Eine fremde Sprache, eine andere Währung und nur wenige Menschen, die Englisch sprechen. Ich bin allein mit dem Zug durch Rumänien unterwegs und versuch trotz einiger Sprachhindernisse vorwärtszukommen.
Am Hauptbahnhof angekommen frag ich ein junges Pärchen nach dem Weg. Zum Glück: Sie sprechen Englisch. Sie meinen, ich solle ihnen folgen. Sie müssten in dieselbe Richtung. Und dann geht alles super fix: Wir nehmen die Bahn, laufen links, laufen rechts, und so weiter… bis wir direkt vor meiner Unterkunft stehen. Wir sind gut 20 Minuten unterwegs und die beiden begleiten mich bis zur Tür. Ich bin sprachlos und nicht nur deshalb, denn
ungelogen: Das Ticket für Bus und Bahn durfte ich nicht einmal selbst bezahlen. „Hey, ist doch selbstverständlich,“ haben sie nur gesagt, „Du bist Gast in unserem Land! In deinem Land würdest du das auch für uns tun.“
Krass! Und gleichzeitig: Autsch! Weil würde ich das wirklich tun? Bis jetzt bin ich noch nie auf eine solche Idee gekommen. Aber die Beiden haben mir etwas Gutes getan. Es wäre ja irgendwie schade, wenn ich dieses Glück nur für mich behalten würde. Statt es weiterzugeben, zu teilen oder zu vermehren. Daher frage ich mich, was mich davon abhält, wenn ich hier in Deutschland jemand Fremden etwas von dieser Gastfreundschaft zurückzugebe? Nichts.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4742