Jule
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Samstag, 16. November 2024
Gott ist Drei in Eins. Vater, Sohn und heiliger Geist. „Dreifaltigkeit“ nennt sich das im Theologen-Deutsch.
Das war für mich früher schwer zu verstehen, wie er eins und gleichzeitig viele sein kann.
Bei mir hat‘s erst klick gemacht, als es mir jemand mit nem Beispiel erklärt hat. Und zwar ist es mit Gott wie mit Wasser.
Das Element Wasser kann ja auch drei verschiedene Formen annehmen: gefroren wie Eis, also fest, flüssig als Wasser und gasförmig als Dampf. Und in der jeweiligen Form wirkt es auch ganz unterschiedlich.
Auf Eis können wir zum Beispiel Schlittschuhlaufen gehen. Wasser trinken wir, damit wir am Leben bleiben. Und den Wasserdampf nutzen wir zum Entspannen in der Sauna oder zum Inhalieren, wenn wir krank sind.
Mit Gott ist das auch so. Er ist in seinen unterschiedlichen Formen eigentlich immer der gleiche. Aber trotzdem ist er unterschiedlich wirksam. Mir hat der Vergleich total geholfen, das besser zu verstehen. Ich glaub es ist so:
Als Gott der Vater – fest – trägt er mich durchs Leben. Als Jesus der Sohn - flüssig- stillt er meinen Durst nach Hoffnung. Und als heiliger Geist – gasförmig - ist er immer für mich da, auch wenn ich ihn nicht sehe.
Jule
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Dienstag, 15. Oktober 2024
Steine, die Krebs heilen und Räucherstäbchen, die von Depressionen befreien. Damit werben ganz viele Firmen, und das finde ich richtig problematisch.
Denn diese falschen Versprechen führen dazu, dass verzweifelte, kranke Menschen richtig viel Geld dafür ausgeben und sogar ihre Medikamente absetzen.
Ich finde es schlimm, dass es Leute gibt, die die Verzweiflung von anderen ausnutzen. Ich weiß aber auch, wie viel Hoffnung einem der Glaube geben kann.
Ich glaube zwar nicht an Heilsteine, aber an Gott und finde es auch wichtig, dass es etwas gibt, woran ich mich festhalten kann. Das heißt aber nicht, dass ich deshalb die Naturwissenschaft oder die Medizin einfach ignoriere. Ich finde es sogar voll wichtig, dass man, selbst wenn man glaubt, medizinische Erkenntnisse ernst nimmt.
Ich finde auch, dass Glaube und Wissenschaft sich nicht gegenseitig ausschließen. Die Wissenschaft hilft, wo sie kann bei allen körperlichen und psychischen Beschwerden.
Der Glaube kann in schweren Zeiten unterstützen positiv zu bleiben und Hoffnung geben. Ich find es aber wichtig, dass einem bewusst bleibt, dass er kein Allheilmittel ist.
Jule
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Sonntag, 30. Juni 2024
Eine Horde junger Erwachsener sitzt im Zug und unterhält sich so laut, dass ich ihr Gespräch nicht überhören kann. Ein Handy mit einem Bild wird rumgereicht.
„Lukas ist doch nicht dick.“ sagt einer. „Ne Lukas ist nicht dick, aber Daniel, der ist fett.“ sagt ein anderer. Jetzt lachen alle und stimmen zu. Keiner sagt was dagegen. Ich finde es krass, wie herablassend diese jungen Menschen über andere, wahrscheinlich sogar ihre Freunde reden. Total unschön.
Aber ich glaub, ich hab sowas auch schon gesagt. Auch ich beurteile Menschen nachm Aussehen und schließe oft davon sogar auf ihren Charakter. Jemand mit Hemd und Krawatte: ein Schnösel. Jemand der barfuß durch die Straßen läuft: ist alternativ, jemand der nen ähnlichen Geschmack hat wie ich: Stylo-Queen.
