Mila
Anhören
Sonntag, 10. November 2024
Erst kürzlich hab ich mir ein neues Piercing stechen lassen. Eins am Ohr. Es ist nicht das erste und wird wohl auch nicht das Letzte bleiben, denn ich verziere meinen Körper gerne. Nicht nur mit Piercings, auch mit Tattoos. Ich find’s einfach ästhetisch und mag so Körperkunst gerne an mir.
Manche Christinnen und Christen stören sich aber an Tattoos und Piercings. Mir wurde schon mehrmals gesagt, dass mein Körper von Gott doch schon wunderbar gemacht sei. „Warum willst du denn überhaupt etwas daran verändern? Denkst du, du kannst das mit dem Verschönern besser als Gott?“
Ich persönlich glaube nicht, dass ich mit meinen Piercings und Tattoos irgendwie an Gottes Werk herumpfusche. Im Gegenteil, ich bin dankbar für den Körper, den Gott mir gegeben hat, und schätze ihn sehr. Ich glaube, wie wir Menschen die Welt nutzen und gestalten dürfen so ist es auch mit unserem Körper: Gott hat uns einen tollen Körper gegeben, mit dem wir gut umgehen sollen und ihn kreativ nutzen können. Die einen investieren viele Stunden, um alle Muskeln am Körper auszudefinieren, andere machen wilde Sachen mit ihren Haaren und ich veredle Gottes Geschenk gerne mit Piercings und Tattoos. Ich glaube nicht, dass Gott mir da irgendwie böse ist, wenn ich was an mir verändere. Gott kennt mich doch und findet sicher auch, dass das alles wunderbar zu mir passt.
Mila
Anhören
Freitag, 08. November 2024
Meine Eltern bauen gerade ihr Haus um. Riesen Baustelle - soo viel zu tun. Mittlerweile stehen in einigen Räumen nur noch die Ziegelmauern. Was da alles für Arbeit reingesteckt werden muss..
Ich bin echt froh, dass ich nicht mehr dort wohne und dieser Baustelle meistens aus dem Weg gehen kann. Aber so ganz „baustellenfrei“ ist mein Leben nicht. Ich hab einige Dinge, die ich gerne an mir selber bearbeiten möchte. Ich wäre gerne ausgeglichener, mutiger, und selbstsicherer. Wenn ich so über mein eigenes Gründgerüst nachdenke, dann muss ich bis an die Substanz gehen. Da stehen in meinen Gedanken auch nur noch die Ziegelmauern von mir selbst. Alles an mir soll neuer und natürlich besser werden. Manchmal fühle ich mich da ganz schön lost. Muss ich wirklich alles an mir ständig optimieren wollen? Was bleibt denn, wenn ich mich jeden Tag neu erfinden möchte?
Egal, ob ich bei mir alles einreiß oder nur mal neue Tapete anbring. Eins bleibt. Gott. Gott begleitet mich und geht mit mir durch alle Selbstoptimierungsprozesse. Gott kennt jede Version von mir. Die Version, die ich gerade bin die Version, die ich sein möchte, und die ich sein werde. Und guess what: Gott liebt sie alle. Dass Gott in all meinen Veränderungen bleibt und mich liebt, das macht mir überhaupt erst Mut Veränderungen in mir anzugehen. Und es gibt mir Halt. Auch, wenn in meinem Kopf nur noch Ziegelmauern von mir übrig sind.
Mila
Anhören
Mittwoch, 06. November 2024
Bei meinem letzten Campingurlaub habe ich endlich mal wieder „Sterne geguckt“. Mitten auf der schwäbischen Alb hat man sie nachts perfekt gesehen. Ein Meer von Sternen. Irre. Sterne sind schon beeindruckend oder? Das sind einfach so riesige Gaskörper weit draußen im Weltall. Und wir können die von der Erde aus sehen. Crazy.
Auch vor etwa 4000 Jahren hat schon einer der ersten Menschen der Bibel gern in die Sterne geguckt. Und da hat Gott ihm die Hoffnung gegeben, dass er einmal so viele Nachkommen haben wird, wie es Sterne am Himmel gibt. Abraham hieß der Mensch. Und er ist heute immer noch vielen Menschen bekannt. Denn: Abraham ist der Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater der Juden, der Muslime und der Christen. Und seit dem die Geschichte von Abraham und den Sternen aufgeschrieben wurde, sind bestimmt Millionen von neuen Christinnen, Juden und Musliminnen geboren worden.
