Ich muss immer wieder an meinen letzten Urlaub denken. Ich war mit zwei Freundinnen verreist. Eine Woche lang waren wir Tag und Nacht zusammen. Das war toll und hat richtig gutgetan.
Aber als ich wieder daheim war, hab ich erstmal einen ganzen Tag in meinem Zimmer verbracht; hab nachgedacht und gelesen, eine Serie geschaut. Sogar meiner Mitbewohnerin bin ich ein bisschen aus dem Weg gegangen. Ich hab mich nur aus meinem Zimmer gestohlen, um mir etwas zu Essen zu machen, weil ich keine Lust hatte, mit jemandem zu reden.
Manchmal habe ich solche Tage, an denen ich einfach nur für mich sein will. Und häufig hab ich deswegen ein schlechtes Gewissen, weil ich denke, dass ich andere Menschen vor den Kopf stoße, wie meine Mitbewohnerin.
Aber eigentlich ist das Quatsch. Jeden Tag höre ich so vielen Menschen zu. Ab und zu muss ich auch einfach mal mir selbst zuhören. Um herauszufinden, wie es mir geht und was ich brauche, hilft es, mich aus all dem Trubel herauszuziehen und für mich zu sein. Ich denke über alles nach, was in der letzten Zeit passiert ist. Über alles was mir gutgetan hat, aber auch über das, was mich traurig gemacht hat. Manchmal merke ich erst in einem ruhigen Moment, wie sehr mich etwas aufgewühlt hat, über das ich vorher einfach hinweggegangen bin. Es tut mir gut, wenn ich mir Zeit nehme, so etwas für mich zu verarbeiten. Dafür muss ich mich nicht entschuldigen. Es ist die Voraussetzung dafür, dass ich danach auch wieder für andere da sein kann.

 

 

Quelle: https://www.kreuzquer.info/?id=4027