Anna R.
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Freitag, 05. November 2021
Vor der Bundestagswahl ist in meiner Familie ganz schön was los gewesen. Mit meinem Bruder und meinen Eltern haben wir zu viert einen Wahlabend veranstaltet und dabei alle Thesen des Wahl-O-Mats durchdiskutiert. Vom Klimawandel über außenpolitische Fragen bis hin zur Steuerpolitik. Es gab zwar viele Gemeinsamkeiten, aber in manchen Punkten sind wir uns einfach nicht einig geworden. Wir haben diskutiert und gestritten und manchmal einen Kompromiss gefunden.
Wenn das in meiner Kleinfamilie schon so schwierig ist; wie soll sich dann ein ganzes Land auf einen Kurs einigen? Genau vor dieser Herausforderung stehen ja auch die Parteien in Deutschland. Sie müssen sondieren, welche Politik mit wem und unter welchen Bedingungen machbar ist. Dabei ist klar: Es braucht Kompromisse. Keine Partei wird ihr Programm einfach durchziehen können – auch die nicht, die ich gewählt habe. Je länger ich darüber nachdenke, desto besser finde ich das aber. Kompromisse sind mühsam, ja. Ich muss zuhören und Rücksicht nehmen. Sie sind oft irgendwie unbefriedigend, weil ich immer auch zurückstecken muss. Aber am Ende sind sie die einzige Möglichkeit, wie ich mit anderen friedlich zusammenleben kann. Im Kleinen in der Familie. Und als Gesellschaft in einem Land.