Carina
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Sonntag, 08. September 2024
Meine Freunde sind ziemlich Action-begeistert. Deshalb war schnell klar: Wir machen im Urlaub einen Surfkurs.
Ich war direkt ein bisschen skeptisch, zu viel Action ist echt nicht so meins. Aber ich wollt auch nicht sofort nein sagen, ohne es mal auszuprobieren. Am Anfang war ich noch voll motiviert. Aber nach einer halben Stunde im Wasser wusste ich, das wird nichts. Ich hatte extrem mit den Wellen zu kämpfen und wurde die ganze Zeit unter Wasser gespült. Auch das Aufstehen auf dem Board hab ich nicht wirklich hingekriegt.
Ich war sofort mega negativ in meinem Kopf und hab alles schlecht geredet. Am meisten hat mich geärgert, dass ich mir mit meinen Gedanken den Spaß am Surfen verdorben hab. Meine Freunde haben auch gestruggelt und waren trotzdem begeistert. Ich konnt meine negativen Gedanken aber einfach nicht loslassen.
Ich glaube, sie sind nicht daher gekommen, dass ich nicht so gut surfen konnte. Der Grund war eher, dass ich ungeduldig war und erwartet hab, dass es gleich funktioniert. Weniger Erwartungen zu haben, hätte mir bestimmt geholfen, nicht so negativ zu denken und mehr Spaß zu haben. Und wenn ich dann immer noch keinen Spaß am Surfen gehabt hätte, wärs auch voll ok gewesen.
Carina
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Samstag, 07. September 2024
Zwei Themen beschäftigen mich schon länger und ich glaub, ich hab sie noch nie zusammen in einem Satz erwähnt: Erwachsen-sein und Regenwürmer.
Wenn es geregnet hat und ich draußen unterwegs bin, kann ich nicht anders, als die ganzen Regenwürmer vom Gehweg auf die Seite zu tragen. Dabei hab ich richtig oft Angst davor, wie andere reagieren. Am meisten fürcht ich mich davor, dass die Leute mich für kindisch und nicht erwachsen halten. Manchmal warte ich deshalb ab, bis niemand in der Nähe ist.
Für mich sind auch Regenwürmer, Schnecken oder andere Tiere Geschöpfe Gottes, auf die man achten soll. Ich finde, ich hab kein Recht dazu, z.B. eine Spinne zu töten, nur weil sie irgendwo in meiner Wohnung rumkrabbelt. Sie tut mir ja nichts. Deshalb fang ich sie mit einem Glas und trag sie vor die Tür. Zu Hause sieht mich dabei allerdings keiner. Auf der Straße bei den Regenwürmern schon.
Wieso können Regenwürmer nicht auch ein Erwachsenen-Thema sein? Seit ich volljährig bin, hab ich gemerkt, dass ich mich besonders erwachsen fühle, wenn ich eine eigene Meinung vertrete und frei entscheiden kann, was ich machen möchte.
Eine feste Meinung hab ich schonmal: Regenwürmer sind wie Menschen auch Lebewesen. Deshalb würd ich's feiern, wenn ich noch andere sehen würde, die Regenwürmer retten. Und eine eigene, erwachsene Entscheidung kann ich auch treffen: Wenn ich Regenwürmer retten will, dann rette ich Regenwürmer. That's it.
Carina
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Freitag, 06. September 2024
Ich war letztes Wochenende seit Jahren mal wieder auf einem Konzert und es war der Hammer!
Um ehrlich zu sein war ich bisher der Meinung, dass sich Konzerte nicht so lohnen. Oft steht man weit hinten und kann die Band überhaupt nicht sehen. Ich dacht auch, dass die aufgenommene Musik eh viel bessere Qualität hat als die live.
Jetzt weiß ich, dass ich mich echt getäuscht hab. Ich muss dazusagen: Ich hatte Glück und stand ziemlich weit vorne, sodass ich alles erkennen konnte. Es war aber vor allem die Musik, die mich umgehauen hat. Ich konnte sie wirklich spüren, am ganzen Körper. Der Bass hat alles zum Vibrieren gebracht. Die Songtexte mit den Fans um mich herum laut mitzusingen hat mich die Inhalte nochmal ganz anders fühlen lassen. Der Sänger ist bei einem Song auch ins Publikum gekommen und ich stand einfach direkt neben ihm. Ihn so nah beim Singen zu erleben, war krass.
