Lisa
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Sonntag, 02. Februar 2025
Abends entscheiden, was ich mir noch für ne Serie anschau – für mich der Horror. Nicht unbedingt, weil das Angebot so schlecht ist, aber ich hab abends einfach keine Kraft mehr für Entscheidungen. Morgens ist das anders: Da entscheide ich ganz leicht, was ich frühstücke und zur Uni mitnehme. Aber abends ist allein die Entscheidung, was ich Abendessen soll mega anstrengend. Aber das geht anscheinend nicht nur mir so:
Ich habe das mal nachgeschaut. Und dabei bin ich auf etwas gestoßen: Das Ganze nennt sich Decision Fatigue, also Entscheidungsmüdigkeit. Das bedeutet, dass wir nur eine begrenzte Menge an Entscheidungskraft haben. Das ist wie nen Akku, der sich über den Tag leert. Jede noch so kleine Entscheidung zieht Energie ab. Und am Abend bleibt davon dann oft nicht mehr viel übrig. Und allein das zu wissen, war schon hilfreich, weil ich jetzt weiß, wie damit umgehen kann.
Ich plane jetzt immer voraus und hab mir so neue Routinen geschaffen. Ich überlege mir jeden Sonntag, was in die nächsten Wochen essen möchte und kaufen dann mit diesem Essensplan ein. Und ich plan meine Outfits und meinen Trainingsplan – dann hab ich unter der Woche weniger Sachen zu entscheiden.
Und ich muss schon sagen, das hat mir ein bisschen Stress genommen, weil ich so nicht ständig entscheiden muss. Und damit kann ich mir meine Energie für die wichtigen Dinge aufsparen.
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Freitag, 31. Januar 2025
„Noch eine stressige Woche, dann wird’s ruhiger“ oder „Noch diese Abgabe, dann kann ich endlich durchatmen“. Den Satz hab ich in der Weihnachtszeit innerlich relativ oft gehört. Und das hat mich so richtig genervt.
Am Anfang klingt das ja wie ne motivierende innere Stimme. „Nur noch schnell xy, dann kommt die Belohnung“. Aber das kommt grad einfach so oft bei mir vor. Und dann ist es eigentlich nur ein Vertrösten. Und es gibt immer etwas, was erst noch ansteht, bevor‘s dann ruhiger wird.
Und sobald ich dann einen Punkt abgehakt hab und eigentlich denke, jetzt kann ich entspannen, kommen schon drei neue Todos dazu.
Deshalb hab ich angefangen, mir bewusst Pausen zu schaffen. Und zwar jetzt. Kein „Noch eine stressige Woche“. Ich vertröste mich nicht mehr selbst auf die Zukunft. Bei mir sind das ganz einfache Sachen: Ich gehe öfter Spazieren, lese ein Buch, das mich einfach mitnimmt und was ich nicht durcharbeiten muss, und mache mir eine Tasse Tee, setzte mich hin und mach ganz bewusst nichts – außer den Tee zu trinken. Das macht einfach so nen großen Unterschied und hilft mir dabei, danach wieder weiterzuarbeiten. Jetzt wird’s erstmal ruhiger, und dann ist immer noch genug Zeit für ne stressige Woche.
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Mittwoch, 29. Januar 2025
Ich habe im Februar meine erste Klausurenphase an der Uni, und um ehrlich zu sein, habe ich echt Respekt davor. Das ist einfach so viel Stoff und so viele Themen und das überwältigt mich ziemlich.
Aber ich habe etwas gefunden, was mir wirklich hilft: Lernen mit Freundinnen und Freunden. Über Video Call. Denn wir sind jetzt nicht mehr zusammen in der Schule, sondern sind jetzt alle ganz verschiedenen Teilen Deutschlands. Und so können wir uns nicht einfach so zusammen an einen Tisch in der Bibliothek setzten wie früher. Deshalb machen wir das übers Handy. Wir haben die Kamera an und sind so quasi gemeinsam am Schreibtisch.
