Sarah
Anhören
Freitag, 31. Mai 2024
Ich hab mir endlich mal Hilfe geholt. Ich tu mich nämlich schon länger damit schwer, wenn ich Leistung erbringen muss- da kommen bei mir richtig viele Selbstzweifel hoch. Sonst kenn ich das eigentlich gar nicht so stark von mir. Die letzten Prüfungsphasen waren deshalb total stressig und haben mich ziemlich mitgenommen. Deshalb habe ich nen Termin bei der Beratungsstelle meiner Uni ausgemacht.
Mir ist die Entscheidung dazu nicht leicht gefallen; Ich denk mir oft, dass es viele Menschen gibt, die den Platz nötiger brauchen als ich. Mir wars auch n bisschen peinlich, dass ich wegen so was “kleinem” Hilfe brauch. Aber nur weil es Anderen auch nicht gut geht, heißt das ja nicht, dass ich keine Hilfe verdient hab.
Nachdem ich dort beim Gespräch war, ging es mir direkt n bisschen besser- klar, meine Probleme haben sich nicht in Luft aufgelöst. Aber es hat mir einfach richtig gut getan, auszusprechen, was mich bewegt. Und ich hab verstanden, dass es okay ist mit dem Leistungsdruck mal nicht so gut klar zu kommen. Es geht sogar ganz vielen so wie mir.
Natürlich ist das ne sehr persönliche Erfahrung, aber ich glaube, es kann jedem mal gut tun, ein bisschen Hilfe anzunehmen und sich jemandem anzuvertrauen. Egal ob das jetzt ein Therapeut ist, ein Freund, der Partner oder vielleicht Gott. Ich finde, jeder verdient, das zu spüren: Da ist jemand, der mich versteht und mir helfen will.
Sarah
Anhören
Donnerstag, 30. Mai 2024
Handy raus- Kamera aufmachen und bam! Erst mal erschrecken, weil sich die Selfiekamera öffnet.
Ich sehe in dem Moment dann das komplette Gegenteil von meiner Schokoladenseite- so aus dem blödesten Winkel und mit dem krassesten Doppelkinn.
Dann fallen mir auf einmal lauter Sachen auf, die mich stören. Die würd ich in nem normalen Foto nie merken.
Ich habs Gefühl, ich sehe mein Leben allgemein manchmal auch nur durch diesen unvorteilhaften Selfiekamera-Winkel. Dann fallen mir die ganzen kleinen Dinge auf, die mich nerven und alles, was gerade nicht so klappt wie‘s soll. Aber eigentlich gibt’s in meinem Leben total viel das richtig gut läuft. Ich find das im Alltag nur manchmal schwierig zu sehen. So, als würde ich immer nur auf das nächste Problem reinzoomen und nur Makel wahrnehmen. Das sind dann halt nicht mein Doppelkinn und Pickelchen, die mich stören, sondern Gespräche, in denen ich das Gefühl habe, was falsch gemacht zu haben. Oder zum Beispiel auch Stress wegen ner Deadline oder ner Hausarbeit, die immer noch nicht fertig ist.
Ich denke, ich müsste öfter mal die Perspektive wechseln und mein Leben durch ne neutralere Linse anschauen. 
So, wie es auf nem normalen Foto aussehen würde, und nicht von unten durch die Selfiekamera. Wenn ich das häufiger mache, dann sehe ich auch viel mehr von dem, wofür ich dankbar sein kann und womit ich zufrieden bin.
Sarah
Anhören
Mittwoch, 29. Mai 2024
“Stille Wasser sind tief”- das sagt man ja über Menschen, die eher zurückhaltend sind. Ich bin da so ziemlich das Gegenteil von- ein sprudelnder Wasserfall vielleicht? In der Welt der Sprichwörter würde ich mich wohl eher als “offenes Buch” beschreiben.
Wenn ich jemanden sympathisch find, quatsche ich mit der Person schnell mal über Gott und die Welt. Auch wenn wir uns noch gar nicht so lang kennen. So war das letztens bei mir auch mal wieder. Über nen Freund hab ich jemand Neues kennengelernt und mich sofort stundenlang mit ihm verquatscht. Von Plänen fürs Wochenende bis zu Stories aus der Schulzeit war alles an Themen dabei.
