Carina
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Freitag, 26. Juli 2024
Seit zwei Jahren trage ich zu jeder Prüfung, die ich in der Uni hab, den gleichen Pulli. Es ist ein grüner Wollpulli mit Gänsen drauf. Auch im Sommer trag ich den, egal wie warm es ist. Der Grund: Ich glaub daran, dass mir dieser Pulli Glück bringt.
Anfangs hab ich es für eine Schwäche gehalten, an sowas zu glauben. Ich hab mich gefragt, ob das ein Zeichen dafür ist, dass ich mir nicht genug zutraue oder meine Fähigkeiten unterschätz. Dass ich quasi glauben würde, etwas von außen wie diesem Pulli könnte ich meine Noten verdanken.
In dem Kontext ist mir auf ein Mal bewusst geworden, dass ich meinen Glauben an Gott aber ja nicht so in Frage stelle, wie ich das bei dem Pulli mache. Obwohl Gott mich auch bestärkt und unterstützt. Wo ist da der Unterschied? Den Glauben an meinen Pulli würde ich eher als Aberglauben bezeichnen. Rational gesehen weiß ich, dass er mir wahrscheinlich kein Glück bringt.
Im Gegensatz zu Gott ist er nämlich ein Gegenstand und nichts, zu dem ich eine menschenähnliche Beziehung hab. Gott ist für mich wie ein guter Freund, dem ich meine Sorgen erzählen kann.
Gott und der Pulli sind also total verschieden. Aber beide helfen mir, an mich zu glauben, dass ich die Prüfungen schaffen werde. Und ich denk, manchmal ist Glaube etwas, das einem einfach guttut, auch wenn es irrational erscheinen mag.
Carina
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Donnerstag, 25. Juli 2024
Ich hab seit kurzem ein Sparkonto. Das hab ich eröffnet, um mir jeden Monat nen festen Betrag drauf zu überweisen und so bewusst zu sparen. Mein Ziel ist, das Geld in der Zukunft auch anzulegen.
Obwohl ich jetzt 23 bin, hab ich mir bisher kaum Gedanken über Geld gemacht. Nicht, weil ich reich bin und nicht aufs Geld achten muss, sondern weil ich nicht groß Lust hatte, mich damit auseinanderzusetzen. Für mich war das immer was für später, „wenn ich mal älter bin“.
Wo ich lang nicht drüber nachgedacht hab: Jetzt grade Geld zu haben und sich alles einigermaßen leisten zu können heißt nicht, dass das auch in Zukunft so sein wird. Ich musste dabei an die Schöpfungsgeschichte denken: Gott hat uns zum Beispiel die Pflanzen gegeben, damit wir von ihnen leben können. Er hat aber auch gesagt, dass wir gut auf sie achten müssen. Das macht ja auch irgendwie Sinn: Wenn ich mich z.B. nicht um meine Tomaten im Garten kümmere, kann ich auch nicht erwarten, was von ihnen ernten zu können. Geld ist in dem Sinn ja auch was, von dem ich lebe.
Ich find, dass es demnach meine Pflicht als Mensch ist, verantwortungsvoll mit meinem Geld umzugehen. Und zwar der Welt und mir gegenüber. Das heißt nicht, dass ich viel Geld anhäufen und im Überfluss leben soll. Aber eben auch nicht, mein Geld einfach zu verprassen oder nicht für die Zukunft vorzusorgen. Seit ich das so seh und mich mit dem Thema „Geld“ auseinandersetz, hab ich das Gefühl, dass ich dem Auftrag Gottes, auf mich und meine Ressourcen acht zu geben, ein bisschen gerechter werde.
Carina
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Mittwoch, 24. Juli 2024
„Ich muss gar nichts, außer sterben“. Das antwortet mein Papa immer im Spaß, wenn meine Geschwister oder ich ihn zu irgendwas zwingen wollen.
Auch wenn mein Papa diesen Spruch oft einfach so dahersagt: Das mit dem Tod ist ja eigentlich schon ne ernste Sache. Er gehört zum Leben dazu. Aber darüber nachdenken will man irgendwie auch nicht. Zumindest geht es mir so.
Ich hab, ehrlich gesagt, große Angst vor dem Tod. Vor allem vor einer Sache fürchte ich mich extrem: Dass man nicht davor weglaufen kann. Der Spruch von meinem Papa betont das ja auch nochmal besonders: Ich muss sterben, es wird passieren, und ich hab keinen Einfluss darauf.
