Sarah
Anhören
Sonntag, 07. September 2025
Meine Mutter hat immer wieder den Spruch gesagt: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm deine Pläne“.
An dieses Lachen musste ich denken, als ich zum ersten Mal den kleinen Sohn von meiner Cousine auf dem Arm hatte. Der Kleine ist so knuffig, mit seinen winzigen Füßen, riesigen Augen und seinem super süßen Lachen.
Ich hab dran gedacht, was alles passieren musste, bis ich ihn im Arm halten konnte.
Meine Cousine war schon seit ich ganz klein war in einer festen Beziehung - als wäre sie für die Ewigkeit. Als sie und ihr Freund sich dann nach 20 Jahren getrennt haben, hat mich das total überrascht. Aber gar nicht so lang nach der Trennung, hat sie den super lieben Typ kennengelernt, der jetzt ihr Ehemann ist, und mit dem sie ihren unglaublich süßen Sohn hat. Geplant hatte sie das so nicht.
Ich mach’ mir manchmal Sorgen, ob die Dinge so klappen werden, wie ich sie mir vorstelle, ob im Studium, oder in meiner Beziehung. Die Ungewissheit belastet mich dann schon. Aber die glückliche kleine Familie von meiner Cousine zu sehen, macht mir Mut, mehr zu vertrauen. Es wird wahrscheinlich nicht so laufen, wie ich es mir vorgestellt hab. Aber es wird sicher trotzdem richtig gut. Und bestimmt lacht Gott dann auch, wenn ich ihm hin und wieder von meinen Plänen erzähle.
Sarah
Anhören
Samstag, 06. September 2025
Bei mir haben sich in letzter Zeit viele Sachen verändert. Mein Bruder macht sein eigenes Ding, ich hab ’ne enge Freundschaft beendet und ich treff mich weniger mit Freunden und geh kaum noch feiern. Als mir das aufgefallen ist, hat mich das voll mitgenommen. Es hat sich angefühlt, als würde ich ganz viel verlieren und verpassen.
In dem Gefühlschaos hab ich 'nen Post auf Tumblr gesehen, der von „Jahreszeiten im Leben“ gesprochen hat. Die Idee war, dass nicht jede Phase gleich ist; manche sind vielleicht auch mal ruhiger, bevor wieder eine mit mehr Energie kommt, und trotzdem haben alle ihren Platz - so wie Jahreszeiten.
Und dieser andere Blickwinkel hat mir da echt geholfen.
Auch wenn ich das Sommerfeeling gerade noch genieße, werd’ ich mir nie wünschen, dass es für immer Sommer ist. Die gechillte Sommerstimmung, die mir jetzt guttut, ist irgendwann nichts mehr für mich, die Sonne wird mir zu heiß und meine Haut mir zu klebrig. Wenn es jetzt dann Herbst wird, freu’ ich mich auch drüber, dass es wieder gemütlicher ist, und die Hitze nicht so erdrückend.
Mein Leben hat sich verändert. Aber auch wenn ich Freunde verloren habe, finde ich gerade neue, ich stecke viel Zeit in mein Studium, und in meine Beziehung. Diese andere „Jahreszeit“ hat also auch ihr ganz eigenes Feeling, das ich genießen kann. Ich sehe Veränderungen nicht als Verlust, sondern als Abwechslung. Und bin gespannt, wie meine nächste Jahreszeit aussieht.
Sarah
Anhören
Freitag, 05. September 2025
Meine Tage fühlen sich gerade alle gleich an. Der ewig gleiche Stress, morgens klingelt der Wecker immer zu früh, und ich hab einfach gar keinen Bock. Zeit, die Schneekugel zu schütteln! Eh, was?
Nein, es geht mir nicht um Weihnachtsdeko, sondern um 'nen Tipp, den ich in ‘'nem YouTube-Video gesehen hab. Es ging da drum, den Winter-Blues zu bekämpfen. Die Creatorin hat den Tipp gegeben, immer wieder mal „die Schneekugel zu schütteln“. Damit meint sie: den Alltag aufrütteln, mal raus aus den eigenen Mustern und Routinen.
