Elias
Anhören
Mittwoch, 10. Februar 2021
Bevor ich Zuhause ausgezogen bin, habe ich mich total oft mit meiner Mutter gestritten. Zum Beispiel, wenn ich aus der Schule eine schlechte Note mitgebracht hab´ oder mein Zimmer mal wieder nicht aufgeräumt. Ab und zu war es so schlimm, dass ich meine Mutter richtig gehasst habe oder sie einfach ein paar Tage ignoriert.
Mittlerweile ist das anders und wir verstehen uns ganz gut. Vielleicht auch, weil wir nicht mehr jeden Tag aufeinander hocken und ich in eine andere Stadt gezogen bin.
Mir ist aber auf jeden Fall klar geworden, dass egal, über was wir uns jemals gestritten haben, es meine Mutter immer nur gut mit mir gemeint hat. Auch wenn ich mit etwas nicht einverstanden war, wollte sie nur das Beste für mich. Im Nachhinein finde ich es nämlich zum Beispiel gar nicht so schlimm, dass sie mir mit 16 verboten hat, mich tätowieren zu lassen.
Auch wenn es heute noch kleine Meinungsverschiedenheiten zwischen uns gibt, betrachte ich alles ein wenig gelassener als früher. Ich bin nicht mehr sauer, ich bin dankbar. Für alles, was sie in meinem Leben für mich gemacht hat, weil das echt nicht selbstverständlich und leider nicht bei allen so ist.
Ich bin ihr dankbar, dass sie immer ein Auge auf mich hat und mich bedingungslos liebt. Denn ich weiß: egal, was auch passiert, ich kann immer zu meiner Mutter kommen, wenn ich Hilfe brauche.
Elias
Anhören
Dienstag, 09. Februar 2021
Ich hetze ganz oft von einer Situation zur nächsten: Während dem Frühstück fahren meine Gedanken schon zur Arbeit, dort angekommen denke ich an den Feierabend und den Haushalt und am Abend dreht sich dann alles um den kommenden Tag. Ich habe das Gefühl, dass ich ganz selten im Moment lebe, sondern nur über das nachdenke, was ich eigentlich schon hätte machen sollen. Das stresst mich mega.
Eine Arbeitskollegin hat mich auf „Achtsamkeitstraining“ aufmerksam gemacht. Irgendwie kommt das aus dem Buddhismus, im Christentum würde man wahrscheinlich meditieren dazu sagen, aber das kann auch unreligiös gesehen werden. Jedenfalls geht’s drum, dass ich die Natur ganz genau wahrnehmen, also alles genau betrachte und die Schönheit genießen soll. „Man sieht, hört und spürt“, hatte meine Kollegin gesagt, „Und man fühlt sich ruhig und friedlich, weil alles so sein darf, wie es ist“.
Ganz ehrlich: Ich hab´ das für total esoterischen Quatsch gehalten, aber ich habe es mal ausprobiert. Und das hat was gebracht! Ich bin einfach eine halbe Stunde spazieren gegangen, habe versucht, die ganze Natur in mir aufzusaugen und alles ganz genau anzugucken. Nach der halben Stunde hatte eigentlich keine Lust mehr, trotzdem mache ich das jetzt öfters. Denn dabei habe ich es geschafft, wirklich alles andere zu vergessen und nur den Moment zu genießen. Natürlich habe ich danach immer noch an alles gedacht, was die nächsten Tage noch so kommt, aber ich war viel entspannter und motivierter.
Elias
Anhören
Montag, 08. Februar 2021
Die Serie Scrubs rund um ein Team von jungen Ärzten ist meine absolute Lieblingsserie. Auch wenn sie schon etwas älter ist und ich bestimmt jede Folge mindestens fünf Mal gesehen habe, schaue ich immer wieder gerne rein. Vor allem, weil ich mich in den Hauptcharakter, John Dorian, manchmal total gut hineinversetzen kann.
In einer Folge macht er sich darüber Gedanken, wie andere ihn sehen und was er verbessern kann, damit er positiver wahrgenommen wird.
