Lisa
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Mittwoch, 15. Juni 2022
„Oh schau mal eine Blume!“ Wenn ich mit meinem kleinen Neffen spazieren gehe, höre ich den Satz bei so ziemlich allen Blumen, an denen wir vorbeikommen. Er ist erst drei Jahre alt und freut sich wirklich über jede Kleinigkeit, die wir unterwegs sehen.
Oft entdeckt er Sachen, die mir nie aufgefallen wären. Er bleibt überall stehen und sieht dann die kleinste Ameise und hebt dauernd besonders geformte Steine oder Blätter auf. Ein Spaziergang mit ihm kann dementsprechend manchmal echt ganz schön lange dauern.
Das stört mich aber überhaupt nicht. Ich finde es total schön, dass ich durch meinen Neffen so viele kleine tolle Dinge sehen kann.
Schade eigentlich, dass ich seit ich erwachsen bin, so wenig auf die Natur achte, wenn ich draußen bin. Ohne meinen Neffen wäre ich nie auf die Idee gekommen einfach mal unterwegs stehen zu bleiben und zu schauen, was für Tiere ich auf dem Boden entdecken kann.
Inzwischen versuche ich auch wenn der Kleine nicht dabei ist, mir Zeit zu nehmen beim Spazieren meine Umgebung etwas genauer zu betrachten. Es gibt so viele schöne Dinge zu entdecken. Wäre doch schade, wenn ich daran einfach so vorbei gehe.
Lisa
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Montag, 13. Juni 2022
Es ist wieder so weit: Meine halbjährliche Ausmistaktion steht an. Zwei Mal im Jahr gehe ich alle Schränke, jede Schublade und jedes Regal in meiner Wohnung durch und schaue nach, ob ich das alles noch brauche. Oft bin ich dabei mehrere Tage beschäftigt. Aber ich freue mich jedes Mal richtig drauf!
Mir ist in den letzten Jahren nämlich eines bewusst geworden: Ich hab unglaublich viel Zeug und brauche das meiste davon nicht. Immer wieder finde ich Sachen beim Ausmisten, von denen ich gedacht hab, dass ich die ja bestimmt irgendwann mal noch verwenden kann. Am Ende liegen die dann aber doch wieder rum. Und das finde ich irgendwie schade, weil die Sachen sind ja nicht kaputt oder so, ich hab nur keine Verwendung dafür. Und deshalb miste ich sie dann aus.
Ich schmeiß die Sachen aber nie weg. Klar, wenn was kaputt ist wandert es auch bei mir in den Müll. Aber meine Klamotten spende ich zum Beispiel immer an Geflüchtete oder ans Frauenhaus. Die anderen Sachen stell ich in eine Flohmarkt-Gruppe auf Facebook.
Letztens hat sich eine Frau so unendlich über einen Spiegel gefreut, der bei mir schon bestimmt ein halbes Jahr in der Ecke stand. Sie hat schon lange genau so einen gesucht. Für mich hat sich das richtig gut angefühlt: Ich kann mit meinen alten Sachen, anderen eine richtige Freude bereiten.
Lisa
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Sonntag, 27. Februar 2022
Ich bin nicht so gern allein. Wenn ich manchmal von der Arbeit komme und noch niemand außer mir zuhause ist, mache ich mir deshalb das Radio an oder hör einen Podcast.
Ich mag es einfach nicht, wenn es total still um mich rum ist. Klar ab und an ist das auch mal okay. Aber oft fühle ich mich dann etwas einsam und versuche mich durch Input von außen abzulenken.
Umso beeindruckender finde ich, dass es Klöster gibt, in denen die Mönche und Nonnen tagelang schweigen. Für sie ist die Stille etwas Beruhigendes. Sie schweigen den ganzen Tag und sagen, dass sie dadurch viel mehr Zeit für sich und für Gott haben.
Für mich scheint es so, als ob die Mönche und Nonnen dadurch Kraft für ihr Leben gewinnen. Ich weiß nicht ob ich das auch wirklich kann, die Stille so für mich zu nutzen. Aber einen Versuch ist es wert. Vielleicht ist die Stille dann ja auch für mich etwas ganz Besonderes.
Lisa
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Freitag, 25. Februar 2022
Ein Kumpel von mir hat letztens gesagt, dass er in den nächsten 5 Jahren nur zwei Dinge erreichen will: Ein noch schnelleres Auto besitzen und richtig viel Kohle haben.
