Carina
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Donnerstag, 16. November 2023
Kennt ihr das Buch „Die Mitternachtsbibliothek“? Es geht darin um Nora, die keine Freude mehr am Leben hat. Als sie stirbt, landet sie nicht direkt im Himmel, sondern in einer Bibliothek. Hier findet sie raus, dass es Paralleluniversen gibt. Mit jedem Buch aus dieser Bibliothek kann Nora ein Leben besuchen, das sie in einem anderen Universum lebt. Und so schauen, ob sie in irgendeinem andren Leben vielleicht glücklicher wäre.
Seit ich das Buch gelesen hab, kann ich nicht mehr aufhören drüber nachzudenken: Wäre ich in einem anderen Leben glücklicher als jetzt grad?
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht einfach ein andres Leben haben wollen würde. Was würde das bringen? Selbst wenn ich da vielleicht erstmal glücklicher wäre als in meinem eigenen, glaube ich, dass ein solches Glück nur von kurzer Dauer wäre. Denn Noras Geschichte hat mir gezeigt, dass ich nicht einfach vor meinen Problemen davonlaufen kann. Selbst wenn ich ein anderes Leben beginne, bin ich ja noch der gleiche Mensch. Und ich denke, dass ich dann auf kurz oder lang wieder auf die gleichen Herausforderungen stoßen würde. Ich muss mich mit meinen Problemen auseinandersetzen. Wahrscheinlich kann ich so glücklicher werden. Und mal ganz ehrlich: Auch wenn manche Probleme schwer zu lösen sind, mag ich mein Leben eigentlich ganz gerne, so, wie es ist.
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Mittwoch, 15. November 2023
Ich fühle mich oft orientierungslos. Nicht nur auf der Straße, da brauch ich sogar in meiner Heimatstadt noch Google Maps, sondern manchmal auch im Leben. Grad hab ich zum Beispiel keinen Plan, wo‘s für mich so hingehen soll. Ich glaub, ich interessier mich für zu viele Dinge gleichzeitig.
Ich wünsch mir oft, dass ich weniger Dinge spannend finde und ich mich auf die voll konzentrieren könnte. Vielleicht wüsste ich dann auch eher, wo ich später mal arbeiten möchte. Ich finde zum Beispiel die Arbeit mit Kindern interessant, mag es für andere Menschen da zu sein, interessiere mich für Mode und Kunst und liebe es zu schreiben.
Wenn ich mich dann mit Menschen unterhalte, die scheinbar schon immer ein Ziel hatten und wissen, was sie vom Leben wollen, fühl ich mich mega unter Druck gesetzt. Ich hab das Gefühl, mich sofort für eine Sache entscheiden zu müssen. Mein Freund zum Beispiel, der wusste gefühlt schon immer, was er will. Aber muss ich das auch?
Mir ist dann bewusst geworden, dass ich eigentlich auch genau weiß, was ich will: Ich will mich ausprobieren. Und mich grade nicht auf eine Sache festlegen. Die Perspektive zu ändern hat mir geholfen, zu erkennen, dass ich gar nicht so orientierungslos bin wie ich dachte.
Carina
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Dienstag, 14. November 2023
Ich war mit meinem Freund im Urlaub in Tallinn, das ist die Hauptstadt von Estland. Als ich mir die Urlaubsfotos nochmal angeschaut hab, bin ich vor allem bei denen aus dem alten Olympiastadion hängen geblieben.
Das Stadion wurde für die Olympischen Spiele 1980 gebaut – und zwar von Russland. Denn Estland hat damals noch zur Sowjetunion gehört. Das Stadion ist eins der vielen Dinge, die an diese Zeit erinnern. Auch wenn es spannend war, dieses alte Gebäude zu besichtigen, ist es doch mit ner Zeit verbunden, die sehr schrecklich für die Menschen damals war. Sie wurden nämlich von Russland unterdrückt und in ihrer Freiheit eingeschränkt. Zum Beispiel hat der Kommunismus, den Russland versucht hat einzuführen, das Ausleben ihrer Religionen bekämpft. Es hat mich wütend gemacht, dass die Menschen damals so fremdbestimmt wurden. Es war für mich auch total widersprüchlich, dass ein Stadion, in dem die Menschen ja eigentlich Spaß haben sollen, gleichzeitig ein Symbol für diese Fremdbestimmung und Unterdrückung ist.
