Letztes Jahr bin ich umgezogen. Weil ich für meine Ausbildung ein Jahr im Ausland verbringe, wohne ich jetzt in Österreich. Österreich ist nicht das Ende der Welt, schon klar. Vieles ist ähnlich. Alle sprechen deutsch und die Kultur ist auch ähnlich; manchmal vergesse ich sogar, dass ich im Ausland bin. Aber eines ist natürlich ganz anders. Ich bin weg von meinen Freunden und Bekannten. Ich bin nicht besonders gut darin, Kontakt zu halten. Ich mag es nicht, über WhatsApp zu schreiben und ständig telefonieren finde ich auch nicht so toll. Wenn es etwas Wichtiges gibt, mache ich das natürlich schon. Aber sonst sitze ich lieber mit einer Tasse Kaffee und einer lieben Freundin zusammen und spreche von Angesicht zu Angesicht. Das geht jetzt für ein Jahr nicht. Aber ich hab mir überlegt, dass ich ab jetzt Postkarten schreibe. Nicht oft, sondern ab und zu. Und nicht mit dem üblichen: „Liebe Grüße aus XY, Deine Anna.“ Wenn ich an jemanden denke, setze ich mich hin und schreibe auf, was mir gerade durch den Kopf geht. So will ich zeigen: „Ich denke an Dich. Ich hab Dich nicht vergessen, auch wenn ich mich nicht jeden zweiten Tag über WhatsApp melde. Du bist mir wichtig.“ Ich glaube, meine Freunde verstehen das. Und vielleicht freuen sie sich ja auch, wenn sie mal wieder Post bekommen, so richtig auf Papier und mit Briefmarke. Ich freue mich auf jeden Fall, wenn ich sie in ein paar Monaten wiedersehe. Und darauf, bei einem Kaffee stundenlang zu erzählen, was alles passiert ist. Von Angesicht zu Angesicht.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4561