Als ich 7 Jahre alt war, hab ich richtig Ärger bekommen.
Meine Freundin und ich waren mit den Fahrrädern im Wald unterwegs. Beim Herumklettern haben wir total die Zeit vergessen und nicht gemerkt, wie es langsam schon dunkel geworden ist.
Zu Hause hab ich dann riesen Ärger mit meinen Eltern bekommen. Die wussten nämlich nicht, wo ich abgeblieben war und haben mich im ganzen Dorf gesucht.
Mein geliebtes Fahrrad wurde für zwei Wochen weggesperrt.
Damals fand ich das nur unfair. Heute verstehe ich, dass meine Eltern sich große Sorgen gemacht haben und dass das Fahrradverbot nicht einfach nur eine gemeine Strafe war.
Für mich ist das ein ziemlich gutes Beispiel dafür, was es eigentlich heißt, jemanden zu lieben.
Zu lieben heißt eben nicht, den anderen einfach nur gut und toll zu finden.
Sondern: Sich wirklich das Beste für den anderen zu wünschen.
Deswegen kann es mir auch unmöglich egal sein, wenn der Mensch, den ich liebe, etwas Schlechtes macht. Ich liebe ihn ja trotz seiner Fehler, und nicht weil er Fehler macht.
Und weil ich ihn wirklich liebe, wünsche ich mir, dass er das Richtige tut – das, was wirklich gut für ihn ist. Also etwa sagen, wo er ist und pünktlich zu Hause sein. Auch wenn ihm das gegen den Strich geht.
So gesehen, ist Ärger manchmal ein echter Liebesbeweis.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4194