Anna R.
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Montag, 22. März 2021
Im Netz bekomme ich mit, dass in letzter Zeit immer mehr über „Catcalling“ diskutiert wird. Mit dem Begriff „Catcalling“ wird verbale sexuelle Belästigung besonders gegenüber Frauen in der Öffentlichkeit bezeichnet. Also zum Beispiel, wenn jemand mir auf der Straße anzügliche Dinge hinterherruft oder mir hinterher pfeift und damit dafür sorgt, dass ich mich unwohl fühle. Es ist nicht strafbar, aber aus eigener Erfahrung weiß ich: Catcalling ist nicht harmlos. Ich erinnere mich an verschiedene Situationen, in denen mir so etwas passiert ist. Als ich zum Beispiel einmal abends in einem fast leeren Zug gefahren bin und sich plötzlich ein Mann zu mir gesetzt und meinen Körper kommentiert hat. Da habe ich gemerkt: Das hat nichts mit dem harmlosen Versuch zu tun, mich kennen zu lernen oder etwas Nettes zu sagen. Er hat es genossen, dass ich mich unwohl fühle. Und ich hab mich entmenschlicht gefühlt. Weil er meinen Körper offensichtlich zum Objekt seiner Phantasien gemacht hat. Ohne dass ich dem zugestimmt habe. Und sogar obwohl ich eindeutig gezeigt habe, dass ich das nicht will.
Ich versuche, solchen Situationen zu entgehen, indem ich zum Beispiel nachts nicht alleine nach Hause gehe. Und wenn es doch passiert, versuche ich, andere Leute miteinzubeziehen. Trotzdem kann das nicht die Lösung sein. Deshalb finde ich es gut, wenn jetzt ein Bewusstsein dafür entsteht, was verbale sexuelle Belästigung anrichtet. Das hat für mich auch mit der Menschenwürde zu tun. Kein Mensch hat es verdient, dass andere so respektlos mit ihm umgehen.