Yannick
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Donnerstag, 28. Oktober 2021
Ich hab’s absolut verbockt. Ich wollte abends mit meinem Auto links abbiegen. Es war schon dunkel. Ich fahre los, höre es noch Hupen. Ich bremse. Aber zu spät. Ein 16-Jähriger liegt am Boden, ich hab ihn und seinen Motorroller angefahren. Klar, ich bin erstmal ausgestiegen, hab geschaut, wie es ihm geht, den Notarzt geholt. Die Polizei kam auch gleich. Zum Glück ist nicht viel passiert: Dem Rollerfahrer geht’s den Umständen entsprechend gut. Trotzdem war ich enttäuscht von mir. Sowas darf nicht vorkommen. Nachdem ich also mit der Polizei gesprochen habe, und heimgehen durfte, hab ich erstmal meine Eltern angerufen und ihnen erzählt, was passiert ist. Die meinten dann „Klar ist das schlimm, aber sowas passiert und du kannst froh sein, dass niemand wirklich verletzt ist“ – Naja, was sollen sie auch anderes sagen als Eltern?
Am nächsten Tag habe ich den Rollerfahrer angerufen, um zu fragen, wie es ihm geht und um ihm nochmal zu sagen, wie leid mir das Ganze tut. Und auch er meinte: „Mach dir meinen Kopf. Mir geht’s ganz gut.“ Und mal ehrlich: Das hat richtig gutgetan. Von ihm zu hören, dass er nicht so sauer auf mich ist, wie ich auf mich selbst. Er hat mir verziehen. Und das hat mir geholfen, selber auch zu sagen: Das war zwar blöd, aber immerhin geht’s ihm gut. Klar, wenn ernsthaft was passiert wäre, dann wäre es wohl schwieriger geworden. Da haben wir echt Glück gehabt.
Zwei Dinge hab ich gelernt: Autofahren ist einfach gefährlich. Und: Jemandem verzeihen ist nicht nur leeres Gelaber. Es kann meinem Gegenüber helfen, sich selbst weniger Vorwürfe zu machen.