Elias
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Samstag, 05. Juni 2021
„Gib´ deinem Herzen eine zweite Chance.“
Mit diesem Spruch war ein Flyer überschrieben, der bei mir im Briefkasten lag. Denn heute ist der „Tag der Organspende“ – und genau darum ging´s auch in dem Flyer.
Ich selbst bin Organspender. Das bedeutet, dass ich mein Einverständnis dazu gegeben habe, mir zum Beispiel das Herz, eine Niere oder die Lunge entnehmen zu lassen, wenn ich sie nicht mehr brauche.
Sollte ich einen Unfall haben oder sonst irgendwas passieren, das ich mir gerade nicht näher vorstellen will, kann es sein, dass mein Gehirn nicht mehr funktioniert und das auch nie wieder wird. Das nennt man „irreversibler Hirnfunktionsausfall“ – mein Gehirn wäre dann quasi tot. Wenn aber dann meine Organe noch funktionieren, darf man sie mir entnehmen und jemandem einpflanzen, der sie zum Überleben braucht.
Für mich persönlich ist es gar keine Frage, ob ich meine Organe spenden würde, denn ganz ehrlich: wenn mein Gehirn tot ist, nützen die mir doch auch nichts mehr. Es war auch ganz einfach, Organspender zu werden. Ich habe nur online eine kostenlose Karte bestellt, dann ausgefüllt und sie in meinen Geldbeutel gesteckt.
Und alleine wegen der klitzekleinen Chance, dass eine Organspende nach meinem Tod irgendjemandem ein längeres Leben ermöglichen könnte, lohnt sich das für mich.
Elias
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Montag, 17. Mai 2021
Vor einigen Wochen hat die Glaubenskongregation in Rom geschrieben, dass sie die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ausdrücklich ablehnt. Diese Glaubenskongregation ist vereinfacht gesagt eine der wichtigsten Behörden im Vatikan, also dem Sitz des Papstes. Bei der katholischen Kirche in Deutschland kam das in vielen Fällen aber gar nicht so gut an. Es gab und gibt Protest, und einige Bischöfe, Priester und Kirchenmitglieder haben sich dafür ausgesprochen, auch weiterhin homosexuelle Paare zu segnen. Das find´ ich super!
Denn der Gott, an den ich glauben möchte, ist barmherzig und liebt alle Menschen gleich. Die Gemeinschaft der Christen ist für mich ein Raum, wo sich alle Menschen begegnen können, alle freundlich empfangen werden und niemand ausgeschlossen oder diskriminiert wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass genauso wie Gott keinen Unterschied zwischen Herkunft oder Hautfarbe macht, es ihm total egal ist, ob ich schwul, bi, trans oder hetero bin. Für mich steht fest, dass Gott mich genau so liebt, wie ich bin – und dass er mich nicht wegen meiner sexuellen Orientierung ausschließt.
Der Vatikan hat geschrieben: Gott „kann Sünde nicht segnen“. Aber ich frag´ mich: wie kann Liebe Sünde sein?
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Sonntag, 25. April 2021
Corona hier, Corona da – überall ist nur noch das Virus, seit über einem Jahr. Was hab´ ich für Stimmungsschwankungen mitgemacht: mal war ich voller Hoffnung und Motivation und mal lag ich drei Wochen nur im Bett und konnte mich zu gar nichts motivieren, weil ich die Hoffnung wieder aufgegeben hab´.
Mittlerweile gehört Corona zu meinem Alltag irgendwie dazu und ich habe das Gefühl, die Pandemie ist zwar da, aber ich sollte wieder so produktiv wie früher sein. Und das finde ich falsch. Denn auch wenn Corona schon lange da ist, ist es trotzdem noch eine Ausnahmesituation. Eine Situation, mit der ich halt nicht immer klarkomme und manchmal ohne irgendeinen Antrieb im Bett liege. Das ist zwar lästig, aber überhaupt nicht schlimm. Manchmal bin ich eben überfordert oder weiß nicht mehr weiter. Das ist vollkommen in Ordnung. Und zurzeit erst recht.
Das Wichtigste ist gerade für mich, dass ich nicht zerbreche. Also achte ich auf mich und nehme mir mal Zeit zum Durchatmen. Am meisten hat es mir aber gutgetan, als ich realisiert habe, dass ich ein genauso wertvoller Mensch bin, auch wenn ich manchmal nicht so viel leiste.
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Freitag, 23. April 2021
Manchmal fühlt es sich so an, als würde mich die Langeweile von innen auffressen. Gerade im letzten Jahr konnte ich so wenig machen, dass ich meistens an mein kleines Zimmer gebunden war. An einigen Tagen war das auch ein bisschen einsam.
