Ich bin im Urlaub. Abends gehe ich an den See runter und sehe einen jungen Mann im Schneidersitz auf einem Stein sitzen. Er hat seine Hände gefaltet und betet ganz vertieft. Im ersten Moment wundere ich mich, wahrscheinlich weil ich im Urlaub nicht mit dieser Situation rechne. Ich frage mich, warum er wohl betet. Vielleicht weil er sich etwas wünscht und dafür bittet. Aber dass das nicht funktioniert, weiß er ja sicher. Ich kann mich noch erinnern, dass ich als Kind gebetet habe, dass mein Haustier wieder lebendig wird. Überraschung: Es hat nicht funktioniert. Aber warum beten dann Menschen?
Vielleicht geht es beim Beten gar nicht so sehr darum etwas von Gott zu bekommen. Vielleicht geht es beim Beten mehr um mich als um Gott. Wenn ich Gott bitte, dann wird mir selbst klar, was ich mir wünsche und wovor ich Angst habe. Wenn ich im Gebet in Ruhe darüber nachdenke, was mir wichtig ist, kommen mir manchmal ganz neue Einsichten und Perspektiven in den Sinn, die ich in der Routine des Alltags nicht bekommen hätte. Und das Beste ist, dass Gott immer da ist und mir zuhört. Jederzeit kann ich zu ihm sprechen und von meinem Leben erzählen. Ein Gebet gibt mir Kraft und Mut mein Leben anzugehen. Auch weil ich spüre, dass ich nicht auf mich allein gestellt bin, sondern Gott bei mir ist.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4207