Hans-Christian
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Freitag, 28. Juli 2023
In ein paar Wochen ist es vorbei. Die FSJ´lerin beendet ihr freiwilliges Jahr und startet dann ins Studium. Wir feiern ein Abschiedsfest und es sind alle eingeladen, die sie in diesem Jahr begleitet haben. Ich finde es richtig schön, wie sich Leute entwickeln und dass sie bei uns in der Gemeinde eine gute Zeit haben. Sie bringen sich selbst und ihre Ideen für eine Kirche von morgen ein. Nicht nur im Team, sondern eben auch im alltäglichen Schaffen miteinander. Mir wird unsere FSJlerin fehlen.
Das ist bei mir mit Abschieden häufig so. Mich macht es nachdenklich, wie es weiter geht, was neues kommt. Das verunsichert mich auch etwas. Gleichzeit freue ich mich und bin gespannt auf die Zukunft, weil ich sicher bin, dass es weitergeht. Ob beruflich oder privat. Abschiede sind nicht immer leicht zu gestalten, doch wenn daraus neue Perspektiven erwachsen können, dann bin ich sicher – das es gut ist.
Hans-Christian
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Donnerstag, 27. Juli 2023
Ich liebe es wenn ich mit allen Aufgaben fertig bin. Zum Beispiel wenn ich die Wohnung aufgeräumt habe. Das war letztens auch so. Danach hab ich dann noch im Fernsehen
rumgezappt, aber nichts gefunden. Und selbst meine eingerichteten Timer für verschiedene Apps auf dem Handy sind abgelaufen.
Ich bin dann irgendwie so in meine Gedanken versunken. Ich habe an meine Familie gedacht und mir Sorgen gemacht. Und an meine Freunde und mir vorgenommen, mal wieder was mit ihnen auszumachen. Ich musste über die Arbeit nachdenken und Leute, die mir wichtig sind.
Mir war echt langweilig. Ich wusste einfach nicht, was ich mit meiner geschenkten Zeit anfangen soll. Ich wollte nichts arbeiten, sondern die Zeit einfach sinnvoll für mich nutzen. Zum Beispiel Spazieren gehen, ein gutes Buch lesen oder nach draußen in den Garten gehen. Einfach das tolle Wetter genießen. Ich konnte mich gar nicht aufraffen. Aber dann hab ichs einfach getan, bin ne Runde laufen gegangen. Und danach habe ich mich mit meinem Buch in den Garten gesetzt und ein bisschen gelesen.
Ich denke, manchmal tut Langeweile gut. Weil so neue Ideen in mir entstehen können, ich Zeit habe und sie mir nehmen kann – für mich und Dinge die mir wirklich gut tun.
Hans-Christian
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Mittwoch, 26. Juli 2023
Auf meinem Konzertticket stand: Beginn 19:00 Uhr. Als wir reinkamen, lief im Zelt nebenbei Musik. Jeder hat versucht einen guten Platz in den vorderen Reihen zu bekommen. Die Stimmung war entspannt. Und dann war es soweit - 19:00 Uhr und die Vorband kam auf die Bühne. Der Name von denen sagte mir überhaupt nichts. Deshalb war ich erst skeptisch, eben weil ich nicht wusste, was mich erwartet.
Aber dann war ich überrascht - die machten richtig gute Stimmung. Die Band überzeugte mich mit ihren Melodien und Texten. Irgendwann dachte ich mir: Eigentlich schade, dass die nur die Vorband sind. Ich hätte gern noch weiter zugehört.
Gut, wenn ich ehrlich bin, dann wäre ich auch nicht einfach so auf ein Konzert gegangen von einer Band, die ich nicht kenne.
Mir hat der Abend aber gezeigt, das es sich für mich lohnt nicht immer so skeptisch zu sein, wenn was neues kommt. Nicht nur bei Vorbands von Konzerten, sondern auch allgemein in meinem Leben. Deshalb will ich für mich selbst offen sein für neues. Denn dann kann ich auch mal überrascht werden. Uns daraus entsteht auch etwas gutes.
Hans-Christian
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Dienstag, 25. Juli 2023
Ich nutze erst seit ein paar Wochen die App beReal. Bei der geht es darum innerhalb von zwei Minuten einen Post abzusetzen. Dieser entsteht durch zwei Fotos, die von der App direkt hintereinander geschossen werden. Eines mit der Front- und eines mit der Rückkamera.
