Vor kurzem habe ich meine Großeltern besucht und mal wieder länger mit ihnen geredet. Wir sind dann irgendwann auf politische Themen zu sprechen gekommen. Meine Oma hat von „den Asylanten“ gesprochen. Und davon, dass ihr der Islam Sorgen macht. Ich hab mich ein bisschen erschrocken. Den Begriff „Asylant“ kenne ich nur noch als abwertende Bezeichnung. Und ich glaube auch nicht, dass „der Islam“ an sich eine Bedrohung darstellt.
Ich hab gedacht: Wenn ich sie nicht kennen würde, dann würde ich jetzt wahrscheinlich denken, dass sie irgendwie „rechts“ sind und etwas gegen Geflüchtete haben. Ich weiß aber, dass das nicht der Fall ist. Ich kenne sie; sie sind tolle Menschen und wollen niemandem etwas Böses. Sie wissen einfach nicht, dass der Begriff schwierig ist und sie haben wahrscheinlich noch nie mit einem Muslim gesprochen. Ich denke deshalb: Es ist wichtig, dass ich mich auch bei Menschen, die ich nicht kenne, nicht bei der ersten Bemerkung gleich aufrege. Ich kann sie nicht einfach als „rechts-“ oder „linksextrem“ oder sonst was abstempeln. Das wird den meisten Menschen nicht gerecht. Und: Jeder verdient Raum zum Lernen. Und jemandem der ihm erklärt, warum eine bestimmte Ausdrucksweise schwierig ist. Oder ihm eine neue Sichtweise zeigt. So will ich es auch bei meinen Großeltern machen: Ihnen von meinen Begegnungen mit Muslimen erzählen. Und erklären, warum ich den Begriff „Asylant“ nicht verwende. Ganz unaufgeregt und mit Nachsicht. Weil ich selbst auch so von anderen behandelt werden will.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4573