Jule
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Sonntag, 30. Juni 2024
Eine Horde junger Erwachsener sitzt im Zug und unterhält sich so laut, dass ich ihr Gespräch nicht überhören kann. Ein Handy mit einem Bild wird rumgereicht.
„Lukas ist doch nicht dick.“ sagt einer. „Ne Lukas ist nicht dick, aber Daniel, der ist fett.“ sagt ein anderer. Jetzt lachen alle und stimmen zu. Keiner sagt was dagegen. Ich finde es krass, wie herablassend diese jungen Menschen über andere, wahrscheinlich sogar ihre Freunde reden. Total unschön.
Aber ich glaub, ich hab sowas auch schon gesagt. Auch ich beurteile Menschen nachm Aussehen und schließe oft davon sogar auf ihren Charakter. Jemand mit Hemd und Krawatte: ein Schnösel. Jemand der barfuß durch die Straßen läuft: ist alternativ, jemand der nen ähnlichen Geschmack hat wie ich: Stylo-Queen.
Ich denk in der Situation auch daran, dass wir uns kein Bild von Gott machen sollen. Und ich verstehe jetzt warum. Wenn wir wüssten wie Gott aussieht, würden wir ihn ganz anders wahrnehmen. Weil wir Menschen so sehr danach urteilen, was wir schön und normal finden. Dabei sollte es doch eigentlich egal sein, ob Gott wie ein Mensch, wie ein Baum oder wie ein Waschbär aussieht. Auch wenn es ne komische Vorstellung ist, dass Gott wie ein Waschbär aussehen könnte, trifft es genau da, was ich meine. Selbst wenn wir ihn dann hässlich oder unbedeutend finden würden, wäre er immer noch der gleiche, große Gott. Aber uns fällt es eben schwer nicht zu verurteilen. Deshalb glaub ich ist es gut, dass wir nicht wissen, wie Gott aussieht. Damit Gott mehr bleibt, als wir greifen können und wir ihn nicht in eine Schublade stecken .