Ein Moment festgehalten – mitten aus dem Alltag. Beispielsweise, als ich gerade am Kochen war, am Computer saß oder auf dem Weg zu Freunden.
Ich find die App cool, weil ich so in Kontakt mit meinen Freunden bin, auch über weite Distanzen hinweg. Ich find einfach: Der Name ist Programm bei beReal. Weil ich hier und jetzt ohne Filter oder großem Aufwand einen Schnappschuss aus dem Alltag sende. Einfach ich und meine Umgebung. Egal ob es meega aufgeräumt ist oder nicht. Ich muss mich nicht zurecht machen. Und es ist egal, ob ich im Chillermodus daheim oder unterwegs bin. Ich finds klasse, weil ich dann in dem Moment einfach hier und jetzt bin. So wie ich geschaffen bin. Einfach real.
Hans-Christian
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Sonntag, 02. Juli 2023
Ich möchte trotzdem hoffen. Nicht weil ich naiv bin und denke überall kann Friede, Freude Eierkuchen sein. Sondern weil ich davon überzeugt bin, dass Gott in dieser Welt immer wieder auftaucht.
Überall da wo Menschen sich auf Augenhöhe begegnen, wo im Streit das Argument zählt und wo Menschen einander vergeben können. In diesen Momenten wird für mich deutlich, dass es gut ist zu hoffen. Und dass diese Hoffnung auf eine gute Welt nicht umsonst ist.
Trotzdem gilt es für mich nicht bloß blind zu hoffen, sondern eben auch aktiv zu werden und selbst einen Beitrag dafür zu leisten. Zum Beispiel wenn ich dafür einstehe, andere Leute bei mir vor Ort zu integrieren. Oder dass ich schaue, wo ich gebraucht werde. Und dann auch mithelfe. Manchmal hilft es auch schon, wenn ich nicht beleidigt bin, wenn ich mal nicht im Recht bin. Dann ist meine Hoffnung nicht umsonst, sondern ich sehe es bringt was.
Auch wenn es manchmal hoffnungslos scheint: ich versuche trotzdem zu hoffen.
Hans-Christian
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Montag, 29. Mai 2023
Einfach mal den Durchblick haben. Alles verstehen können und eine Antwort zu haben auf die Sachen, die mich und andere Leute umtreibt. Das feiert die Kirche an Pfingsten. Die Erzählung geht so, dass an diesem Tag die Freunde von Jesus eben diesen Durchblick hatten und den Mut anderen Leuten von ihrem Glauben und ihren Erfahrungen zu erzählen. Nicht einfach so – denn der Heilige Geist war bei ihnen.
Ich bin davon überzeugt, dass der Heilige Geist auch heute noch mit am Start ist auf der Welt. Nicht nur in der Kirche und auch nicht immer – vielleicht ist er sogar seltener in der Kriche als in der Welt. Wenn Menschen einenader auf Augenhöhe begegnen, wenn das Argument zählt und nicht das von dem, der am Lautesten ist, wenn Frieden entsteht und wenn Leute eine gute Zeit miteinander haben. Dann sind das für mich kleine Zeugnisse des Heiligen Geistes – kleine Pfingstfeuer, die mich hoffen lassen. Das feiere ich an Pfingsten – den Heiligen Geist im Leben und der Welt.
Hans-Christian
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Sonntag, 21. Mai 2023
Wenn ich neu in einer Gruppe bin, dann bin ich immer meeega unsicher. Ich denke dann die ganze Zeit daran, was die anderen wohl denken oder denken könnten. Ich merke, wie ich mir irgendwie innere Mauern aufbaue, hinter denen ich mich verstecke. Dann bin ich gar nicht so, wie bei Leuten, die ich schon lange kenne. Vielleicht stehe ich mir da manchmal selbst im Weg, bei all den Gedanken die ich mir dabei mache.
Klar, ich will gut ankommen. Doch vielleicht ist das der falsche Ansatz. Gut anzukommen macht mich ja nicht glücklich, wenn ich mich dabei völlig verbiege und dann nicht wirklich ich selbst bin. Gleichzeitig mache ich mich ja angreifbar, wenn ich dann tatsächlich einfach mal ich selbst bin.
Einfach ich sein – das ist gar nicht so einfach. Aber ich denke es ist der beste Weg für mich, wenn ich neue Leute kennenlerne. Das kostet manchmal Kraft und Überwindung aber es lohnt sich, weil das ehrlich ist. Denn ich will andere ja auch so kennenlernen, wie sie eben sind.