Am Anfang reden wir immer kurz, erzählen was wir vorhaben, und dann legen wir los. Jeder arbeitet an seinen eigenen Sachen, aber es fühlt sich so an, als würden wir gemeinsam an etwas arbeiten. Und es macht einen riesen Unterschied, die anderen zu sehen, die auch lernen und konzentriert sind. Mich pusht das total. Weil ich weiß, ich bin nicht allein mit der Überforderung und dem Stress.
Das Beste daran ist aber, dass wir uns alle fünfzig Minuten eine Pause gönnen. Da können wir kurz durchatmen, den Kopf frei bekommen und dann reden wir über alles Mögliche – außer übers Lernen. Und ich bin richtig froh, dass wir so auch über die Entfernung verbunden bleiben.
Lisa
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Montag, 27. Januar 2025
„Sei ein Mensch“ – dieser Satz begleitet mich seit einem Jahr. „Sei ein Mensch“ - ich habe diesen Satz vor einem Jahr in einer Bundestagsrede vom Sportjournalist Marcel Reif gehört. Sein Vater Leon Reif hat den Holocaust überlebt, hat aber sein Leben lang hat über diese Erfahrung geschwiegen. Erst nach seinem Tod, hat seine Frau den Kindern von den Erfahrungen erzählt. Leon Reif hat seinem Sohn aber über die Jahre immer wieder einen Satz mitgegeben: „Sei ein Mensch.“
Für Marcel Reif sind diese Worte heute mehr als nur Erinnerung. Sie sind eine Aufforderung an uns alle, Verantwortung zu übernehmen. Sei ein Mensch.
Es reicht nicht, heute einfach nur an die Vergangenheit zu denken. Es geht auch darum, was wir jetzt tun. Wie wir miteinander umgehen, Diskriminierung begegnen und wie wir unsere Stimme erheben, wenn andere schweigen. Menschlichkeit zeigt sich im Alltag, in unserem Mitgefühl und unserem Respekt füreinander. Sei ein Mensch.
Diese drei Worte sind nicht nur heute am internationalen Holocaustgedenktag eine Mahnung und ein Versprechen. Jeder Einzelne von uns trägt dafür Verantwortung. Und es eine unserer wichtigsten Aufgaben überhaupt ist: „Sei ein Mensch.“
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Samstag, 23. November 2024
Am Wochenende habe ich endlich mal wieder Pfannkuchen gemacht. Das war so lecker! Doch obwohl ich das Rezept im Schlaf kenne, passiert es mir jedes Mal: Der erste Pfannkuchen wird einfach nichts! Mal klebt er an der Pfanne, mal bräunt er sich nicht und mal ist er viel zu dünn. Darum gibt’s auch die alte Küchenweisheit: „Der erste Pfannkuchen gelingt nie.“ Das könnte aber auch n Sprichwort sein, denn es passt so gut aufs Leben. Ich hab oft den Drang, gleich am Anfang alles perfekt zu machen, sei’s in der Uni, bei
persönlichen Projekten oder neuen Freundschaften. Ich setz mich da selbst total unter Druck. Dabei ist das überhaupt nicht realistisch, wie der erste Pfannkuchen zeigt. Der erste Versuch ist halt oft holprig und das ist auch voll okay so. Ist ja schließlich der erste!
Im Leben gibt’s so viele erste Pfannkuchenmoment. Der erste wird meistens eh nichts, darum brauch ich mir von vornherein nicht ganz so viel Druck machen und kann Geduld mit mir haben. Dann hab ich mehr Energie, um mich um die Pfannkuchen danach zu kümmern und am Ende gibt’s ne Menge goldbraune, duftende Pfannkuchen.