Vielleicht hat sich also Gottes Versprechen an Abraham schon erfüllt – und mir was an der Geschichte besonders gut gefällt: Der Sternenhimmel, in den ich schau. Den teil ich mir mit allen: Christen, Jüdinnen und Muslimen. Und staune gemeinsam mit ganz vielen Geschwistern auf der Welt, wie unglaublich schön Gott den Nachthimmel gemacht hat.
Mila
Anhören
Montag, 04. November 2024
Was gibt’s Besseres als Pizza? Ehrlich, ich könnte wirklich jeden Tag Pizza essen! Ein Freund von mir hat einen Pizzaofen im Garten, und der war dieses Jahr fast im Dauerbetrieb. Das war jedes Mal ein echtes Highlight! Wir hatten immer ein riesige Auswahl zum Belegen: Pilze, Artischocken, Zwiebeln, Rucola, Oliven und alles was man sich nur vorstellen kann. Jeder konnte sich seine Pizza ganz nach eigenem Geschmack belegen. So lecker!
Als dann alle Pizza aus dem Ofen waren, wir am Tisch saßen und die verschiedenen Pizza-Kunstwerke meiner Freunde bewundert haben, da ist mir was aufgefallen: Pizza ist irgendwie voll das gute Bild für den Glauben. Genauso wie es nicht die „eine richtige Pizza“ gibt, gibt es auch nicht „den einen Glauben“, der für alle gleich sein muss. Jeder glaubt anders. Bei manchen Menschen gehört der regelmäßige Gottesdienstbesuch unbedingt zum Glauben dazu. Andere brauchen den nicht unbedingt, um sich mit Gott verbunden zu fühlen. Manche beten mehrmals am Tag - andere nur ab und zu.
Ich denke, dass Glaube nur dann wirklich „schmackhaft“ ist, wenn er zur eigenen Vorstellung von Glauben passt. So wie bei einer Pizza, die nur dann gut schmeckt, wenn sie mit Zutaten belegt ist, die man liebt. Und ab und zu, da lohnt sich‘s vielleicht doch mal, auch ne neue Kombination auszuprobieren – ich hab auch ne Weile gebraucht, bis ich erkannt hab wie geil Artischocken sind.
Mila
Anhören
Donnerstag, 10. Oktober 2024
Die Angst ist mein Schatten. Immer dabei, manchmal fast unsichtbar. Mittlerweile kann ich sie meistens klein halten – in der Vergangenheit ist sie mir aber oft über den Kopf gewachsen.
Ich hab 'ne Angststörung. 2018 hat das angefangen. Plötzlich hatte ich schreckliche Angst mich übergeben zu müssen. Ständig. Am Anfang konnte ich keine Restaurants mehr besuchen – mir könnte ja von dem Essen schlecht werden. Dann keine Cafés, Supermärkte und öffentlichen Plätze. Ich habe immer weniger Friends getroffen und bin mit meiner Angst zuhause geblieben. Ich hab mich schrecklich doll geschämt. Weil meine Angst einfach so irrational ist. Darum auch Angststörung – weil es eben keine Angst ist, die irgendwie logisch nachzuvollziehen ist.
So hab ich ein paar Jahre mit meiner Angststörung gelebt. Ich hab währenddessen Strategien entwickelt. Aber so richtig voran bin ich nicht gekommen.
Also hab ich mir therapeutische Hilfe gesucht. Ein Jahr lang hab ich gelernt wie ich mit meiner Angst umgehen muss. Für mich war der wertvollste Tipp: Raus gehen. Sich der Angst stellen und Routinen ausbilden. Bei mir wars am Anfang der Gang in die Kirche. Gottesdienst ist jeden Sonntag, also kann man sich super drauf einstellen. Und die Kirche ist für mich n Safespace. Von da aus hab ich mir meine Umgebung zurückerobert. Erst die Kirche, dann die Supermärkte, die Cafés und sogar die Restaurants. Und hey, jetzt kann ich sogar im Radio drüber sprechen.
