Vor ein paar Wochen bin ich zu Besuch in einem Kloster gewesen. Eine der Schwestern hat mich eingeladen und mir gezeigt, wie sie dort leben.
Als sie vor vielen Jahren dort eingetreten ist, hat sie ein Gelübde abgelegt. Sie hat versprochen, dass sie gehorsam lebt und auf einen Mann verzichtet. Und dass sie keinen persönlichen Besitz hat. Das heißt: alles, was sie vorher besessen hat, hat sie der Klostergemeinschaft geschenkt. Ich finde das ganz schön beeindruckend. Wenn ich mir vorstelle, dass alles, was ich besitze, plötzlich nicht mehr mir gehört, dann macht mir das Angst. Ich hänge ja an meinen Sachen; sie sind mir wichtig. Meine Bücher zum Beispiel oder all die Möbel, mit denen ich mein Zimmer einrichte. Die Schwester hat mir erzählt, dass sie es mit ihrem Besitz machen wie die ersten Christen und das das richtig gut funktioniert. Von denen steht in der Bibel: All die vielen Menschen, die zum Glauben an Jesus gefunden hatten, waren ein Herz und eine Seele. Niemand von ihnen betrachtete etwas von seinem Besitz als persönliches Eigentum; alles, was sie besaßen, gehörte ihnen gemeinsam. Und: Es gab unter ihnen niemand, der Not leiden musste.
Ich glaube zwar nicht, dass das als Lebensentwurf für eine ganze Gesellschaft funktioniert, also im Sinne einer kommunistischen Gesellschaft. Aber ich finde, das Leben der Schwestern zeigt, dass es möglich ist, so zu leben. In einer kleinen Gemeinschaft, in der alle freiwillig dieses Leben gewählt haben. Weil sie überzeugt sind, dass sie durch ihre Besitzlosigkeit nichts verlieren. Sondern dass das Teilen ihr Leben letztlich sogar reicher macht.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4209