Paul
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Dienstag, 05. Juli 2022
Ich habe neulich an einem Sportevent teilgenommen. In unterschiedlichen Mannschaftssportarten sind Teams aus Deutschland, Europa und auch dem Nahen Osten nach Konstanz gekommen. Dort haben sie in ihrer jeweiligen Sportart ein Turnier über mehrere Tage gespielt. Neben dem sportlichen Wettkampf sind die Party und der Spaß natürlich auch nicht zu kurz gekommen.
Ich habe beim Rugby mitgespielt. Also die Sportart, die für viele so aussieht, als ob alle dem ovalen Ei hinterherrennen und sich darum prügeln. Aber es stecken schon etwas mehr an Regeln und Taktik dahinter.
Auf dem Spielfeld wurden ganz verschiedene Sprachen durcheinander gesprochen. Schön am Sport finde ich aber, dass es egal ist, welche Sprache du sprichst, welche ethnische Herkunft du hast oder welche kulturellen und religiösen Unterschiede zwischen den einzelnen Menschen liegen. Die Liebe zum Sport, in unserem Fall zum Rugby, verbindet die Menschen. Ich finde das ziemlich cool.
Zwischen und nach den Spielen bin auch mit den Spielern aus den anderen Teams ins Gespräch gekommen und wir haben uns über den Sport, aber auch über Politik und Religion, unterhalten. Mir hat das gezeigt, dass Rugby und auch Sport allgemein manchmal mehr als nur Wettkampf sein kann. Er fördert den interkulturellen Austausch und das Verständnis füreinander. In unserem Fall war das auf jeden Fall so. Und über alle kulturellen Grenzen hinweg kann man viel Spaß miteinander haben.
Paul
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Sonntag, 15. Mai 2022
Orangen. Was können die so? Sind im Optimalfall saftig, lecker und eben orange. Ich habe irgendwie keine besondere Beziehung zu Orangen. Schon ganz nice, aber jetzt auch kein Game-Changer.
Als ich neulich meine Oma besucht habe, hat sie mir eine Story von einer ganz besonderen Orange erzählt: von der ersten Orange in ihrem Leben. Meine Oma ist 1939 geboren. Sie erzählt immer wieder, wie knapp alles im Krieg gewesen ist. Es hat nicht viel zu essen gegeben und auch sonst kaum etwas zu kaufen. Meine Oma erinnert sich, dass sie, als sie vier Jahre alt war, zu Weihnachten genau eine Sache bekommen hat: nämlich eine Orange. Das war die Erste, die sie in ihrem Leben gegessen hat. Die Orange hat in der Erinnerung meiner Oma so toll geduftet, sie war saftig und hat einfach köstlich geschmeckt. Diese Orange ist zum Maßstab für alle anderen Orangen in Omas Leben geworden, aber nie hat wieder eine so gut geschmeckt.
Diese Geschichte hat mich sehr bewegt und nachdenklich gestimmt. Erstens kann ich mich nicht mal mehr erinnern, was ich zu Weihnachten mit vier Jahren bekommen habe, und zweitens war es mit Sicherheit viel mehr als „nur“ ein Orange. Mir ist außerdem klar geworden, wie froh ich sein muss, dass ich solche Zeiten der Knappheit wie während oder nach dem zweiten Weltkrieg nie erleben musste. Die Orangengeschichte von meiner Oma ermahnt mich deutlich, für den Frieden und gegen den Krieg auf der Welt zu kämpfen.
Paul
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Freitag, 13. Mai 2022
Kennst du das auch? Du willst morgens früher aufstehen und motiviert in den Tag starten. Wenn dann aber der Wecker tatsächlich klingelt – zack! - haut man auf die Snooze-Taste, anstatt aufzustehen.
Jetzt habe ich mir vorgenommen, das Ganze anders anzugehen. Ich habe das Glück und wohne am Bodensee. Also verabrede ich mich gerade jeden Morgen mit einer Freundin und gemeinsam springen wir in den See. Der ist gerade noch richtig kalt. Ich steh dann morgens am Ufer und denke mir: „Warum machst du das bloß?“ Ich spüre da so richtig meinen inneren Schweinehund, den Bequemlichkeits-Paul, der lieber noch im Bett wäre. Den gilt es dann zu überwinden und ich stürze mich doch ins kalte Wasser.
