiner Ausschnitt. Ich bin mir sicher: auch diese Leute chillen mal samstags auf der Couch.
Ida
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Donnerstag, 11. Juli 2024
Eine Frau liegt auf einem öffentlichen Gehweg auf einer Yogamatte und schaut in den Himmel. Hä? Was macht die denn da? Das habe ich mich gefragt, als ich das vor Kurzem in einem Video gesehen hab. Herauskommt: die junge Frau macht Rejection Therapy, übersetzt „Ablehnungstherapie“. Sie erklärt, dass sie extra etwas Außergewöhnliches macht, um zu üben. Und zwar, mit der Ablehnung anderer Leute klarzukommen.
Das ist etwas, was ich auch kenne. Also nicht das auf der Yogamatte liegen, sondern die Angst vor der Ablehnung fremder Leute in der Öffentlichkeit. Deshalb muss ich mich zum Beispiel manchmal überwinden, fremde Leute anzusprechen. Ich habe dann Angst davor, dass sie irgendwas Blödes über mich denken.
Die junge Frau aus dem Video möchte eben genau das ändern. Sie bringt sich aktiv in Situationen, in denen sie weiß, dass sie vermutlich komisch angeschaut und auf eine Art abgelehnt wird. Sie hofft: wenn sie das oft erlebt, dann ist es irgendwann nicht mehr so schlimm. Konfrontationstherapie also. Sie will dadurch nicht mehr so viel Wert darauf legen, was Andere über sie denken.
Finde ich irgendwie echt cool. Es braucht ja sicher sehr viel Überwindung, das zu starten. Ich überlege mal: vielleicht ist Rejection Therapy ja auch was für mich.
Ida
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Mittwoch, 10. Juli 2024
„Lächel doch mal für mich“ oder „Zieh doch nicht so ein Gesicht“ sind zwei Beispiele von übergriffigen Sätzen. Die höre ich von Männern immer wieder. Die, die sowas zu mir sagen sexualisieren mich. Und ich soll ihnen dann ein gutes Gefühl dabei geben, indem ich sie anlächle. Auch wenn ich eigentlich gerade nicht lachen will und offensichtlich keine Lust auf sie habe.
Was ich auch manchmal höre: es liegt an meiner Kleidung, wenn ich sexualisiert werde. Ich bin also selbst daran schuld, nur weil ich meine Beine zeige. Und auch das ist einfach nur Bullshit. Natürlich kann ich in der Öffentlichkeit tragen, was ich möchte. Wenn mein Körper dann sexualisiert wird, dann liegt das nicht an mir. Mein Körper ist nämlich erstmal nur ein Körper. Dass manche Männer den dann zum Objekt machen, liegt an ihnen.
Ich hab diese Sätze schon lange satt. Deshalb hab ich gelernt, mich dagegen zu wehren. Wenn ich oder meine Freundinnen sowas erleben, dann sage ich, dass das nicht ok ist. Und was sowieso klar ist: ein Lächeln bekommt Mann dann erst recht nicht.
Ida
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Dienstag, 09. Juli 2024
Ich verbringe viel Zeit auf Social Media und folge auf Instagram vielen gesellschaftskritischen Accounts. Natürlich stehen besonders unter diesen Videos immer viele Kommentare. Leute geben ihren Senf dazu und das ist erstmal gut und gehört dazu, wenn man sich austauschen will. Mir fallen aber auch die vielen Hasskommentare auf. Die richten sich oft direkt gegen die Person, die das Video macht. Ich lese manchmal richtig schlimme Beleidigungen über das Aussehen der Person. Und das hat dann überhaupt nichts mehr mit dem Thema des Videos zutun. Das ist einfach nur purer Hate.
Hass im Netz ist ja leider nichts Neues. Ich habe aber das Gefühl, dass solche Kommentare in letzter Zeit irgendwie „normal“ geworden sind. Und das macht mir Sorgen. Ich frage mich, wieso man sowas überhaupt schreibt. Die Hemmschwelle, einen Hatekommentar zu tippen, ist wahrscheinlich viel niedriger als eine Person im echten Leben zu beleidigen. Der Bildschirm fühlt sich dann vermutlich an wie ein Schutzschild, das einen vor möglichen Konsequenzen schützt. Aber das stimmt nicht. Tatsächlich macht man sich auch mit Hatekommentaren manchmal strafbar.
Ich will nicht mehr, dass Hatekommentare auf Insta so viel Raum bekommen. Wenn ich was Schlimmes lese, antworte ich den Leuten. Und im Zweifel kann ich die User auch melden und dann hoffen, dass sie es nie wieder tun.
