Vor kurzem bin ich bei der Familie meines Freundes zu Besuch gewesen. An einem Tag hat sich die ganze Verwandtschaft getroffen. Die Großeltern, Tanten und Onkel und 16 Enkel – und alles ganz unterschiedliche Menschen. Manche zum Beispiel super katholisch und andere, die mit der Kirche überhaupt nichts anfangen können. Einige sind politisch konservativ und ein paar sehr links eingestellt. Zwei Veganer, ein Vegetarier und so mancher überzeugte Fleischesser. Für mich ist es spannend gewesen, dabei zu sein und zu sehen, wie alle miteinander leben. Ich hab mich bei mancher Auseinandersetzung gefragt, ob diese Menschen sich auch treffen würden, wenn sie nicht miteinander verwandt wären. Ob sie befreundet wären. Und ob sie sich überhaupt mögen würden. Ich bin mir da gar nicht so sicher. Wenn ich mir meinen Freundeskreis anschaue, dann sehe ich, dass wir ähnliche politische und sogar religiöse Überzeugungen teilen. Weil wir einander genau deswegen kennengelernt haben und mögen. Aber genau das, dass es bei der Verwandtschaft eben anders ist, finde ich so stark: Dass jeder und jede mal herauskommt aus der eigenen Blase und sich anfragen lässt von der Meinung der anderen. Dass Menschen, die ganz verschiedene Überzeugungen haben, trotzdem einen Weg finden, miteinander gut zu leben.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4296