Nach dem kurzen Baden ist es immer ein tolles Gefühl. Der Körper wärmt sich von innen wieder auf und wenn’s gut läuft wärmt die Morgensonne auch von außen. Entscheidend aber ist für mich: Ich habe diesen Bequemlichkeits-Paul überwunden und kann mit Energie in den Tag starten.
Seitdem ich das mit dem Morgenbaden mache, fällt mir auf, dass ich immer wieder vor so einer Situation stehe, wo es gilt, den inneren Schweinehund zu überwinden. Sei es bei der Arbeit oder bei Aufgaben für die Uni oder einfach auch, wenn ich dran bin, das Bad zu putzen. Auch da gilt, einfach Augen zu und durch. Nicht zu viel nachdenken und sich dann doch drücken.
Danach fühlt es sich immer verdammt gut an. Denn ich kann sagen: Das hab ich heute schon alles geschafft.
Paul
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Dienstag, 10. Mai 2022
Instagram, Twitter oder auch Old-School Facebook sind alles Soziale Netzwerke. Wir Menschen brauchen das: miteinander reden, sich austauschen und sich vernetzten. Ob digital per Smartphone oder eben auch persönlich bei der Arbeit, im Sportverein oder einfach mit Freunden.
Während Corona habe ich richtig gemerkt, wie mir das gefehlt hat. Und jetzt sogar noch deutlicher, wo ich wieder viele soziale Kontakte habe. Wenn ich mit anderen zusammensitze, dann denke ich immer noch: wie cool, dass wir uns wieder treffen können. Quatschen mit Freundinnen und Freunden und gemeinsam Zeit verbringen, das tut mir gut. Da kann ich meine Batterie wieder aufladen.
Zusammen sein - das haben wir Menschen schon immer gebraucht, auch schon vor Insta & Co. Die Bibel zum Beispiel erzählt, dass Jesus auch ein ziemlich sozialer Typ war. Er ist offen auf andere zugegangen, hat mit ihnen gesprochen und hat geholfen, wo er konnte. Er hatte auch sein Netzwerk, seine Jüngerinnen und Jünger waren immer an seiner Seite. Die Bibel erzählt, wie menschlich Jesus war. Auch er hat soziale Kontakte gebraucht, um in dieser Welt zu leben. Genauso brauchen auch wir andere Menschen und Kontakte in unserem Leben. Was meinst du, wenn Jesus heute leben würde, wäre er da auf Facebook, Twitter oder doch eher auf Instagram?
Paul
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Montag, 09. Mai 2022
„Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen. Fällt einer von beiden hin, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine. Doch wie schlecht steht es um den, der alleine ist, wenn er hinfällt! Niemand ist da, der ihm wieder aufhilft!“
Der Satz klingt fast wie ein Motivationsspruch für den Fußball, aber in Wirklichkeit steht er in der Bibel. Die Message ist: Zusammen sind wir stark und als Team können wir mehr schaffen als jeder und jede für sich allein. Das ist eine Botschaft, die passt auf den Sport genauso wie auf die Arbeit im Beruf. Und er passt auch für die Politik. Vor 73 Jahren, also kurz nach dem zweiten Weltkrieg, wurde der Vorläufer der Europäischen Union, der EU, gegründet. Die Staaten, die damals mitgemacht haben, wussten, dass sie zusammen stärker sind und mehr erreichen können: wirtschaftlich, aber auch für den Frieden in Europa.
Heute, 2022, bin ich froh, dass wir die EU haben. Manche Probleme kann man nur im Team mit anderen Nationen sinnvoll angehen: so wie den menschengemachten Klimawandel. Es ist wichtig, dass jedes einzelne Land etwas dagegen unternimmt, aber zusammen können wir noch mehr erreichen. Gerade beim Klimawandel würde ich mir wünschen, dass die EU mehr wie ein Fußball-Team denkt und sich gegenseitig unterstützt und gemeinsam gegen den Gegner antritt. Und der heißt in diesem Fall: Klimaerwärmung.
Paul
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Samstag, 02. April 2022
„Allahu Akbar“ ist ein wichtiger Ausruf im Islam. Es heißt so viel wie „Gott ist groß“ oder „Gott ist der größte“.