Das fand ich echt ne krasse Aussage. Wahrscheinlich hat mein Kumpel das nicht ganz ernst gemeint. Aber trotzdem hab ich mir dann auch Gedanken gemacht, was ich eigentlich in den nächsten paar Jahren so für Ziele habe. Und viel Kohle haben, steht für mich nicht an oberster Stelle.
Klar wünsche ich mir ein unbeschwertes Leben ohne Geldsorgen. Aber vielmehr wünsche ich mir eine Arbeit die mir Spaß macht, eine eigene Wohnung, die ich einrichten kann, wie sie mir gefällt und einen Freundeskreis, in dem ich mich wohl fühle. Das sind für mich die Dinge, die wirklich zählen. Geld ist mir nicht so wichtig. Wichtig ist mir, dass ich wirklich zufrieden bin mit meinem Leben und darauf arbeite ich hin.
Lisa
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Donnerstag, 24. Februar 2022
Meine Oma Erna ist vor kurzem 95 Jahre alt geworden. Fünfundneunzig. Ein ganz schön stolzes Alter, find ich. Eigentlich ist sie gar nicht meine Oma, sondern meine Uroma, ich bin also ihre Urenkelin. Sie hat aber nicht nur Urenkel, sondern durch das Kind von meiner Schwester auch Ur-Ur-Enkel. Das erleben nicht viele.
Die letzten Jahre war sie für ihr Alter wirklich noch sehr fit. Sie ist jeden Tag eine große Runde spazieren gelaufen. Seit ein paar Wochen geht das aber nicht mehr. Ihr geht es gesundheitlich immer schlechter und ich weiß, dass ihr Leben nicht mehr unendlich lange gehen wird.
Für mich als Urenkelin ist das natürlich traurig zu wissen, dass meine Oma Erna vielleicht nur noch ein paar Wochen oder Monate lebt.
Aber was mir bei dem Gedanken daran hilft, ist, dass ich darauf vertrauen kann, dass wir uns wiedersehen werden. Auch wenn ich vielleicht bald Abschied nehmen muss, glaube ich fest daran, dass es kein Abschied für immer ist.
Lisa
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Montag, 21. Februar 2022
Ich habe vor ein paar Wochen einen neuen Job angefangen. Die Stellenausschreibung hatte sich wirklich super angehört und ich hab mich unendlich gefreut, als ich die Zusage bekommen habe.
Nach meiner ersten Arbeitswoche musste ich dann aber feststellen, dass die neue Arbeit gar nicht so toll ist, wie ich dachte.
Für mich war die Situation total doof: Ich hatte mich so sehr auf den neuen Job gefreut und bin umso mehr enttäuscht. Ich hab lang überlegt, ob ich die Arbeit trotzdem weiter machen soll.
Ich habe mich dann aber entschlossen zu kündigen, auch wenn es mir echt schwergefallen ist. Es hat sich ein bisschen angefühlt, als wäre ich an der neuen Aufgabe gescheitert. Aber das ist vollkommen okay. Mir ist es wichtiger, dass ich glücklich bin mit dem was ich tue. Und da gehört auch dazu, dass ich mir selbst Fehler eingestehe. Das hat für mich so gar nichts mit Scheitern zu tun. Deshalb war die Entscheidung zu kündigen, für mich genau richtig.
Lisa
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Sonntag, 19. Dezember 2021
Bei mir in der Wohnung ist letztes Wochenende die Heizung ausgefallen. Ausgerechnet jetzt, wo es richtig kalt draußen ist. Als ich abends von der Arbeit kam, waren die einzelnen Zimmer schon total ausgekühlt.
Mein Vermieter hat dann gleich bei der Heizungsfirma angerufen. Aber die meinten nur, dass sie erst wieder unter der Woche Zeit hätten. Ich hab mich natürlich total geärgert.
Nachbarn und Freunde haben mir und meinen Mitbewohnern dann zum Glück ein paar Heizlüfter ausgeliehen. An dem Abend lag ich dann mit drei Decken und einer Wärmflasche in meinem leicht angewärmten Zimmer und hab Nachrichten geschaut.
Ich hab unter anderem Bilder von der polnischen Grenze gesehen, an der viele Flüchtlinge gerade bei Minusgraden in Zelten übernachten.
Ich habe mich als ich den Beitrag geschaut habe, ein wenig geschämt. Ich habe mich so sehr über die kaputte Heizung aufgeregt und mich geärgert, dass die Firma keine Zeit für die Reparatur hat. Manchmal vergesse ich total, wie gut es mir geht. Und vor allem: Schon am nächsten Tag hatte ich wieder eine funktionierende Heizung.!
ich sollte dankbarer sein für all den Luxus, den ich habe. Dann kann ich solche Situationen, wie die mit der Heizung, ein wenig gelassener sehen.