Ida
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Montag, 08. Juli 2024
Wann habt ihr eigentlich das letzte Mal einen Brief bekommen? Also bei mir ist es jetzt schon echt lange her. Dabei erinnere ich mich noch gut an das Gefühl, wenn einer für mich in der Post lag. Ich habe mich so richtig gefreut. Denn da hat sich jemand die Mühe gemacht, mir handschriftlich aus dem Leben zu erzählen. Ich war immer aufgeregt, ob vielleicht noch was anderes im Umschlag ist. Zum Beispiel eine schöne Karte, ein Blümchen oder Schokolade. Es war wie ein Geschenk, ohne dass ich Geburtstag hatte.
Und deswegen finde ich es richtig schade, dass kaum noch Briefe verschickt werden. Also klar, die schnelle Kommunikation ist für den Kontakt im Alltag total praktisch.
Aber manchmal einen Brief schreiben, das fände ich mal wieder schön. Da würde ich mich hinsetzen und mir so richtig Zeit nehmen. Überlegen, was ich dieser einen Freundin gerne erzählen möchte. Innehalten und mir diesen Moment nur für sie nehmen: Ich würde damit unsere Freundschaft schätzen, ohne dass wir zusammen sind.
Und genau das nehme ich mir vor. Nächsten Monat will ich mal wieder Briefe schreiben. Und wer weiß: vielleicht krieg ich dann ja auch wieder einen zurück.
Ida
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Sonntag, 05. Mai 2024
Nächste Woche, am 12. Mai, ist Muttertag. Und ich hätte es mal wieder fast vergessen. Bisher habe ich noch kein Geschenk, dabei ist mir dieser Tag eigentlich echt wichtig.
Ich höre häufig, dass Menschen sagen: Er ist wie der Valentinstag. Nur eine Erfindung der Industrie, um Blumen zu verkaufen. Und ja, vielleicht stimmt das auch. Aber mir ist das egal. Denn ich finde es toll, an einem festgelegten Tag im Jahr meiner Mutter zu zeigen, wie wichtig sie mir ist. Eigentlich müsste ich meine Mutter an jedem Tag im Jahr feiern, denn sie leistet so viel für mich. Im Alltag geht das aber oft unter. Deshalb finde ich es toll, dass ich mir am Muttertag bewusst Zeit dafür nehmen kann.
Ich werde ihr keine herzförmigen Pralinenschachteln kaufen oder Luftballons, auf denen „Alles Gute zum Muttertag“ steht. Mir ist es viel wichtiger, meiner Mutter etwas Persönliches zu schenken. Vielleicht Zeit, die wir gemeinsam verbringen werden. Oder einen Brief, in dem ich ihr in eigenen Worten sage, was sie mir bedeutet. Ich weiß noch nicht was, aber es soll von Herzen kommen.
Ich finde es einfach schön, mir an diesem Tag bewusst Zeit für sie zu nehmen. Und da braucht es auch nichts Materielles, denn es ist nur wichtig, dass ich ihr zeige, wie viel sie mir bedeutet.
Ida
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Samstag, 04. Mai 2024
Der Sommer kommt! Auf alles außer den Sonnenbrand freue ich mich schon sehr. Vor allem aber: aufs Schokoladeneis. Ich liebe es. Cremig und lecker in einer knusprigen Waffel.

Was ich aber besonders am Eisessen mag, ist die kleine süße Pause, die ich dafür einlege. Es lädt so richtig dazu ein, einen Moment irgendwo im Schatten zu chillen und durchzuatmen. Und genau diese Pausen sind so wichtig für mich und meinen Alltag. Oft fühle ich mich gestresst und renne von einer Sache zur nächsten. Meistens habe ich dabei so viel in Kopf, dass ich mich dann gar nicht mehr auf das konzentrieren kann, was eigentlich wichtig ist. Wenn ich eine kurze Pause einlege, dann nehme ich für einen Moment Abstand von der Arbeit, der mir richtig, richtig gut tut. Danach fließt die Kreativität wieder und ich kann mich wieder besser fokussieren. Auch wenn‘s irgendwie nicht zusammen passt: Pausen helfen mir, produktiv zu sein.

Und ein Eis ist dafür einfach perfekt. Die Pause ist zeitlich begrenzt, denn sonst schmilzt das Eis. Im Sommer findet man mich deshalb fast jeden Nachmittag an einer Eisdiele. Denn es ist nicht nur der Anlass für meine verdiente Pause, sondern auch noch verdammt lecker!
Ida
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Freitag, 03. Mai 2024
Mal wieder sehe ich auf Instagram Werbung von einem Online-Fitnesskurs. Geworben wird mit dem Satz: „Mit den zweiwöchigen Bauch-Beine-Po Workouts zum Beachbody.“ Abgebildet ist eine junge Frau mit Sixpack und muskulösen Beinen. Es ist klar, dass ihr Körper das Idealbild für den perfekten Beachbody sein soll und zeigt, wohin die zwei Wochen Training führen sollen.