Es ist DAS Gottesbekenntnis im Islam. Mein Bruder studiert Arabisch und Islamwissenschaften und war für ein halbes Jahr in Kairo zum Studieren. Ich habe ihn dort besucht und war erstmal hart überfordert mit dieser riesigen, hektischen, mir fremden Stadt. Kairo ist eine muslimisch geprägte Stadt. Anders als jetzt in Süddeutschland steht nicht an jeder zweiten Ecke eine Kirche, sondern eben eine Moschee. Im Islam gibt es am Tag fünf Gebetszeiten. Zu diesen Gebetszeiten ruft der Muezzin die Gläubigen zum Gebet – und zwar öffentlich. Er ertönt in der ganzen Stadt von den Türmen aller Moscheen. Der Beginn des Gebetsrufs lautet immer Allahu Akbar. Dieser Ruf zum Gebet ist so wie bei uns das Glockenläuten der Kirchen. Auch sie rufen die Gläubigen zum Gebet oder in den Gottesdienst.
Die Kirchenglocken in Deutschland bin ich gewohnt, aber der Ruf des Muezzins war für mich neu und aufregend. Er hat etwas sehr Kunstvolles und schafft eine - wie ich finde - schöne Atmosphäre in der Stadt. In Deutschland ist es eher eine Seltenheit, dass es öffentliche Gebetsrufe von Moscheen gibt. Kommt aber in Einzelfällen vor. Mich würde es nicht stören, das häufiger zu hören. Im Gegenteil, ich fände das ein schönes alltägliches Zeichen für religiöse Vielfalt in Deutschland. Und mir selbst als Christ wird dadurch ja nichts weggenommen.
Paul
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Donnerstag, 31. März 2022
Ist dir auch mal aufgefallen, wie viele Kirchen so in einer Stadt - sagen wir mal in Stuttgart – stehen? Große imposante, kleine eher versteckte, ganz alte oder modernere. Kirchen hier – Kirchen da – Kirchen überall. Sie gehören zum Stadtbild. Ich stell mir dann oft die Frage: Ist das jetzt eigentlich eine evangelische oder katholische Kirche? Das ist wie so ein kleines Mini-Rätsel-Game für mich.
Es gibt so ein paar Cues die mir dabei helfen:
Erstens, eine gute Faustregel ist: Wenn ein Hahn auf dem Kirchturm sitzt, ist es meistens eine evangelische Kirche.
Zweitens, in der Kirche drin, schau ich dann: Gibt es Weihwasserbecken am Eingang? Kann ich Beichtstühle sehen? Das gibt es nämlich in der Regel nur in kath. Kirchen.
Trotz solcher Hinweise liege ich am Ende doch oft daneben. Liegt aber auch daran, dass Kirchen über die Jahrhunderte mal als evangelische und mal als katholische Kirchen genutzt wurden.
So eindeutig ist es irgendwie eben alles nicht. Bei allen Unterschieden finde ich aber wichtig, dass wir evangelischen Christen viel mehr mit den Katholischen gemeinsam haben, als uns trennt. Wir beten zum Beispiel gemeinsam für den Frieden. Christen versammeln sich, egal ob evangelisch oder katholisch auf Markplätzen zu Friedensgebeten. Oder in evangelischen oder katholischen Kirchen, ganz egal. Denn ich kann mich als evangelischer Christ auch in einer katholischen Kirche wohl fühlen.
Paul
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Mittwoch, 30. März 2022
„Der Islam gehört zu Deutschland.“ Vor Zehn Jahren gab es viel Wind, als der damalige Bundespräsident Christian Wulf diesen Satz bei einer Rede gesagt hat. Inzwischen leben ca. 5 Millionen muslimisch gläubige Menschen in Deutschland und bilden damit die zweitgrößte Religionsgemeinschaft nach dem Christentum. Es ist also Fakt, dass der Islam ein Teil von Deutschland ist. Ob das jetzt manchen Leuten passt oder nicht.
