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Carina
Dienstag, 19. März 2024
»Überall« von Carina
Meine Oma ist gestorben. Und obwohl sie davor wegen einem Schlaganfall schon lange krank war und ich damit gerechnet hab, hat mich ihr Tod irgendwie… umgehauen. Ich kanns einfach nicht fassen, dass ich jetzt in einer Welt leb, in der sie nicht mehr ist. Seit der Beerdigung war ich noch nicht ein Mal an ihrem Grab. Und deswegen schäme ich mich grad so. Irgendwie hab ich das Gefühl, ich würde sie vernachlässigen und dass mir ihr Tod nichts bedeuten würde, wenn ich sie da nicht besuch. Und obwohl ich die Zeit gehabt hätte, auf den Friedhof zu fahren, hab ich mich davor gedrückt. Nicht, weil ich Angst hab, dass ich plötzlich ganz traurig werden könnte. Damit könnte ich glaub umgehen. Es ist eher so, dass ich nicht weiß, was ich dann da machen soll. Soll ich mit ihr reden? Ist sie an ihrem Grab überhaupt mehr da als irgendwo anders? In den letzten Wochen habe ich oft über meine Oma nachgedacht. Und bin in alten Erinnerungen geschwelgt. Da ist mir aufgefallen, dass es Dinge gibt, die ich mit ihr verbinde. Eine alte Fernsehshow zum Beispiel oder ein bestimmter Song. Wenn ich daran denk, kann ich sie spüren und mich besonders gut an sie erinnern. Ob ich an ihrem Grab auch so an sie denken kann, weiß ich nicht, ich habs ja noch nicht ausprobiert. Mir ist klar geworden, dass sie ab jetzt nicht mehr nur an einem Ort ist. Sondern überall da, wo ich sie finden will.

Wir

sind die Jugendredaktion der Evangelischen und Katholischen Rundfunkarbeit am SWR. Wir sind Azubis, studieren, haben gerade einen neuen Job angefangen... - und sprechen hier über Erfahrungen aus unserem Alltag, Fragen, die uns beschäftigen und unseren Glauben.

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