Hans-Christian
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Samstag, 20. Mai 2023
Bald ist es wieder soweit, dann bin ich vier Tage zu Fuß mit einer großen Gruppe unterwegs. Wir laufen da nach Untermarchtal. Das ist ein kleiner Ort an der Donau, in dem Ordensschwestern in einem Kloster wohnen. Einmal im Jahr veranstalten sie bei sich eine Art Festival. Viele Jugendliche kommen dann da für ein Wochenende hin, um gemeinsam über Gott und die Welt zu sprechen, zu tanzen oder einfach nur um zu feiern.
Meine Gruppe macht sich schon immer früher auf den Weg. Eine gute Zeit, um über mich und mein Leben nachzudenken – weit weg von Zuhause und dem ganzen Trubel. Mir hilft das Wegsein, um bei mir selbst anzukommen.
Klingt vielleicht irgendwie komisch, aber der Abstand von meiner gewohnten Umgebung bringt mich auf andere Gedanken. Dann bekomme ich neue Ideen und kann auch wieder gestärkt in den Alltag gehen.
Trotzdem bin ich danach immer ganz schön müde und kaputt. Das Laufen und die langen Abende, an denen wir sprechen und diskutieren sind anstrengend. Aber ich finde, dass sich diese Tage mega lohnen. Weil ich spüre, dass ich nicht alleine bin mit meinen Fragen an Gott und mein Leben. Da merke ich, dass es viele gibt, denen es genau so geht.
Hans-Christian
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Donnerstag, 18. Mai 2023
Ich sitz öfters bis nachts um drei mit guten Freunden zusammen. Da sprechen wir oft über alle möglichen Themen. Und dann gibt es bei da meistens einen, der genau dann eine Grundsatzdiskussion anzettelt. Der dann alles immer genau wissen muss, bis er einem glaubt. Klar, manchmal ziemlich zermürbend. Andererseits aber auch echt interessant, zu diskutieren, wenn das Argument dabei zählt.
In der Bibel ist Thomas derjenige im Freundeskreis Jesu, der solche Diskussionen anzettelt. Nach dem Tod von Jesus haben ihm manche erzählt, dass sie Jesus gesehen haben und meinten, er lebt. Das wollte Thomas ihnen nicht glauben. Denn er hat gesehen, dass Jesus gestorben ist und er kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass Jesus auf einmal lebt. Und Als Jesus dann vor ihm steht, will er als Beweis die Wunden sehen und diese sogar anfassen. Er ist kritisch und glaubt halt nicht gleich, was ihm andere erzählen.
Vielleicht sind seine Freunde deswegen von ihm genervt. Aber eigentlich finde ich das vorbildlich. Gerade, weil er alles genau wissen will, bevor er es glaubt.
Wenn ich selbst kritisch bin, dann glaube ich nicht alles direkt. Ich nehme mir Zeit dafür: Das was ich gehört habe erst einmal zu hinterfragen. Das bringt mich weiter, weil ich dann Argumente dafür und dagegen abwägen kann.
Hans-Christian
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Mittwoch, 17. Mai 2023
Ich war nach der Schulzeit meeega überfordert. Ich wusste nicht genau was ich machen soll. Da kam mir die Idee mich ein Jahr lang freiwillig zu engagieren. Ich hab mir das so vorgestellt, dass ich dann ein Jahr Zeit für mich und meine Zukunftspläne habe. Und dabei dann auch noch was für die Gesellschaft tun. Das macht für mich so ein FSJ aus.
Ich bin damals in ein Kloster gegangen. Da habe ich zusammen mit anderen das Leben im Jugendhaus mitgestaltet, mitgearbeitet und manchmal auch mitgebetet. Das war eine richtig gute Zeit, auf die ich immer noch gerne zurückblicke. Weil sie mich und meine Art die Welt und meine Arbeit zu sehen verändert hat.
Jetzt bin ich selbst Mentor in meiner Gemeinde vor Ort und begleite die FSJ'lerin in ihrem Freiwilligenjahr. Und ich feiere es immer noch. Weil es Menschen auch heute motiviert, sich für die Gemeinschaft einzusetzen. Es gibt ihnen neue Perspektiven und sie können dieses Jahr nutzen, um sich zu orientieren.