Wenn ich sowas sehe, dann macht mich das ganz schön traurig.
Ich selbst habe das lange Zeit geglaubt. Es hat mich total unter Druck gesetzt, dass man laut solchen Werbungen nur mit einem Sixpack im Bikini am Strand liegen darf. Das hat mein ganzes Selbstbild geprägt. Vor dem Urlaub hab ich deshalb ganz viele Workouts gemacht. Und trotzdem hab ich mich am Strand immer noch nicht wohlgefühlt. Ja, ich hatte halt kein Sixpack.
Mittlerweile beeinflusst mich so eine Werbung zum Glück nicht mehr so sehr. Ich habe mir die Körper anderer Frauen am Strand mal angeschaut. Da hat keiner den Körper des Werbemodels. Cellulite, Speckrollen und Körperbehaarung gehören halt dazu und sind sowas von normal. Andere Frauen finde ich total schön und diese Sachen fallen mir bei ihnen gar nicht auf. Dass sie mit ihren Körpern keinen Bikini tragen dürfen, habe ich mir nie gedacht. Und deswegen sollte auch ich nicht so über meinen Körper urteilen. Deshalb ist meine Definition von Beachbody: ein Körper am Strand. Mehr nicht.
Ida
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Donnerstag, 02. Mai 2024
Griaß Gott, oder doch Gude? Ja, diese Frage stelle ich mir immer wieder. Ich bin im Schwobeländle aufgewachsen, lebe aber seit einigen Jahren in Frankfurt. Schwäbisch schwätz ich also seit meiner Kindheit, aber mittlerweile kann ich auch ein bisschen Hessisch babbeln.
Ich finde immer wieder krass, wie sehr sich für mich das Gefühl von Heimat innerhalb Deutschlands ändert. Mein Zuhause ist in erster Linie da, wo meine Freunde und meine Familie sind. Aber eben nicht nur das. Heimatgefühl hängt für mich auch viel mit der Kultur der Region zusammen und wie gut ich sie kenne. Weil ich jetzt seit einiger Zeit hier in Frankfurt lebe, kenne ich mich schon ganz gut mit Äppelwoi und Hessisch babbeln aus. Durch meine Freunde erlebe ich den hessischen Lifestyle halt jeden Tag und dann gehört‘s einfach dazu. Für mich fühlt es sich deshalb auch schon so ein bisschen wie Heimat an.
Aber trotzdem: Nichts geht über mein Heimatgefühl im Schwabenland. Denn da bin ich aufgewachsen. Ich kenne die Kultur rund um Bretzel, Griaß Gott und Ade wie keine andere. Und dabei fühle ich mich halt nicht nur als Beobachterin, so wie hier in Frankfurt, sondern als echter Teil davon. Ich bin einfach Schwäbin, es ist ein Teil meiner Identität und meines Erwachsenwerdens.
Und deswegen, egal wo es mich in Deutschland hin verschlagen wird: Sobald ich jemanden schwätze hör, dann fühlt sich das immer wie Heimat an.
Ida
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Mittwoch, 01. Mai 2024
Heute ist der Erste Mai und viele Leute haben deshalb frei. Früher bin ich an diesem Tag oft mit dem Bollerwagen spazieren gegangen, habe ausgelassen gefeiert und getrunken. Eine von vielen Traditionen an diesem Tag, wie außerdem zum Beispiel Maibäume aufstellen.
Aber wieso haben wir denn eigentlich wirklich frei? Der erste Mai ist der Tag der Arbeit. Der Tag im Jahr, an dem traditionellerweise Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für ihre Bedürfnisse einstehen können. Deshalb finden an diesem Tag auch immer große Demos der Gewerkschaften statt, die sich dann für bessere Arbeits- und Lohnbedingungen einsetzen. In der Vergangenheit konnten so schon voll viele wichtige Arbeitsrechte erkämpft werden und auch heute gibt es immer noch Ungerechtigkeiten, wie zum Beispiel der niedrige Lohn für Pflegekräfte.
Seit einiger Zeit gehe ich am ersten Mai deswegen immer demonstrieren. Ganz viele unterschiedliche Gruppen stehen dann gemeinsam solidarisch zusammen und kämpfen für mehr Gerechtigkeit. Denn ich habe verstanden, wie wichtig es ist, sich für faire Arbeitsbedingungen einzusetzen. Ich verbringe ja schließlich einen großen Teil meines Lebens mit Arbeiten. Deshalb ist dieser Tag genau dafür wichtig: für mich selbst einstehen und dafür kämpfen, dass ich es gut bei der Arbeit habe.