Mir geht es auch ganz oft so, dass ich versuche, den anderen gefallen zu wollen. Und dabei verliere ich dann ganz oft aus den Augen, wer ich eigentlich wirklich bin. Das macht mich manchmal traurig.
Vor allem, weil es doch echt egal ist, wie irgendwelche Leute auf der Straße oder entfernte Bekannte mich wahrnehmen.
Genau zu dem Schluss kommt auch John Dorian in einer Folge und sagt: „Mit mir ging es erst aufwärts, als ich mir keine Gedanken mehr darüber gemacht hab´, wie andere Leute mich sehen.“
Und ich glaube, genau damit hat er Recht: Ich bin ich – und das ist gut so. Es ist egal, wie andere mich sehen, denn wichtig sind sowieso nur die Menschen, die mich akzeptieren – auch mit allen meinen Ecken und Kanten. Denn ich bin einfach nur ich – und das ist gut genug.
Elias
Anhören
Samstag, 30. Januar 2021
Neulich habe ich auf meinen Bus gewartet und ein lautes Gespräch aus dem Wartehäuschen neben mir mitbekommen. Drei vielleicht 16-jährige Mädchen haben sich total über eine andere ausgelassen. Dass die zum Beispiel total weird sei, irgendwann auf einer Party sehr hart betrunken war und so weiter. Alles in allem ist die, über die gesprochen wurde, teilweise stark beleidigt worden und einfach nicht gut weggekommen.
Ich verstehe nicht, warum Menschen hinter dem Rücken von anderen reden oder welcher Kick dahintersteht. Für mich ist das, was da passiert ist, traurig und zeigt, dass jemand nicht genug Mumm hat, einer Person direkt die Meinung zu sagen.
Es gibt dieses Sprichwort: „Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“ Jesus hat in der Bibel etwas ähnliches gesagt. Und ich finde, das trifft voll zu. Niemand auf dieser Welt ist so perfekt, dass er oder sie das Recht hat, über andere herzuziehen.
Ich natürlich auch nicht.
Auch wenn ich mich mal tierisch über jemand aufrege, versuche ich, die Beleidigungs-Steine, die ich so auch gerne schmeißen würde, bei mir zu behalten und mit der Person zu sprechen. Vor allem mache ich das auch so, weil ich nicht möchte, dass hinter meinem Rücken über mich geredet wird. Deshalb mache ich es auch nicht bei anderen.
Elias
Anhören
Mittwoch, 27. Januar 2021
Heute vor genau 76 Jahren ist das Konzentrationslager Auschwitz befreit worden. In solchen Vernichtungslagern wie Auschwitz-Birkenau haben die Nationalsozialisten im Krieg um die sechs Millionen Juden getötet. Deshalb ist bei uns der 27. Januar der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
Ich finde es richtig, dass es solche Tage gibt und vor allem auch wichtig, dass ich mich an ihnen auch mit ihrem Thema beschäftige. Also, dass ich mir wieder vor Augen führe, zu welchen schrecklichen Taten Menschen fähig sind und was sich niemals wiederholen darf.
Gerade in letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass Fremdenfeindlichkeit und Rassismus wieder mehr Platz in unserer Gesellschaft finden – und dass der Holocaust, also die geplante Vernichtung von Juden, immer wieder klein geredet oder teilweise sogar relativiert wird. Und das darf nicht sein, denn in deutschen Lagern sind unglaublich viele Menschen ermordet worden – einzig und allein, weil sie Juden waren.
Die NS-Zeit ist ein dunkles Kapitel in der deutschen Geschichte, das für immer da sein wird. Und ich bin der Überzeugung, dass ich wie alle anderen auch meinen Beitrag dazu leisten sollte, die Geschehnisse nicht zu vergessen und zu helfen, dass so etwas nie wieder passiert. Beispielsweise indem ich wie jetzt von damals erzähle, indem ich mich gegen fremdenfeindliche Strömungen positioniere und vor allem, indem ich die zwei für mich im Leben wichtigsten Dinge lebe: Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe.