Er hat mir dann gesagt, dass er es mutig findet, dass ich so offen bin- er traut sich das nicht immer und versucht, das zu ändern.
Dass das mutig ist, wäre mir davor nicht in den Kopf gekommen. Für mich fühlt es sich einfach natürlich an, Leuten erst mal mit Vertrauen zu begegnen. Ich fänd’s herausfordernd, das mal nicht zu tun. Viele Leute schätzen auch an mir, dass ich anderen so offen begegne. Aber ich find es auch gut, wenn jemand da ganz anders drauf ist als ich. Ich glaub es geht ganz vielen von uns so, das wir unsere Stärken gar nicht immer als solche erkennen, weil sie für uns so selbstverständlich sind.
Ich denke auch, das ich noch was von den “stillen Gewässern” in meinem Freundeskreis lernen kann- und trotzdem dazu stehen kann, dass ich keins bin.
Sarah
Anhören
Dienstag, 28. Mai 2024
Als ich am Sonntag auf mein Handy geschaut hab, stand in meiner Kalender-App “Nichts zu tun heute.” Ich hab mich richtig gefreut, das zu sehen und hab den ganzen Tag dann auch total gemütlich auf dem Balkon gegammelt. Vor allem nach einer langen Phase voller Arbeit und Termine tut mir so ein Tag immer mega gut.
Eine Freundin von mir meinte letztens, dass sie da irgendwie neidisch drauf ist. Sie meint, sie kriegt das gar nicht hin, sich wirklich zu entspannen und kein schlechtes Gewissen dabei zu haben, mal nicht produktiv zu sein. Sogar wenn sie mal einen Tag frei hat, füllt sie den mit lauter Verabredungen oder Aufgaben. Einfach so einen Tag nur gammeln, das kann sie gar nicht, da hatsie immer das Gefühl, doch noch was tun zu müssen.
Irgendwie kann ich das auch verstehen. Manchmal hab ich nach so nem Tag auch mal ein schlechtes Gewissen.
Aber ich versuch mich dann dran zu erinnern, dass es mir in meinem Leben nicht so wichtig ist, dass ich die Wäsche gemacht hab oder meine Emails sortiert sind. Ich finde, dass mein Leben nicht besser oder wertvoller wäre, wenn ich jetzt die ganze Zeit produktiv wär. Ich will mein Leben genießen. Und dazu gehört für mich auch mal nen ganzen Tag auf dem Balkon gammeln.
Sarah
Anhören
Montag, 27. Mai 2024
In letzter Zeit bin ich ziemlich angespannt. Mein Mietvertrag endet nämlich bald und ich kann gerade nichts tun, als abwarten, ob er verlängert wird. Ich bin in meine WG damals als Zwischenmieterin eingezogen und es ist deshalb nicht sicher, ob ich weiter hier wohnen kann.
Wenn Sachen ungeklärt sind, mach ich mir immer richtig Sorgen. Ich hab schon gemerkt, dass ich die Zeit in meiner tollen WG grad gar nicht so wirklich genießen kann, weil ich ständig dran denk, ob ich ausziehen muss, und wie das dann wird. So ne Wohnungssuche ist auch ein Stress, auf den ich gerne verzichten würde- und ich will meine Mitbewohnerinnen ja auch nicht verlassen. Wer weiß, mit was für Leuten ich dann zusammenwohnen würde? Meine WG jetzt ist halt so cool, dass es nur noch schlechter werden kann…
Aber es wird ja auch nicht besser dadurch, dass ich mir da jetzt schon nen Kopf mache. Und bevor ich hier eingezogen bin habe ich mir ja auch Gedanken gemacht, und dann ist es mega gut geworden! Und meine Mitbewohnerinnen verschwinden ja auch nicht. Wenn ich mich bei so was verrenne, versuche ich mich an diesen Spruch aus der Bibel zu erinnern:
"Macht euch also keine Sorgen um den kommenden Tag – der wird schon für sich selber sorgen”
Wer weiß, ob ich überhaupt auf Wohnungssuche muss- und wenn ja, kann ich dann auch darauf vertrauen, dass es schon irgendwie klappen wird.