Als kleines Kind hatte ich oft Angst im Dunkeln. Wenn ich nachts im Bett gelegen bin, habe ich ängstlich in die dunklen Ecken meines Kinderzimmers gestarrt: Lauert da vielleicht ein böses Monster neben meinem Kleiderschrank?
Heute bin ich erwachsen und trotzdem: Manchmal habe ich immer noch Angst im Dunkeln.
Wenn alles um mich herum dunkel ist, dann sehe ich nur noch meine Gedanken.
Mir kommen die schwierigen Sachen in den Sinn, die ich irgendwie hinkriegen muss. Am Tag machen sie mir keine großen Sorgen. Aber im Dunkeln werden sie plötzlich ganz groß. Sie kriegen so viel Macht, dass ich gar nicht mehr loskomme von dem, was ich denke. Meine Gedanken werden zu Monstern und machen mir Angst.
Als Kind habe ich nachts einfach schnell das Licht angemacht und in die Ecken geschaut. Dann konnte ich sehen: mein Zimmer ist monsterfrei. Aber wie mache ich in den dunklen Ecken meines Kopfes das Licht an?
Ich kann meine Ängste nicht einfach ausknipsen. Aber ich kann nachschauen, ob das, wovor ich Angst habe, wirklich zum Fürchten ist. Zum Beispiel die Präsentation morgen. Habe ich so was nicht schon oft gut gemeistert? Wenn ich das morgen geschafft habe, fühle ich mich besser, das weiß ich. Und da will ich hin.
In meinem Kopf wir es etwas heller. Meine Sorgen sind noch da. Aber sie sehen auf einmal viel harmloser aus.

 

 

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