Anna R.
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Montag, 25. Januar 2021
Ich bin vor einiger Zeit mit Freunden abends in eine Bar gegangen. Das war noch vor Corona, also echt schon ne Weile her. Trotzdem geht mir immer noch durch den Kopf, was da passiert ist. Nach einiger Zeit haben sich nämlich noch andere Leute zu uns an den Tisch gesetzt und mit uns geredet. Und eine Frau hat dann plötzlich angefangen, Witze über den Holocaust zu machen. Widerlich. Ich weiß noch, dass ich völlig geschockt war. Ich hab die ganze Zeit gedacht, dass ich was sagen muss. Irgendwie dazwischen gehen und klarstellen, dass solche Sprüche gegen Juden nicht akzeptabel sind. Aber ich hab nichts gesagt. Stattdessen hab ich einfach nach unten auf den Tisch geschaut und gewartet, dass sie aufhört. Seitdem ist mir die Situation nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich bin von mir selbst enttäuscht, weil ich mich nicht getraut habe, was dagegen zu sagen. Und das, obwohl mir dort in der Bar unter all den Menschen nichts hätte passieren können. Ich finde es furchtbar, dass die Frau vielleicht gedacht hat, dass wir alle in Ordnung fanden, was sie von sich gegeben hat.
Ich will aber für Menschen einstehen, die von Antisemitismus, also Hass gegenüber Jüdinnen und Juden, betroffen sind - oder auf andere Weise diskriminiert und angegriffen werden. Natürlich hoffe ich, dass ich nicht noch einmal in so eine Situation gerate. Aber wenn doch, dann will ich anders reagieren. Ich werde noch einmal mit meinen Freunden darüber sprechen, was an dem Abend passiert ist. Dann können wir uns beim nächsten Mal vielleicht mit einem Blick verständigen. Und dann gemeinsam Haltung zeigen.