Ich hab gemerkt, dass ich das auch jetzt im Sommer echt gebraucht hab. Ich hatte das Gefühl nur noch zu arbeiten und trotzdem nie hinterherzukommen. Deshalb hab ich letztens 'ne Pause gemacht, und bin mit meinem Freund in den Urlaub. Neue Eindrücke zu kriegen, hat sich wie ein Reset angefühlt. Als ich zurück war, war meine To-do-Liste zwar nicht kürzer, aber ich hatte wieder Lust, mich dran zu setzen. Und klar, 'nen Urlaub kann man sich selten leisten. Aber die Schneekugel schütteln kann ich auch anders, fast immer. Einen Ausflug machen, ein Spaziergang an 'nem neuen Ort, ein neues Café oder neues Rezept ausprobieren, oder ’nen neuen Film schauen. Das alles können neue Erfahrungen sein, die einem helfen, den Alltag mal wieder aufzulockern.
Sarah
Anhören
Donnerstag, 04. September 2025
Ich hab letztens 'ne Freundschaft beendet. Das war echt schwer für mich. Aber ich hatte in dieser Freundschaft immer wieder das Gefühl, auf Eierschalen zu gehen, von Anfang an. Als ich dann entschieden hab’, dass es so nicht weiter gehen kann, hab ich damit voll gestruggelt.
Ich hab mich viel hinterfragt, ob ich vielleicht überreagiert hab’, weil wir ja auch gute Zeiten zusammen hatten. Und es hat mir sehr weh getan, dass ich für einen Menschen, der mir wichtig war, jetzt wahrscheinlich der Bösewicht bin.
In meinem Gefühlschaos hab ich mich an meinen Vater erinnert. Er ist sonst gar nicht so der Typ für weise Ratschläge. Aber was er da gesagt hat, das stimmt: „Es geht drum, dass sich das Leben zusammen leichter anfühlt als allein“.
Das ist mir im Kopf geblieben, und ich hab gemerkt, dass Zweifel und Schuldgefühle echt keine guten Gründe sind, an etwas festzuhalten. So wie der Freund und ich gerade sind, ist das Leben für uns zusammen halt nicht leichter.
Und seit ich mir das eingestanden und losgelassen habe, fühle ich mich ein ganzes Stück leichter.
Sarah
Anhören
Mittwoch, 03. September 2025
Ich hab mich endlich drum gekümmert, neue Ärzte zu finden und Vorsorgeuntersuchungen zu machen. Das war schon lang auf meiner To-Do-Liste. Aber mir ist immer was eingefallen, was ich lieber machen würde als rumtelefonieren und Arzttermine ausmachen. Vor allem, weil ich auch schon schlechte Erfahrungen gemacht habe, mit Ärzten, die mich nicht ernst genommen haben.
Aber bei einem der Termine hat der Arzt was gesagt, das meine Einstellung verändert hat.
“Es geht ja darum, ihre Lebensqualität zu verbessern.” Wenn ich drüber nachdenke, ist mir schon klar, dass es in der Medizin darum geht. Aber ich hab Arzttermine immer eher als was gesehen, dass ich halt machen muss. Dabei hat mein Arzt recht, es geht darum, meine Lebensqualität zu verbessern. Wenn ich zur Vorsorge gehe, oder meine Beschwerden ernst nehme, tu ich mir was Gutes und kümmere mich um mich selbst.
Ich will mir diese Frage bei viel mehr Sachen stellen, nicht nur beim Arzt: “Verbessert das meine Lebensqualität? Wenn nicht, was kann ich ändern?”
