Katharina
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Samstag, 08. November 2025
Manchmal wünsch ich mir einen riesigen Stopp-Knopf. Ich bräuchte den, wenn ich zum Beispiel in in ner Stadt was besorgen will und gefühlt die halbe Welt dort ist. Um mich herum sind so viele Leute. Es wird gedrängelt, es ist kaum Platz und es ist laut. Wie praktisch wäre es, wenn es da einen Stopp-Knopf geben würde und alles ist für einen Moment eingefroren.
Und genau das hab ich vor Kurzem in Innsbruck erlebt. Also nicht so richtig, dass es einen Stopp-Knopf gab, aber: Plötzlich haben alle inne gehalten. Mitten in der Altstadt, mit Blick auf die Berge, bleiben alle um mich herum stehen. Sie sind ruhig, schauen und hören gespannt. Denn: Ein Orchester spielt.
Es ist so faszinierend, welche Kraft Musik hat. Sie bewegt – egal, ob man selbst Musiker ist oder nicht. Bei Musik kann man gar nicht anders, als ruhig zu werden. Die 10-20 Leute, die sich an dem Tag Zeit genommen haben, um Musik zu machen – sie waren der Stopp-Knopf. Sie haben so viele Menschen dazu bewegt, einfach mal einen Moment inne zu halten.
Und so gebannt, wie alle gelauscht haben, glaube ich, dass nicht nur ich den Stopp-Knopf gebraucht habe.
Katharina
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Donnerstag, 06. November 2025
Sendedatum:
DASDING KreuzUndQuer ev Katharina „Bergliebe“ KW 45
Musikbett: C
Löschdatum: 7.12.2025
Nichts schmeckt so gut wie der Apfel, das Butterbrot oder die Schokolade auf einem Berg. Ich lieb das Gefühl, wenn man nach einer langen Wanderung endlich den Gipfel erreicht. Es tut gut, zu sehen, was man geschafft hat. So steinig oder steil der Weg hoch auf den Berg auch war, oben werd ich mit ner schönen Aussicht belohnt.
Ich kann gar nicht beschreiben, was alles so schön am Wandern in den Bergen ist. Ich mag das Gefühl, wenn ich allein mit meinen Gedanken bin und einfach mal nicht abgelenkt bin durch den Straßenverkehr oder durchs Handy. Irgendwie ist der Alltag in den Bergen mit all den Verpflichtungen und Erwartungen so fern. Ich kann mal aus ner ganz anderen Perspektive auf mein Leben schauen. Und ich glaub, mit den Gefühlen bin ich nicht allein. Egal mit wem ich unterwegs bin oder wem ich begegne: Es sind echt alle viel entspannter und gelassener in den Bergen.
In der Ruhe auf dem Berg sortiert sich plötzlich so vieles neu. Vielleicht liegt´s daran, dass ich dort das Gefühl hab, näher bei mir selbst zu sein. Und auch wenn das jetzt vielleicht ein bisschen naiv klingt: Bei dem, der größer ist als alles, was mich unten beschäftigt.
Katharina
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Dienstag, 04. November 2025
Es gibt vieles, das ich am Rennradfahren echt liebe. Aber es gibt eine Sache, die ich ganz besonders finde. Alle Rennradfahrer grüßen einander. Man hebt einen Finger vom Lenker oder man winkt sogar mit der ganzen Hand. Andere sagen Hallo oder lächeln. Das freut mich immer! Es ist ja echt nur eine kleine Geste, aber jedes Mal bringt sie mich selbst zum Lächeln und macht irgendwie gute Laune. Das find ich echt cool.
Und ich weiß gar nicht mehr, wo genau ich das gesehen habe – ob in einem Buch, Artikel oder im Internet – aber es macht wohl einen Unterschied, wenn ich mich morgens im Spiegel anlächel – zumindest als ich das mal ausprobiert hab, hat das funktioniert. Lächeln macht glücklich. Und wenn man sich selbst schon mit einem Lächeln begrüßt, dann macht man es doch auch gern bei anderen.
Bisschen schade, dass das Anlächeln oder Grüßen immer nur so ein Ding in verschiedenen Gruppen, wie bei Rennradfahrern ist. Und deshalb lächel ich einfach mal Leuten oder Gruppen zu, denen ich auf der Straße oder in der Uni begegne.
Katharina
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Samstag, 30. August 2025
Er weiß auf echt alles eine Antwort. Er antwortet sofort. Er ist immer erreichbar immer und immer da.
