Ich liebe es in einem gemütlichen Café zu sitzen und den Menschen draußen zuzuschauen. Da ist die eine Frau mit ihrem kleinen Kind. Sie schaut ärgerlich. Ist sie vielleicht alleinerziehend? Da ist ein Mann mit einem Fahrrad und einer schon halb kaputten Plastiktüte. Er schaut in einen Mülleimer. Der ist bestimmt obdachlos. Er sieht auch so aus, als ob er ein Problem mit Alkohol hätte.
Ich ertappe mich in solchen Situationen, dass ich sehr schnell andere Menschen beurteile. Weil ich manchmal denke: Ich weiß es besser.
Mir fällt auf: von außen betrachtet, wirkt alles viel einfacher und eindeutiger.
So als würde man ein Labyrinth von oben aus „der Vogelperspektive“ sehen. Man sieht die Umwege, die Sackgassen, durch die jemand läuft. Und man könnte ganz leicht diesem Menschen erklären, wie er da rauskommt.
Bei anderen fällt mir das leicht. Aber bei mir? Wie oft mache ich was falsch, oder weiß nicht mehr, wie ich z.B. aus einem Streit wieder raus komme?
Eigentlich ist man selber mittendrin.
Für mich persönlich ist diese Vogelperspektive der Blick Gottes. Ich glaube daran, dass Gott mich sieht und zu jeder Zeit weiß, was das Richtige für mich ist. Er zeigt es mir auch. Manchmal durch den Rat anderer Menschen, manchmal in einer ruhigen Minute wird es mir plötzlich klar. Es ist nur die Frage, ob ich auch hinhöre und es mir zeigen lasse.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4542