Das klingt jetzt vielleicht banal, aber mir tut es gut, dann zu lesen. Also nicht irgendwo auf Instagram rumsurfen und die Captions lesen, sondern mal ein richtiges Buch in die Hand zu nehmen. Gute Geschichten schaffen es, dass ich mich nicht langweile, etwas zu tun habe und mich in eine neue, kleine Welt hineinstürzen kann.
Darum habe ich mir gerade heute, am offiziellen Welttag des Buches, vorgenommen, endlich ein paar neue Bücher zu besorgen, die mich interessieren. Denn das Lesen hilft mir wirklich, einfach alles um mich herum zu vergessen, weil ich mich voll und ganz auf die Geschichte konzentriere. Und für mich gibt es aktuell nichts Schöneres, als dem Corona-Alltag ein bisschen zu entkommen, wenn auch nur mit einem Buch – und nur für kurze Zeit.
Elias
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Montag, 19. April 2021
Auch 2021 wird wegen Corona ein schwieriges Jahr. Das dominiert die Nachrichten im Fernsehen und der Zeitung. Leider wird ganz oft vergessen, was neben Corona um uns herum so passiert, beispielsweise eine neue Welle von Flüchtlingen, die zurzeit auf den Kanarischen Inseln landen, praktisch in Spanien. Dort leben sie teilweise unter menschenunwürdigen Bedingungen oder werden direkt wieder abgeschoben.
Auch im Lager Lipa in Bosnien sind noch immer Menschen untergebracht. Das ist wie das Lager Moria auf Lesbos abgebrannt und die Grundversorgung der Menschen fehlt fast ganz. Es gibt nicht genug zu essen, kein sauberes oder warmes Wasser und auch keine richtigen sanitären Anlagen.
Während ich also fast nur Nachrichten von der Pandemie mitbekomme, sterben jeden Tag Menschen in Flüchtlingslagern an den Grenzen der Europäischen Union oder ertrinken im Mittelmeer. Und das darf nicht sein, denn alle Menschen haben das gleiche Recht auf ein gutes, ein sicheres und vor allem ein menschenwürdiges Leben.
Ich weiß, ich kann das Problem nicht lösen, aber ich kann darüber reden. Denn umso mehr Menschen darüber reden, desto mehr erfahren davon, wie sehr die Geflüchteten dort leiden, wie verzweifelt und hoffnungslos sie sind. Dann ist das Problem vielleicht irgendwann so präsent, wie es sein sollte. Und genau das muss passieren, dass endlich nach Lösungen gesucht wird.
Elias
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Freitag, 09. April 2021
Mir ging es in den letzten Monaten teilweise richtig schlecht. Größtenteils wegen Corona. Ich hab´ weniger Aufträge in meinem Beruf gekriegt, kann mich nur noch selten mit jemandem treffen und mein Handballtraining fällt jetzt schon eine ganze Weile aus. Das hat mir sehr zugesetzt. Es gab Tage, an denen ich einfach nicht mehr gewusst hab´, was ich aus meinem Leben machen soll und wirklich verzweifelt war. Ganz lange hab´ ich das in mich reingefressen und mit niemandem darüber geredet.
Irgendwann kam aber der Moment, an dem ich gemerkt habe, dass ich mich alleine gar nicht mehr aus dem riesigen Loch befreien kann, in das ich gefallen bin. Ich hab´ mir bei einer Beratungsstelle Hilfe gesucht. Und das hat mich weitergebracht, um mein Leben und meine Gedanken ein bisschen zu sortieren. Zum Beispiel habe ich mir wieder eine klare Tagesstruktur mit einem festen Plan gemacht.
Jetzt im Nachhinein bereue ich es, mir nicht früher Hilfe gesucht zu haben, beispielsweise von meinen Eltern, meinen besten Freunden oder eben bei einer professionellen Beratungsstelle.
Vielleicht finden das viele banal, aber ich hab´ gelernt, dass jedes Problem wichtig genug ist, um daran zu arbeiten. Und wenn ich etwas alleine nicht schaffe, ist es keine große Sache, mir Hilfe zu suchen – oder einfach mal mit anderen darüber zu reden. Sich davor zu drücken, hilft jedenfalls nicht.
Elias
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Samstag, 13. März 2021
Morgen, am Sonntag, den 14. März, sind Landtagswahlen in Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz. Da können alle, die älter als 18 sind, über die neue Regierung in ihrem Bundesland abstimmen. Ich bin froh, in einem Land wie Deutschland zu leben, einer Demokratie, in der ich frei, geheim und ohne Zwang meine Stimme an eine Partei geben kann. Ich halte genau das für ein großes Privileg, das ich nicht einfach verschenken sollte. Eine Demokratie lebt davon, dass alle Menschen mitbestimmen können und deshalb finde ich es so wichtig, wählen zu gehen. Wenn ich bereit bin, mich aktiv an einer Demokratie zu beteiligen, kann sich etwas verändern. Denn jede einzelne Stimme ist wichtig und jede Stimme zählt.
