In meinem Beruf schreibe ich viel. Das sind ganz unterschiedliche Texte: Arbeitsblätter für den Reli-Unterricht, Texte für Websiten, Ansprachen im Gottesdienst – und natürlich schreibe ich auch fürs Radio.
Obwohl das Schreiben mir viel Spaß macht, ist es auch ganz schön anstrengend. Oft habe ich dabei nämlich die Idee von einem perfekten Text vor Augen. Das führt dazu, dass ich die Sätze immer und immer wieder umstelle, an Formulierungen rumpfeile und dann doch wieder von vorne anfange. Weil ich mit dem Ergebnis nie zufrieden bin, werde ich auch nicht mit dem Schreiben fertig. Das ist frustrierend.
Den perfekten Text zu schreiben ist eigentlich unmöglich. Wie ein unerreichbares Ideal, eine Utopie.
Tatsächlich wird das, was ich beim Schreiben erlebe, in der Psychologie das Utopie-Syndrom genannt: Man setzt sich ein utopisches, also eigentlich unerreichbares Ziel und verhindert dadurch, dass man überhaupt vorankommt. Indem ich versuche, den perfekten Text zu schreiben, schreibe ich überhaupt keinen, vor allem nicht den, den ich schreiben könnte.
Natürlich ist es gut, sich hohe Ziele zu setzen. Visionen sind wichtig. Aber ich glaube, es kommt dabei auf das Maß an. Anstatt der Utopie von einem perfekten Text nachzujagen, den es nie geben wird, will ich zukünftig versuchen, das zu erreichen, was realistisch ist und was ich wirklich leisten kann.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4708