Mila
Anhören
Samstag, 28. September 2024
Wenn ich im Urlaub bin, dann guck ich mir gerne auch die ein oder andere Kirche an. Bisschen Kultur muss schließlich sein. Und da ist mir was aufgefallen: Jesus sieht überall gleich aus. Jesus als weißes Kind, oft blond, ganz brav auf Marias Arm. Oder als Erwachsener – da sind seine Haare dann lang und hellbraun und er hat nen kurzen Bart. Und seine Haut ist? weiß. Dabei ist ein weißer Jesus total unlogisch - schließlich ist Jesus in Nazareth aufgewachsen. Das liegt im heutigen Israel also in Westasien. Es ist viel wahrscheinlicher, dass Jesus einen dunkleren Hautton hatte, als in den meisten Jesusdarstellungen.
Wenn Jesus weiß dargestellt wird, bleibt dabei seine Herkunft auf der Strecke. Und genau das finde ich problematisch. So ein weißer Jesus wurde nämlich schon oft genug verwendet, um problematische Ansichten zu begründen. Da wollten Menschen sagen: Jesus muss weiß sein, weil eine so wichtige Person ja nur weiß gewesen sein kann. Und von da ist man dann ganz schnell in absurden Gedanken, dass Weiße Menschen anderen Hautfarben überlegen sind.
Das Ganze ist natürlich völliger Blödsinn. So eine „Überlegenheit“ gibt es nicht! Trotzdem wird mit solchen Darstellungen weiterhin rassistische Denkmuster weiterverbreitet – ohne das wir das direkt merken oder wollen.. Auch heute ist Jesus in den Köpfen vieler Menschen als weiß abgespeichert. Falls ihr irgendwo Bilder oder Statuen von Jesus seht, die das anders machen: Erzählt's weiter. Ich versuche in meinem Kopf Platz für andere Jesus-Bilder freizuräumen.
Mila
Anhören
Donnerstag, 26. September 2024
Ist es nicht verrückt, dass die Welt so ist wie sie ist? Dass vor etwa 4,6Mrd Jahren unsere Erde entstanden ist? Und das Universum erst – das ist schon mindestens 13,8Mrd Jahre alt. Unvorstellbar, oder?
Wenn ich mal so ins Grübeln komme und über diese großen Themen nachdenke, dann fang ich an zu googeln. Zum Beispiel zur Entstehung des Universums. Die wohl bekannteste Theorie dazu ist die Urknalltheorie. Die besagt, dass es zu Beginn des Universums einen Punkt gegeben haben muss, in dem es noch keinen Raum und keine Zeit gegeben hat – nur unendliche Energie. Aus der ist dann alles entstanden – im Urknall eben.
Für mich ist es total schwer vorstellbar, dass auch wir Menschen aus dieser „Anfangsenergie“ entstanden sind. Immerhin sind wir doch so komplex – wie soll eine Energie denn wissen, wie wir zusammengebaut sind? Mit all unseren Gefühlen, Meinungen und Persönlichkeiten?
Hier erreichen die Theorien bei mir einen Punkt, an dem es für mich nicht ohne Gott geht. An dem selbst Naturwissenschaften keine Antwort haben. Ich kann auf jeden Fall nicht glauben, dass das alles Zufall gewesen sein soll. Ich will das auch gar nicht glauben. Wir Menschen sind alle so wunderbar gemacht – das muss sich doch irgendwer in 'nem großen Plan ausgedacht haben. Jemand mit Weitblick und dem Wissen, dass da was Großes entsteht. Was Wundervolles. Für mich ist dieser jemand Gott. Von wegen Zufall
Mila
Anhören
Dienstag, 24. September 2024
Mein Freund und ich suchen schon seit knapp zwei Jahren nach 'ner neuen Wohnung in Tübingen. Aktuell leben wir in einer 1-Zimmer-Wohnung – und das seit vier Jahren. Aber wer Tübingen kennt, der weiß: Wohnungssuche macht hier überhaupt keinen Spaß. Es wird kaum was gutes angeboten und wenn man doch was findet, dann ist es oft krass teuer. Das ist ganz schön frustrierend.