Klingt nach nem perfekten Freund oder? Und ich glaub so langsam, dass Chat GPT genau das für manche geworden ist. ChatGPT ist nicht nur eine Suchmaschine, die alles zusammenfasst und alles schreibt, was man will. Chat GPT kann auch Rat geben und wird tatsächlich von manchen so genutzt. Immer wieder kann man lesen, dass Menschen ChatGPT sogar als Therapeuten-Ersatz benutzen. Ich finde das irgendwie krass und auch ein bisschen unheimlich.
So hilfreich ChatGPT auch sein kann, es gibt etwas Entscheidendes, dass Chat GPT nicht hat: Er ist kein Mensch mit echten Gefühlen und echter Empathie. Man kann nichts mit ChatGPT erleben und keine Erinnerungen mit ihm schaffen. Man kann nicht gemeinsam lachen, sich nicht umarmen – da ist keine Nähe. Das können nur Menschen: Nur Menschen können einander so nah sein und diese Nähe schafft Beziehung. Und ohne diese menschliche Nähe könnten wir gar nicht leben.
Und das macht mir noch mehr bewusst, wie wichtig der Austausch mit Bekannten, meine Freundschaften und meine Beziehung zur Familie ist.
Katharina
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Donnerstag, 28. August 2025
Letztens war ich mit meiner kleinen Großnichte Emelie unterwegs. Wir sind mit dem Rad zum Schwimmbad gefahren. Und der Weg allein war schon ein richtiger Ausflug für sich: Viele Pausen, ein Eis und ganz viel Spaß.
Was mir aufgefallen, ist, wie intensiv Emelie ihre Umgebung wahrnimmt. Ich hab das Gefühl, dass das typisch für Kinder ist. Emelie sieht Leute, Tiere oder Schilder, die mir gar nicht aufgefallen wären.
Mir fallen so Sachen gar nicht mehr auf, weil ich mir selten so viel Zeit lasse. Eigentlich mache ich immer alles ziemlich schnell und bin in meine eigenen Gedanken versunken und so sehr darauf fixiert, was noch zu tun ist, dass ich das Drumherum nicht wahrnehme.
Diese Geduld und Aufmerksamkeit von Kindern habe ich irgendwie im Alltag verlernt. Und genau daran hat mich Emelie erinnert: Nicht daran zu denken, was noch alles ansteht, sondern daran, was Jetzt ist.
Katharina
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Dienstag, 26. August 2025
Wenn die Prüfung geschafft ist…, wenn die Woche vorbei ist.., wenn ich endlich mehr Zeit habe… ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich in stressigen Phasen genau so denke. Ich habe einen Tunnelblick, sehe nichts anderes als meine Abgabe und das Ziel.
Klar, wenn‘s geschafft ist, ist da am Anfang große Erleichterung. Lang hält sie aber nicht. Denn ganz schnell kommt schon das nächste Projekt. Ein neues Ziel. Der nächste Tunnel.
Und es hört nur dann auf, wenn ich meine Einstellung ändere.
Ich merke: Auch und ganz besonders in diesen Tunnelphasen muss ich immer etwas tun, was mir gut tut und Spaß macht. Ein gutes Buch oder meinen Sport, um abzuschalten. Damit ich nicht von einer deadline zur nächsten denke. Und dann sind so Phasen doch nicht so schlimm. Dann geht es nicht nur drum, die Zeit zu überstehen. Weil ich dann nicht mehr darauf warte, bis es endlich „geschafft ist“ und all die Dinge tun kann, die mir Spaß machen. Sondern sie jetzt schon tue.
Katharina
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Sonntag, 20. Juli 2025
300 km Fahrradtour in 3 Tagen. Es war richtig toll, nach Frankreich zu fahren. Mit dabei hatte ich einen Rucksack. Und obwohl ich nur das Wichtigste mit hatte, war der Rucksack trotzdem schwer und voll genug.
Was ich bei solchen Touren liebe, ist, dass man für ein paar Tage nur mit dem nötigsten auskommen muss. Ich muss mich nicht entscheiden, was ich anziehen soll. Ich muss an viel weniger Dinge denken, weil ich ja nur das Wichtigste dabei habe. Nur das, was ich brauche.
Mich strengt es manchmal an, dass ich so viele Dinge habe: Klamotten, Bücher, Kosmetikartikel, Möbel- die Liste ist echt lang. Mir ist es oft zu viel. Denn wenn ich ehrlich bin, brauche ich ja gar nicht alles.