Ich treffe ja ständig kleine Entscheidungen, die beeinflussen, wie ich mich fühle. Um die Behandlung meiner Bauchkrämpfe kann sich mein Arzt kümmern. Aber ich kann abends zum Buch, statt zum Handy greifen. Denn auch wenn ich über so was wie meine Gesundheit wenig Kontrolle hab - ich kann trotzdem mit kleinen Entscheidungen meine Lebensqualität verbessern.
Sarah
Anhören
Dienstag, 02. September 2025
Ugh, warum bin ich so?
Das ist 'ne Frage, die ich mir früher ziemlich oft gestellt hab. Wenn ich schon wieder 'ne Frist für 'ne Hausarbeit verpasst hab. Stunden in der Bib war, um Texte zu lesen, die meine Freunde irgendwie viel schneller lesen konnten. Oder schon wieder tausend Sachen vergessen hab, die ich machen muss.
Ich war ständig frustriert und von mir enttäuscht. Warum klappt das alles nicht, obwohl ich mich so sehr anstrenge und es gefühlt anderen viel leichter fällt?
Die Antwort hab ich dann vor einem Jahr bekommen: Ich hab ADHS, also 'ne Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Ich wäre selbst nie drauf gekommen, dass ich das haben könnte. Aber ich hatte Glück, und ein Therapeut hat die Zeichen gesehen. Die sehen bei Frauen meist anders aus, als das Stereotyp "Zappelphilipp". Als ich mich dann informiert und die Diagnose gekriegt hab, war das für mich eine riesen Erleichterung. Auf mein ständiges „warum“ hatte ich auf einmal eine Antwort - und Strategien, wie ich es mir leichter machen kann, damit umzugehen, wie ich bin. Und die Wichtigste davon ist für mich zu akzeptieren, dass ich eben bin, wie ich bin. Und das fällt mir viel leichter, seitdem ich endlich weiß, warum.
Sarah
Anhören
Montag, 01. September 2025
Wie oft kann ich noch einen Baum anschauen?
Eine Frau, die inzwischen an Krebs gestorben ist, hatte sich das immer wieder gefragt.
Wie oft kann ich noch einen Baum anschauen?
Ich hoffe, dass ich noch mehrere tausend Mal die Möglichkeit hab. Aber wie oft genau, kann ich nicht wissen - sicher ist nur, dass es nicht unendlich viele sind.
Der Gedanke ist bei mir voll hängen geblieben. Nachdem ich das gehört hab, hab ich meinen Tag mit ganz anderen Augen erlebt. Ich glaub’, dass es gut ist, wenn man nicht die ganze Zeit über den Tod nachgrübelt.
Aber manchmal hilft es mir auch. Wenn ich mich dran erinner’, dass meine Zeit begrenzt ist, merke ich, dass auch die kleinen Momente besonders sind. So komm’ ich aus meinem Alltagstrott raus.
Meine Lebenszeit ist begrenzt - so oder so. Aber wenn ich mehr drüber nachdenke, lass’ ich das Leben nicht an mir vorbeirauschen, sondern genieße es noch mehr.
Wenn ich Zeit mit meiner Familie oder in der Natur verbringe, Kunst genieße, oder was Neues ausprobiere. Wer weiß, wie oft ich das noch kann.
Sarah
Anhören
Sonntag, 20. April 2025
Heute ist Ostern; Jesus ist auferstanden! Wer heute einen katholischen Gottesdienst besucht, so wie ich, hört eine Geschichte aus der Bibel, bei der ich immer ein bisschen stolz werde. Die Geschichte hat nämlich das, was ich 'nen „strong female main character“ nennen würde: eine starke weibliche Hauptperson. Bei den Freunden von Jesus hab ich eher Männer im Kopf: Petrus, Thomas, Johannes. Aber die Auferstehung von Jesus wird an Ostern so erzählt, wie eine Frau sie erlebt. Ihr Name: Maria Magdalena. Und zu ihr hab ich ’ne besondere Verbindung: Meine Eltern haben mich nach ihr benannt, mein zweiter Vorname ist wegen ihr Maria.
