Sabine
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Freitag, 17. Dezember 2021
An Weihnachten gibt’s in meiner Familie den Brauch, immer einen Teller mehr auf den Tisch zu stellen, als Personen da sind. Wir machen das für den unerwarteten Gast, der vielleicht noch kommt. Und der darf sich dann gleich willkommen fühlen, als hätten wir auf ihn gewartet.
Und immer wenn ich dann den zusätzlichen Teller auf den Tisch stelle, muss ich daran denken, dass mir das selbst auch schon passiert ist. Ich bin selbst unerwarteter Gast gewesen. Ich wollte nur kurz meinen Müll wegbringen und zack, ist mir die Tür ins Schloss gefallen und ich hab mich ausgeschlossen! Ich musste auf meine Mitbewohner warten und weil’s draußen geregnet hat, hab ich nebenan geklingelt. Menschen, die ich vorher noch nie gesehen habe, haben mich zu sich reingelassen und ich hab mit ihnen dann ganz unerwartet zu Abend gegessen. Diese Menschen haben mich echt gerettet an dem Tag.
Und deswegen find ich diesen Brauch mit dem Teller echt schön. Nicht nur an Weihnachten! Und auch nicht nur weil ich es selber schon erfahren habe.
Der Brauch steht auch dafür, wie ich Mitmenschen begegnen möchte, nämlich gastfreundlich und hilfsbereit.