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Freitag, 22. November 2024
Ich liebe es mir nach einem langen Unitag eine Tasse Tee zu kochen und einfach kurz zu entspannen. Gestern hab ich mir dabei richtig meine Zunge verbrannt. Statt zu warten, bis der Tee abgekühlt ist, hab‘ ich gleich einen Schluck genommen und der war einfach noch viel zu heiß. Das hat sehr wehgetan, aber ich hab mich vor allem über meine Ungeduld geärgert.
Mir ist dann aufgefallen, dass mir das öfter passiert mit dem ungeduldig Sein – vor allem, wenn ich gestresst bin. Dabei weiß ich genau, dass ich Sachen manchmal auch noch ‘ne Runde ruhen lassen kann, bevor ich sie angehe. Dann werden sie auch meistens besser. Besonders ungeduldig bin ich, wenn ich auf etwas warten muss. Sei‘s auf meine Geschwister, die ewig brauchen, um sich zum Spazierengehen fertigzumachen, eine Ampel, die einfach nicht grün werden möchte oder ein Zug, der mal wieder verspätet ist. Da rege mich wirklich jedes Mal drüber auf. Dabei hilft mir diese Ungeduld überhaupt nicht, ganz im Gegenteil, sie mach mich nur noch angespannter. Aber ein paar tiefe Atemzüge helfen da oft echt schon gut. In meinen Tee mach ich jetzt immer ‘nen Schluck kaltes Wasser rein, dann kann ich ihn direkt trinken und muss nicht warten.
Lisa
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Mittwoch, 20. November 2024
Im Sommer war ich einer von ein paar hunderttausend glücklichen Menschen, die in Deutschland auf ein Taylor-Swift Konzert gehen durften. Ein Jahr lang habe ich mich riesig drauf gefreut und das Konzert das war einfach so magisch! Schon auf dem Weg zum Stadion traf man auf strahlende Gesichter voller Aufregung und Vorfreude.
Die Atmosphäre war unglaublich und die Menschenmenge war bunt und total begeistert. Normalerweise fühle ich mich auf so großen Veranstaltungen eher unwohl. Ich bin da oft angespannt, schaue mich ständig um und achte darauf, wer um mich herum ist.
Doch auf diesem Konzert war es das komplette Gegenteil: Ich hab mich völlig sicher gefühlt und hatte einfach Spaß, ohne mir darüber Gedanken zu machen. Während Taylor, die Menschenmenge und ich die Lyrics gesungen haben, konnte ich einfach im Moment sein und es genießen. Die Atmosphäre war so respektvoll und wertschätzend – jeder durfte einfach sein. Ein Safe Space ist für mich genau das: ein Ort, an dem ich uneingeschränkt ich sein kann, ohne Angst und Vorbehalte und wo
man sich gegenseitig genau dazu empowert. Zum Glück gibt’s das nicht nur auf nem Taylor Swift Konzert - Ich finde das auch an anderen Orten. Zum Beispiel in meinem wöchentlichen FeelGoodZoom, wenn ich zu Hause bin oder bei meinen Freundinnen und Freunden.
Lisa
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Montag, 18. November 2024
"Du musst deinem Gesicht ab und an sagen, wie es dir geht.“ Hat letztens ein Freund zu mir gesagt. Das klingt jetzt irgendwie ungewöhnlich und auch etwas seltsam - aber dahinter steckt echt ne Menge Wissenschaft. Denn unser Gehirn kann nicht zwischen einem echten und einem „falschen“ Lächeln unterscheiden. Das heißt, selbst wenn wir nur ein Lächeln aufsetzen, schüttet das Gehirn Endorphine aus – also Glückshormone. Das führt dann dazu, dass wir uns besser und fröhlicher fühlen.