Sie spielt ’ne richtig wichtige Rolle in der Geschichte: Nachdem sie gesehen hat, wie Jesus am Kreuz gestorben ist, geht sie heute, an Ostern, an sein Grab. Sie ist die Erste, die sieht, dass das Grab leer ist, und erzählt das den anderen Freunden von Jesus. Sie denkt erst, dass jemand seine Leiche gestohlen hat. Als sie darüber weint, erscheint ihr Jesus. Und als er sie mit ihrem Namen anspricht, erkennt sie ihn. Und kriegt als erste den Auftrag, den anderen zu sagen, dass er lebt, dass er von den Toten auferstanden ist.
Ich nenn’ mich meistens nur Sarah, aber wenn Jesus in dieser Geschichte „Maria“ sagt, krieg’ ich immer ein bisschen Gänsehaut. Ich finds einfach echt cool, dass ich diesen Namen mit 'ner Frau teile, die an Ostern so 'ne wichtige Rolle spielt.
Sarah
Anhören
Samstag, 19. April 2025
Heute ist … NICHTS.
Jesus ist tot und morgen, an Ostern, feiern Christen seine Auferstehung. Aber dazwischen, heute, ist nichts. Grabesruhe, totale Stille.
Solche Momente gibt es immer wieder im Leben. Eine Freundschaft oder eine Beziehung endet, ein geliebter Mensch stirbt. Und dann? Erst mal nichts. Auf einmal gibt es ein „vorher“ und ein „nachher“, aber man ist noch nicht so ganz im „nachher“ angekommen. Man ist da irgendwie dazwischen.
Für mich war das so, als meine Mutter gestorben ist. Ich bin da nicht direkt wieder in meinen Alltag zurück, ich wollte mich nicht ablenken. Mir war wichtig, dass ich einfach Zeit hab, das zu verarbeiten, und zu spüren, was mich beschäftigt, bevor ich so richtig in ein Leben ohne sie (an meiner Seite) gestartet bin, in mein Leben „danach“.
Ich find’ am Karsamstag schön, dass da dieses Nichts einen Raum hat. Mir zeigt das nochmal, dass diese Zeit dazwischen nicht verschwendet ist. Dass man nicht sofort ins „nachher“ muss, dass das Leben nicht direkt weiter gehen muss. Das Nichts, die Stille, das Dunkel; das darf man auch brauchen. Und außerdem wirkt das Licht danach wieder viel heller.
Sarah
Anhören
Freitag, 18. April 2025
An Karfreitag ist Jesus am Kreuz gestorben. Daran denken Christen heute. Und sie glauben, dass er das für sie gemacht hat. Aus Liebe.
Der Name Karfreitag kommt von ‘'nem altdeutschen Wort für Trauer, und ich find’ das merkt man wirklich. Auch der katholische Gottesdienst ist da ganz anders als sonst.
Es gibt keine Instrumente und keine Kirchenglocken. Es werden besondere Bitten für die ganze Welt vorgetragen, und die ganze Leidensgeschichte Jesu aus der Bibel.
Und ganz am Anfang, da gibt’s ein besonderes Zeichen: die Niederwerfung. Dabei legen sich der Pfarrer und die Ministranten auf den Boden. Ausgestreckt, um ganz bei sich zu sein. Und ganz nah bei Jesus. Ohnmächtig und traurig, wie er.
Ich war oft selbst als Ministrantin dabei. Das war für mich unglaublich berührend. Ich fühle mich da Jesus ganz nah und mit ihm verbunden.
Aber auch mit dem Leid, das Menschen jeden Tag erleben. Wenn sie vor dem Krieg in ihrem Land auf der Flucht sind. Oder nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen.
Das sind schwere, schmerzhafte Gefühle. Bei der Niederwerfung hab ich das Gefühl, ich kann mit allem, was mich traurig macht, wo ich mich ohnmächtig fühle, wo ich nicht weiter weiß, vor Gott kommen.