Mich hat's auch total berührt, die Emotionen der Bandmitglieder zu sehen, die man ja sonst eher nicht so mitbekommt. Am schönsten fand ich, wenn man sehen konnte, wie viel Spaß sie selbst an ihrer Musik hatten. Wenn sie bei manchen Passagen nicht mehr aufhören konnten, zu grinsen.
Mich hat das Konzert daran erinnert, dass Musik viel mehr ist als nur Töne, die man sich anhört. Sie ist intensiv und man spürt sie am ganzen Körper. Ich hab gemerkt, was mir ein Konzert gibt und freu mich schon aufs nächste.
Carina
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Donnerstag, 05. September 2024
Ich hab zugenommen. Auch wenn ich mich schon länger nicht mehr auf die Waage gestellt hab, merk ich das. Quasi alle meine Hosen sind zu eng geworden. Und meine Oberschenkel reiben beim Laufen viel mehr aneinander.
Ich hab eigentlich immer zu den Leuten gehört, die essen können was sie wollen. Mein Körper hat sich nie groß verändert, wofür ich immer sehr dankbar war. Das scheint jetzt nicht mehr der Fall zu sein. Das ganze Thema bedrückt mich an manchen Tagen sehr und ich bin hin- und hergerissen. Einerseits glaube ich, dass es normal ist, dass sich der Körper über die Zeit verändert. In manchen Lebensphasen hat man eben z.B. mehr Stress und nimmt deshalb zu oder ab. Ich möchte meinem Körper ja auch zugestehen können, dass er sich verändern darf. Weil das für mich zum Leben dazugehört.
Auf der anderen Seite muss ich mir aber eingestehen, dass mich mein Körper grade nicht happy macht und ich was gegen das Gewicht tun will. Was mich mit am meisten triggert, ist, dass ich nicht weiß, ob wirklich ich es bin, die mit meinem Körper Probleme hat. Oder ob ich mit Erwartungen auf meinen Körper schau, die ich von den Medien oder meiner Familie unbewusst mitbekommen hab.
Ich bin der Meinung, dass ich allein diejenige sein sollte, die über mein Leben und meine Ansichten entscheidet. Auch wenn das sicher leichter gesagt als getan ist, will ich versuchen, meine eigenen Ansichten mehr zu reflektieren und mich auch über das Thema informieren. Nur so kann ich entscheiden, wie ich damit umgehen möchte, dass ich zugenommen hab.
Carina
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Mittwoch, 04. September 2024
Ich hab ein neues Hobby gefunden: Fotografieren. Grade erst war ich mit Freunden in Portugal im Urlaub.
Meine Freunde haben da einen Surfkurs gemacht. Und weil sie als Erinnerung gerne Fotos haben wollten, hab ich sie an den Strand begleitet. Ein Kumpel aus der Gruppe hat mir seine Kamera geliehen. Und es war so cool! Ich hab mich mega professionell gefühlt mit dem Teleobjektiv, mit dem man nah ranzoomen kann. Den Dreh mit dem Scharfstellen und so hatte ich auch schnell raus.
Was mich überrascht hat: Obwohl die Surfstunden ziemlich lang gingen, ist mir am Strand nicht langweilig geworden. Ich war total aufs Wasser konzentriert. Ich wollte unbedingt den richtigen Moment abpassen, wenn meine Freunde die nächste Welle nehmen.
Dabei war ich die ganze Zeit hin- und hergerissen: Einerseits wollte ich keinen wichtigen Moment verpassen und hab versucht, alles gleichzeitig im Blick zu haben - sozusagen aus der Weitwinkel-Perspektive. Andererseits musste ich mir einzelne Menschen und Bewegungen ganz genau anschauen, um überhaupt entscheiden zu können, ob es sich lohnt sie zu fotografieren. Grade dadurch hatte ich aber das Gefühl, dass ich alles viel bewusster wahrnehmen konnte. Ich hab mich gefreut, wenn ich einen besonderen Augenblick festhalten konnte und geärgert, wenn ich zu spät dran war. Mir ist so klargeworden, wie schnell sich alles verändert und wie wichtig es ist präsent zu sein.