Ich denk in der Situation auch daran, dass wir uns kein Bild von Gott machen sollen. Und ich verstehe jetzt warum. Wenn wir wüssten wie Gott aussieht, würden wir ihn ganz anders wahrnehmen. Weil wir Menschen so sehr danach urteilen, was wir schön und normal finden. Dabei sollte es doch eigentlich egal sein, ob Gott wie ein Mensch, wie ein Baum oder wie ein Waschbär aussieht. Auch wenn es ne komische Vorstellung ist, dass Gott wie ein Waschbär aussehen könnte, trifft es genau da, was ich meine. Selbst wenn wir ihn dann hässlich oder unbedeutend finden würden, wäre er immer noch der gleiche, große Gott. Aber uns fällt es eben schwer nicht zu verurteilen. Deshalb glaub ich ist es gut, dass wir nicht wissen, wie Gott aussieht. Damit Gott mehr bleibt, als wir greifen können und wir ihn nicht in eine Schublade stecken .
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Sonntag, 16. Juni 2024
Nächsten Monat bin ich beim Taylor Swift Konzert in Hamburg. Ich freu mich schon so krass. Taylor ist für mich nicht nur ne mega Künstlerin, sondern ich feier sie auch als Person.
Sie setzt sich für viele Dinge ein, die mir wichtig sind. Und sie steht als Frau für ihre Rechte ein. Gerade in der Musikszene wird immer noch vieles von Männern bestimmt und deshalb ist es echt cool, wie sie sich da durchsetzt.
Besonders toll find ich, dass sie kritisiert, wie sexistisch die Medien oft sind. Ihr wird zum Beispiel häufig vorgeworfen, dass sie zu viele Beziehungen hatte. Und sie wird gefragt, ob sie als Frau mit über 30 nicht mal heiraten und Kinder kriegen will. Es ist also immer noch ein Thema: Natürlich dürfen Frauen Karriere machen, aber spätestens mit 30 ist es dann schon mal an der Zeit, sesshaft zu werden.
Ich bin zwar viel jünger als Taylor, aber ich wurde auch schon gefragt, wann ich denn mal Kinder will. Ich find, dass solche Fragen unangebracht sind und glaub, dass Männer sowas nicht so oft gefragt werden. Es ist übergriffig, weil Frauen verletzt werden, die sich eigentlich ganz doll Kinder wünschen, aber keine bekommen können. Oder weil man sich als Frau aufs Kinderkriegen reduziert fühlt. Ich finde es braucht darum mehr Frauen wie Taylor, die zeigen, dass wir uns nach und nach von den Frauen-Klischees verabschieden können.
Deshalb freu ich mich schon, wenn ich mit dieser großartigen Frau einen Abend verbringen darf. Sie ist ein Vorbild für mich und für andere Frauen und schon allein deshalb werd ich auf dem Konzert ganz laut jubeln.
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Samstag, 15. Juni 2024
Burano ist eine Insel in Italien mit wunderschönen bunten Häusern. Und eine Stadt mit seeeehr vielen Touris. Ich bin mit meiner Familie aus der Fähre raus und direkt auf die Hauptstraße. Das war eigentlich einfach ein langes Gässchen mit vielen Tourishops, wo man zum Beispiel venezianische Masken kaufen konnte oder gehäkelten Spitzenstoff, der dort hergestellt wird. Ich bin eher klein und hab echt gedacht, ich verlier die anderen safe in der Menschenmasse. Es war so voll, echt nicht mehr feierlich.
Wir sind dann in ne Seitengasse abgebogen und einfach mal runter von der Hauptstraße. Es war so krass anders dort. Plötzlich war alles wie ausgestorben und egal, wo wir weitergelaufen sind, da war fast niemand mehr außer uns.
Trotzdem waren da überall noch diese wunderschönen bunten Häuschen. Und man konnte endlich auch mal ein Foto ohne tausend andere Menschen im Hintergrund machen. Ab da hat mir Burano sooo gut gefallen. Es ist eben nicht immer da am schönsten, wo die breite Masse ist. Mir ist es auch total wichtig, einfach mal selbst auf Entdeckungsdungstour zu gehen und zu sehen, was es zu sehen gibt. Und es ist so schön auf sich wirken zu lassen, wie und wo die Menschen da leben. Das macht für mich einen Ort erst wirklich schön und ‚echt‘. Daraus hab ich mal wieder gelernt, dass es viel viel cooler ist Orte abseits der Tourispots zu erkunden und mal nicht der Masse nachzulaufen.
