Jenni
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Sonntag, 23. Februar 2025
„Wiedersehen macht Freude.“ Damit haben sich früher meine Oma und mein Opa nach jedem Besuch von meinen Eltern und mir verabschiedet. Als Kind hab´ ich den Satz kaum verstanden. Mittlerweile weiß ich aber, was sie damit gemeint haben.
Es ist nämlich echt schön von anderen besucht zu werden und nicht nur allein sein zu müssen. Schon seit ich ein Kind bin, freu´ ich mich immer extrem, wenn mich jemand besuchen kommt. Ich bin dann total aufgeregt und lieb’s dann was für meine Gäste vorzubereiten. Vor allem freu´ ich mich dann auf andere Gedanken zu kommen und sich einfach über das eigene Leben auszutauschen.
Ich glaub’, meinen Großeltern ging es genauso. Es ist superschön, einfach gemeinsam Zeit zu verbringen. Früher haben wir zum Beispiel mit meiner Oma immer ganz viele Spiele gespielt oder sind spazieren gegangen – im Herbst haben wir Kastanien gesammelt und dann um Punkt 20 Uhr die Nachrichten geschaut.
Ich glaub´ meine Großeltern haben es total genossen, wenn wir zu Besuch waren. Sie haben es geliebt, dass wortwörtlich Leben in ihre vier Wände reinkommt und sie nicht immer nur allein sind. Ich habe nur echt nicht gecheckt, warum sie immer zum Abschied „Wiedersehen macht Freude“ gesagt haben. Heute glaube ich, dass sie uns einfach erinnern wollten, sie nicht zu vergessen und wieder vorbeizukommen.
Jenni
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Samstag, 22. Februar 2025
Ich hab durch Insta gescrollt und bin dabei auf die „21 Uhr Theorie“ gestoßen. Dabei sollst du nie darauf vertrauen, wie du dich nach 21 Uhr fühlst. Die Theorie sagt, dass wir uns nachts unsicherer fühlen und verwundbarer sind. Unsere Ängste und Unsicherheiten sind uns dann viel bewusster, wodurch wir uns schlechter fühlen – scheinbar sei unsere Realitätswahrnehmung verzerrt.
Irgendwie stimmt es ja schon: Vor allem, wenn ich nachts mal allein zu Hause bin, ist es für mich oft schlimmer, als wenn ich tagsüber allein bin. Ich bin dann oft auch ängstlicher. Ich glaub’ trotzdem nicht, dass meine Realität deswegen gleich komplett verzerrt ist, beziehungsweise ich nachts nie meinen Gefühlen trauen darf – I mean, ich fühl’ mich ja nachts nicht immer schlecht, sondern auch mal voll gut.
Aber wenn ich nachts mal wieder total unsicher bin, hilft es mir total mich Gott anzuvertrauen. Ich nehm´ mir dann einfach kurz Zeit, meine Gedanken zu sammeln und sie dann in einem Gebet auszudrücken. Zwar bleibt dann trotzdem noch der Rest meines unsicheren Gefühls, aber ich weiß zumindest, dass ich da nicht allein durchmuss. Schon der Gedanke, dass Gott bei mir ist und mich beschützt, hilft mir total, mit dem Gefühlschaos in mir umzugehen und ruhig einschlafen zu können.
Jenni
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Freitag, 21. Februar 2025
Tod und Trauer sind keine Themen, über die man im Small Talk reden kann. Ich habe das Gefühl, dass sie in unserer Gesellschaft fast schon ein Tabu-Thema geworden sind. Aber trotzdem sind sie wichtig. Ich selbst hatte auch immer Angst, diese Themen anzusprechen.
Und plötzlich hat mich mein Leben damit total überrumpelt – mehrere mir nahestehende Verwandte sind innerhalb von 'nem halben Jahr gestorben. Plötzlich wusste ich, wie sehr über den Tod geschwiegen wird – fast alle meine Freunde und Bekannte haben mir nur ihr Beileid ausgesprochen und waren dann schnell weg. Sie wollten für mich da sein, aber jeder hatte Angst, sich mit mir zu treffen. Ich glaub’ viele haben befürchtet, dass ich losheule oder sie nicht wissen, was sie sagen sollen, wenn ich tatsächlich darüber reden will. Dabei gehört der Tod doch eigentlich voll zum Leben dazu.