Ich vermute, dass ich meiner Angst vor dem Tod nur begegnen kann, wenn ich meine Gedanken auf etwas Positives lenke. Bei uns im Christentum heißt es, dass man nach dem Tod ohne Schmerzen und Leid weiterlebt und all die Menschen wiedertrifft, die vor einem gegangen sind. Das stimmt mich auf jeden Fall hoffnungsvoll. Die Angst nehmen kann mir das aber noch nicht so richtig.
Ein Blick in die Bibel hat mir da gezeigt: am Abend vor seiner Kreuzigung, als er weiß, dass er sterben muss, hatte auch Jesus Angst vor dem Tod. Und wenn sogar Gottes Sohn gezweifelt hat, dann ist es doch nur menschlich, wenn ich das auch tue oder?
Carina
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Dienstag, 23. Juli 2024
„Kleider machen Leute“, das sagt man doch so. An diesen Spruch musste ich in letzter Zeit öfter denken. Seit einem Jahr probiere ich mich nämlich ein bisschen aus was Klamotten angeht. Und ich liebs, mit meinem Äußeren zu experimentieren und dabei auch in verschiedene Versionen von mir zu schlüpfen.
Was ich mich deshalb aber immer öfter frag: Stimmt es wirklich, dass Kleider Leute machen? Was machen bestimmte Klamotten damit, wie mich andere Leute wahrnehmen?
Ich selbst erwische mich oft dabei, wie ich Menschen danach beurteile, was sie anhaben. Das passiert ganz automatisch. Wenn ich den Charakter von einem Menschen noch nicht kenne, kann ich ja auch erstmal gar nichts anderes bewerten. Wenn ich bei anderen bestimmte Kleidung mit bestimmten Charaktereigenschaften verbinde, dann machen die anderen das bestimmt auch bei mir. Denkt jemand, ich bin oberflächlich, wenn ich mich schminke oder Nagellack trage? Oder ungepflegt, wenn ich mal mit fettigen Haaren vor die Tür geh? Nur, weil ich das, um ganz ehrlich zu sein, manchmal bei anderen denke?
In den letzten Jahren hab ich erst richtig gerafft, dass ich jedem Menschen mehr als eine Chance geben muss, damit sie mir zeigen können, wer sie wirklich sind. Und mich von Aussehen nicht so stark leiten zu lassen wie ich das früher manchmal gemacht hab. Ich hoff, dass die Menschen, denen ich begegne, auch so denken. Und dass sie merken, dass ich eigentlich ganz sympathisch bin, auch wenn ich nicht jeden Tag so rüberkomme.
Carina
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Montag, 22. Juli 2024
Ich oute mich jetzt mal: Ich war noch nie bei der Hautkrebsvorsorge. Jap, jetzt ist‘s raus. In meiner Familie war das bisher kein Thema. Erst durch Freunde hab ich mitbekommen, dass man das machen kann.
Für dieses Jahr hab ich mir vorgenommen, da mal hinzugehen. Spoiler: Ist natürlich noch nicht passiert. Ich hab bei drei verschiedenen Praxen angerufen, aber die nehmen entweder keine neuen Patienten mehr auf oder haben erst in nem halben Jahr wieder nen Termin frei. Das hat mich so frustriert, dass ich nicht noch bei anderen Ärzten angerufen hab.
Das Ding ist aber: Es ist ein mega Privileg, dass wir in Deutschland zur Vorsorge gehen können und die Krankenkasse das meistens sogar bezahlt. Eigentlich hat es auch nur Vorteile: Im besten Fall fühlt man sich danach beruhigt, weil alles in Ordnung ist. Im schlimmsten Fall hat man ne Krankheit früh erkannt, um sie dann behandeln zu können.
Ich find‘s darum voll wichtig, zur Vorsorge zu gehen, weil ich mir sonst immer Gedanken mach, ob nicht irgendwas schlimmes mit mir ist. Für mich hat das also auch was mit Selbstfürsorge zu tun. Ich will auf den Körper, den Gott mir gegeben hat, aufpassen und mich um ihn kümmern.
Bisher hat das mit dem Termin ja noch nicht geklappt. Ich hab aber weiter recherchiert, weil es mir wichtig ist, das zu machen. Und hab herausgefunden, dass es theoretisch möglich ist, die Hautkrebsvorsorge bei seinem Hausarzt zu machen. Drückt mir die Daumen, dass es klappt!
Carina
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Sonntag, 14. Juli 2024
„Wie geht’s dir denn?“ „Gut, und dir?“. Das antworte ich ganz automatisch, auch, wenn‘s mir nicht gut geht.
