Jenni
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Sonntag, 06. Oktober 2024
Neulich hatte ich mit ́nem Freund nen riesigen Streit. Deshalb war ich total wütend auf ihn. Auf dem Heimweg hab ́ ich mir dann gleich am Handy Notizen gemacht, was mich gerade alles an der Situation und seinem Verhalten nervt.
Vor dem nächsten Treffen hab ́ ich mir die Notizen dann extra nochmal durchgelesen, weil ich mit ihm d ́rüber reden wollte – einfach die Sache aus der Welt schaffen. Wir haben dann ein bisschen diskutiert und es kam raus, dass alles ein Missverständnis war.
Aber ich war trotzdem nicht glücklich, sondern traurig über mein eigenes Verhalten. Als ich wütend war, konnt ́ ich direkt alles aufschreiben und mit ihm darüber reden. Er hat mir aber schon so oft eine Freude gemacht, mich zum Lachen gebracht oder meine miesen Tage gerettet. Und das hab ́ ich mir nie aufgeschrieben oder ihm beim nächsten Treffen nochmal gesagt. Dabei ist mir Dankbarkeit voll wichtig. Eigentlich will ich ihm das auch zeigen, also was mich glücklich macht und was ich an ihm schätz. Immerhin sind das ja Gründe, warum wir uns mögen – und es ist halt auch voll schön zu hören und zu wissen, was dem anderen alles gefällt. Irgendwie stärkt das ja auch unsere Beziehung.
Ich hab ́ meine Wutnotizen jetzt gelöscht und mir vorgenommen, nicht nur die schlechten, sondern auch die schönen Dinge aufzuschreiben und nochmal anzusprechen.
Jenni
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Samstag, 05. Oktober 2024
Ich war auf eine Silberhochzeit eingeladen. Also die sind schon 25 Jahre verheiratet. Das Ehepaar hat schon einiges zusammen erlebt, aber es gibt eine Sache, wegen der die Frau echt enttäuscht ist:
Ihr Mann ist ziemlich erfolgreich und beschenkt sie gern zu sämtlichen Anlässen mit großen Geschenken. Trotzdem war sie nie zufrieden: In den ganzen Jahren hat er ihr nämlich nur Sachen geschenkt, die er auch nutzen kann: zum Beispiel einen Fernseher für gemeinsame Filmabende oder eine Kaffeemaschine, weil er auch gern Kaffee trinkt. Natürlich war sie ihm trotzdem mega dankbar, aber nie hat er ihr was geschenkt, was NUR für sie war, wie zum Beispiel Blumen.
Als ich das mitbekommen hab ́, hab ́ ich sofort über Geschenke nachgedacht, die ich ander ́n geb ́. Ich find ́s wirklich schön, ander ́n eine Freude zu machen und wenn wir beide was damit anfangen können, umso besser. Aber bei Geschenken sollte es vor allem um die andere Person gehen - nicht um mich. Bei einem Geschenk ist mir persönlich die Größe ziemlich unwichtig – entscheidend ist, dass es von Herzen kommt und wirklich für die andere Person gemacht wird.
Auf jeden Fall möcht ́ ich beim nächsten Mal darauf achten ein Geschenk wirklich nur für meine Familie oder Freunde zu machen - nicht für mich selbst.
Jenni
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Freitag, 04. Oktober 2024
Ich lieb‘s in den Bergen zu wandern. Hoch zum Gipfelkreuz, um eine schöne Aussicht zu genießen. Für einen kurzen Moment bin ich dann ganz nah am Himmel. Nicht nur nah am Himmel, sondern auch nah bei Gott? Bildlich gesprochen wohnt er ja immerhin im Himmel. Früher wurden Gipfelkreuze oben auf den Bergen als Symbol für Gottes Begleitung gebaut. Häufig wurden sie nach überstandenen Krisen oder Kriegen oben, also ganz nah am Himmel, als Dank aufgestellt. Der Weg auf den Gipfel war damals sehr gefährlich. Dadurch wurde verdeutlicht, dass Gott die Menschen auf ihrem Weg beschützt.
Am Ziel angekommen hab ́ ich mich dann aber gefragt: „Wann beschützt mich Gott und wo bin ich ihm am nächsten? Auch beim Gipfelkreuz?“
Ich glaub, um Gottes Begleitung zu erfahren muss ich keine gefährliche Wanderung auf mich nehmen. Gottes Nähe ist auch nicht nur oben am Gipfelkreuz oder in der Kirche spürbar. Ich selbst merk seine Nähe ganz oft, wenn ich Angst hab ́ - zum Beispiel bei nem nächtlichen Heimweg - und einfach nur an ihn denk ́.
Dann fühl ́ ich mich ganz wohl und irgendwie begleitet. Ich merk, dass ich nicht allein bin. Dadurch bin ich mir ganz sicher, dass Gott bei mir ist.
Jenni
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Donnerstag, 03. Oktober 2024
Kurz vor meinem Geburtstag fragen mich viele Freunde, ob ich feier ́. Sie woll ́n sich nicht selbst einladen, aber es wär ja ein schöner Anlass sich mal wieder zu treffen. Und an dem Tag fällt den wildesten Menschen ein, dass ich noch existier ́.