Der Umgang mit Tod und Trauer ist total individuell. Manche ziehen sich zurück und reden kaum darüber, andere wollen ständig darüber reden und suchen den Kontakt. Und ganz ehrlich – beides ist total okay. Aber damit man einfach losreden kann, braucht man auch jemanden, der einem zuhört und nicht direkt überfordert ist. Damit das möglich ist, darf über den Tod nicht geschwiegen werden – viel hilfreicher wäre ein zumindest gelegentlicher Austausch darüber.
Jenni
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Donnerstag, 20. Februar 2025
„Deine größte Schwäche ist, dass du dir weniger zutraust als du kannst.“ - hat mir mal mein Freund gesagt. Ich wollt sofort protestieren, aber ehrlich gesagt fiel mir nichts dagegen ein. Er hat nämlich gar nicht mal so unrecht.
Ich war zum Beispiel immer davon überzeugt, dass mein Englisch übel schlecht sein muss. Als ich nämlich in Schottland war und die Menschen manchmal nicht verstanden hab´, hab´ ich das auch nie auf deren Akzent geschoben, sondern dachte immer, dass mein Englisch mal wieder nicht gut genug ist. Bis mir plötzlich mehrere Schotten Komplimente für mein Englisch gemacht haben.
Und als ich mich mal mit anderen – also nicht Schotten – auf Englisch unterhalten hab´, fiel es mir sogar mega leicht sie zu verstehen. Da hab´ ich endlich gecheckt, dass der schottische Akzent wirklich 'ne Herausforderung ist und es nicht an meinem Können liegt. Sogar die Schotten wissen, dass ihr Akzent für andere echt hart zu verstehen ist und viele haben extra auch langsamer gesprochen.
Ehrlich gesagt, hab´ ich erst da realisiert, dass mein Englisch gar nicht so schlecht ist, sondern dass ich mich mal wieder schlecht gemacht hab. Mein Freund hatte also recht, ich mach’ mich oft kleiner als ich bin.
In Zukunft möchte ich versuchen, mir selbst etwas mehr Mut zuzusprechen und vor allem meinen Fähigkeiten mehr zu vertrauen - bisher hat es ja auch immer gestimmt, wenn er oder andere Freunde mir etwas zugetraut haben.
Jenni
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Mittwoch, 19. Februar 2025
Oh man, wir sind viel zu früh ausgestiegen und das war der letzte Bus des Abends! Mein Kumpel und ich waren auf ner Reise und wollten zurück zum Hostel gehen. Ich sollte uns dabei navigieren und hab total versagt. Dabei hab ich extra auf dem Handy geschaut, wohin wir müssen, aber die falsche Adresse eingegeben.
Mich hat das mega geärgert. Wir hatten ’nen echt langen Tag und mussten dann noch 40 Minuten extra laufen – und das wegen mir. Dabei hätte uns der Bus direkt vor die Tür gebracht.
Ich hatte Angst, dass er total sauer ist. Aber statt auszurasten hat er einfach nur herzlich gelacht und gesagt „alles unter einer Stunde laufen schaffen wir“ und ist losgegangen. Ich war ziemlich überrascht, aber echt froh, dass er so locker war. Wir haben dann auch versucht das Beste aus der Situation zu machen: haben viel Quatsch gemacht, verschiedene Lieder gesungen und sind noch bei 'nem Pub vorbei.
Obwohl es echt mies war, dass wir dann noch so viel laufen mussten, ist es im Nachhinein eines unserer Highlights der Reise. Und wenn uns jemand nach 'ner Story fragt, erzählen wir als Erstes davon. Ich habe da gemerkt, dass meine Einstellung mega beeinflusst, ob etwas schön oder blöd wird. Dabei muss dann nicht immer alles perfekt laufen, sondern es kommt darauf an, wie ich damit umgeh. Und Humor hilft dabei total.