Lisa
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Donnerstag, 16. Dezember 2021
Ich musste letztens wieder an das Instagram-Video von Gil Ofarim denken, das viral gegangen ist. Er hat in dem Video erzählt, dass er in einem Hotel nicht einchecken durfte, weil er eine Davidsternkette um den Hals getragen hat.
Zwar ist inzwischen nicht ganz klar, ob die Geschichte so wirklich stimmt, aber irgendwie lässt sie mich nicht los. Ich trage selbst in meinem Alltag oft eine Kreuzkette um den Hals. Ich habe mir noch nie Gedanken machen müssen, ob ich dadurch diskriminiert oder beleidigt werden könnte. Im Gegenteil: Oft bekomme ich dafür sogar Komplimente. Ich trage meine Kette ganz offen, weil sie meinen Glauben symbolisiert und ich sie schön finde. Warum sollten das Juden nicht auch machen können?
Ich glaube, dass das wovon Gil Ofarim berichtet hat, durchaus heutzutage noch vorkommt in Deutschland. Viele Jüdinnen und Juden berichten von diskriminierenden Beleidigungen auf offener Straße, oder sogar von Gewaltangriffen, wenn sie ihren Glauben nach außen zeigen.
Für mich ist auf jeden Fall klar: Ich will wenn ich judenfeindliche Beleidigungen höre nicht schweigen, sondern zeigen, dass ich das nicht okay finde. Weil ich mir wünsche, dass es egal ist, ob an meiner Kette ein Kreuz oder ein Davidstern hängt.
Lisa
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Mittwoch, 15. Dezember 2021
Ich bin ein richtiger Weihnachtsfan. Schon im November fange ich an meine Wohnung mit Lichterketten und gebastelten Sternen weihnachtlich zu dekorieren. Ich nutze die Wochenenden dann zum Plätzchen backen und nehme mir zur Arbeit einen Früchtepunsch statt Tee mit.
Ich freue mich das ganze Jahr auf diese besondere Zeit. Die Vorweihnachtszeit hat für mich etwas Magisches und ich bin auch viel besser gelaunt.
Schade finde ich es, wenn Leute aus meinem Freundeskreis meine Vorfreude nicht teilen können, weil sie Weihnachten als stressig empfinden. Weil sie Geschenke besorgen, viel Geld ausgeben und Zeit mit Familienmitgliedern verbringen müssen, auf die sie keine Lust haben.
Klar, nicht jeder muss Weihnachten so sehr wie ich lieben. Ist vollkommen ok. Aber irgendwie auch schade.
Meine Familie und ich feiern schon seit ein paar Jahren nur noch im engsten Kreis und wir schenken einander auch nur Kleinigkeiten.
So entsteht weniger Stress für alle und wir können die Weihnachtszeit für schönere Dinge wie Adventsspaziergänge mit Glühwein, oder für gemeinsames Plätzchenbacken mit Oma nutzen. Der Weihnachtszauber besteht für mich in der schönen Zeit, die ich mit meinen Liebsten habe. Ich glaube, genau deshalb freue ich mich schon das ganze Jahr auf Weihnachten.
Lisa
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Montag, 13. Dezember 2021
Ich folge auf Instagram dem Hashtag Selbstliebe. Ich finde es echt spannend, die Beiträge unterschiedlichster Menschen mit ihren ganz verschiedenen Körpern anzuschauen.
Oftmals lese ich in den Beiträgen von jungen Frauen, die davon sprechen, dass sie ihren Körper wirklich lieben, auch die nicht ganz so schönen Seiten! Und dass sie sich dafür nicht schämen, wenn sie ihren nicht ganz so perfekten Body zeigen.
Ich bewundere dieses Selbstbewusstsein total. Ich kann das nicht.
Und Ich finde auch nicht, dass ich das unbedingt zeigen muss. Auch wenn mich das Wort “Selbstliebe” ganz schön unter Druck setzt. Mir fällt es schwer, morgens in den Spiegel zu schauen und überzeugt zu sagen, dass ich liebe was ich da sehe.
Aber auch wenn ich nicht von meinem Körper schwärme, steh ich zu ihm. Und komme mit ihm klar. Und wenn ich mich dann mal traue ein enges Kleid zu tragen, dann nicht weil ich vor Selbstliebe nur so strotze, sondern, weil ich es mir wert bin. Für mich ist mein Körper, trotz meiner Problemzönchen ein Geschenk.