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Freitag, 14. Juni 2024
Leute ich war die absolute Sporthasserin. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich immer noch ein Trauma vom Schulsport hab. Meistens wurde ich nämlich als letzte ins Team gewählt. Irgendwie hab ich auch nie nen Sport gefunden, der mir so richtig Spaß gemacht hat.
Aber ihr glaubt nicht wie krass sich das verändert hat: Ich war letzte Woche einfach die, die freiwillig in ihrem Urlaub am Strand joggen war.
Ich mach mittlerweile also viel mehr und auch viel lieber Sport. Gut, manchmal muss ich mich immer noch aufraffen oder hab auch mal keine Lust, aber es ist ganz anders als früher.
Das liegt daran, dass ich für mich ein paar Sachen festgestellt hab. Ich mach den Sport nicht mehr, um richtig gut darin zu sein, sondern ich mach‘s für mich. Ich will in Zukunft gesund und fit sein. Und ich will vielleicht auch irgendwann mal mit meinen Enkeln spielen können, ohne dabei Rückenprobleme zu haben.
Außerdem hab ich für mich herausgefunden, dass ich es nicht mag immer den gleichen Sport zu machen. Ich geh also an einem Tag joggen, am nächsten Schwimmen und an einem anderen Tanzen oder Klettern. Ich mag‘s mich da auszuprobieren. Auch wenn ich nicht immer dasselbe mache, merk ich, dass es immer einfacher wird und ich schon jetzt viel fitter bin als am Anfang. Am wichtigsten ist für mich geworden, dass ich immer lieber ein bisschen was mache als gar nichts.
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Donnerstag, 13. Juni 2024
Seit neustem hab ich das Songschreiben für mich entdeckt. Auf einmal fließt die Musik einfach aus mir heraus. Ich finde Worte und Melodien für das, was ich fühl. Oft dauert es gar nicht lange bis der Song fertig ist, weil ich über das schreib, was mich grade bewegt. Zum Beispiel hab ich nen Song geschrieben, als mir alles zu viel war.
Wenn ich nen Song fertig hab, erwache ich wie aus nem Rausch und es fühlt sich richtig befreiend an. Es tut einfach gut, was ich sagen will rauszulassen und festzuhalten.
Ich hab auch das Gefühl, beim Songschreiben ist Gott bei mir. Er ist der Grund, warum es so leicht geht. Und warum ich mich dabei so gesegnet fühle. Das trifft nämlich am besten dieses Gefühl, was ich dabei hab. Es ist ein bisschen wie beten. Gott inspiriert mich, weil ich in allem was ich tue, eine Verbindung zu ihm suche, auch beim Songschreiben. Und ich ihm meine Gefühle sagen kann. Eben nicht in nem Gebet, sondern in nem Song.
Schon immer hab ich Gott am meisten gefühlt, wenn ich Musik gemacht hab, aber noch nie so sehr wie beim Songsschreiben. Und deshalb weiß ich: Es geht für mich gar nicht darum, dass ich besonders gute Songs schreibe, oder damit groß rauszukommen. Sondern ich mach das nur für mich. Weil ich da kreativ und ganz ich sein kann und weil ich da zusammen mit Gott bin.
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Mittwoch, 12. Juni 2024
„Zieh lieber die schwarze Hose an. In der weißen siehst du dicker aus.“
Solche Sätze hab ich schon oft gesagt bekommen. Und ich finde das geht gar nicht. Aus mehreren Gründen.
Erstens: Ich bin schlank und das weiß ich auch. Aber so ne Bemerkung gibt mir zu verstehen, dass ich immer noch nicht „schlank genug“ bin. Denn dick sein ist für viele was Schlechtes. Ich finde, das vermittelt ein falsches Körperbild und ist problematisch, weil viele dadurch ne Essstörung bekommen.
Jeder Körper ist anders und die Hauptsache ist doch, dass man sich wohl fühlt und gesund mit sich und seinem Zuhause umgeht.
Zweitens: Es heißt, schwarz macht schlank. Deshalb soll ich lieber schwarze Sachen anziehen. Ich denke aber jeder Mensch sollte tragen können, was er will. Ich bin eh ne Verfechterin davon, mehr Farbe zu tragen. Einfach das, was einen glücklich macht und worauf man Bock hat. Darin wo man sich richtig wohl fühlt und das ausstrahlt, sieht man doch eh am besten aus.