Jenni
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Dienstag, 18. Februar 2025
Ich war für drei Monate in Schottland. Und mir sind von Anfang an einige Unterschiede im Umgang miteinander aufgefallen. Einerseits sind die Schotten sehr direkt. Also sie hauen zum Beispiel gleich raus, was sie wollen oder was stört. Andererseits sind sie aber auch extrem freundlich zueinander - vor allem auch zu Fremden. Ihnen ist zum Beispiel auch bewusst, dass ihr Akzent brutal schwer zu verstehen ist. Deshalb haben wirklich ALLE mit mir langsamer gesprochen und versucht deutlich zu sein. Und obwohl sie sowohl Lob und Kritik als auch Forderungen und Wünsche sehr direkt äußern, sagen sie bei egal was immer „Danke“.
Ich fand’s zum Beispiel superschön, dass sich alle beim Aussteigen bei den Busfahrenden bedankt haben. Klar ist es deren Job alle von A nach B zu fahren, aber trotzdem ist es nicht selbstverständlich Menschen zu haben, die das auch machen.
In Zukunft will ich auch versuchen Komplimente zu machen, aber auch zu sagen, wenn mich zum Beispiel was stört. Gleichzeitig möchte ich mich aber auch in scheinbar alltäglichen Momenten bei anderen bedanken - denn ich bin mir sicher, dass ein kleines Danke auch unsere Busfahrenden sehr freut.
Jenni
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Montag, 17. Februar 2025
„Wie, du schaust keine Serien und Filme?“ Immer wieder sind andere komplett geschockt, wenn sie feststellen, dass ich ihre top Filme und Serien nicht kenn´. Ich kenn´ auch viele Klassiker nicht. Einfach, weil ich so gut wie keine Filme und Serien schau´. Ich verbring´ meine Zeit halt lieber anders.
Ich studier´ dual und in meiner Freizeit spiel´ ich voll gern Orgel – was ein total aufwendiges Hobby ist.
Ansonsten mach’ ich in der übrigen Zeit oft was mit Freunden und Familie. Wir reden dann viel, spielen Spiele oder gehen auch zusammen aus. Und wenn ich mal bisschen mehr Zeit hab, dann reise ich.
Ich möchte im Hier und Jetzt sein. Dabei nutz’ ich mein Handy fast nur, um mich zu verabreden, und meinen Laptop eigentlich bloß für die Uni. Und auch wenn alle um mich herum über die neuste Serie diskutieren, hab´ ich nicht das Gefühl etwas zu verpassen. Ich find's nur schade, dass mich voll viele dafür judgen, keine Serien zu schauen.
Ich kann’s total verstehen, dass man Serien und Filme liebt. Aber jeder sollte doch selbst entscheiden dürfen, was man in seiner Freizeit machen will.
Ich glaube, dass das nämlich das Wichtigste ist – glücklich zu sein mit dem eigenen Lebensstil.
Jenni
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Sonntag, 26. Januar 2025
Ich hatte 'ne total typische Diskussion mit meiner Mama. Sie war der Meinung, dass ich nie zuhause bin, und ich war ganz klar davon überzeugt, dass ich für eine Erwachsene echt oft da bin. Schließlich bin ich ja jedes Wochenende bei ihr.
Aber das hat sie nicht anerkannt, weil ich auch in der Heimat mehr unterwegs als richtig zuhause bin. Ich mag es eben nicht nur in der Wohnung zu sein.
Ich muss einfach mal am Tag für einen Moment rauskommen. Egal ob's raus aufs Stückle, kurz in die Kirche oder zum Spazieren ist. Und genau das bedeutet für mich zuhause zu sein: Ich kann rausgehen, lieben Menschen begegnen und immer wieder an einen Ort zurückkehren, an dem ich mich absolut sicher fühl.