Carina
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Dienstag, 03. September 2024
Die meisten Menschen, die mir nah stehen, kann ich nicht regelmäßig sehen. Meine Familie wohnt 100 km entfernt und viele meiner Freunde sind auch nicht in der gleichen Stadt. Den meisten Kontakt hab ich mit denen übers Handy, vor allem über WhatsApp. Aber auch mit denen, die ich im Alltag oft treffe, tausch ich mich über Nachrichten aus. Früher hat man bei sowas telefoniert. Heute macht das fast keiner mehr. Wahrscheinlich, weil's nicht wirklich notwendig ist. Wegen einer Kleinigkeit immer gleich anrufen zu müssen, ist echt unpraktisch.
Manchmal schreibt man wegen einer anfänglichen Kleinigkeit aber dann doch ewig hin und her. Ich hab eine Freundin, die in so einem Fall gerne einfach direkt anruft. Nicht nur um mal kurz was zu besprechen. Sie klingelt auch mal so durch und fragt, wies mir geht. Oft überfordert mich das. Irgendwie bin ich's gar nicht gewohnt, dann sofort losquatschen zu müssen. Das ist ein Vorteil, wenn man miteinander schreibt: Man hat Zeit zum Überlegen. Das geht beim Telefonieren nicht. Aber seit ich diese Freundin kenne, merk ich immer wieder, wie schön telefonieren ist. Man hört die Stimme des anderen und bekommt Geräusche aus dem Hintergrund mit. Und das alles in Echtzeit, ohne Zeitverzögerung, ohne Überlegen. Das wirkt so viel echter.
Ich find's sehr cool, dass meine Freundin da so spontan ist und freu mich immer mega, wenn sie anruft. Vielleicht probier ich's demnächst selbst und klingel bei einer guten Freundin einfach auch mal durch.
Carina
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Montag, 02. September 2024
Ich bin ein Kegel-Talent! Na ja, sowas in der Art zumindest. Ich war vor kurzem mit Arbeitskollegen kegeln. Ganz ohne Erwartungen bin ich da hin. Und tadaa – ich war echt gut. Das krasse kommt jetzt aber erst noch: Es war mir peinlich, gut zu sein.
Immer wenn ich einen guten Wurf hatte, haben die anderen aus der Gruppe mir Komplimente gemacht. Ich konnt mich darüber aber nicht wirklich freuen, im Gegenteil. Ich bin eher still geworden und hab versucht, die Aufmerksamkeit von mir wegzulenken.
Ich konnt nicht damit umgehen, dass es so oft um mich ging. Denn meine Sorge war, dass ich abgehoben oder angeberisch rüberkomme, wenn man mir ansehen würde, dass ich mich über die Komplimente freue. Als Angeberin rüberzukommen wäre mir unangenehm.
Angeben bedeutet für mich, dass jemand unsicher ist und sich das nicht eingestehen kann. Dass derjenige sogar versucht, darüber hinwegzutäuschen, indem er immer sagt, wie toll er ist. An sich ist unsicher sein ja gar nichts Schlimmes. Aber es nicht zugeben zu können und überspielen zu wollen, find ich unehrlich. Eigentlich war ich ja auch gar nicht unsicher. Ich wollte nur nicht, dass es so rüberkommen könnte, als wär ich es und als würde ich deshalb angeben.
Im Nachhinein fand ich's schade, dass ich's nicht geschafft hab, das Lob und die Komplimente einfach zu genießen. Wenn mir Ehrlichkeit wichtig ist, hätte ich das machen müssen. Ich hoffe, nächstes Mal schaffe ich es, einfach anzuerkennen und anzunehmen, wenn ich in etwas gut bin.
Carina
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Freitag, 26. Juli 2024
Seit zwei Jahren trage ich zu jeder Prüfung, die ich in der Uni hab, den gleichen Pulli. Es ist ein grüner Wollpulli mit Gänsen drauf. Auch im Sommer trag ich den, egal wie warm es ist. Der Grund: Ich glaub daran, dass mir dieser Pulli Glück bringt.
Anfangs hab ich es für eine Schwäche gehalten, an sowas zu glauben. Ich hab mich gefragt, ob das ein Zeichen dafür ist, dass ich mir nicht genug zutraue oder meine Fähigkeiten unterschätz. Dass ich quasi glauben würde, etwas von außen wie diesem Pulli könnte ich meine Noten verdanken.