Die Radtour hat mich wieder mal daran erinnert, dass ich viel zu viele Dinge habe. Und ich habe mir vorgenommen, auch zu Hause mit weniger unterwegs zu sein. Denn es tut so gut, weniger zu haben und sich so um weniger Gedanken zu machen.
Katharina
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Freitag, 18. Juli 2025
Was wäre eigentlich ein Fußballspiel, ein Marathon oder Olympia ohne Fans, die den Sportlern zujubeln und sie anfeuern? Auf jeden Fall wäre es super langweilig und traurig!
Vor einigen Wochen habe ich auf einem Triathlon geholfen. Es war total spannend zu beobachten, wie die Sportler plötzlich schneller laufen, mehr Kraft haben und sogar trotz Anstrengung anfangen zu lächeln, nur weil sie angefeuert werden. So als ob sie nur diesen kleinen Anstoß gebraucht haben, der ihnen sagt: Du schaffst das!
Nicht nur im Sport, sondern in allen Bereichen des Lebens brauchen wir Menschen, die uns genau das sagen: „Du schaffst das“. Wenn ich mir vorstelle, dass jemand hinter mir steht und für mich da ist, dann kann ich viel gelassener in Prüfungen, Bewerbungsgespräche oder zu wichtigen Treffen gehen. Egal, ob das jetzt meine Familie, Freunde oder Gott ist. Es tut gut, dass jemand hinter mir steht. Dann weiß ich: Ich bin nicht allein.
Manchmal ist das Anfeuern im alltäglichen Lebe nicht so laut und bunt wie bei Sportveranstaltungen. Aber ich bin mir sicher: Wenn man fest daran glaubt und weiß, man ist nicht allein, dann spürt man das Klatschen und die Zurufe doch ganz deutlich.
Katharina
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Donnerstag, 17. Juli 2025
FOMO – ich glaub ich kenn niemand, der das nicht schon mal gespürt hat. Fear of missing out. Die Angst davor, was zu verpassen. Ist ja irgendwie auch verständlich: Wir haben heute unzählige Möglichkeiten. Als ich mich für mein Studium entschieden habe oder für meine letzte Reise, habe ich mich gleichzeitig auch gegen viele andere Optionen entschieden. Und das kann stressen. Habe ich die richtige Entscheidung getroffen?
Manchmal habe ich tatsächlich Angst davor etwas zu verpassen. Klar, ich verpasse ja immer was. Das geht nicht anders. Aber am meisten verpasse ich eigentlich nur dann, wenn ich mich nicht entscheide. Dann kann ich nichts genießen, sondern denke nur an all die Möglichkeiten.
Die Entscheidungen, die ich treffe, sind mein Leben. Sie sind das, was ich eben nicht verpasse. Und anstatt sich darüber zu ärgern und sich zu fragen, ob man was verpasst hat, könnte man ja eher sagen: Zum Glück habe ich es geschafft eine Entscheidung für mich zutreffen. Ich darf es ausprobieren, mich weiterentwickeln und sogar genießen.
Wieviel mehr würde ich verpassen, wenn ich mich nicht entschieden hätte!
Katharina
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Dienstag, 15. Juli 2025
„Ach wie schön, dass wir uns verlaufen haben!“ Ne gute Freundin von mir und ich wollten vor einiger Zeit mal zu ner Kapelle mit schöner Aussicht wandern. Wir dachten eigentlich auch, dass der Weg dahin nicht so weit ist. Naja, zur Kapelle haben wirs nicht geschafft, sondern uns stattdessen im Wald verirrt. Aber das hat uns das gar nichts ausgemacht.
Im Gegenteil: Dass wir uns verlaufen haben, hat dazu geführt, dass wir viel Zeit miteinander verbracht haben, länger als eigentlich geplant. Gut, als es schon dunkel wurde, haben wir ne Freundin angerufen, die uns abgeholt hat. Aber das hats nur noch lustiger gemacht.
Wenn was ungeplant verläuft, hat man meistens die Wahl, ob man sich davon jetzt stressen lässt, oder ob man das Beste draus macht. Wenn man schon gestresst ist, dann stressen natürlich alle Planänderungen noch mehr. Wenn ich aber entspannt an die Sache rangeh, seh ich vielleicht auch, was die Planänderung Gutes mit sich bringt.
Obwohl wir es nicht ans eigentliche Ziel geschafft haben, spielt das heutekeine Rolle mehr. Denn weil wir uns verlaufen haben, haben wir noch heute viel zu lachen.