Jule
Anhören
Montag, 22. Januar 2024
Tadao Ando ist ein berühmter japanischer Architekt. Am Anfang hab ich nicht verstanden, was an seinen Gebäuden so besonders sein soll. Alle sind aus Sichtbeton und sehr schlicht. Erst als ich mich länger damit beschäftigt habe, hab ich verstanden, worum es ihm geht.
Er lenkt den Fokus auf das Wesentliche. Zum Beispiel in seiner „Kirche des Lichts“. Um sie zu betreten, muss man erst mal einem Weg folgen. Dabei kann man sich besinnen und zur Ruhe kommen.
Wenn man in die Kirche reingeht, sieht man ein Kreuz aus Licht, das durch Schlitze in der Betonwand entsteht.
Tadao Ando sagt, dass das Licht die Herzen der Menschen verbindet. Und ich finde, das ist ein total schöner Gedanke. Das Kreuz, das für so viel steht: Es will den Menschen die Angst vor dem Tod nehmen und Hoffnung in schweren Zeiten schenken. Für mich ist es ein Symbol der Liebe und der Verbundenheit mit anderen Christen. Ich hab jetzt verstanden, dass Gebäude nicht unbedingt prunkvoll sein müssen. Sondern dass sie auch schön sein können, indem sie den Fokus auf die wesentlichen Dinge legen. So wie das Kreuz, das eigentlich an sich auch nur ein schlichtes Symbol ist, aber für mich viel Bedeutung hat und mir deshalb total wichtig ist. Manchmal muss man sich einfach erst auf Dinge einlassen, um sie zu verstehen.
Jule
Anhören
Sonntag, 14. Januar 2024
Als ich ein paar Tage frei hatte, waren wir auf so nem Platz, wo eine Band richtig nice Musik gespielt hat. Ich hab die Musik total gefühlt und hatte so Lust einfach abzudancen. Aber mehr als ein bisschen mit den Füßen gewippt hab ich nicht. Ich halt mich lieber zurück, weil ich nicht auffallen möchte und weil ich Angst hab, dass andere denken, dass ich total crazy bin.
Auf dem Platz war auch ne ältere Frau, die so richtig Spaß hatte. Sie hat ganz alleine getanzt und all ihre Moves rausgeholt. Ihr war es offensichtlich total egal, was die anderen denken.
Ich fand das cool und hab mir gedacht, ich wäre gern ein bisschen mehr wie sie, jetzt, aber auch wenn ich mal alt bin. Wahrscheinlich war ich nicht die Einzige, die ihren Mut gefeiert hat. Bestimmt ging es anderen auch so wie mir, dass sie gerne getanzt hätten, aber sich nicht getraut haben.
Ich glaub, wenn mehr von uns so mutig wie die ältere Frau gewesen wären, dann hätten wir einfach alle gemeinsam getanzt und Spaß gehabt. Manchmal braucht es einfach nur ein paar Leute, die den Anfang machen und sich trauen. Ich hab mir vorgenommen in Zukunft, öfter einer von ihnen zu sein.
Jule
Anhören
Samstag, 13. Januar 2024
Gott ist Drei in Eins. Vater, Sohn und heiliger Geist. „Dreifaltigkeit“ nennt sich das im Theologen-Deutsch.  Das war für mich früher schwer zu verstehen, wie er eins und gleichzeitig viele sein kann.
Bei mir hat‘s erst klick gemacht, als es mir jemand mit nem Beispiel erklärt hat. Und zwar ist es mit Gott wie mit Wasser.
Das Element Wasser kann ja auch drei verschiedene Formen annehmen: gefroren wie Eis, also fest, flüssig als Wasser und gasförmig als Dampf. Und in der jeweiligen Form wirkt es auch ganz unterschiedlich.
Auf Eis können wir zum Beispiel Schlittschuhlaufen gehen. Wasser trinken wir, damit wir am Leben bleiben. Und den Wasserdampf nutzen wir zum Entspannen in der Sauna oder zum Inhalieren, wenn wir krank sind.
Mit Gott ist das auch so. Er ist in seinen unterschiedlichen Formen eigentlich immer der gleiche. Aber trotzdem ist er unterschiedlich wirksam. Mir hat der Vergleich total geholfen, das besser zu verstehen. Ich glaub es ist so:
Als Gott der Vater – fest – trägt er mich durchs Leben. Als Jesus der Sohn - flüssig- stillt er meinen Durst nach Hoffnung. Und als heiliger Geist – gasförmig - ist er immer für mich da, auch wenn ich ihn nicht sehe.
