Anna R.
Anhören
Sonntag, 26. September 2021
Manchmal führe ich Gespräche mit Freunden oder Bekannten, bei denen ich mich ziemlich unwohl fühle. Oft ist das so, wenn mein Gegenüber eine Meinung vertritt, die ich überhaupt nicht teile. Und leider traue ich mich dann oft nicht, zu widersprechen. Ich hab schon ganze Monologe darüber gehört, dass Frauen ja heute gleichberechtigt sind und wir aufpassen müssen, dass jetzt nicht die Männer unterdrückt werden. Obwohl ich das für totalen Quatsch halte, nicke ich dann manchmal, weil ich eine Bekannte nicht vor den Kopf stoßen will. Ich versuche, der Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Aber anschließend fühle ich mich richtig mies. Weil ich nicht für meine Überzeugungen eingestanden bin. Vor einiger Zeit habe ich mir vorgenommen, das zu ändern. Denn ich bin ja genauso vor den Kopf gestoßen, wenn ich mir sowas anhören muss. Und eigentlich ist es auch nicht fair, meinem Gegenüber zu verschweigen, wie ich wirklich denke. Für mich hat das auch mit Demokratie zu tun. Ich bin überzeugt: In einer Demokratie muss gestritten werden. Wir alle müssen andere Meinungen aushalten – auch dann, wenn es wehtut. Ich muss aushalten, dass mein Gegenüber keine Feministin ist. Ich kann ihr aber auch meine eigene Meinung zumuten. Nur so haben wir beide die Chance, etwas zu lernen und uns vielleicht irgendwo zu treffen. Seit ich Menschen öfter widerspreche, bin ich überrascht, wie gut das funktioniert. Viele sind erst einmal ganz schön perplex. Aber manchmal ist das der Beginn einer richtig guten Diskussion.