Elias
Anhören
Donnerstag, 14. Januar 2021
Ich hab´ das Gefühl, manchmal arbeite und mache ich, aber irgendwie scheint sich nichts zu verändern. Zum Beispiel als ich neulich umgezogen bin: Noch heute steht überall Zeug, das ich nicht wegräumen kann. Wenn ich dann noch viel auf der Arbeit zu tun habe, geht gar nichts mehr: Ich bin dann so im Stress und überlastet, dass ich abends ins Bett falle und es morgens fast gar nicht mehr heraus schaffe. Irgendwie erschlägt mich dann der Gedanke ans nicht Vorwärtskommen und ich komme mir vor wie so ein Hamster in seinem Rad.
Aber ich habe mittlerweile gelernt, dass es so nicht funktioniert. Wenn ich viel zu tun habe, zwinge ich mich jetzt, jeden Tag mindestens eine halbe Stunde komplett abzuschalten – also mich zum Beispiel ohne Handy, Fernseher und so weiter ins Bett legen. Einfach um die Gedanken kreisen zu lassen und runterzufahren. Das hilft mir und gibt mir neue Kraft.
Und mir ist auch klar geworden, dass ich mir in Zukunft eingestehen muss, dass ich einfach nicht alles auf einmal machen kann, was ich gern möchte. Wenn ich schon im Stress wegen dem Umzug bin, dann muss ich halt beispielsweise eine Woche das Handballtraining weglassen. Denn auch mein Tag hat nur 24 Stunden…
Elias
Anhören
Samstag, 02. Januar 2021
Wow – 2020 ging wirklich richtig schnell vorbei. Gefühlt habe ich erst gestern in Berlin mit meinen Freunden ins Jahr 2020 reingefeiert - und das ist jetzt auch schon wieder um. Wir haben 2021! Vor allem, wenn ich daran denke, was ich im letzten Jahr alles gemacht hab´, kommt es mir noch kürzer vor.
Ich hab´ nämlich irgendwie gar nichts gemacht. Ich war nicht im Urlaub, auf keinen interessanten Ausflügen, seltener mit meinen Freunden unterwegs und auch ab März nicht mehr feiern. Was für ein beschissenes Jahr. Einfach zum Vergessen. Und ich glaub´ auch nicht, dass die äußeren Einflüsse – also Corona und so weiter – dieses neue Jahr irgendwie besser machen. Auf die habe ich ja sowieso keinen Einfluss.
Aber mir ist klar geworden, dass ich zumindest eine Sache beeinflussen kann: Mich selber.
Für 2021 möchte ich mich mehr auf die Situation mit dem Virus einlassen, weniger unmotivierten Corona-Trübsal blasen und mich einfach wieder etwas mehr auf das Leben freuen.
Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, ob das irgendwie funktioniert und wie ich das anstellen soll. Aber ich will versuchen, mit einer positiven Haltung in dieses Jahr zu gehen. Denn nur wenn ich positiv bleibe, hat 2021 zumindest die Chance ein Jahr zu werden, dass ich nicht sofort wieder vergessen will.
Elias
Anhören
Mittwoch, 23. Dezember 2020
Die letzten Tage vor Weihnachten sind bei mir in der Familie richtig stressig: alle restlichen Geschenke müssen besorgt werden, man muss fürs Weihnachtsessen einkaufen, den Tannenbaum schmücken, Geschenke verpacken, am Heiligabend nochmal zur Tankstelle fahren, weil der Bruder das Geschenk für Oma vergessen hat, und so weiter.
Ich glaube, das geht vielen so ähnlich – nur vielleicht haben andere zuverlässigere Geschwister.