Tatsächlich geht das sogar noch weiter, denn diese Glückshormone tragen dazu bei, dass Schmerzen weniger werden und man weniger gestresst ist. So neugierig wie ich bin, hab ich das gleich ausprobiert und ich muss sagen, das funktioniert wirklich. Selbst wenn ich nur kurz lächle, hebt das meine Laune. Seitdem habe ich eine kleine Routine eingeführt: Jeden Morgen, wenn ich mich fertigmache, lächel ich mich im Badspiegel an. Das war am Anfang etwas komisch, aber es hilft wirklich und so starte ich mit nem Lächeln und guter Laune in den Tag. Und nachmittags, wenn ich heimkomme, stelle ich mich jetzt jedes Mal vor den Spiegel im Flur und grinse mich an. Das bewirkt echt Wunder! Und: das Lächeln steckt an und ich schaff es vielleicht so auch anderen den Tag schöner zu machen.
Lisa
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Mittwoch, 16. Oktober 2024
Manchmal hab ich so Momente, in denen ich meine eigenen Sorgen und Probleme richtig klein rede, weil ich mir denke: Andere haben es doch viel schlimmer als ich. Und das ist bestimmt auch so. Man findet immer jemanden, dem es noch schlechter geht. Nur: Durch dieses Kleinreden fühl ich mich dann noch schlechter, weil ich denke, dass ich eigentlich glücklich sein müsste, dabei aber meine Gefühle und Sorgen nicht ernst nehme. Ich bin irgendwann auf einen Vergleich gestoßen, der mir seitdem dabei hilft: In dem Vergleich sind Problem und Sorgen etwas, die einen unter Wasser drücken. Und es ist egal, was für Probleme und Sorgen das sind – sie drücken einen nach unten. Und das Entscheidende ist: Es spielt keine Rolle ob ich 2 Meter oder 2 Kilometer unter Wasser bin, ich bekomme da keine Luft. Das heißt, selbst wenn meine Probleme im Vergleich zu den Problemen von anderen „kleiner“ wirken, nehmen sie mir die Luft zum Atmen. Und ich muss erstmal selbst an die Oberfläche kommen, damit es mir gut geht. Um dann die Luft und Kraft zu haben, anderen an die Oberfläche zu helfen. Der Vergleich hat mir sehr geholfen, meine Sorgen und Bedürfnisse anzuerkennen und mich um mich zu kümmern. Und je besser ich selbst über Wasser bleibe, desto mehr kann ich für andere da sein.
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Sonntag, 29. September 2024
Letzten Samstag hab ich mal wieder den Keller aufgeräumt. Da hatte sich so einiges angesammelt. Zum Beispiel alte Umzugskartons und Krams, den eigentlich niemand mehr braucht. Dabei hab ich auch einen alten Ordner aus der Grundschule gefunden. Beim Durchblättern bin ich an einem Bild aus dem Reli-Unterricht hängengeblieben. Auf dem Bild war Gott zu sehen - als ein alter Mann mit grauem Bart und langem Gewand, der auf einer Wolke sitzt. Ich musste richtig schmunzeln, als ich das Bild angeschaut hab. Damals schien meinE Vorstellung von Gott ziemlich klar zu sein: ein weiser, alter Mann, der von da oben auf uns herabschaut, über Gut und Böse entscheidet und dafür sorgt, dass alles seine Ordnung hat. Ich würde Gott so heute nicht mehr malen. Denn so wie ich mich verändert hab, hat sich auch meine Vorstellung von Gott geändert. Heute wäre Gott nicht mehr so klar umrissen und wäre eher gestaltlos, weniger greifbar, aber dafür umso näher. Etwas, das mir Zuversicht, Kraft und Vertrauen schenkt - vor allem in den Momenten, die voller Veränderung und Neuem sind. Und etwas, das mit mir durchs Leben geht und sich genauso verändert, wie ich es tue. Ich versuch das jetzt irgendwie aufs Papier zu bringen – weil mein Zukunfts-Ich bestimmt gespannt ist, wie ich Gott heute gesehen hab – und da bestimmt noch ein paar Bilder in meine Sammlung dazukommen.