Anna R.
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Freitag, 26. März 2021
Mein Freund hat mir von einer Situation erzählt, die er erlebt hat. Sein Team bei der Arbeit hatte eine Besprechung und eine Frau von außerhalb ist dazugekommen. Gleich zu Anfang hat sie erklärt, dass sie manchmal, wenn ihr jemand widerspricht oder sie sich überfordert fühlt, anfängt zu weinen. Sie kann dann einfach nicht anders. Ihr kommen die Tränen, auch wenn sie weiß, dass es eigentlich keinen wirklichen Grund dazu gibt. Das ist so, seit sie ihr erstes Kind bekommen hat. Sie braucht dann einfach ein paar Minuten, um sich zu beruhigen und alles ist wieder ok. Tatsächlich ist es dann in der Sitzung auch passiert, dass ihr die Tränen kamen. Normalerweise wäre so eine Situation sicher etwas awkward. Alle hätten keine Ahnung, was los ist und wüssten nicht, wie sie reagieren sollen. Vielleicht würden manche sie auch nicht mehr so ernst nehmen. Aber weil sie so offen damit umgegangen ist, war alles cool. Ich finde das total stark. Ich hab mir gedacht: Wenn es mir so gehen würde wie der Frau, hätte ich mich vielleicht zurückgezogen. Ich glaube, ich hätte viel zu viel Angst vor solchen Situationen und würde mir deshalb von vornherein, einen Job suchen, bei dem ich weniger mit Menschen zu tun habe. Aber diese Frau lässt sich davon nicht aufhalten. Und indem sie so offen mit dieser Schwäche umgeht, nimmt sie der Situation ihren Schrecken. Ich finde das super: Die eigenen Schwächen nicht zu verstecken. Ich muss mich nicht für etwas schämen, für das ich nichts kann. Stattdessen kann ich selbstbewusst damit leben.