In Deutschland haben wir zum Glück die Religionsfreiheit. Das bedeutet, dass jede Person ihren Glauben im Rahmen des Grundgesetztes frei leben darf. Für mich gehört zur Religionsfreiheit auch das Angebot des Reli-Unterrichts an der Schule. Ich habe dort viel über meine eigene Religion, das Christentum, aber auch über andere Religionen gelernt. In den letzten Jahren wird an immer mehr Schulen auch islamischer Reli-Unterricht angeboten. Ich finde das sehr gut. Leider gibt es aber bei Weiten nicht an allen Schulen ein Angebot. Klar muss auch die praktische Umsetzung bedacht werden. Nicht an jeder Schule ist die Nachfrage so hoch, aber müssen es denn wirklich immer 30 Schülerinnen und Schüler pro Klasse sein?
Ich freue mich, wenn das Angebot weiter ausgebaut wird und auch im Religionsunterricht deutlich wird, dass der Islam zu Deutschland gehört.
Paul
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Sonntag, 26. Dezember 2021
Heute ist der zweite Weihnachtsfeiertag und damit ist der Trubel mit Familie und so weiter bei mir erst mal vorbei. Ich werde heute ganz entspannt mit Tee und Plätzchen auf dem Sofa sitzen und den geschmückten Weihnachtsbaum genießen. - Irgendwie finde ich es schon einen strangen Brauch, sich einfach einen Baum ins Wohnzimmer zu stellen und den dann zu schmücken.
Bei mir daheim ist der Weihnachtsbaum klassisch und schlicht geschmückt. Eine grüne Tanne mit roten Christbaumkugeln, große und kleine Strohsterne und natürlich dürfen Kerzen nicht fehlen. Außerdem steht bei uns eine Krippe aus Holzfiguren unter dem Baum. Die erzählt die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel. Aber nicht nur die Krippe zeigt, warum wir Weihnachten feiern. Auch der Schmuck am Weihnachtsbaum hat eine Bedeutung.
Die Sterne sind aus Stroh. Denn Jesus ist unter ärmlichen Umständen in einem Stall zur Welt gekommen. Und sie haben die Form eines Sterns, weil der Weihnachtsstern über dem Stall den Hirten und Königen, die Jesus besuchen wollten, den Weg zur Krippe gezeigt hat.
Meine Großeltern haben noch rote Äpfel an ihrem Weihnachtsbaum. Der Apfel steht bei Christinnen und Christen für das Paradies und damit für die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Die Äpfel wurden mit der Zeit durch rote Glaskugeln ersetzt.
Und die Kerzen am Weihnachtsbaum sagen: Die Geburt Jesu hat Licht in unsere Welt gebracht. Ein Licht, das auch heute noch unser Leben heller macht
Paul
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Montag, 20. Dezember 2021
In vier Tagen ist es so weit, dann ist Heiligabend. Also Endspurt: einkaufen, Geschenke verpacken und den Schreibtisch aufräumen. Dann kann ich ganz in Ruhe Weihnachten – also die Geburt Jesu - feiern. Bei Maria und Joseph waren die Tage vor der Geburt sicher auch ganz schön stressig. Sie waren schon eine ganze Zeit lang unterwegs und dass, obwohl Maria hochschwanger war. In Betlehem angekommen, haben sie nach einem freien Zimmer gefragt. Aber sie hatten kein Glück: „Kein Platz in der Herberge“, hieß es überall.
Genau so geht es gerade auch vielen Menschen. Frauen, Männer und Kinder, die aufgrund von Krieg oder Verfolgung aus ihrer Heimat fliehen, um nach Europa zu kommen. Aber so weit kommen sie meistens gar nicht. An der EU-Außengrenze ist Schluss. Egal ob in Belarus oder der Türkei, die Grenzen sind dicht. Die Menschen müssen – oft unter schlimmen Bedingungen – in Flüchtlingslagern ausharren und kommen nicht weiter. In ihre Heimat können oder wollen sie aber auch nicht mehr.
Joseph und Maria sind nach langer Suche schließlich in einem Stall untergekommen; Der bot zumindest Schutz vor Wind und Wetter. Es war nicht perfekt, aber es hat funktioniert. Ich wünsche mir, dass den Menschen in den Flüchtlingslagern auch geholfen wird. Gerade so kurz vor Heiligabend – der uns an die Geschichte von Maria und Joseph erinnert – sollten wir gastfreundlich sein, die Menschen in Not aufnehmen und ihnen ein sicheres Zuhause geben.