Über das ganze Jahr hinweg gibt ́s keinen Kontakt, aber dann erinnert sie Snapchat oder whatever an meinen Geburtstag. Und dann kommen die ganzen Nachrichten mit Glückwünschen. Oft werd ́ ich dabei auch gefragt, wie ich meinen Tag verbringen will, denn natürlich wären einige auch für einen spontanen Kaffee bereit.
Als Kind hab ́ ich mich über jeden Anruf und Gast gefreut, aber mittlerweile muss ich immer mehr darüber nachdenken: Braucht es wirklich einen Geburtstag als Anlass sich mal wieder zu treffen? Und kann ich mich nicht einfach mal so bei jemanden melden, ohne Anlass?
Klar freuen mich die ganzen Nachrichten, aber viel mehr freut ́s mich, wenn mir jemand random schreibt. Es kann ganz simpel sein. Und vor allem find ich, kann ich mich auch ohne einen speziellen Anlass
bei Freunden und Bekannten melden. Einfach nur, weil
ich g ́rad an sie gedacht hab.
Jenni
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Mittwoch, 02. Oktober 2024
In meiner Freizeit spiel ́ ich gern Orgel. Damit begleit ́ ich dann sonntags Gottesdienste. Ich mach ́ das auch voll gern, aber da steckt halt brutal viel Arbeit dahinter – zum Beispiel üb ́ ich jeden Tag. Am liebsten möcht ́ ich alles fehlerfrei spielen. Das klappt aber so gut wie nie. Ich bin meistens viel zu aufgeregt und setz ́ mich dann noch unter Druck.
Am schlimmsten ist es in einer Gemeinde, in der es viele Musikprofis gibt. Dort sitzt meistens einer der Musikgenies oben auf der Empore. Ich weiß, dass er Orgelmusik total liebt. Deshalb sieht und hört er mir beim Spielen auch genau zu. Voll stressig. Ich fühl ́ mich dadurch immer so überprüft.
Einmal ist er nach dem Gottesdienst zu mir gekommen und hat mich gefragt: „Weißt du, welches Stück mir heute am besten gefallen hat?“ Er hat gemeint, dass die Teile am besten waren, bei denen ich mich verspielt hab. Ich war total verwirrt, weil das doch übel schlecht war. Er fand es aber richtig toll, dass meine Fehler mich nicht aus dem Konzept gebracht haben.
Seit diesem Gespräch bin ich vor Gottesdiensten deutlich weniger aufgeregt. Der Mann hat mir nämlich gezeigt, dass es nicht drauf ankommt keine Fehler im Leben zu machen. Sondern es ist viel wichtiger, wie wir mit den Fehlern umgehen.
Jenni
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Dienstag, 01. Oktober 2024
Ich war übers Wochenende bei meiner Mama Zuhause. In meinem Zimmer hat ́ne Überraschung auf mich gewartet: Ein großes Holzschild auf dem draufstand, für was sie mir alles dankbar ist – also, dass ich mal anrufe, dass ich an sie denk ́, mit ihr red ́.
Eigentlich mag ich so kitschiges Zeug gar nicht. Aber dann stand sie neben mir und hat gesagt: „Ich hab ́ das Schild geseh ́n und sofort an dich gedacht. Vor allem danke, dass du mir manchmal echt den Tag rettest!” Ich war total sprachlos, vor allem weil wir beim letzten Telefonat etwas gestritten hatten. Es hat mich total berührt.
Eigentlich bedanken wir uns fast nie beim ander ́n. Es ist für uns irgendwie selbstverständlich, dass wir füreinander da sind. Aber es war wirklich schön, dass sie ́s mal gesagt hat.
Ich sag ́ schon oft danke, aber meistens halt eher so nebenbei. Aber meine Mama ist einer der wichtigsten Menschen für mich und immer da, wenn ich sie brauche. Gerade bei ihr sollte ich mich eigentlich öfters von Herzen bedanken.
Jedes Mal wenn ich jetzt nach Hause in mein Zimmer komm, erinnert mich das Schild an diesen tollen Moment. Und meine Mama betont ganz oft, dass es weiterhin aktuell ist. Das bedeutet mir extrem viel.
Jenni
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Montag, 30. September 2024
„Und was war das größte Geschenk, dass dir dein Freund bisher gemacht hat?“ Damit hat mich mal ́ne Freundin total aus den Gedanken gerissen. Nach kurzem Nachdenken war‘s für mich aber ganz klar: „Ne Packung Salami- Sticks.“
Sie hat mich total irritiert angeschaut. „Gab ́s denn noch nie was größeres?“
Was den materiellen Wert betrifft hab ́ ich schon mal ein größeres Geschenk von ihm bekommen. Er hat mich auch mal zum Theater eingeladen oder so. Aber nichts davon war für mich so groß wie diese Salami-Sticks. Einfach weil sie komplett ohne Anlass waren.
Er kam mich mal besuchen und war davor einkaufen. Als er vor dem Regal stand, musste er bei den Salami-Sticks voll an mich denken. Also hat er sie mir einfach mitgebracht.
Das war so überraschend für mich, dass mich dieses scheinbar so kleine Geschenk mit am meisten von allen gefreut hat. Ich find ́, das größte Geschenk muss nicht zwingend groß sein. Es darf ruhig auch ganz klein sein und einfach nur von Herzen kommen - dann ist es nämlich ein ganz Großes: Ich hab ́ an dich gedacht.