Vor fast 20 Jahren hat schon die Band „Die Ärzte“ gesungen: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär´ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“
Und genau deswegen geh´ ich wählen.
Elias
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Samstag, 13. Februar 2021
Da meine Freizeit in den letzten Monaten ein bisschen langweiliger geworden ist, habe ich ein altes Hobby von mir wieder aufgenommen. Ich baue Autos, Maschinen und andere coole Sachen mit Lego Technik. Das macht Spaß und ist gar nicht so schwer, weil man auf der Anleitung genau sehen kann, wie das Projekt am Ende aussehen soll, was es dann kann und welche einzelnen Schritte ich befolgen muss, damit alles reibungslos läuft.
So eine Anleitung würde ich mir manchmal auch für mein Leben wünschen. Gerade jetzt, wo es noch keine Impfung gegen das Virus gibt, lebe ich irgendwie nur so vor mich hin und weiß gar nicht, wo mein Leben hingehen soll, weil alles stillsteht. Aber so eine Anleitung gibt es halt nicht und es gehört einfach dazu, dass ich meinen eigenen Weg suchen muss und dabei ganz bestimmt einige Fehler mache oder zwischendurch falsch abbiege.
Auch wenn ich noch gar nicht weiß, wo mein Leben letztlich hingehen wird, habe ich als Christ zumindest durch die Geschichten in der Bibel Anhaltspunkte, was im Leben wichtig sein kann. Beispielsweise für andere da zu sein und das Leben nicht alleine, sondern in Gemeinschaft zu verbringen. So, wie es Jesus uns damals vorgelebt hat.
Denn letztendlich zählen die Menschen, mit denen ich mein Leben teile – und sie sind auch ein guter Faktor gegen Langeweile.
Elias
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Freitag, 12. Februar 2021
Vor ein paar Tagen habe ich meine Eltern besucht. Meine Mutter findet es immer total schön, wenn wir dann „Familienzeit“ miteinander verbringen. Dieses Mal haben wir uns alte Fotos und ein paar Videos aus meiner Kindheit angeschaut. Es war wirklich witzig zu sehen, wie ich damals aussah, vor allem, weil ich das irgendwie ganz anders in Erinnerung hatte. Mir ist ganz besonders aufgefallen, dass ich fast auf jedem Bild so breit in die Kamera grinse, dass man mein Gesicht locker auf der Kinderschokoladen-Tafel hätte abdrucken können.
Mittlerweile bin ich fast erwachsen und nicht mehr einfach so grundlos fröhlich und grummle an manchen Tagen einfach nur vor mich her. Aber irgendwie haben mich die Bilder zum Nachdenken gebracht. Ich glaube, umso älter ich geworden bin, umso stressiger, hektischer und verantwortungsvoller ist mein Leben geworden. Und irgendwann habe ich die grundlose Lebensfreude und Leichtigkeit aus meiner Kindheit verloren. Aber das möchte ich ändern und ab und zu das Kind wieder in mir entdecken. Zum Beispiel einen Abend lang mit meinen besten Freunden auf eine Wiese liegen und in den Himmel starren oder spontan im Sommer an den See fahren und einfach nicht darüber nachdenken, was am nächsten Tag so kommt. Denn genau diese kindliche Leichtigkeit von früher macht mich glücklich.
Elias
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Donnerstag, 11. Februar 2021
An manchen Tagen arbeite ich zwölf Stunden und kümmere mich hektisch um ein Projekt nach dem anderen. Ich kann von der Arbeit total schlecht abschalten und bin dann in einem richtigen Rausch. Wieder Zuhause angekommen mache ich noch die Wäsche, räume die Spülmaschine aus und sauge die Küche. Abends lasse ich mich dann fix und fertig ins Bett fallen. Das ist oft total stressig und ich wünsche mir manchmal jemanden, der mich aus so einem Tag, also aus so einem Trott, rettet.
Meine Freunde sind solche Retter: Sie sind immer für mich da, unterstützen mich bei meiner Arbeit, wenn es wieder zu viel wird, und zwingen mich aber auch dazu, einmal einen Tag nichts zu machen oder wenigstens nach der Arbeit abzuschalten. Beispielsweise, wenn sie mich in die Stadt einladen oder mit mir einen halben Tag mit Pizza vor dem Fernseher chillen. Und genau das hilft mir. Nicht nur, weil ich mich immer drauf verlassen kann, dass sie für mich da sind, sondern auch, weil sie mir immer die Kraft dazu geben, die Tage durchzuhalten, an denen halt mal 12 Stunden Arbeit auf mich warten.
Meine Freunde helfen mir, wo sie nur können – und das ist echt nicht selbstverständlich. Dafür bin ich ihnen dankbar, denn das ist das, was für mich echte Freunde auszeichnet: Dass wir immer füreinander da sind.