Wenn ich Besuch bekomme, räume ich meistens vorher auf. Ich merke dann immer, wie zugemüllt und staubig alles bei mir ist. Schnell schiebe ich alles weg, was man sieht. Es ist mir peinlich, wenn andere das sehen.
In mir drin ist es oft genauso chaotisch, wie in meinem Zimmer. Auch das soll am besten niemand sehen. Ich versuche manche Gedanken und Gefühle einfach wegzuräumen, bevor sie jemand entdeckt, z. B. wenn ich schlecht über eine Person denke oder mich selbst fertig mache.
Meine beste Freundin ist da ganz anders. Sie geht voll gelassen mit ihrer Unordnung um. Wenn Besuch kommt, versucht sie gar nicht erst ihr Chaos zu verstecken, sondern steht einfach dazu. Das bewundere ich an ihr.
Denn ich finde, meine Freundin mit ihrem sichtbaren Chaos viel ehrlicher als mich. Sie zeigt sich so wie sie ist. Ich hingegen verstelle mich. Äußerlich und innerlich.
Aber eigentlich verpasse ich dadurch die Chance, dass mir jemand mit meinen innerlichen Chaos helfen kann. Denn nur wenn ich meinen Freunden mein Chaos zeige und mit ihnen darüber spreche, kann ich anfangen es zu ordnen.
Eigentlich ist es mir ja voll wichtig ehrlich zu meinen Freunden zu sein. Daher möchte ich ihnen mein Chaos mehr zeigen.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4663