In dem Kontext ist mir auf ein Mal bewusst geworden, dass ich meinen Glauben an Gott aber ja nicht so in Frage stelle, wie ich das bei dem Pulli mache. Obwohl Gott mich auch bestärkt und unterstützt. Wo ist da der Unterschied? Den Glauben an meinen Pulli würde ich eher als Aberglauben bezeichnen. Rational gesehen weiß ich, dass er mir wahrscheinlich kein Glück bringt.
Im Gegensatz zu Gott ist er nämlich ein Gegenstand und nichts, zu dem ich eine menschenähnliche Beziehung hab. Gott ist für mich wie ein guter Freund, dem ich meine Sorgen erzählen kann.
Gott und der Pulli sind also total verschieden. Aber beide helfen mir, an mich zu glauben, dass ich die Prüfungen schaffen werde. Und ich denk, manchmal ist Glaube etwas, das einem einfach guttut, auch wenn es irrational erscheinen mag.
Carina
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Donnerstag, 25. Juli 2024
Ich hab seit kurzem ein Sparkonto. Das hab ich eröffnet, um mir jeden Monat nen festen Betrag drauf zu überweisen und so bewusst zu sparen. Mein Ziel ist, das Geld in der Zukunft auch anzulegen.
Obwohl ich jetzt 23 bin, hab ich mir bisher kaum Gedanken über Geld gemacht. Nicht, weil ich reich bin und nicht aufs Geld achten muss, sondern weil ich nicht groß Lust hatte, mich damit auseinanderzusetzen. Für mich war das immer was für später, „wenn ich mal älter bin“.
Wo ich lang nicht drüber nachgedacht hab: Jetzt grade Geld zu haben und sich alles einigermaßen leisten zu können heißt nicht, dass das auch in Zukunft so sein wird. Ich musste dabei an die Schöpfungsgeschichte denken: Gott hat uns zum Beispiel die Pflanzen gegeben, damit wir von ihnen leben können. Er hat aber auch gesagt, dass wir gut auf sie achten müssen. Das macht ja auch irgendwie Sinn: Wenn ich mich z.B. nicht um meine Tomaten im Garten kümmere, kann ich auch nicht erwarten, was von ihnen ernten zu können. Geld ist in dem Sinn ja auch was, von dem ich lebe.
Ich find, dass es demnach meine Pflicht als Mensch ist, verantwortungsvoll mit meinem Geld umzugehen. Und zwar der Welt und mir gegenüber. Das heißt nicht, dass ich viel Geld anhäufen und im Überfluss leben soll. Aber eben auch nicht, mein Geld einfach zu verprassen oder nicht für die Zukunft vorzusorgen. Seit ich das so seh und mich mit dem Thema „Geld“ auseinandersetz, hab ich das Gefühl, dass ich dem Auftrag Gottes, auf mich und meine Ressourcen acht zu geben, ein bisschen gerechter werde.
Carina
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Mittwoch, 24. Juli 2024
„Ich muss gar nichts, außer sterben“. Das antwortet mein Papa immer im Spaß, wenn meine Geschwister oder ich ihn zu irgendwas zwingen wollen.
Auch wenn mein Papa diesen Spruch oft einfach so dahersagt: Das mit dem Tod ist ja eigentlich schon ne ernste Sache. Er gehört zum Leben dazu. Aber darüber nachdenken will man irgendwie auch nicht. Zumindest geht es mir so.
Ich hab, ehrlich gesagt, große Angst vor dem Tod. Vor allem vor einer Sache fürchte ich mich extrem: Dass man nicht davor weglaufen kann. Der Spruch von meinem Papa betont das ja auch nochmal besonders: Ich muss sterben, es wird passieren, und ich hab keinen Einfluss darauf.
Ich vermute, dass ich meiner Angst vor dem Tod nur begegnen kann, wenn ich meine Gedanken auf etwas Positives lenke. Bei uns im Christentum heißt es, dass man nach dem Tod ohne Schmerzen und Leid weiterlebt und all die Menschen wiedertrifft, die vor einem gegangen sind. Das stimmt mich auf jeden Fall hoffnungsvoll. Die Angst nehmen kann mir das aber noch nicht so richtig.
Ein Blick in die Bibel hat mir da gezeigt: am Abend vor seiner Kreuzigung, als er weiß, dass er sterben muss, hatte auch Jesus Angst vor dem Tod. Und wenn sogar Gottes Sohn gezweifelt hat, dann ist es doch nur menschlich, wenn ich das auch tue oder?