Meine Mama definiert zuhause sein aber anders: Für sie ist es an einen Ort gebunden und bedeutet also, wirklich in der Wohnung zu sein und dort die Zeit zu verbringen.
Ich hatte ihr Problem aber so verstanden, dass sie sich auch beklagt, dass wir nicht viel Zeit miteinander verbringen. Das hat meine Mama aber gar nicht gemeint. Für sie ist es einfach wichtig, auch mal wieder zusammen in der Wohnung zu sein - wie früher.
Im Endeffekt definieren wir zuhause sein einfach unterschiedlich und ich glaub´, dass beide Ansichten von zuhause sein richtig sind. Für manche ist zuhause eben mehr an einen Ort, für andere mehr an ein Gefühl gebunden.
Jenni
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Samstag, 25. Januar 2025
Nach dem Abi geh’ ich direkt studieren – das war für mich immer ganz klar. Ein FSJ oder BuFDi wären für mich nur 'ne Zeitverschwendung – schließlich hatte ich ja 'nen genauen Plan.
In der Abiphase hab´ ich dann aber gemerkt, dass ich's doch eigentlich ganz cool fände, mal ein Jahr etwas Berufserfahrung zu sammeln – vor allem, weil ich sowieso mit Menschen arbeiten wollte. Ich habe dann mal geschaut, was es so gibt und die perfekte FSJ-Stelle für mich im katholischen Jugendreferat gefunden. Also hab´ ich spontan beschlossen, mich dort zu bewerben. Wenn's klappt, hätte ich meine Pläne einfach um ein Jahr verschoben.
Ich fand mein FSJ dann aber so cool, dass ich die ganzen Pläne verworfen hab´ und jetzt dual soziale Arbeit studier´. Das ist was komplett anderes als das, was ich eigentlich machen wollte.
Und wenn mich heute jemand fragt, ob ich einen Freiwilligendienst empfehlen kann, ist meine Antwort ganz klar: Ja. Denn ich find’, es ist definitiv keine Zeitverschwendung, sondern eine echte Bereicherung.
Mir hat das damals auch total gezeigt, wie falsch meine Meinung sein kann. Ich bin dadurch deutlich offener geworden. Bevor ich nun eisern meine Meinung vertrete, versuche ich sie vorher immer erst zu hinterfragen. Schließlich kann vieles auch eine gute Seite haben, die ich zuerst gar nicht gesehen hab.
Jenni
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Sonntag, 06. Oktober 2024
Neulich hatte ich mit ́nem Freund nen riesigen Streit. Deshalb war ich total wütend auf ihn. Auf dem Heimweg hab ́ ich mir dann gleich am Handy Notizen gemacht, was mich gerade alles an der Situation und seinem Verhalten nervt.
Vor dem nächsten Treffen hab ́ ich mir die Notizen dann extra nochmal durchgelesen, weil ich mit ihm d ́rüber reden wollte – einfach die Sache aus der Welt schaffen. Wir haben dann ein bisschen diskutiert und es kam raus, dass alles ein Missverständnis war.
Aber ich war trotzdem nicht glücklich, sondern traurig über mein eigenes Verhalten. Als ich wütend war, konnt ́ ich direkt alles aufschreiben und mit ihm darüber reden. Er hat mir aber schon so oft eine Freude gemacht, mich zum Lachen gebracht oder meine miesen Tage gerettet. Und das hab ́ ich mir nie aufgeschrieben oder ihm beim nächsten Treffen nochmal gesagt. Dabei ist mir Dankbarkeit voll wichtig. Eigentlich will ich ihm das auch zeigen, also was mich glücklich macht und was ich an ihm schätz. Immerhin sind das ja Gründe, warum wir uns mögen – und es ist halt auch voll schön zu hören und zu wissen, was dem anderen alles gefällt. Irgendwie stärkt das ja auch unsere Beziehung.
Ich hab ́ meine Wutnotizen jetzt gelöscht und mir vorgenommen, nicht nur die schlechten, sondern auch die schönen Dinge aufzuschreiben und nochmal anzusprechen.