Im Alltag trage ich nämlich oft ne Maske. Weil ich Angst hab, dass es zu ner unangenehmen Situation kommt, wenn ich das ehrlich zugeb. Die Leute wissen dann nicht, wie sie drauf reagieren sollen. Und bemitleiden mich vielleicht. Dann muss ich die Sache wieder runterspielen und sagen, dass es doch nur halb so schlimm ist. Weil ich will ja nicht, dass sie sich wegen mir schlecht fühlen.
Vor zwei Jahren hatte ich Depressionen. Und da war nicht alles gut. Wie hätte ich da auf die Frage „Wie geht’s dir denn?“ ehrlich antworten sollen? Ich hab mich lange gefragt: KANN ich bei sowas überhaupt die Wahrheit sagen?
Die Antwort, die ich für mich gefunden hab, ist: Ja, kann ich – wenn ich der Person vertrau, mit der ich sprech. Und wenn die richtige Stimmung da ist, dass mehr bei rum kommen kann als bloß „mir geht’s nicht gut“.
Bei guten Freunden ist das der Fall. Die sind fester Teil meines Lebens. Bei denen kann ich ehrlich sagen wie’s mir geht. Die nehmen sich dann die Zeit, interessieren sich und hören mir zu. Bei lockeren Gesprächen mit Bekannten sag ich nicht immer die Wahrheit und find das auch ok. Denn bei denen ist eher nicht der Raum da, sich dann noch ausführlicher zu unterhalten und im Vertrauen miteinander zu reden. Da antworte ich einfach „Gut, und dir?“
Carina
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Samstag, 13. Juli 2024
Ich hab vor ein paar Wochen hier in nem Beitrag darüber gesprochen, dass ich gerne Sport machen würde, aber nicht weiß, was mir Spaß machen könnte. Es gibt Neuigkeiten: Seit über vier Wochen gehe ich ins Fitnessstudio - und es macht echt Bock.
Seit ich da hingeh, beschäftige ich mich aber auch mehr mit meinem Aussehen. In erster Linie wollte ich Sport machen, um Spaß zu haben und nen Ausgleich im Alltag. Aber sportlicher auszusehen wäre ja schon auch cool. Straffer Bauch und bisschen Muskeln an den Armen – warum nicht? Ich ertapp mich aber immer mehr, wie mich das unter Druck setzt, dass ich jetzt so und so aussehen will.
Ich hab kürzlich passend dazu ein Insta-Reel gesehen. Eine Frau in Sportoutfit zeigt ihr Sixpack und erzählt dann, dass sie dafür nie richtig trainiert hat – sie hat das Sixpack einfach schon immer. Ihre Message war, dass vieles auch mit Genetik zu tun hat.
Das hat mir die Augen geöffnet. Auch wenn ich noch nicht lange genug trainier, um jetzt schon groß Muskeln zu haben, will ich mich dran erinnern, gnädig mit meinem Körper umzugehen. Denn er bringt ganz individuelle Voraussetzungen mit: Der Stoffwechsel, die Fettverteilung, die Hormone… All das ist bei jedem anders und führt dazu, dass ich doch eigentlich gar nicht verlangen kann, dass mein Körper mal an bestimmten Stellen so und so dünn oder muskulös sein soll wie ich mir das jetzt grad vorstelle. Und mir geht’s ja auch viel mehr darum, sportlich zu sein. Und nicht unbedingt sportlich auszusehen.
Carina
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Samstag, 18. Mai 2024
In zwei Tagen muss ich eine zwölf-seitige Hausarbeit abgeben. Von diesen zwölf Seiten hab ich bisher noch keine einzige geschrieben. Nicht mal mit dem Recherchieren und dem Lesen bin ich ganz fertig.
Ob ich die Hausarbeit noch so hinbekomme, wie ich mir das vorgestellt hab, weiß ich nicht. Was ich aber weiß, ist, dass die nächsten beiden Tage seeehr anstrengend werden und ich sicher auch noch Nachtschichten schieben muss.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich viel zu spät mit etwas anfange und dann einen riesen Stress habe. Ich schiebe alles auf - gefühlt schon immer. Irgendwie brauch ich den Zeitdruck, um mit was loszulegen. Seit dem Studium kann ich mit diesem Druck aber auch immer schlechter umgehen. Vielleicht, weils jetzt wirklich um meine Zukunft geht und ich nicht „versagen“ möchte.