Heute steht das Stadion für zwei Dinge: Für eine Vergangenheit, in der die Menschen unterdrückt worden sind und für die Gegenwart, in der sie frei sein können. Damit das so bleibt, finde ich es wichtig, die Geschichte zu kennen. Und mich dafür einzusetzen, dass sich eine so schreckliche Zeit nicht wiederholt.
Carina
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Montag, 13. November 2023
Kennt ihr solche Tage, an denen gefühlt einfach alles schiefläuft? Ich hatte so nen Tag und bin echt fast verzweifelt. Ich war spät dran und hab erst am Bahnhof gemerkt, dass ich was Wichtiges zu Hause vergessen hab. Ich musste zurück und dann den nächsten Zug nehmen. Und auch sonst lief nichts wie geplant. Wenn sowas passiert, würd ich mich am liebsten direkt wieder im Bett verkriechen.
Als ich am Abend den Tag gedanklich nochmal durchgegangen bin, ist mir ein Satz von ner guten Freundin eingefallen. Sie hat mal gesagt, dass leben so ist wie Wellenreiten. Jeden Tag schwimmt man wie ein Surfer raus ins Meer und versucht sein Glück. An manchen Tagen kommen gar keine Wellen oder man fällt ständig ins Wasser und muss sich wieder an die Oberfläche kämpfen. Dann gibt’s aber auch Tage, wo‘s Wetter mega gut ist und man eine Welle nach der anderen nimmt, ohne runterzufallen.
Ich find dieser Vergleich zeigt echt gut, dass solche Tage einfach zum Leben dazugehören. Es kann nicht immer alles glattlaufen, schließlich sind wir nicht Gott und können das Wetter und die Wellen nicht beeinflussen. Wahrscheinlich müssen wir üben, die Wellen so zu nehmen, wie sie kommen. Und, uns nicht so schnell entmutigen zu lassen, wenn wir ins Wasser fallen. Vielleicht ist die nächste gute Welle grad schon hinter uns.
Carina
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Dienstag, 19. September 2023
In meinem Instafeed ist ein Zitat aufgeploppt: „Und im Zweifelsfall: einfach mal die Zweifel anzweifeln.“. Das hat mich voll angesprochen. Denn: Wenn mich eine Sache schon fast mein ganzes Leben begleitet, dann sind das Selbstzweifel. Ich trau mir zum Beispiel oft nicht zu, alleine Entscheidungen zu treffen. Das fängt schon bei ganz kleinen Dingen an wie einem Besuch im Restaurant. Hab ich mehr Lust auf Italienisch oder doch eher auf Sushi? Ich will mich immer absichern und lass dann lieber die andren entscheiden.
Das Problem ist, dass ich das bei großen Lebensentscheidungen auch oft so mach. Weil ich Angst hab, dass ich was falsch mach und davon die Konsequenzen tragen muss.
Natürlich hilft es, andere um Rat zu fragen, aber ich sollte mir mehr zutrauen, nach dem zu entscheiden, was ich möchte. Weil nur ICH wissen kann, was sich für mich richtig anfühlt. Ich werd versuchen, grad bei wichtigen Entscheidungen, mir in Ruhe aufzuschreiben, was dafür und dagegen spricht. Und dabei zu probieren, nicht an mögliche Konsequenzen zu denken.
Das Zitat hat mir das nochmal gezeigt. Und auch wenns mir schwerfällt, will ich mehr auf mein Bauchgefühl hören.
Carina
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Montag, 18. September 2023
Eigentlich dacht ich, ich werd nie wütend. Aber in letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass mich oft schon Kleinigkeiten so richtig nerven können. Zum Beispiel, wenn wir gleich gehen müssen und mich mein Freund dann ernsthaft fragt, warum ich so nen Stress mache. Es reicht also schon ein falsches Wort oder n‘ doofer Blick und ich bin mega sauer. Weil ich das so gar nicht von mir kenne, hab ich mal recherchiert, woran das liegen könnte. Ich bin dann auf nen Artikel über unterdrückte Wut gestoßen und hab mich total verstanden gefühlt.
Darin stand, dass viele Menschen schon seit ihrer Kindheit manche Gefühle unterdrücken. Vor allem negative wie die Wut, weil sie Angst haben, nicht mehr geliebt zu werden, wenn sie die zeigen. So geht’s mir auch oft. Wenn ich wütend bin, behalt ich deshalb meine Meinung lieber für mich. Die Message am Ende des Artikels fand ich richtig hilfreich. Darin stand, dass ich mich ruhig mal trauen kann, wütend zu sein, weil sich die Wut sonst anstaut. Und dass Wut sogar was Positives sein kann, weil ich andren so zeigen kann, wo meine Grenzen sind. Deshalb will ich jetzt einfach ehrlich sagen, wenn mich was wütend macht. Damit ich die Wut nicht die ganze Zeit mit mir rumtragen muss.