Ich wünsche mir, dass wir nicht mehr so viel über Körper urteilen und darüber, was wer anzuziehen hat. Und deshalb weise ich jetzt Leute, die sowas zu mir sagen darauf hin, was solche Sätze in mir und anderen auslösen. Ob ich meine Klamotten mag, hab nämlich alleine ich zu entscheiden, egal ob ich heute Lust auf ne weiße Jeans, rote Sneaker oder ein pinkes Crop Top hab.
Jule
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Dienstag, 11. Juni 2024
In zwei Wochen bin ich verheiratet. Das ist so verrückt und ich freu mich unfassbar. Trotzdem: Heiraten klingt für mich immer noch nach was, das sich ewig weit weg anfühlt. Irgendwie klingt das so erwachsen. Und so erwachsen fühl ich mich doch noch gar nicht.
Ich ruf immer noch meine Mama an, wenn ich nicht weiß, welches Waschmittel ich kaufen soll und eventuell lieb ich’s auch manchmal im Hopserlauf durch die Gegend zu springen. Das ist doch definitiv nicht erwachsen.
Ich hab das Gefühl, ich bin eigentlich noch gar nicht so wie verheiratete Menschen sein müssen: Ich steh noch nicht mit beiden Beinen im Leben. Ich studier noch und bin finanziell zum Teil noch auf meine Eltern angewiesen und ich hab auch nicht das Gefühl, dass ich nach der Hochzeit direkt Kinder bekommen will.
Aber ich bin mir sicher, das mit meinem Freund will ich für immer. Es passt einfach. DAS ist der Grund, warum ich heiraten will. Und ich glaub das ist auch das, was zählt.
Ich muss mich nicht so erwachsen fühlen wie Heiraten klingt, um zu wissen, dass er der Richtige ist. Ich bin erwachsen genug, um zu wissen, was mir im Leben wichtig ist. Aber manche Dinge, wie eben das klassische Haus mit Kindern, das kann sich erst noch entwickeln. Und: Vielleicht ist Erwachsen sein auch einfach nur anders, als man es sich als Kind vorgestellt hat.
Jule
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Montag, 10. Juni 2024
Ich sitz im vollen Zug und arbeite an meinem Laptop. Im Zweier auf der anderen Seite des Gangs sitzt schon länger ein Mann und starrt mich an. Erst denk ich, dass ich mir das nur einbilde, oder dass er nur auf meiner Seite aus dem Fenster schaut. Aber als ich zu ihm rüber guck, seh ich, dass er mich tatsächlich anstarrt. Ich werfe ihm einen Blick so nach dem Motto: „Was soll das??“. Aber der Typ hört nicht auf zu glotzen. Ich denk mir: Bei der nächsten Station setze ich mich wo anders hin. Dann steigt er aber zum Glück aus.
Am nächsten Tag bin ich mit meiner besten Freundin bei ner offenen Töpferwerkstatt auf nem Straßenfest. Der Raum ist voll mit Müttern und glücklichen Kindern, die alle fröhlich vor sich hintöpfern. Und ich will mir auch ein Stück Ton holen. Plötzlich werde ich angelabert. Wieder von nem Mann zwischen 40 und 50. „Hey, schöne Frau“ ruft er mir zu und sieht mich dabei direkt an. Ich weich ein paar Schritte zurück. „Schöne Frau“ ruft er mir noch einmal hinterher. Ich setze mich an meinen Töpferplatz zu meiner Freundin und all den Kindern. Er steht immer noch in der Tür.
Zwei solche Begegnungen, an helllichtem Tag, mitten unter Leuten. Und trotzdem fühle ich mich nicht sicher.
Im Nachhinein denk ich mir: Ich hab mich so sprachlos gefühlt und wusste nicht, was ich dagegen tun kann. Ich hätte zu den Männern sagen können, dass sie sich übergriffig verhalten und dass das nicht in Ordnung ist. Oder ich hätte andere um Hilfe bitten können. Aber dazu war ich zu perplex und mir hat der Mut gefehlt. Ich hoffe, dass mir sowas nicht nochmal passiert, wenn ich alleine bin. Und ich wünsch mir, dass wir Frauen und Mädels uns sowas nicht länger gefallen lassen müssen.