Ich glaub grad diese Angst vor dem Versagen ist komischerweise auch der Grund, warum ich Sachen aufschiebe. Ich mach mir selber den Druck, dass alles, was ich mache, perfekt werden muss. Weil ich weiß, dass das aber viel Arbeit bedeutet und anstrengend ist, fange ich dann gar nicht erst an. Hausarbeiten sind deshalb mein Endgegner: damit die gut werden, muss ich strukturiert vorgehen, den Überblick behalten und mir genug Zeit nehmen. Alles Dinge, die mir schwerfallen. Ich will lernen, dass es auch ok ist, wenn etwas nicht perfekt ist. Und dass es besser ist etwas nicht perfektes zu machen als gar nichts. Dafür muss ich mich aber erstmal trauen loszulegen.
Carina
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Freitag, 17. Mai 2024
Vor zwei Jahren war ich fünf Wochen lang in einer Klinik. Nicht, weil ich mir den Fuß gebrochen hatte oder weil ich da ein Praktikum gemacht hab, sondern weil ich Depressionen hatte.
Eine Depression ist eine psychische Krankheit, die man meist daran erkennt, dass jemand antriebslos ist und irgendwie die Lust am Leben verloren hat. Bei mir hat sich das vor allem durch ein Gefühl von innerer Leere gezeigt. Da war einfach… nichts mehr in mir, es hat sich angefühlt, als wär ich nicht mehr da. Das war ein richtig mieses Gefühl.
Woher eine Depression kommt, weiß die Wissenschaft nicht genau. Teilweise kann man auch ne genetische Veranlagung dazu haben. Bei mir hat bestimmt mit reingespielt, dass ich jahrelang sehr gestresst war und generell ne schwere Zeit hatte. Statistiken sagen, dass eigentlich jeder Mensch in seinem Leben mindestens eine depressive Verstimmung hat. Das ist dann nicht gleich eine Depression, sondern sozusagen die Vorstufe davon.
Wichtig ist, dass man dann weiß, was man tun kann. Das bedeutet, dass man vor allem herausfinden muss, was einem gut tut. Mir hat geholfen, mir bewusst Zeit für mich zu nehmen. Das hab ich davor viel zu wenig gemacht. Das wichtigste, was ich aus der Klinik für mich mitgenommen hab, ist, dass es nichts bringt, meine Gefühle zu unterdrücken. Gefühle sind nicht einfach so da, sondern haben immer einen Grund. Meinen Gefühlen kann ich am besten zuhören, wenn ich sie aufschreibe. Das ist meine Methode geworden, mit schlechten Tagen umzugehen.
Carina
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Donnerstag, 16. Mai 2024
Ich bin eine Overthinkerin. „Overthinking“ heißt so viel wie „zu viel nachdenken“. Bei mir sieht man das daran, dass ich mir über Kleinigkeiten stundenlang den Kopf zerbreche. Und meistens erkenn ich irgendwann, dass ich mir ganz umsonst Gedanken gemacht hab. Oft liegen die Dinge, über die ich nachdenk, sowieso in der Vergangenheit. Und was schon vorbei ist kann ich eh nicht mehr ändern.
Ein zweites „Talent“ von mir macht das ganze oft noch schlimmer: Ich bin nicht besonders gut darin, Gefühle und Meinungen von anderen richtig zu deuten. Grade der Tonfall, mit dem jemand was sagt, hat mich schon so oft dazu gebracht, dass ich overthinke. Ist mein Freund wütend? Oder kam das nur bei mir pampig an? Ich denk dann sofort, ich hab was falsch gemacht.
Es passiert schnell, dass ich von einem ersten, einfach Gedanken in eine Gedankenspirale rutsche und mich zum Beispiel irgendwann frage, ob mein Freund mich überhaupt noch liebt. Obwohl er ja nur einen Satz gesagt hat. Ich glaube, der Grund für mein ständiges Overthinking ist, dass ich manchmal nicht so selbstbewusst bin. Mir ist extrem wichtig, wie ich bei anderen Menschen ankomme. Deshalb bin ich schnell verunsichert, wenn ich eine Situation nicht ganz deuten kann. Ich denke dann, mein Verhalten hätte irgendwas bei dem andren ausgelöst, was aber eigentlich gar nicht so ist.
Mein Selbstvertrauen aufzubauen, geht nicht von heute auf morgen, das dauert. Ich denke aber, dass ich da schon auf einem ganz guten Weg bin. Ich muss aber auf jeden Fall noch verinnerlichen, dass das Wichtigste ist, was ICH über mich denke. Und nicht andere.