Ich weiß noch, dass meine Lehrer immer gesagt haben, dass ich zu still bin und mich zu selten melde. Deshalb sind meine mündlichen Noten immer schlechter als die schriftlichen gewesen. Ich mag es auch heute noch nicht, wenn ich spontan was sagen soll. Ich hab dann das Gefühl, ich mache mich verletzlich. Weil ich etwas von mir preisgebe, ohne es so richtig durchdacht zu haben. Und die anderen könnten mich dann missverstehen. Die wirklich guten Ideen kommen mir, wenn ich allein eine Zeit lang darüber nachgedacht habe. Oft finde ich, dass die anderen mir die Zeit nicht lassen, die ich brauche, wenn ich richtig nachdenken will. Wenn in der Schule oder auf der Arbeit mal ein schnelles Brainstorming gemacht werden soll, dann heißt es: „Los, was fällt Dir ein? Jetzt!“. Klar ist es eine Stärke, wenn man das kann: Ohne Scheu und frei heraus sagen, was einem einfällt. Und auf Knopfdruck kreativ sein.
Ich glaube aber, dass es viele Menschen gibt, denen es ähnlich geht wie mir. Die lieber allein arbeiten und etwas durchdenken, bevor sie es anderen sagen.
Und ich glaube, dass die Gedanken dieser Menschen wichtig sind. Wenn nur Zeit für die Schnellen und Lauten ist, geht die Hälfte aller Gedanken verloren. Weil mir das wichtig ist, will ich mich auf der Arbeit dafür einsetzen, dass alle gehört werden, wenn wir im Team arbeiten. Auch die Stillen. Dafür, dass jeder Zeit zum Nachdenken bekommt und in Ruhe seine Einfälle vorstellen kann. Damit kein Gedanke verloren geht.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4550