Bei mir bewirkt der ganze Stress, dass ich mich gar nicht richtig auf Weihnachten freuen kann und es dann auf einmal Heiligabend ist. Darum habe ich mir dieses Jahr vorgenommen, alles, wirklich alles, was ich noch zu tun habe, heute zu erledigen. Dafür brauche ich schon ein paar Stunden und es wird ein stressiger Tag, aber das bekomme ich schon hin. Und mein Bruder bekommt extra viele Erinnerungsnachrichten.
Denn für heute Abend habe ich ein festes Ziel: Ich möchte ganz entspannt auf meiner Couch liegen, wissen, dass ich alles für die nächsten Tage erledigt hab´ und dann einfach nur denken: „Ach schön, Morgen ist Weihnachten!“
Und am Heiligabend kann ich dann ohne Stress meinen Eltern beim Kochen und Tischdecken helfen und relaxed in den Abend starten. Ich glaube, das macht die Feiertage deutlich schöner. Also komm her, Heiligabend-To-Do-Liste, denn jetzt geht´s ans Abhaken.
Elias
Anhören
Donnerstag, 26. November 2020
Heute, wie jeden vierten Donnerstag im November, feiern die USA Thanksgiving. Da drüben ist das ein Nationalfeiertag und genauso wichtig wie Weihnachten, das kenne ich aus total vielen Hollywoodfilmen. Thanksgiving ist das wichtigste Familienfest in den Staaten, bei dem einmal im Jahr alle zusammenkommen und den Tag miteinander verbringen.
Beim Essen wird traditionell ein Gebet gesprochen, wo meistens alle sagen, für was sie im vergangenen Jahr dankbar sind. Das wird sicherlich dieses Jahr wegen der „besonderen Umstände“ vielleicht ein bisschen schwieriger, aber ich finde die Idee dahinter total cool.
Darum feiere ich mit meinen Freunden einfach eine Art eigenes Thanksgiving, auch wenn es in Deutschland sonst nicht gefeiert wird: Ich habe nämlich ganz oft das Gefühl, dass ich immer mehr Dinge für Selbstverständlich ansehe. Zum Beispiel, dass ich tolle Freunde habe, genug Geld zum Leben oder das Leitungswasser Zuhause trinken kann. Sowas vergesse ich leider viel zu oft. Und zusammen machen wir jetzt seit drei Jahren immer ein großes Essen und sagen uns dann am Ende, für was wir in unserem Leben und unserer Freundschaft dankbar sind.
Elias
Anhören
Dienstag, 27. Oktober 2020
Es ist noch gar nicht so lange her, als das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos lichterloh gebrannt hat! Mehr als 12.000 Menschen aus dem überfüllten Lager wurden bei dem Feuer obdachlos, die würden das Fußballstadion vom SC Freiburg zur Hälfte füllen.
Die ganze Sache wurde viel in den Medien diskutiert, einige Politiker haben sich bestürzt gezeigt und für die Flüchtlinge eingesetzt. Trotzdem hat sich für die meisten Geflüchteten auf Lesbos nichts verändert und fast kein Mitgliedstaat der Europäischen Union möchte jemanden bei sich aufnehmen. Das halte ich für nicht vertretbar.
Als Christ bin ich davon überzeugt, dass alle Menschen gleich wertvoll sind und von Gott gleich geliebt werden. Egal, welche Hautfarbe, welches Geburtsland oder welche Religion sie haben. Die Nächstenliebe ist ein wichtiger Teil für mich und mein Leben, denn Jesus meinte, dass wir unseren Nächsten so behandeln sollen, als wären wir es selbst.
Darum finde ich es traurig und falsch, dass so wenig unternommen wird, um diesen Leuten zu helfen. Viel kann ich selbst leider auch nicht machen, außer das Thema immer wieder in meinem Bekanntenkreis und auch öffentlich anzusprechen, weil es mir wichtig ist. Und vielleicht reden irgendwann genug Menschen darüber, sodass die Stimmen von der Politik gehört werden.
Denn ganz ehrlich: Für mich führt kein Weg daran vorbei, den Menschen auf Moria und Menschen in Not zu helfen. Denn da geht es einfach nur um eins: Um Menschlichkeit.