Jule
Anhören
Sonntag, 19. November 2023
Warum gibt es eigentlich keinen Weltmännertag?
Oh doch, den gibt’s, nur viele wissen das nicht! Der internationale Männertag ist nämlich heute, am 19. November.
Heute wird auf Themen aufmerksam gemacht, die Männer betreffen. Männer werden gewürdigt und gefeiert, weil sie Väter sind und sich um ihre Kinder und ihre Familie kümmern. Auch ihre Arbeit, zum Beispiel in der Kirche, wird gewürdigt und, dass sie sich in vielen Bereichen für andere stark machen. Es wird über viele Fragen und Probleme gesprochen, die Männer in der Gesellschaft betreffen und wie geholfen werden kann. Zum Beispiel sind Männer statistisch gesehen anfälliger für eine Alkoholsucht und häufiger von Obdachlosigkeit betroffen als Frauen.
Außerdem hat der internationale Männertag das Ziel, dass sich alle Männer mit ihrer Gesundheit beschäftigen. Es werden Spendengelder zum Beispiel gegen Prostatakrebs oder Bluthochdruck gesammelt.
Ich find, das ist echt ne coole Sache, dass für solche Themen auch Raum geschaffen wird. Und gerade weil der Männertag auf wichtige Probleme aufmerksam macht, fände ich es toll, wenn er noch bekannter wird.
Jule
Anhören
Samstag, 18. November 2023
Wenn ich erzähl, dass ich Theologie studier, werd ich oft gefragt, wie ich zu Sex vor der Ehe stehe. Ich find, das sollte nicht die zentrale Frage sein. Viel wichtiger ist, ob man sich bereit dazu fühlt.
Ich glaub nämlich, dass Sex sowohl innerhalb als auch außerhalb der Ehe für viele sehr schön sein kann.
Aber es kann eben auch sehr verletzen, wenn man sich noch nicht bereit fühlt oder wenn man in einer toxischen Beziehung steckt.
Davor kann die Ehe auch nicht schützen und ich finde es wichtig, dass das nicht vergessen wird.
Auch wenn die Ehe einem Sicherheit geben soll, ist es eben nicht immer so. Deshalb finde ich, dass man viel mehr auf die eigenen Gefühle hören muss. Man sollte sich wohlfühlen und zu nichts drängen lassen.
Vor allem sollte man sich auch nicht dazu gezwungen fühlen, unbedingt möglichst früh oder direkt in der Hochzeitsnacht Sex zu haben.
Ich glaub, letztendlich weiß man, wenn man auf sein Bauchgefühl hört, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Jule
Anhören
Freitag, 03. November 2023
Ich war jetzt auch auf so nem „Schweige-Wochenende“.
Dort haben wir spirituelle Impulse bekommen und wurden dazu motiviert, über Gott nachzudenken und unsere Gottesbeziehung zu stärken.
Dabei haben wir fast die ganze Zeit geschwiegen, um nur bei uns und bei Gott zu sein. Am Ende des Wochenendes haben wir uns über unsere Erfahrungen ausgetauscht. Die anderen haben total positiv von ihren Erlebnissen mit Gott berichtet.
Ich fand das voll schön, dass sie gemerkt haben, dass sie Gott in der Stille besonders nah sind. Ich bin auch richtig zur Ruhe gekommen, aber näher zu Gott hat mich das leider nicht gebracht. Bei mir hat das irgendwie nicht funktioniert. Deshalb hab ich mich zuerst schlecht gefühlt, weil ich dachte, wenn das alle hinbekommen, muss ich das doch auch.
Ich hab dann überlegt, wo ich mich Gott nahe fühle und gemerkt, dass Gott für mich einfach nicht leise, sondern laut ist. Zum Beispiel wenn ich Musik höre oder Gespräche mit anderen führe. Ich find‘s schwierig zu erklären, wie sich das genau anfühlt, weil es so besonders ist, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Aber Musik und Begegnungen lösen in mir oft so das Gefühl aus, dass ich weiß: Gott ist bei mir.
Jule
Anhören
Donnerstag, 02. November 2023
Kennt ihr das, wenn ihr was Neues lernen sollt und es einfach nicht versteht?
So ging’s mir in einer Vorlesung. In meinem Kopf waren einfach nur Fragezeichen. Und je länger die Vorlesung ging, desto weniger hab ich verstanden. Eigentlich hätte ich mal den Prof fragen soll, ob er es besser erklärt. Aber ich hab’s nicht gemacht. Ich hab einfach Angst, dass dann die anderen denken, dass ich schwer von Begriff bin. So fühle ich mich in dem Moment nämlich.
