Benni
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Dienstag, 29. Oktober 2024
Manchmal passieren Dinge, mit denen wir nicht rechnen und auf die wir uns nicht vorbereiten können. So ist es mir diesen Sommer gegangen.
Da sind gleich drei Menschen aus meiner Familie gestorben. Eine Beerdigung hat mich besonders mitgenommen, die von meinem Groß-Onkel. Als mein Vater mich angerufen hat, hab ich so reagiert, wie das vermutlich viele tun, vor allem wenn alte Menschen sterben. So ist der Lauf der Dinge“, habe ich gedacht.

Doch der eigentliche Schock kam erst später. Denn so richtig wahrgenommen hab ich den Verlust erst, als ich nochmal bei ihm zu Hause war. Da, wo ich so viele Erinnerungen an ihn hab, wo wir so viel Zeit zusammen verbracht haben.
Um ehrlich zu sein: Es war ein komisches Gefühl mich auf den Stuhl meines Onkels zu setzen. Nochmal durch das leere Arbeitszimmer zu gehen, hat mir irgendwie Gänsehaut bereitet.

Auch bei der Trauerfeier und am Grab bin ich dieses komische Gefühl nicht losgeworden. Es ist vorbei, ich seh ihn nie wieder. Und ich kann nichts tun, das etwas ändert. Ich hab mich machtlos gefühlt. Trotzdem bin ich nicht daran verzweifelt. Ich denk, dass mir da mein Glaube geholfen hat. Nicht, weil ich dachte: „Es wird bestimmt alles gut“. Nein, weil ich das Gefühl hatte: Dieses nix tun können, diese Machtlosigkeit, die kann ich abgeben. Für mich war in diesem Moment am Grab klar: Ab hier übernimmt Gott!
Benni
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Montag, 28. Oktober 2024
Ich hab einen ziemlich alten Schlüsselanhänger. Der Anhänger hat ne kleine runde Scheibe, da ist ein Mercedes Stern drauf. Dieser Anhänger erinnert mich an meinen Opa. Er ist immer Mercedes gefahren. Um sich den leisten zu können, musste er hart arbeiten. Mein Opa war Maurer und hat sein Leben lang auf Baustellen gearbeitet; er war bei jedem Wetter draußen. Ein schönes Auto zu fahren hat für ihn bedeutet: Ich gehör dazu. Für ihn hieß dieses Auto angekommen zu sein und etwas in der Gesellschaft erreicht zu haben.

Ich frag mich: Was heißt es für mich, angekommen zu sein? Ehrlich gesagt, ich hab keine Ahnung - zumindest noch nicht. Aber das ist auch nicht schlimm. Ich muss kein spezielles Auto fahren, um meinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Aber die Werte, die mir mein Opa damit vermittelt hat, die zeigen mir vielleicht meinen Platz in der Gesellschaft. Für ihn war dieses Auto nämlich ein Symbol für harte und ehrliche Arbeit. Und auch ein Zeichen dafür, immer das Beste aus einer Situation zu machen, auch wenn man selber nicht die Voraussetzungen hat, die andere haben. Mein Opa war nämlich nur wenige Jahre in der Schule und hatte nie die Chance zu studieren.

Er hat mir gezeigt, dass es wichtig ist, einfach anzufangen, loszulegen und nicht aufzugeben. Und das man sich für keine ehrliche Arbeit schämen muss. Daran erinnert mich der Schlüsselanhänger, auch wenn ich mal nicht weiß, wo ich gerade im Leben steh.