Nach langer Zeit haben wir aber jetzt mal wieder nen Bes ichtigungstermin. Seit wir den Termin bekommen haben, bin ich richtig nervös: Findet der Vermieter uns sympathisch, ist die Wohnung wirklich so schön wie auf den Fotos? Haben wir ne Chance, die zu bekommen?
Ich schicke vor so einer Besichtigung bestimmt 20 Stoßgebete in den Himmel. Ein richtig kurzes Gebet, in dem ich Gott direkt um Hilfe bitte. Ich lad alles, was mir gerade durch den Kopf geht bei Gott ab und bitte darum, dass Gott bei mir ist: - In dem Fall damit ich ruhig in die Wohnungsbesichtigung gehen kann. Vielleicht hoffe ich auch ein bisschen, dass Gott da noch was drehen kann.
Dass mit dem ruhiger werden klappt auf jeden Fall gut – ob's dann was mit der Wohnung wird – mal sehen. Ein, zwei Stoßgebete wird’s wohl noch geben.
Mila
Anhören
Sonntag, 04. August 2024
Der cuteste Ort auf der ganzen schwäbischen Alb ist mit Sicherheit Zwiefalten. Da würde ich einiges drauf wetten. Keine Ahnung, ob ihr schon mal da wart, aber ein kleines Örtchen an die Hänge der schwäbischen Alb geschmiegt und dann noch eine total schöne Klosteranlage.
Ich war vor kurzem da und hab mir das Münster, also die Kirche dort angeguckt – richtig beeindruckend. Inmitten von prächtigen Säulen und Verzierungen ist mir beim Eingang ein bunter Regenschirm aufgefallen. Der war an einer Holzkonstruktion so befestigt, dass man sich bequem darunter stellen konnte. Und unter dem Schirm war ein großer grüner Knopf angebracht -mit einem Schild: „für Segen drücken“. Also hab ich drauf gedrückt. Und dann wurde ich gesegnet – von einer Stimme, die auf einem Tonband aufgenommen war.
Ich fand das im ersten Moment irgendwie lustig, weil ja niemand da war, der mich gesegnet hat. Aber gleichzeitig fand ich’s total schön. Unter dem Schirm hat man sich behütet gefühlt, „abgeschirmt“ von der Negativität der Welt. Und irgendwie war’s trotz Tonband sehr persönlich, weil ich allein unter dem Schirm stand. Ein privater Moment zwischen Gott und mir, in dem Gott mir nochmal seinen Beistand zugesichert hat. Ganz überraschend, So als „Segen to go“. Und dann gings gestärkt wieder in den Alltag.
Mila
Anhören
Samstag, 03. August 2024
Als Kind wollte ich immer so wild sein wie Sprotte von der Buch- und Filmreihe „Die Wilden Hühner“. Sprotte war die Anführerin ihrer Bande, sie war mutig, entschlossen und unerschrocken. Richtig wild eben.
Wilde, zottelige Haare und dreckige Abenteuer-Hosen sind im Erwachsenenalter irgendwie nicht mehr so das Ding. Als Erwachsene geht’s viel um Anpassung an andere. Um einen Job zu bekommen, muss ich zum Beispiel den Vorstellungen von Vorgesetzten entsprechen, sonst wird’s nix. Und wenn ich ne Wohnung suche, dann ist es eben auch am besten, wenn ich möglichst so wirke, als würde es in meinem Leben keine Abenteuer geben. Ich vermisse das Gefühl, durch Gärten zu streifen und abends müde und zerzaust, aber glücklich nach Hause zu kommen.
Was mir da hilft? Mein Glaube. In meinem Glauben darf ich wild und mutig sein. – ich muss es denke ich auch. Denn mein Glaube befindet sich auf einem Abenteuer zu Gott. Mal bin ich Gott näher, mal wieder ein Stückchen entfernt. Aber mein Glaube ist hartnäckig. Denn er sucht schon ne ganze Weile nach neuen Zugängen zu Gott. Er sucht sie in den Menschen um mich herum und in allem, was mich erfüllt. Mein Glaube ist wild, weil er in vielen Dingen vielleicht nicht dem entsprecht, wie sich manche Menschen Glauben vorstellen. Mein wilder Glaube. Wenn er Haare hätte, wären die von den vielen Erlebnissen sicherlich zerzaust.