Carina
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Samstag, 09. September 2023
Ich bin grad total im Pflanzen-Fieber. Meine ganze Fensterbank steht voll mit Gläsern, in denen ich neue Ableger ziehe. Ich hab auch von meiner Lieblingspflanze, der Monstera, welche gemacht. Wirklich viel Hoffnung hatt ich da aber nicht, weil es bei der voll schwer sein soll. Deshalb war ich total erstaunt, wie guts geklappt hat. Schon nach einer Woche kam das erste neue Blatt und ich war mega happy, dass ich’s probiert hab.
Jeden Morgen hab ich sofort nach ihr geschaut und mich manchmal sogar dabei ertappt, wie ich mit ihr geredet hab. Ich hab sie dafür gelobt, wie toll sie wächst. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen verrückt, aber ich hab mich echt gefühlt wie ne Mutter, die stolz ist auf ihren kleinen „Sprössling“. Ich wollte, dass es ihr so gut wie möglich geht und hab deshalb gegoogelt, was sie so alles braucht. Man muss zum Beispiel auf den Standort achten und darauf, wie oft man sie gießen und düngen muss.
Früher hab ich’s immer für selbstverständlich gehalten, dass alles grün ist und wächst. Wenn ich mir jetzt aber anschau, wie sehr man sich um eine Pflanze kümmern muss, damit sie richtig wächst, ist das schon ein Wunder.
Carina
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Mittwoch, 06. September 2023
Ich hab mir auf Pinterest schon wieder Hochzeitskleider angeschaut. Obwohl ich gar nicht heirate. Ich musste dran denken, dass ich mir schon als Kind vorgestellt hab, wie meine Hochzeit mal sein wird und welches Kleid ich da tragen werde. Heiraten hat irgendwie immer zu meinem Lebensplan dazugehört, vielleicht, weil man’s halt einfach so macht.
Aber was ist, wenn ich nie jemandem begegne, den ich heiraten möchte? Ich hab erkannt, dass es sich für mich irgendwie falsch anfühlt, Pläne für ein Fest zu machen, von dem ich noch gar nicht weiß, ob es jemals stattfinden wird. Wenn ich heirate, dann ja nur, weil ich einen Menschen gefunden hab, mit dem ich feiern möchte, dass wir unser Leben zusammen verbringen.
Ich find es schon schön, an der Hochzeit ein großes Fest zu feiern, aber ich möcht mir erst Gedanken drüber machen wenns soweit ist.
Und auch wenn ich mir immer noch gerne auf Pinterest Bilder von Hochzeitskleidern anschau, wart ich mit dem Abspeichern noch ein bisschen.
Carina
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Freitag, 19. Mai 2023
Mir geht’s zur Zeit nicht so gut, wenn ich die neuesten Nachrichten checke. Ich hab oft den Eindruck, dass es nur noch schlechte Neuigkeiten gibt. Und da fühle ich mich dann immer ein bisschen hilflos. Dieses Gefühl nennt sich „Weltschmerz“. Da geht’s darum, dass man den Eindruck hat, nichts gegen die aktuellen Probleme in der Welt wie z.B. Armut oder den Klimawandel unternehmen zu können. Ich hab letztens mit ner Freundin darüber gesprochen, wie sie mit dem Gefühl umgeht. Und sie meinte, ihr hilft es oft schon, mit jemandem drüber zu reden. So kann sie sich den Weltschmerz n‘ bisschen von der Seele reden. Wir haben dann gemerkt, dass wir dabei sogar schon was bewegen können. Denn wenn ich darüber nachdenke und sprech, bleiben die wichtige Themen aktuell und ich kann durch den Austausch neue Perspektiven sehen. Man kann also schon viel kleiner anfangen und auf die Art den Weltschmerz ein bisschen weniger schmerzhaft machen. Die Sicht hat mir auf jeden Fall geholfen und ich hab mir vorgenommen, mich öfter mit Leuten über meinen Weltschmerz zu unterhalten. Vielleicht kann ich die dann sogar noch dazu bringen, sich mit den Problemen in der Welt auch unabhängig von unseren Gesprächen auseinanderzusetzen. Und wirklich was zu verändern. So können wir alle gemeinsam was gegen die Probleme in der Welt tun.