Ich hab danach mit meinen Freunden darüber gesprochen und tatsächlich haben’s richtig viele nicht verstanden. Deshalb find ich’s voll erschreckend, dass niemand von uns sich getraut hat nachzufragen.
Ich find, wir denken zu viel darüber nach, was andere von uns halten. Dabei kann ich ja auch nur was Neues lernen, wenn ich Fragen stelle. Das nächste Mal will ich mutiger sein und meine Fragen stellen, weil nicht nur ich sondern auch andere davon profitieren können.
Jule
Anhören
Sonntag, 22. Oktober 2023
Gerade wenn ich neue Menschen kennenlerne, hab ich oft das Gefühl, ich bin zu laut, zu viel oder zu anders.
Oft halt ich mich deshalb ein bisschen zurück, obwohl mir das total schwerfällt. Ich hab einfach Angst, nicht gemocht zu werden. Es ist mir nämlich schon passiert, dass ich wegen meiner extrovertierten Art schräg angeschaut wurde, oder ich mich total fehl am Platz gefühlt hab.
Bei meinen Besties ist das anders. Wir kennen uns schon ewig. Sie wissen, wo meine Schwächen sind, sie lachen bei meinen schrägen Witzen und verzeihen mir, dass ich manchmal schneller rede, als ich denke.
Bei ihnen fühl ich mich voll aufgehoben, fast schon so, wie ich mich mit Gott fühl. Bei ihm gibt es auch kein zu viel oder zu anders. Ich weiß, dass ich einfach sein darf, wie ich bin, ohne dafür verurteilt zu werden. Vielleicht fühlen sich deshalb diese Freundschaften auch so besonders an.
Mir ist es wichtig, diese Freundschaften zu pfelgen, weil ich es nicht für selbstverständlich halte, so bedingungslos gemocht zu werden. Menschen, bei denen ich bin hier richtig.
Jule
Anhören
Samstag, 21. Oktober 2023
Steine, die Krebs heilen und Räucherstäbchen, die von Depressionen befreien. Damit werben ganz viele Firmen, und das finde ich richtig problematisch.
Denn diese falschen Versprechen führen dazu, dass verzweifelte, kranke Menschen richtig viel Geld dafür ausgeben und sogar ihre Medikamente absetzen.
Ich finde es schlimm, dass es Leute gibt, die die Verzweiflung von anderen ausnutzen. Ich weiß aber auch, wie viel Hoffnung einem der Glaube geben kann.
Ich glaube zwar nicht an Heilsteine, aber an Gott und finde es auch wichtig, dass es etwas gibt, woran ich mich festhalten kann. Das heißt aber nicht, dass ich deshalb die Naturwissenschaft oder die Medizin einfach ignoriere. Ich finde es sogar voll wichtig, dass man, selbst wenn man glaubt, medizinische Erkenntnisse ernst nimmt.
Ich finde auch, dass Glaube und Wissenschaft sich nicht gegenseitig ausschließen. Die Wissenschaft hilft, wo sie kann bei allen körperlichen und psychischen Beschwerden.
Der Glaube kann in schweren Zeiten unterstützen positiv zu bleiben und Hoffnung geben. Ich find es aber wichtig, dass einem bewusst bleibt, dass er kein Allheilmittel ist.
Jule
Anhören
Freitag, 20. Oktober 2023
Wie haben das eigentlich meine Eltern geschafft?
Beide haben gearbeitet, uns Kinder großgezogen, sie haben den Haushalt geschmissen und nebenher noch irgendwie Zeit für sich gefunden.
Ich hab noch keine Kinder, nur ne Miniwohnung und bin oft echt überfordert. Ich schaff es meistens gar nicht, den Überblick über all meine Aufgaben zu wahren und erst recht nicht, sie zu erledigen. Und wenn ich eine geschafft hab, warten gefühlt noch tausend andere.
Deshalb frag ich mich echt, wie meine Eltern das früher gemacht haben. Die hatten ja noch mehr Aufgaben als ich. Gefühlt hatten sie ihr Leben trotzdem im Griff.
Als ich noch daheim gewohnt hab, hab ich das oft gar nicht bemerkt und war sogar manchmal sauer, wenn nicht alles so lief, wie ich mir das vorgestellt habe. Jetzt kann ich irgendwie viel mehr wertschätzen, was sie alles geleistet haben. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass sie sich immer so toll um meinen Bruder und mich gekümmert haben, weil ich auch weiß, dass das gar nicht so selbstverständlich ist.